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Großvater lachte.

      „Weil du dann schon in der höheren Schule wärst und nicht zu uns kommen könntest. Wir haben doch nur eine Grundschule hier – aber eine sehr gute mit einem prächtigen Lehrer. Auf die Schule kannst du dich hier freuen.” Er ging wieder mit ihr hinüber, bat alle, Platz zu nehmen, und schon erschien Amalie mit der Kaffeekanne in der Hand. Auf dem Tisch standen ein runder Kuchen, mit Puderzucker bestäubt, und Großmutters Kaffeegedeck. Es war weiß mit blauem Muster, sah sehr gemütlich aus und paßte direkt zu Amalie, die ein blaues Kleid und eine weiße Schürze darüber trug. Ronny begrüßte sie schnell, ehe sie sich setzte. Sie besann sich noch gut auf Amalie und auf die vielen kleinen Süßigkeiten, die diese ihr zugesteckt hatte.

      Amalie strahlte sie an. Sie hatte ein rundes, weiches Gesicht mit lauter weißen Löckchen drum herum, und ihre Hände waren ganz zart und behutsam, besonders wenn sie einen kämmte. Das tat Amalie mit Vorliebe. Ronny wußte das noch, besonders aus der Zeit, als sie Zöpfe getragen hatte – Zöpfe, die immer aussahen wie wirre Stricke und bei denen das Auskämmen besonders weh getan hatte. Jetzt stand ihr dunkles Haar kurz geschnitten und ein wenig struppig um ihren Kopf, so daß man es eigentlich nur zum Vergnügen zu kämmen brauchte. Aber sie wußte schon, daß Amalie die erste Gelegenheit ergreifen würde, sie zu striegeln.

      „Und wo ist Murkel?” fragte Vater, nachdem er den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte. Er wußte, wie sehr sich Ronny auf den Dackel freute.

      Großvaters Gesicht verschattete sich.

      „Ja, ich habe es euch am Telefon nicht sagen wollen, denn damals hofften wir noch, wir brächten ihn durch. Doch nun ist Murkel im Hundehimmel”, sagte er.

      Einen Augenblick herrschte Stille, eine solche Stille, wie sie selten eintritt, wenn fünf Leute in einem Raum beisammen sind. Es war, als hielte das ganze Zimmer den Atem an. Vater und Mutter blickten auf Ronny.

      Die saß wie erstarrt da, sah zu Großvater auf.

      „O Großvater ...” sagte sie ganz leise.

      Die Eltern schwiegen, auch Großvater. Eine ganze Weile später sagte er: „Ich habe ihn sehr liebgehabt. Er fehlt mir überall. Und du hattest dich auch auf ihn gefreut?”

      Ronny nickte. Sie verbiß das Weinen, das aufsteigen wollte, so gut es ging. Und als es nicht mehr ging, sprang sie auf und lief hinaus. Mutter wollte ihr nach.

      „Laß, Elisabeth”, sagte Großvater sanft. „Laß sie allein. Sie muß jetzt weinen dürfen.”

      Er legte seine Hand auf die seiner Tochter.

      „Das ist kein leichter Anfang”, sagte er und sah sie an. „Aber so ist halt das Leben. Für euch ist es auch nicht leicht.”

      „Für uns ...” sagte Mutter und stockte, „wir können doch nicht ...”

      „Deshalb werft ihr eure Pläne nicht um, verstanden?” sagte Großvater freundlich. „Ich bin ja auch noch da. Dasein muß man, mehr kann man nicht. Und da ist auch Amalie. Auf Regen folgt Sonnenschein, als alter Landwirt kann ich euch das mit Bestimmtheit versprechen. Also!”

      Er stand auf, etwas mühsam – Vater und Mutter sahen es beide –, und ging zum Fenster, sah in den Hof hinaus. Seine Schultern hingen ein wenig herab.

      Nein, ein leichter Anfang war das nicht.

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