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begeben.

      Gregor Mascher geht auf alternative Finanzierung und größere Projekte ein, beispielsweise Bauten auf Larp-Geländen. In Finanzierung von Larp-Projekten: Crowdfunding und andere Optionen beleuchtet Mascher Schwarmfinanzierung anhand vielseitiger Beispiele auf dem UTOPION und in Brokeloh. Neben konkreten Einblicken bieten die Beispiele Hinweise für zukünftige Projekte.

      Stefan Deutsch wendet sich dezidierter dem Thema Location zu. In Warum wir bessere Locations brauchen vergleicht der Text internationale Larps und die Verflechtung mit der Location. Als wohl größter Gegenstand schafft es die Location, Veranstalter, Teilnehmer und Betreiber zusammenzubringen. Deutsch schlägt vor, dass die Location noch vor Genre und Plot Gegenstand der Überlegung sein sollte, damit sie als Spielort funktioniert.

      In Verkleide dich! Oder: Kleider machen Rollen reflektiert Heinrich Dickerhoff, wie der alltägliche Wechsel von privaten und professionellen Rollen durch Ver-Kleidung nicht zuletzt im Larp bewusst gemacht werden kann. Dazu schildert er sowohl eigene Larp-Erfahrungen als auch Beispiele aus seiner Arbeit mit Neu-Larpern ganz verschiedener Altersgruppen. Anhand dieser Beispiele plädiert Dickerhoff dafür, die verschiedenen Rollen und Rollenwechsel des Lebens an-, aber nicht zu schwer zu nehmen.

      Gerke Schlickmann widmet sich der Flüchtigkeit von Spiel als eines fundamentalen Problems der Larp-Forschung. Das Flüchtige dingfest machen: Larp als Forschungsgegenstand wendet sich von physischen Gegenständen ab hin zu Larp als Forschungsgegenstand, um Lösungen für zukünftige Studien zu bieten. Schlickmann präzisiert die Flüchtigkeit von Larp mit dem Konzept der nicht wiederholbaren Theateraufführung. Larp als Aufführung bietet verschiedene Lösungswege, die von den Forschenden verlangen, sich selbst nahe an die Dinglichkeit des Larp-Zeugs zu wagen. Hierfür schlägt Schlickmann die Ethnografie als Methode vor und wägt Vor- und Nachteile ab.

      Wie im letzten Band benutzen wir in diese MittelPunkt-Aufsatzsammlung einen Aspekt aus der Wissenschaftskultur: das Peer Review. Peer Review ist ein Prozess, der unter anderem die Qualität wissenschaftlicher Beiträge steigert. Konkret bedeutete das für diesen Band, dass jeder Text von einem oder einer Fachkundigen gelesen und mit konstruktiver Kritik an den Autor zurück geschickt wurde. Wenn der Autor gewillt war, wurde der Text überarbeitet und wieder eingereicht. Manchmal war ein weiteres „Review“ nötig, um dem Text den letzten Schliff zu geben. Das Ergebnis hält der Leser in den Händen. An dieser Stelle möchte ich den Autoren herzlich danken, die unermüdlich mit den Reviews gearbeitet haben. Nicht alle anfangs eingereichten Beiträge haben diesen Prozess in seiner Gänze durchlaufen.

      Ein Großteil geisteswissenschaftlicher Projekte beginnt mit dem Bekannten und reflektiert es. Das Ergebnis schlüsselt das scheinbar Triviale in ein komplexes Geflecht aus Elementen auf. Dadurch wird das jedem Larper vertraute Hobby transformiert, bekommt eine neue Ausprägung und lädt ein, es von mehreren Seiten zu betrachten und neu verstehen zu wollen.

      Wir wünschen Erkenntnisgewinn und viel Vergnügen mit dem vorliegenden Band,

       Rafael Bienia und Gerke Schlickmann

       Tobias Cronert

      ILLEGALES LARP-ZEUG

       Eine Handvoll abgekämpfter Gestalten nähert sich im finsteren Wald vorsichtig dem uralten Obelisken. Außer den Geräuschen des Waldes und dem Knistern einer Fackel ist nichts zu hören, als der junge Magierlehrling die Reliquie in der dafür vorgesehenen Nische im Heiligtum platziert, während seine Freunde vorsichtig und voller Anspannung die Umgebung mustern. Plötzlich durchschneidet eine Stimme die Spannung in der Luft: „Timefreeze! Also, ihr werdet jetzt von allen Seiten von Zombies angegriffen, aber da wir die Waldwege nicht verlassen dürfen, müssen wir das auf der Wiese hinter dem Lager ausspielen, und da unser Sani gerade jemanden ins Krankenhaus bringt, müssen wir mit dem Kampf auch noch warten, bis er zurück ist. Außerdem müssen Fackeln und Laternen ausgemacht werden, wir dürfen außerhalb des Zeltplatzes kein offenes Feuer benutzen. Wir hinken mit dem Plot auch etwas hinterher und haben schon nach Mitternacht, also haben wir keine Genehmigung für Klasse-2-Feuerwerk mehr, das gilt auch für die Spieler, und weil es so spät geworden ist, muss ich auch noch mal die unter 18-Jährigen daran erinnern, dass sie nicht mehr in die Taverne gehen dürfen.“

