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Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom
Читать онлайн.Название Der letzte Admiral 3: Dreigestirn
Год выпуска 0
isbn 9783966583121
Автор произведения Dirk van den Boom
Жанр Языкознание
Серия Der letzte Admiral
Издательство Bookwire
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Ryk eine Stunde später nach einem kritischen Blick auf den elektronischen Kompass.
»Wenn es eine Siedlung mitten im Hive ist, dann müsste sie doch ein Warnsystem unterhalten«, fiel Sia ein. Sie blieb unwillkürlich stehen, als hätte ihr diese Erkenntnis den Mut zum Weitergehen genommen. »Ich meine, wie sonst weiß man, ob Großmäuler im Anmarsch sind?«
»Das ist eine mögliche Sichtweise«, erwiderte Uruhard keuchend und blieb neben ihr stehen, dankbar für die Pause. »Andererseits glaube ich nicht, dass hier tatsächlich Lebewesen so nahe am Hive überleben könnten, wenn sie nicht über andere Abwehrmechanismen verfügen – die wir nicht kennen.«
»Ich habe gerade eine schlimme Vorstellung«, sagte Ryk. »Was ist, wenn diese Leute hier in einer eigenen Form von Harmonie mit dem Hive leben? Ihn gar nicht als Feind ansehen, sondern eine Form der Kooperation gefunden haben, die über das bloße Nebeneinanderleben wie auf der Erde hinausgeht?«
Sia sah ihn anerkennend an. Anerkennend und überrascht. »Man nennt das eine Symbiose«, war sie dann wieder sehr hilfreich. »Und dieser Gedanke ist in der Tat erschreckend.«
»Was genau ist daran so erschreckend?«
»Nun, ich denke …«, begann Ryk, unterbrach sich aber sofort. Weder Sia noch Uruhard noch Momo hatten ihre Lippen bewegt. Sie alle standen stocksteif und starrten sich an.
»Wer hat …?«, flüsterte Ryk.
Sie hörten ein Rascheln und dann Schritte. Ein Schatten löste sich aus der schummrigen Dunkelheit, eine schlanke, erkennbar weibliche Gestalt, angetan mit einer Kleidung, die aus Leder zu bestehen schien. Sie trug keine Schuhe. Das lange Haar war hinter dem Kopf zusammengebunden. Sie war etwas größer als Sia, fast so groß wie Ryk, und machte einen neugierigen, keinesfalls alarmierten Eindruck. Dass sie in beiden Händen lange, spitz zulaufende Messer hielt, war gewiss keine böse Absicht.
Zumindest war das Ryks Hoffnung.
Sicherheitshalber hoben sie alle die Hände. Weit weg von den Handfeuerwaffen, die in ihren Rucksäcken gelagert waren. Ob sich das als gute Entscheidung oder schwerwiegender Fehler erweisen würde, zeigte sich jetzt.
Die Frau sah sie neugierig, aber unendlich gelassen an. Sie wähnte sich ganz offensichtlich nicht in Gefahr.
»Ihr sprecht die alte Sprache. Kommt ihr aus Kryv? Ich weiß, dass ihr euch für was Besseres haltet.« Die Frau sah sie abschätzend an. »Eure Kleidung sieht aus wie die Sachen derer aus Kryv. Aber selbst die Tecktecks sind nicht so dumm, nachts durch die Gegend zu laufen und dabei so einen Höllenlärm zu machen wie ihr. Wer seid ihr? Verstoßene? Abweichler? Einfach nur verblödet?«
Ryk runzelte die Stirn. Auf die offensichtliche Idee kam die junge Frau nicht. Verwunderlich war dies gewiss nicht. Hier landeten wahrscheinlich nicht allzu viele Raumschiffe. Er musterte die beiden Messer mit einem gewissen Misstrauen. In Metropole 7 gab es viele gute Messerkämpfer, Ryk war selbst nicht völlig ungeschickt mit der Waffe. Er erkannte an Stellung und Haltung, dass diese Dame in der Lage war, ihnen allen sehr böse zu Leibe zu rücken, wenn sie darauf aus war. Sehr, sehr böse und sehr, sehr blutig.
Das galt es natürlich zu verhindern.
»Wir wollen ehrlich sein«, sagte Uruhard, der gerne mit jungen Frauen sprach. »Wir sind nicht aus Kryv, sind keine Tecktecks und obgleich wir gewiss die eine oder andere blödsinnige Idee mit uns herumtragen, gehören wir zu keiner spezifischen Gruppe von Idioten.«
Die Frau sah ihn abschätzend an und kam offenbar zu dem Schluss, dass zumindest er harmlos war. Momo hielt sich derzeit noch im Hintergrund auf, offenbar darauf bedacht, niemanden zu erschrecken.
