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      Rudolf G. Binding

      Moselfahrt aus Liebeskummer

      Novelle in einer Landschaft

      Saga

      Moselfahrt aus Liebeskummer

      © 1932 Rudolf G. Binding

      Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

      All rights reserved

      ISBN: 9788711517741

      1. Ebook-Auflage, 2016

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

      Vielgenannt – kaum bekannt: das ist noch immer das Los des Flusses und der Landschaft. Man spricht den Namen Mosel rasch und geläufig, zugehörig, vereinend mit dem des Rheines aus. Aber es liegt nur eine Gewohnheit, eine Oberflächlichkeit, eine wirklich falsche Vorstellung darin. Die Mosel liegt abseits, auch ihre Schönheit, ihre Reize sind abseits. Fast könnte man sagen: fremd. Feinzart, unmerklich ist ihr Zauber, den dennoch jeder Empfindende an sich erfährt. Er ist sanft, aber sehr eigen. Er ist stark, aber verhalten. Er ist eindringlich, aber stille. Er ist licht, aber gedämpft. Er ist tief, aber ungewöhnlich. Er ist bestimmt, aber nicht handgreiflich. Er ist unvergeßlich, aber leicht.

      Jede Landschaft, so scheint es, muß neu erobert werden von dem Geschlecht der Lebenden. Anders trügt sie. Nichts kann trügerischer sein als die Bilder und die Schilderungen, die eine andere Zeit sich von diesem Fluß und Land gemacht hat. Das Mittelalter verwandelte die Landschaft um der Burgen und Mauern, der Wehr- und Wachttürme willen, die in den Anschauungen, im Leben der Menschen eine so große Rolle spielten, in einen Aufbau von Bastionen, die die Natur ihm zuliebe gleichsam anbot und ausgebildet hatte. Die Weinberge der damaligen Zeit sahen sicher nicht anders aus als die heutigen. Aber die Vorstellung übertrug den befestigten Charakter des Landes auf sie, und sie mußten darin mittun. Es kam – viel später – die Zeit der Romantik und forderte auch von der Mosel ihr Teil. In dieser Zeit sahen die nämlichen Berge und Hügel wilder, zerrissener, phantastischer, romantischer aus als je. Die Vorstellung der Menschen, der Wunsch nach Romantik, war stärker als die Natur und sah einen Zustand in sie hinein, der über ihre eigenen Gefühle, aber nicht über das Gesicht des Landes bündigen Aufschluß gab. Jeder Hang wurde versteilt, jeder Felsbruch vergewaltigt. Und Ruinen „schmückten“ das Land, wurden betont, vermehrt, wo irgend der Anblick es zuließ. Das Bild der Landschaft folgte der Neigung der Zeit. In ihren Veduten, zahllosen kleinen Stichen und Ansichten, die dem heutigen Besucher noch allenthalben in den altertümlichen Schenken, Häusern und Gaststätten begegnen, ist die wahre Landschaft kaum wiederzuerkennen. Wird man unserem Auge später einmal den Vorwurf machen, seine Sachlichkeit, sein Wirklichkeitssinn, seine Bescheidung habe der Landschaft gleiche Gewalt angetan? Wie auch immer: die ganze Romantik der Mosel stammt aus dem romantischen Auge einer vergangenen Zeit. Die Mosel ist ehrlicher – nicht zu ihrem Nachteil. Ihr Zauber, ihre Schönheit sind größer, tiefer, sind wirklich die der Natur in Verbindung mit menschlichem Leben. Köstlicher, wahrer sprechen Land und Fluß, sprechen die Menschen zu uns; und wir wollen so zu uns sprechen lassen.

      All das durchlief mich, den Wanderer, eilig wie ein Strom von Eindrücken, den man gierig in sich hineintrinkt, um keinen zu versäumen. Kaum noch hatte ich die ersten Stationen, die ersten Strecken der Straße, die ersten Halte hinter mir. Ich sah das Tal, den Fluß, die Berge, die kleinen Orte, die Rebengelände nicht das erstemal. Aber alles schien dichter, schimmernder, wahrer. Es war mit einer sanften Gewalt erfüllt – wie mit einer neuen, wahrhaftigeren Substanz, einem volleren Gehalt. Ich suchte nichts, begehrte nicht mehr, als mit einer Landschaft allein zu sein – wie mit etwas sehr Einfachem, mit einem Quell oder einer Wahrheit. Nun ereiferte ich mich für sie. Mit keinem anderen Fluß unseres Vaterlandes, sagte ich mir, ist die Mosel zu vergleichen. Sie ist landschaftlich westlicher, man möchte ruhig sagen: französischer als alle. Sie ist sehr anders geartet als der Rhein, mit dem sie so häufig verglichen wird, als sei sie ein „kleiner Rhein“. Wo er erregt, beruhigt, beglückt sie. Wo er Sehnsüchte weckt, bringt sie Erfüllung. Wo er berauscht, macht sie gefaßt. Wo er ins Weite treibt, da schließt sie ab. Wo er überschwenglich wird, da hält sie inne. Wo er heldenhaft eine breite Ebene und die Gebirge weithin beherrscht, die Landschaft bestimmt und sich in unablässigem Lauf unterwirft, da geht die Mosel ein Bündnis ein. Die Züge des Rheinischen Schiefergebirges stellen sich ihr quer in den Weg. Wenn sie einst mit Gewalt durch die vielen Riegel der gleichförmigen Geschiebe brach, so war es doch mehr List, die sie schlangengleich in vielfachen Schleifen zum Ziele führte, als siegreicher Durchbruch. Immer hält sie wieder an sich, umgeht, fließt fast zurück zur Stelle des letzten Ausbiegens, begnügt sich mit Windung nach Windung zwischen dem verworfenen Getäfel, bis sie in einem beruhigten, belebenden Gleichgewicht mit den Elementen ruht. Sowenig sie fehlen darf zwischen den wechselnden Hängen der Reben, die bald rechts, bald links, bald auf beiden Seiten sie begleiten, sowenig bestimmt sie. Rebland mit Fluß, Fluß mit Rebland in gleicher Geltung, bis weit hinauf, wo waldige Kämme die Terrassen der Berge überziehen. Diese stehen, Kulisse hinter Kulisse, oft mit den schmalen Seiten der Schieferzüge gegen den Flußlauf. Dann ist wirklich der Schiefer zerrissen. Felsiges, steiles Gebröckel, glänzend, lose, umgibt die Wurzeln der Reben. Man schmeckt den Schiefer im Wein, man atmet ihn in der Luft, man riecht ihn nach flüchtigem Regen, wenn die Sonne die porösen Schichten eilig trocknet und das samtene metallene Grau wieder aufblitzt unter den Rebstöcken, als ob die Trauben auch vom Boden noch die zurückgeworfenen Sonnenpfeile aufzusammeln hätten. –

      Ich beschwichtigte mich nun wieder. Alles um mich war warm und still. Es umgab mich und hielt mich.

      Wollte man den Charakter der Landschaft bezeichnen, so könnte man kaum von mehr sprechen als von leichter Ruhe, ruhiger Leichtigkeit. Und das ist viel. Legte man die beiden Charakterelemente der Leichtigkeit und Ruhe in zwei Waagschalen, sie würden sich aufheben. So sind sie gemischt zu einer bezaubernden Grazie, Reinheit, Bekömmlichkeit. Ihr Ausdruck sind der Mensch und der Wein dieses Landes.

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