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Alphabet. Die Mädchen aus der dreizehnten Klasse zuerst, dann die Jungen, dann die Mädchen der zwölften, und danach die Buben … ist das klar?“

      „Ja!“ scholl es ihr im Chor entgegen, und die meisten drängten sich schon zum Lift.

      Andreas München übernahm die Organisation. „So hat das doch keinen Zweck, Leute!“ brüllte er. „Wenn wir nach Klassen und Alphabet abfahren sollen, müssen wir uns auch unten gleich so aufstellen. Es hat doch keinen Sinn, wenn die von der Fünften zuerst oben ankommen,. Also … die Mädchen aus der dreizehnten vor! Ja, kommt nur, kommt, nur keine Schüchternheit! Und ihr Winzlinge gefälligst zurück! Herr Ganzerl, macht es was aus, wenn ich als letzter fahre?“

      „Doch. Bleiben Sie, bitte, bei Ihrer Klasse. Es ist sehr lobenswert, daß Sie Ordnung zu schaffen versuchen, und Sie haben das auch ganz richtig angepackt, aber Ihren Posten übernehme jetzt ich.“.

      „Frau Wegner“, rief Ute, „was soll ich denn tun? Ich bin zwar bei uns zu Hause im Winter schon mal auf dem Müggelberg rumgerutscht, aber ich hab in meinem ganzen Leben noch keine einzige Trainerstunde gehabt.“

      „Dann schwing dich ab in das Gelände rechts neben der Burg, du weißt schon, wo die vielen Kuppen sind.“ Sie erhob die Stimme. „Das gilt für alle, die sich die Abfahrt noch nicht Zutrauen. Rechts von der Burg ist das Skigelände für Anfänger.“

      „Können wir nicht erst zusehen, wie die anderen runterkommen?“

      „Nein, dabei kriegt ihr nur kalte Beine. Ich komme mit euch. Wir fangen sofort an.“

      „Merde!“ sagte Gaston laut und vernehmlich und konnte von Glück sagen, daß dieser häßliche Ausdruck in der französischen Sprache sehr viel milder klang als im Deutschen; dennoch zog er dadurch die Aufmerksamkeit der Sportlehrerin auf sich.

      „Gaston, wie trägst du denn deine Skier?“ rief sie. „Das sieht ja schauderhaft aus.“ Sie nahm ihm die Bretter ab, die er an den Bindungen rechts und links von sich hatte baumeln lassen, legte sie mit den Gleitseiten aufeinander und schulterte sie ihm, Spitzen nach vorn. „So macht man das!“

      „Anders geht es auch!“ gab Gaston brummig zurück.

      „Aber es wirkt total unsportlich.“

      Gaston zuckte nur die freie Schulter, als wollte er sagen: Na, wenn schon!

      Ute lief zu Leona hin, die ihren Platz in der Schlange vor dem Lift gefunden hatte. „Viel Glück!“

      „Schade, daß wir nicht zusammen sein können“, sagte Leona, „aber bei aller Freundschaft … auf die Idiotenwiese begebe ich mich deinetwegen nicht.“

      Ute lachte, „Hat auch niemand verlangt. Aber ich werde mir Mühe geben, daß ich bis zum nächsten Jahr den Anschluß schaffe.“

      Inzwischen hatten sich die Böcke von den Schafen geschieden. Die Gruppe der Anfänger – sie war nur klein – zog mit Frau Wegner ab, die anderen hatten sich vor dem Skilift, von Herrn Ganzerl geordnet, aufgestellt, und die höheren Klassen waren schon nach oben entschwebt.

      Leona stand neben Ilse Moll, die zwar zwei Jahre älter war als sie, aber nach zweimaligem Sitzenbleiben die gleiche Klasse besuchte. Ilse hatte ihr Skizeug so eng gewählt, daß ihr Busen aus dem glänzenden, elastischen Stoff, dazu noch bonbonrosa, nur so herausprallte.

      Sie stieß Leona an. „Siehst du was an mir?“

      „Wie immer … jede Menge!“ gab Leona zurück und blickte nicht ganz ohne Neid auf Ilses gut entwickelte Brust.

      „Nein, nicht da“, sagte Ilse, „auf dem Kopf.“ Sie trug ihr blondes Haar in einer verwegenen Lockenfrisur.

      „Wenn du dir keine Mütze aufsetzt, wirst du dir die Ohren abfrieren“, sagte Leona.

