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nuschelte Ritchie Dawson weiter. Seine Zähne waren nur noch lückenhaft vorhanden, die Lippen stark angeschwollen.

      »Haben Sie nun die Werfer und Versicherungsvertreter organisiert?« stellte Parker die für ihn wichtige Frage.

      »Weder ich noch mein Onkel«, lautete die Antwort, »ich glaube, daß Brandon das getan hat.«

      »Was er nachdrücklich bestreitet.«

      »Und gerade jetzt hätte er es doch zugeben können«, warf Mike Rander ein.

      »Haben Sie schon mal an ihr Clubmitglied Marty gedacht?« stellte der Butler seine nächste Frage.

      »Marty kommt nicht in Betracht«, erklärte Ritchie Dawson, »dazu ist er zu dumm.

      »Und was sagen Sie zu Gary Hooks, dessen Hotel Sie ja sicher kennen?«

      »Mit so etwas gibt Hooks sich doch nicht ab«, kam mühsam die Antwort, »für den ist so etwas doch nur Kleingeld. Hooks macht in Diebstahl und Schiebung. Damit allein verdient er sich eine goldene Nase. Und Hooks würde nie seine Leute ausgerechnet zu Ihnen schicken.«

      »Ein Hinweis, den meine Wenigkeit schon bei anderer Gelegenheit vernahm«, erwiderte der Butler, um sich dann Mike Rander zuzuwenden, »darf man sich nach dem Zustand des Mr. John Dawson erkundigen?«

      Bevor Mike Rander antworten konnte, war vor der Feuertür lautes Poltern zu vernehmen. Man schien Gesteinsschutt abgeladen zu haben. Rander richtete den Strahl der kleinen Taschenlampe auf den unteren Türspalt. Deutlich war zu sehen, wie feiner Mörtelstaub durch die Ritze drang.

      »Es geht los, Parker«, sagte der Anwalt, »Brandon verdammt den Kellergang.«

      »Und er hat genug Leute, um das hinzubekommen«, ließ Ritchie Dawson sich vernehmen.

      »John Dawson braucht bald einen Arzt«, stellte Mike Rander klar, »er dürfte sich einige Rippen gebrochen haben.«

      »Kunststück, wie die uns behandelt haben«, sagte Ritchie Dawson bitter, »ich dachte schon, sie hätten meinen Onkel totgeschlagen.«

      »Sie wollten die Stadt verlassen?« erkundigte sich der Butler. Er stand in einer Ecke und beschäftigte sich mit seinem linken Schnürschuh.

      »Überhaupt nicht«, erwiderte Ritchie Dawson, »Brandon hat uns in der Wohnung meines Onkels überfallen. So verdammt einfach war das.«

      Mike Rander, der noch immer im Besitz der Kugelschreiber-Taschenlampe war, schnitt mit dem Lichtstrahl Parkers Schuh aus der Dunkelheit. Deutlich war zu sehen, daß der Butler sich mit dem Absatz befaßte. Mike Rander schaltete die Taschenlampe aus. Seiner Ansicht nach brauchte Ritchie Dawson nicht zu sehen, was Parker da tat.

      Nun, der Butler hatte den Absatz seines Schnürschuhs bereits zur Seite gedreht und griff mit spitzen Fingern in die erstaunlich große Aushöhlung des Absatzes. Er zog eine Art Knetmasse hervor, die er erst mal in die linke Tasche seines Covercoats steckte. Dann rückte er den Absatz wieder zurecht und befaßte sich mit dem des anderen Schuhs. Aus der frei werdenden Höhlung holte er eine kleine, stabile Blechschachtel hervor. Sie war kaum größer als jene Behältnisse, in denen Niespulver verkauft wird. Diese flache Schachtel verschwand ebenfalls in der Manteltasche.

      »Haben Sie aufgesteckt, Mr. Parker?« fragte Ritchie Dawson in die Dunkelheit.

      »Aber keineswegs und mitnichten, Mr. Dawson«, gab der Butler höflich zurück, »meine Wenigkeit erlaubt sich nur, gewisse Vorbereitungen zu treffen, um diesen unansehnlichen Raum wieder verlassen zu können.«

      Vor der Feuertür war erneutes Poltern zu vernehmen. Die Rocker um Billy Brandon schienen die zweite Gesteinsladung herangeschafft zu haben.

      *

      »Mann, was machen Sie denn da?« fragte Ritchie Dawson. Er saß an der Wand und beobachtete den Butler, der die kleine Taschenlampe von Mike Rander übernommen hatte. Hin und wieder schaltete Parker sie ein. Ritchie Dawson bekam mit, daß der Butler sich mit jener Türseite befaßte, an der die schweren Angeln befestigt waren, wenn auch leider von außen. Aber Parker schien genau zu wissen, wo diese Angeln sich nur befinden konnten. Er nahm sich Zeit, dies genau festzustellen.

