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extrem schnell zubeißen.

      »Dann sind wir eben auch unberechenbar!«, beschließt Mats.

      Doch womit würde der Hai nicht rechnen? Oder im Gegenteil, womit rechnet er? Flucht oder Angriff!

      »Wir machen keines von beiden!« Mats flüstert Venn seine Strategie ins Ohr.

      »Vollstoff voraus!«, ruft er dann und sie halten im gestreckten Wassergalopp auf den Eishai zu. Der Hai wendet sich ihnen zu. Er erwartet den Angriff! Aber der kommt nicht. Kurz bevor der Hai zuschnappen kann, legt Venn eine Vollbremsung hin, und sie drehen sich blitzschnell in die Richtung, aus der sie gerade gekommen sind. Mats schielt über die Schulter. Der Hai glotzt ihnen kurz mit seinen trüben Augen hinterher, will sich gerade wieder umdrehen, als Venn mit seinem Fischschwanz ausholt. Mit voller Wucht klatscht er dem Hai auf die Nase, erst von der einen, dann von der anderen Seite und schließlich noch einmal kräftig in die Mitte. Bevor der Eishai kapiert, wie ihm geschieht, macht Venn erneut eine Kehrtwende und taucht unter ihm durch. Mats hält den Atem an. Wenn der Hai sie jetzt verfolgt, wird es eng. Diesmal traut er sich kaum nachzusehen. Als er es doch wagt, hat der Eishai sich in eine Felsspalte zurückgezogen, den Kopf hält er leicht gesenkt, wahrscheinlich brummt er ordentlich. Er macht keinerlei Anstalten, sie zu jagen.

      »Joho, wir haben einen Hai geohrfeigt«, freut sich Mats, »der hat für heute mehr als genug!«

      Hinter dem Felsenriff taucht die Silhouette der Eisstadt auf. Die letzten Meter des Løp warten auf sie. Mats’ Herz klopft bis zum Hals. Wie gut liegt er noch im Rennen? Haben sie zu lange im Kelpwald festgesteckt? Wie viele seiner Gegner hat der Hai aufgehalten? Nach ihm sicher keinen mehr! Aber wo sind die anderen?

      Als ob sich durch Mats’ Gedanken eine Schleuse geöffnet hätte, kommt Bewegung in das Meer um ihn herum. Erst jetzt bemerkt er die Steinaugen, die sternförmig zum Eingang der Eisstadt führen.

      Hinter ihm, neben ihm und vor ihm – überall erscheinen andere Reiter.

      »Gå, gå, gå«, treiben sie ihre Kelpies an.

      Besonders lautstark ist Halvor zu vernehmen, der sein Kelpie Kleng anfeuert. Sowohl um Klengs als auch um Halvors Hals hängen einige Tangblätter.

      Mats schöpft neuen Mut. Wenn selbst der erfahrene Quellwächter im Kelpwald aufgehalten wurde und nicht bereits am Ziel ist, dann ist es noch nicht zu spät! Er beugt sich vor zu Venns Ohr und flüstert: »Vielleicht können wir das Rennen gewinnen!«

      Er lässt seinem Kelpie freien Lauf. Ohne Tritte und ohne Geschrei, er weiß, dass Venn den Sieg genauso will wie er. Je näher sie dem Tor kommen, desto enger wird es. Zwei Reiter kommen nahezu zeitgleich von beiden Seiten auf Mats und Venn zugeschossen. Wenn sie nicht ausweichen, werden Mats und Venn eingequetscht, und genau das scheint die Absicht der zwei Reiter zu sein.

      Die lange sehnige Quellwächterin zu Mats’ Rechter zückt bereits ihren Zweizack, der Reiter auf seiner Linken brüllt: »Aus dem Weg, Anfänger! Oder du wirst es bereuen!«

      Aber Mats will ihnen den Vorsprung nicht überlassen, nicht so kurz vor dem Ziel. Wenn er sie jetzt vorbeilässt, hat er seine Chance verzockt. Oder … Mats hat eine Blitzidee. Er drückt seine Arme um Venns Hals und drosselt seinen Galopp. Venn wölbt den Hals und bockt.

      »Verlange nicht von mir, mich dem Sturm zu beugen!«

      »Vertraue mir«, erwidert Mats. »Und sieh, was passiert!«

      Mats und Venn bleiben zurück, die beiden Konkurrenten rasen weiter voran, jetzt aber nicht mehr mit Mats in der Mitte, sondern direkt aufeinander zu. Unweigerlich prallen sie zusammen. Die Quellwächterin wird aus dem Sattel gehebelt, kann aber im selben Moment noch ihre Waffe werfen, sie landet im Oberschenkel ihres Widersachers. Der brüllt wieder, diesmal vor Schmerzen.

