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zu sammeln pflegen.“

      „Ich bin platt!“ raunte Ute der Freundin zu. „Verstehst du das?“

      „Sei stad!“ gab Leona zurück. „Hör lieber zu!“

      „Wir sammeln sie“, fuhr der Direktor fort, „und machen daraus Skiferien. Jeder Rabensteiner, der schon einige Jährchen bei uns ist, weiß das!“

      „Du?“ fragte Ute.

      Leona schüttelte den Kopf.

      „Gewöhnlich warten wir bis Ende Januar, Anfang Februar ab, weil da die Schneeverhältnisse am günstigsten sind. Aber niemand kann in die Zukunft sehen, selbst ich nicht …“

      Wieder erntete er Gelächter.

      „Deshalb habe ich mich, nicht ohne vorher Rücksprache mit meinen verehrten Kolleginnen und Kollegen zu nehmen, entschlossen, die Skiferien gleich jetzt zu beginnen, im Anschluß an die Weihnachtsferien…„

      Brausender Beifall kam auf.

      „Denn eines steht fest“, fuhr der Direktor, sich mühsam Ruhe verschaffend, fort, „jetzt haben wir Schnee und wir sollten ihn nutzen. Natürlich tut’s mir leid für die, die ganz versessen aufs Lernen sind …“

      Wieder Gelächter und Beifall.

      „Aber ich nehme an, daß die Mehrzahl von euch mit meinem Vorschlag einverstanden ist. Also … morgen ist kein Unterricht. Wir treffen uns mit den Skiern um neun Uhr am Hang. So, das war’s.“

      Direktor Eulau wollte das Rednerpult schon verlassen, als durch den Jubel eine heftige Stimme laut wurde: „Je ne veux pas!“

      „Wie bitte?“ fragte er, sah sich suchend in der Aula um und pickte sogleich den Rufer heraus, weil schon andere zu ihm hinsahen.

      Gaston war aufgesprungen. „Ich will nicht!“ erklärte er, sehr sorgsam artikulierend.

      „Was willst du nicht?“

      „Ski fahren! Ich ’asse den Schnee …“

      Seine Worte gingen fast im Gelächter der anderen unter.

      Aber er ließ sich nicht beirren. „ … und ich ’asse diese unnütze körperliche Übung.“

      „Dann hättest du nicht nach Rabenstein kommen sollen“, rief Kurt Büsing ihm zu, „sondern lieber nach Plön an den Plöner See. Da gibt es auch ein sehr gutes Internat … fast ohne Schnee und garantiert ohne Berge.“

      Er erntete Gelächter.

      „Aber da du nun einmal hier bist“, erklärte Direktor Eulau, „mußt du dich schon unseren Gebräuchen anpassen.“

      „Ich will lernen, aber nicht …

      „Hast du vielleicht keine Skier?“

      „Doch“, mußte Gaston zugeben, „mein Vater ’at sie mir gekauft.“

      „Weil er wünscht, daß du hier auch Ski laufen sollst. Er hat es mir ausdrücklich gesagt.“

      „Aber ich bin kein petit enfant … kein kleines Kind mehr, das man kann forcer à …“ Er suchte nach dem deutschen Ausdruck. „ … zwingen kann zu tun dies und zu tun jenes …“

      Klaus Voss lachte. „Es soll dir nie was Schlimmeres passieren als Ski laufen zu müssen!“

      Die anderen stimmten in sein Lachen ein.

      „Ich glaube, daß ist kein Thema für eine allgemeine Versammlung“, sagte Direktor Eulau, „komm anschließend in meine Wohnung, Gaston. Dort können wir in Ruhe darüber sprechen.“ Sich an die Allgemeinheit wendend, fügte er hinzu: „Das war es, was ich euch sagen wollte! Einen schönen, guten Abend weiterhin!“

      „Danke, Herr Direktor!“ riefen die Schüler und Schülerinnen und verzogen sich vergnügt schwatzend aus der Aula.

      Leona, die sich nur zu gut noch an ihre erste schwere Zeit im Landschulheim erinnerte, legte Gaston, der von der Menge vor ihr hergeschoben wurde, die Hand auf die Schulter. „Mein lieber Junge …“, setzte sie in schönster Rabensteiner Manier an.