      Mike Rander lehnte knapp neben der Tür an der Wand und wunderte sich überhaupt nicht.

      Den Trick mit den ausgehöhlten Schuhabsätzen kannte er nur zu gut. Schon im Weltkrieg II führten Bomberpiloten in diesen ausgehöhlten Absätzen genaue Karten jener Gebiete mit sich, über die sie zu fliegen hatten. Sie waren seinerzeit auf feiner Seide gedruckt worden und ließen sich zu fast winzig kleinen Päckchen falten. In ausgehöhlten Schuhabsätzen fanden Kompasse, Sägedraht und andere nützliche Utensilien Platz.

      Parker führte stets für den Fall des Falles Sprengstoff mit sich, genauer gesagt Plastik-Sprengstoff, den man ohne große Verbauung an den zu sprengenden Gegenstand anheften konnte. Die Zünder und Zündschnüre waren auf diesen Plastik-Sprengstoff genau abgestimmt.

      Nun, Ritchie Dawson brauchte von diesen kleinen Geheimnissen nichts zu wissen. Was er nicht sah, konnte er später auch nicht weitererzählen. Rander war auf jeden Fall gelassen und setzte auf Parkers Geschick. Im Umgang mit der Technik war der Butler Profi.

      »Was machen Sie da eigentlich?« Ritchie Dawson wiederholte seine Frage.

      »Meine Wenigkeit bemüht sich, Ihren Onkel ärztlich zu versorgen«, gab Josuah Parker zurück. Er hatte inzwischen seine Arbeit beendet und drei kleine Sprengsätze in Höhe der vermuteten Türangeln angebracht.

      »Und wie wollen Sie das schaffen?«

      »Durch das vielleicht etwas gewaltsame Öffnen der Tür«, lautete die Antwort des Butlers, »Sie sollten sich jetzt in Deckung begeben und Schutz an der Türwand suchen. Es ist davon auszugehen, daß es vielleicht etwas laut werden könnte.«

      Mike Rander schleifte John Dawson vorsichtig an die Wand heran und nickte, als der Lichtstrahl aus Parkers Hand ihn traf. Danach vergewisserte sich der Butler, daß auch Ritchie Dawson seiner Aufforderung nachgekommen war. Kurz danach zündete Parker die drei relativ kurzen Zündschnüre.

      Drei kleine Wunderkerzen schienen abzubrennen.

      Ritchie Dawson starrte wie hypnotisiert auf die gleißenden Flammenfäden und … wurde dann von einer überharten Faust voll getroffen. Die Detonation sprengte fast seine Trommelfelle. Er riß unwillkürlich den Mund auf, hustete sich fast die Seele aus dem Leib und spürte dann kühle, feuchte Luft auf der Gesichtshaut. Als er die Augen öffnete, sah er nichts, dafür aber hörte er schnelle Schritte, die sich entfernten.

      »Parker«, rief Ritchie Dawson, »Parker … Wo stecken Sie? Was, verdammt, ist passiert?«

      Er erhielt keine Antwort, denn Josuah Parker und Mike Rander hatten bereits die aufgesprengte Tür hinter sich gelassen und arbeiteten sich über Schutt und Gesteinsbrocken nach vorn zum Kellergang. Die solide Feuertür hing windschief und ausgefranst im Rahmen und war mit Sicherheit nur noch bedingt brauchbar.

      Mike Rander, der über die Schußwaffe des Türwächters verfügte, baute sich Parker gegenüber auf und hob die Waffe, um sie als Schlaginstrument einzusetzen. Josuah Parker hatte seinen Universal-Regenschirm in beiden Händen und war bereit, ihn als Golfschläger zu verwenden.

      Die beiden Männer brauchten nicht lange zu warten.

      Schritte, Rufe und laute Kommandos waren zu vernehmen. Die Rocker um Billy Brandon rückten an, um nachzusehen, was passiert war. Die Lichter ihrer Taschenlampen erfaßten den wallenden Rauch und Staub. Das alles wälzte sich noch immer durch den Kellergang.

      »Paßt auf, Leute«, brüllte Billy Brandon, »da is’ was hochgegangen.«

      Billy Brandon, Jack Warrick und etwa fünf weitere Rocker brausten um die Ecke und erlebten eine mehr als nur peinliche Überraschung. Butler Parker und Mike Rander verzichteten auf jede unnötige Vornehmheit und langten herzhaft zu. Sie besorgten das mit Schnelligkeit und Konzentration. Billy Brandon, dessen Brust von Parkers Regenschirmgriff getroffen wurde, verbeugte sich tief und fiel dann auf die nachstürmenden Freunde zurück.

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