      »Puh, das war knapp!«

      Viel Zeit hat Mats nicht, um sich zu freuen. Durch den Crash wittern alle die Gelegenheit, hauchdünn liegt Mats vorne. Venn schlägt mit seinem Fischschwanz und holt so weit und kraftvoll mit den Vorderbeinen aus, wie er kann. Er schnellt auf das Tor zu, sodass Mats beinahe schwindlig wird. Sie werden es schaffen! Direkt hinter ihnen schnaubt ein anderes Kelpie. Aber diesmal dreht Mats sich nicht um. Egal wer das ist, er und Venn sind schneller. Sie preschen in die finale Runde um den Kampfplatz herum zur Tribüne. Der nahe Sieg verleiht ihnen Flügel. Sie rennen und rennen und rennen, als ginge es um ihr Leben. Ein Gitter aus Zweizacken taucht vor ihnen auf, ohne zu zögern, springt Venn darüber. Auf der anderen Seite werden sie von einem Hagel aus Eispfeilen empfangen. Geschmeidig duckt Venn sich unter ihnen weg.

      »Vorsicht, da bildet sich ein Strudel«, erkennt Mats, aber da ist Venn auch schon ausgewichen. Nur noch wenige Meter!

      Hinter sich hört Mats das markerschütternde Geschrei von Halvor, als er mit Venn über die Ziellinie galoppiert – vor sich sieht er das strahlende Gesicht von Finja, die neben Kailani, Exena und Usgur die Reiter erwartet, alle vier sind von ihren Sitzen aufgestanden.

      Der Moment ist Zeitraffer und Zeitlupe in einem. Mats’ Puls rast, sein Kopf kommt kaum hinterher.

      Erster!

      Sie haben wirklich gewonnen! Das Glücksgefühl in Mats’ Bauch ist unbeschreiblich und doch kann er es kaum fassen. Sein sehnlicher Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Gleich werden sie ihn auf den Schultern tragen, ihn feiern, endlich wird er ein richtiger Teil ihrer Gemeinschaft! Mats rutscht von Venns Rücken und umarmt seinen Freund.

      »Danke, danke, danke – du bist der Beste!«

      Erste vereinzelte Jubelrufe der Zuschauenden, die um den Platz stehen – Finja wirbelt auf und ab und deutet mit breitem Grinsen auf den Kranz aus Eiszapfen und die Eiskrone, die für den Sieger vor Exena auf einem Tisch bereitliegen. Snorri versucht auffällig unauffällig, mit seinen Fangarmen nach den Gegenständen zu angeln. Mats schmunzelt in sich hinein: Typisch für die beiden, es geht ihnen nicht schnell genug, sie würden sich am liebsten die Utensilien schnappen und ihm und Venn persönlich überreichen. Aber das ist selbstverständlich Exenas Aufgabe.

      Er blickt zur Anführerin der Quellwächter. Ihre Miene ist wie immer undurchdringlich, auch an so einem Tag kein Hauch von einem Lächeln – die hat sich echt unter Kontrolle! Endlich erhebt sie die Stimme.

      »Werte Teilnehmer, werte Gäste und Quellwächter, wieder haben wir ein spannendes Løp erlebt, mit dem wir unseren Retter, den Gott Odin, erfreut hätten, zeigt es doch, dass wir alle Kräfte sammeln, um seinen Auftrag auch weiterhin zu erfüllen und die Quelle zu schützen, die er uns anvertraut hat.«

      Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten.

      Exena fährt fort: »Am Ende war es ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Halvor und Zwart, und ich darf nun mit Freude verkünden, dass wir nach langer Zeit wieder einen Sieger haben, der sich die Ehre zum zweiten Mal hintereinander verdient hat: Tritt vor, Halvor, ich verleihe dir die Eiskrone!«

      Für den Bruchteil eines Herzschlags schweigt der gesamte Platz. Es kommt Mats vor, als würden alle ihn mustern, doch dann bricht der Applaus los, sie haben die Hände in die Höhe gestreckt und beklatschen Halvor, begleitet von tiefen Huh-huh-huh-Rufen, wie es bei den Quellwächtern üblich ist.

      Halvor tritt vor zur Tribüne, reckt die Faust in die Höhe und macht mit einem Urschrei seiner Freude Luft.

      Nur Finja und Snorri, die immer noch hinter Exena auf der Stelle paddeln, sehen genauso verwirrt aus, wie Mats sich fühlt. Instinktiv sucht er Halt bei Venn. Das Kelpie bläst trübsinnige Luftblasen ins Wasser. Wie Mats kaut er an dem Schock. Sind sie etwa unsichtbar und Exena und Usgur haben nicht bemerkt, dass eigentlich er und Venn gewonnen haben? Oder irrt er sich und Halvor und sein Kelpie waren tatsächlich vor ihnen da?

      Nein, nein! Mats ist sich ganz sicher, Venn und er waren Erste! Unsicher tappt er ein paar Schritte nach vorne. Soll er es wagen und Exena darauf ansprechen? Oder lieber dem dringenden Bedürfnis nachgeben, sich in der hintersten Ecke der Eisstadt zu verstecken?

      »Wieso hat man uns den Sieg gestohlen?« Venn reibt den Kopf an seiner Schulter.

      Mats krault ihn tröstend

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