»Nicht aus Kryv? Woher dann?«
Uruhard zeigte in den Himmel. »Von da oben. Aus dem Weltall.«
Wenn die junge Frau über diese Vorstellung erschrocken war, hatte sie sich bemerkenswert gut unter Kontrolle. Sie überlegte kurz, die Messer immer noch bereit, aber nicht so angespannt, dass Ryk einen unmittelbar bevorstehenden Angriff vermuten musste.
»Im Ernst?«
»Ganz im Ernst.«
»Hm.«
Sie steckte die Messer weg. Ihre Menschenkenntnis war gut. Diese vier hier waren keine Bedrohung für sie.
»Kommt mit. Ihr solltet mit den Skrutinatoren reden. Sie werden wissen, was wir mit euch anfangen können. Wenn ihr mitkommen wollt.« Sie lächelte schwach. »Ihr könnt auch weiter im Wald rumlaufen. Mal gucken, wie lange ihr das durchhaltet.«
»Wir würden eine gastliche Aufnahme bevorzugen«, sagte Uruhard. »Wir sind zu viert.«
»Ja. Drei wie ihr und ein wandelnder Berg. Ist er zahm?«
»Ich bin kein Tier!«, grollte Momo leise. Das war der Moment, in dem die junge Frau kurz zusammenzuckte. Sie hatte den Defo tatsächlich nicht für einen Menschen gehalten. Aber sie konnte verdammt gut im Dunkeln sehen.
»Wirklich nicht aus Kryv«, murmelte sie. »Folgt mir.«
»Wir haben großen Durst«, sagte Ryk, dem die trockene Zunge beinahe im Mund zerbröselte.
»Hier ist überall Wasser!«, erwiderte die junge Frau verwundert. »Da könnt ihr graben. Da auch. Überall Wasser.« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr seid nicht von hier, das sehe ich nun. Mein Name ist Dalia, ich komme aus dem Dorf.«
»Das Dorf hat keinen Namen?«
»Es gibt nur das eine, mit seinen kleineren Ablegern. Und Kryv.« Dalia lächelte ob Ryks Frage. »Die Auswahlmöglichkeiten sind hier wirklich begrenzt.«
Dann drehte sie sich um und wanderte los, ohne sich umzusehen oder zu vergewissern, ob die Eingeladenen ihrer Aufforderung nun Folge leisten würden oder nicht.
Alle beeilten sich, den Kontakt mit ihr nicht zu verlieren.
Überall war Wasser? Das mochte sein. In ihren Bäuchen war jedenfalls keines mehr.
5
Sie vertrauten sich Dalia an und fuhren damit ganz gut.
Sie hätten nun, da es richtig dunkel war und mancher Hive den Sternenhimmel verdeckte, den Weg niemals gefunden und wären möglicherweise am Dorf vorbeigelaufen, ohne es zu merken. Es flackerten einige Nachtlichter, die man leicht hätte übersehen können. Dalia aber kannte sich aus und als sie die Siedlung erreicht hatten, waren sie alle sehr müde, sehr durstig und sehr überwältigt.
Egal wie schlecht es ihnen ging, der Anblick von hier unten, aus direkter Nähe, war noch einmal etwas ganz anderes.
Die Menschen hier lebten nämlich in einem ausgehöhlten Hive. Es gab Gebäude links und rechts, an das Monstrum geschmiegt, aber es wurde rasch deutlich, dass sich das meiste Leben tatsächlich in seinem Inneren abspielte.
Das war beeindruckend.
Eine Galerie aus Holz führte außen spiralförmig am dunklen Stumpf empor. Der Hive war keiner der ganz großen, vielleicht dreiviertel von dem, der neben Metropole 7 stand, und er roch auch nicht so streng. Hier gab es keine Jauchegrube. Und die benachbarten Stöcke waren jeder fast einen Kilometer entfernt, hatte ihnen Dalia erklärt. Ihr Staunen hatte sie entweder erfreut oder amüsiert, so genau war das in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
Sie führte sie die Treppe hinauf, einmal halb um den mächtigen, toten Hive herum, bis sie an einen Eingang kamen, vor dem eine Nachtwache stand und Dalia herzlich begrüßte. Es folgte eine schnelle Abfolge von Worten, die aus einer Sprache stammten, die offenbar nicht »alt« war und damit für Ryk und die Seinen völlig unverständlich. Als sich die Tür öffnete, fiel Licht ins Freie. Zivilisation. Obdach. Sicherheit. Wasser. Vor allem Wasser.
Ein großer Raum offenbarte