      Er fuhr herum und fauchte: „Ich bin niemandes lieber Junge!“

      Leona war bei soviel Widerborstigkeit sprachlos.

      Ute kam ihr zur Hilfe. „Na, das hast du aber sehr gut herausgebracht“, sagte sie und fuhr betont fort: „Mein lieber Gaston! Anscheinend bist du der deutschen Sprache sehr viel mächtiger, als du tust!“

      „Laissez-moi tranquille!“ gab er heftig zurück.

      „Das habe ich schon einmal von dir gehört“, erwiderte Ute ganz gelassen, „ich finde, du wiederholst dich!“

      Inzwischen hatte Leona sich gefaßt und setzte zu einem zweiten Versuch an. „Gaston, ich wollte dir bloß sagen, daß es eine große Ehre ist, zum Uhu in die Wohnung geladen zu werden. Normalerweise handelt er alles im Büro ab.“

      Gaston zuckte nur verächtlich mit den Achseln.

      „Laß ihn, Leona“, rief Ute, „wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen.“

      „Wie wahr!“

      Auf geht’s!

      Am nächsten Vormittag, als eine fahle Wintersonne die Schneekristalle aufblitzen ließ, trafen alle Rabensteiner sich am Skilift hinter der Burg. Auch Gaston erschien, sehr finster blickend, aber gut aussehend in einem schwarzen, weiß paspelierten Skianzug mit knallroter Mütze.

      Auch Tina Wegner, die junge Sportlehrerin, sah ganz in Hellblau ausgesprochen schick aus; sie kam sichtlich aus dem Wintersport, denn ihr frisches, meist völlig ungeschminktes Gesicht war gebräunt. Um sie stand eine Gruppe von Männern. Da die Weihnachtsferien und damit die Hauptsaison des Winters schon vorbei war, hatte man einige Skilehrer aus Wangen gewinnen können, die Rabensteiner zu trainieren. Unter ihnen war der hochgewachsene, braunäugige Sepp Bauer, den Ute und Leona auf einem verbotenen abendlichen Tanzvergnügen im Dorfwirtshaus kennengelernt hatten. Sie stießen sich an und tuschelten miteinander, als sie ihn sahen. Er zwinkerte ihnen vergnügt zu, zum Zeichen, daß auch er sie wiedererkannte, und darüber freuten sie sich natürlich. Auch Herr Ganzerl, genannt der Gänserich, stand bei der Gruppe der Erwachsenen; er leitete den Sportunterricht der Jungen.

      Als die Uhr der Dorfkirche neun schlug, verglich Frau Wegner die Zeit mit ihrer Armbanduhr, klatschte in die Hände und rief: „Alles mal herhören!“

      Einige der jungen Leute sahen sie erwartungsvoll an, andere schwatzten vergnügt weiter.

      Tina Wegner räusperte sich und rief noch lauter: „Ich bitte mir absolute Ruhe aus!“

      Der Skilehrer Sepp schob sie zur Seite. „Lassen’s mich amal, Frau Lehrer!“ Er trat einen Schritt vor und brüllte: „Stad seid’s, sonst setzt’s was!“

      Das wirkte; alle verstummten.

      Tina Wegner fand, daß sie ihre Kehle schon überanstrengt hatte und bat Herrn Ganzerl: „Machen Sie weiter!“

      Der Sportlehrer stellte sich in Positur. „Meine lieben jungen Damen und Herren, wie ihr alle wißt, ist Skilaufen keine Sache der Intelligenz …“

      „Hört, hört!“ schrie Klaus Voss aus der Menge heraus.

      Herr Ganzerl ließ sich nicht unterbrechen, „ … auch nicht des schulischen Eifers und auch nicht des Alters. Ich kenne kleine Kinder, die schon ganz sicher auf den Brettern stehen und ausgewachsene junge Männer, die kaum das Gleichgewicht halten können …“

      „So ist es!“ stimmte Sepp, der Skilehrer, zu.

      „Deshalb“, fuhr Herr Ganzerl fort, „werdet ihr beim Skifahren nicht nach Alter und Klasse eingeteilt, sondern nach Können. Ihr seid, über den Daumen gepeilt, hundertzwanzig, und somit werden wir euch in zwölf Gruppen einteilen, damit keine Gruppe zu groß wird.“

      Tina

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