      Die meisten Larp-Arten in Deutschland stoßen an irgendeinem Punkt an Grenzen, die von Gesetzen und offiziellen Regeln bestimmt werden und nicht mehr von der Dynamik des Geschichtenerzählens oder den puren Ansprüchen der Logistik einer Veranstaltung. Abstrakte Gesetze und Richtlinien beeinflussen dann alles, vom Einsatz scheinbar echt aussehender Waffen, über Pyrotechnik und Schwarzpulver, bis hin zur Rücksichtnahme auf Waldbrandwarnstufen und Tierschutzrichtlinien. Dabei sehen sich Veranstalter allzu oft gefangen zwischen ihren Ambitionen, ein möglichst imposantes und/oder spaßiges Event auf die Beine zu stellen, und der Angst vor persönlichen Konsequenzen.

      WAS KANN DENN ÜBERHAUPT ALLES ILLEGAL SEIN?

      Als Erstes kommen da natürlich Pyrotechnik und die Simulation von Kämpfen mit Waffen in Betracht, aber grundsätzlich erstreckt sich der Konflikt mit „dem Gesetz“ auf so ziemlich alle Bereiche, denen man im Larp begegnen kann. Das fängt mit der Anreise zum typischen Feld-, Wald- und Wiesencon an, bei der zig Fahrzeuge auf Feldwegen und im Wald geparkt werden, obwohl dies mit forstwirtschaftlichen Nutzrechten, Umweltauflagen et cetera in Konflikt gerät. Der Benzingenerator für die Beleuchtung im Naturschutzgebiet sollte doch eigentlich auch kein Problem sein, oder?

      Das Ganze geht dann weiter mit der Nutzung von Feuer im Lager bis zu Bauten der Orga im Wald, wo eigentlich gar nichts stehen dürfte. Diese Bauten sind dann auch metaphorisch die nächste Baustelle und reichen vom illegalen Eremiten-/Schamanenzelt im Wald bis zu Lagertürmen und Palisaden auf den Großcons, bei denen sich die Bauaufsicht bestimmt auch zweimal den Nacken kratzt. Fliegende Bauten, maximal 5 Meter Höhe und „Betreten auf eigene Gefahr“ … oder wie war das noch mal?

      Wo wir gerade bei Umgebung sind, wie ist es mit Wegerechten im Wald? Wer tapert so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Lichkönig mit seiner Untotenarmee! Ist eigentlich gerade Jagdsaison? Die Besitzer kennen wir, aber wer war nochmal der Jagdpächter?

      Von draußen zurück zu Heim und Herd: Brauchen/haben alle, die zum Küchendienst eingeteilt sind, eine Hygieneprüfung der IHK und der Pfannkuchenstand eine Konzession? Braucht der überhaupt eine – und wenn wir gerade schon dabei sind, wie war das noch mal mit dem Schankrecht? Vereinsveranstaltung? Ähm …

      GEMA-Gebühren fallen bei einer Vereinsveranstaltung doch auch nicht an oder war das der Passus mit der öffentlichen Veranstaltung?

      Weil die letzten zehn Schlauchmeter der Wasserleitung nicht vom Gesundheitsamt abgenommen worden sind, haben wir natürlich ein „Kein Trinkwasser“-Schild drangehängt, aber jetzt fragen uns die Spieler alle drei Minuten, ob das Wasser denn jetzt wirklich nicht trinkbar ist, und glauben einem Schild (das die Orga aufgehängt hat) mehr als der SL-Aussage, dass ja eigentlich alles in Ordnung ist.

      Dann gucken wir uns doch lieber etwas Leichteres an. Wir haben doch sicher die Auflagen für den Sanitätsdienst erfüllt und genug Rettungswege vorgehalten, die zu der Bunkeranlage im Wald führen, oder? Ja, Sanis sind ja kein Problem, wir haben die ja in der Anmeldung ein Häkchen setzen lassen und die Leute dann bei der Ansprache vorgestellt, aber wie war das noch mal mit Brandwachen und Feuerwehr, da gab es doch auch mal was …

      Zumindest müssen wir uns über Diebstähle keine Gedanken machen, denn die Larper sind ja ein ganz ehrliches Völkchen. Die ausgegebenen Münzen wurden ja auch extra als Spielgeld deklariert und allen gesagt, dass man die ruhig „dieben“ kann. Alle anderen „gediebten“ Gegenstände werden ja immer zeitnah bei der Orga abgegeben, die sie kompetent und zuverlässig verwaltet.

      Über Freiheitsberaubung und Folterspiel haben wir im Vorfeld mal geredet, aber wenn die Spieler das halt so unter sich machen wollen, dann sind die ja alle alt und reif genug, um damit umzugehen … Also, außer es sind halt ein paar von den Minderjährigen dabei, da sollte das dann besser nur angedeutet werden.

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