      „Aber mit der Mütze kämen ja meine Locken nicht zur Geltung. Meine Mutter hat mir zu Weihnachten eine ganz neue Dauerwelle spendiert, bei der man die Locken nicht mehr aufdrehen muß.“

      „Gratuliere“, sagte Leona spöttisch.

      „Ach, sei doch nicht so! Gib ruhig zu, daß du mich beneidest.“

      Über diese Behauptung mußte Leona erst nachdenken. Dann zwang sie sich zur Ehrlichkeit: „Du hast recht. Ob ich Locken haben möchte, weiß ich nicht. Aber ein bißchen mehr Figur würde mir schon gefallen.“

      „Wart’s nur ab, die kommt schon mit der Zeit“, tröstete Ilse sie großmütig.

      Der Lift war eine höchst einfache Angelegenheit: Doppelsessel hingen an einem stählernen Tau, das von einem starken Motor über Rollen nach oben geführt wurde. Als die Reihe an ihnen war, nahmen Leona und Ilse nebeneinander Platz, so schnell sie konnten, denn die Sessel blieben nicht stehen. Sie kamen vom Berg herunter, machten auf der überdachten Station eine Kurve und glitten dann gleich wieder nach oben. Es gehörte also eine Portion Geschicklichkeit dazu, aufzusitzen und dabei die Stöcke nicht zu verlieren. Danach hakten sie die Stange ein, die sie vor dem Herausrutschen schützen sollte, hielten sich an den Lehnen fest und ließen ihre Füße mit den Skiern über der schneebedeckten Piste baumeln. Vor ihnen fuhr Kurt Büsing mit einem Jungen aus seiner Klasse, hinter ihnen Alma und Sabine. Sie bedachten sich gegenseitig mit Zurufen, die sie aber nur selten verstanden.

      Der Schnee funkelte in der Wintersonne, der Himmel war blau, wenn auch ein bißchen diesig, und Leona genoß die Fahrt. „Das macht Spaß, wie?“ rief sie Ilse Moll zu.

      „Wenn es bloß nicht so kalt wäre“, jammerte Ilse.

      „Kalt? Nicht die Spur! Es sind doch nur ein paar Grad unter Null!“

      „Eben die paar Grad fehlen mir.“

      Leona sah Ilse von der Seite an. „Das kommt nur, weil du keine Mütze aufhast! Deine Ohren sind schon ganz rot gefroren!“

      „Was mache ich bloß?“ jammerte Ilse.

      „Nimm meinen Schal“, erklärte Leona und zerrte, rasch entschlossen, den schönen roten Wollschal, den ihr die Mutter zu Weihnachten gestrickt hatte, vom Hals.

      Ilse fragte nicht danach, ob Leona der Schal vielleicht fehlen könnte, sie hatte andere Sorgen. „Wie sehe ich denn mit so einem Ding um den Kopf aus?“

      „Immer noch besser als mit abgefrorenen Ohren!“ gab Leona gelassen zurück. „Gib mir deine Stöcke! Ich halte sie so lange!“

      Die Kälte siegte über Ilses Eitelkeit; sie bemühte sich, den roten Wollschal um den Kopf zu wickeln. „Und das ganz ohne Spiegel!“ seufzte sie dabei.

      „Für wen willst du eigentlich so schön sein?“ erkundigte sich Leona. „Ich sehe weit und breit keinen, für den es sich lohnt!“

      „Für mich selber!“ erklärte Ilse Moll.

      Tatsächlich hatte sie nichts ausgelassen, weder Augenbrauenstift noch Wimperntusche, Lidschatten oder Lippenstift. Aber der Fahrtwind hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben, so daß ihr Makeup schon einigermaßen verschmiert aussah.

      „Du solltest dich wirklich mal im Spiegel sehen“, meinte Leona.

      Sofort begann Ilse Moll ihren Skianzug abzutasten, aber der war so eng geschnitten, daß er nicht einmal eingearbeitete Taschen hatte. „Auch das noch!“ stieß er hervor. „Leihst du mir deinen?“

      „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, daß ich einen Spiegel mit zum Skifahren nehme!?“

      „Barbarin!“

      Leona lachte nur.

      Inzwischen sausten die älteren Schülerinnen und Schüler schon auf der Piste neben dem Lift in mehr oder weniger guter Haltung hinunter: in Schußfahrt, Bogen gleitend oder wedelnd.

      „Was für ein Tag!“ rief Leona begeistert. „Was für eine spitze Idee vom Uhu, die Schule gleich mit Ferien zu beginnen!“

      Aber Ilse Moll stimmte ihr nicht zu; das Gefühl, nicht zauberhaft und verführerisch

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