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wieder auf die Landefläche, vier, fünf, sechs Mal binnen einer halben Sekunde. Es gelang mir endlich, meinen Flug zu stabilisieren.

      Dann erfasste mich die namenlose Kraft erneut und schleuderte mich mit ungeheurer Wucht in Richtung des Wracks. Ich widersetzte mich zunächst nicht, jagte auf das Fragment zu und griff erst kurz vor einem Aufprall ein, aktivierte mein Triebwerk und schoss nicht mehr als eine Handbreit über die steinern wirkende Oberfläche des Wracks hinweg, dann ließ ich mich fallen. Ich verbarg mich, endlich wieder frei.

      Meine Autoreparaturroutinen dichteten die beschädigten Partien ab, aus denen meine drei Kopfarme herausgerissen worden waren. Zusätzliche Sicherungsschalen kapselten meinen Neuroplasmaanteil ein und begannen mit einer Diagnose. Das Plasma hatte keinen nennenswerten Schaden genommen. Ich ließ ein wenig Schmerzäquivalent zu, um diese Erfahrung meinem emotionalen Gedächtnis einzugravieren.

      Dann aktivierte ich sämtliche Waffensystem, hüllte mich in einen Schutzschirm, beschleunigte und katapultierte mich förmlich über die Wölbung des Wracks zurück.

      Keine fünf Sekunden waren seit der Attacke vergangen. Ich entdeckte den Tamaron, hoch über der Eisfläche und fast einen Kilometer von mir entfernt. Ich vermutete, dass er seinerseits versucht hatte, den Eistänzer anzugreifen. Und wie ich, war er von der fremdartigen Gestalt mit großer Gewalt abgewehrt worden. Er raste in einem irrwitzigen Zickzackkurs über die Plattform dahin. Offenbar kämpfte die Positronik des Anzugs gegen die namenlose Kraft, die den Tamaron immer wieder packte und wie die Faust eines unsichtbaren Riesen schüttelte.

      Vetris-Molauds Arme und Beine hingen in verdrehten und verrenkten Winkeln herab, für die weder Knochen noch Sehnen geeignet waren. Seine Knochen mussten am Knie und im Schultergelenk gebrochen sein.

      Ich feuerte mit allen Waffensystemen auf den Eistänzer, der sich langsam im Kreis drehte, einen Arm nach unten gestreckt und in Verbindung mit der Eisfläche, die anderen beiden wiesen wie in einer Abwehrhaltung in Richtung des Tamarons.

      Ein Impulsstrahl traf den Eistänzer, zeitgleich ein Desintegratorstrahl und der Schuss aus meinem Neuroschocker.

      Der Tänzer hielt inne, dann glitt er, schnurgerade wie über eine unsichtbare Schiene, in Richtung des Wracks davon, wenngleich nicht allzu schnell. Eine Flucht sah anders aus.

      Ich barg den bewusstlosen Körper des Tamarons mit meinen verbliebenen Kopfarmen im Flug und trug ihn ins Innere der Station zurück. Noch von unterwegs funkte ich die Kommandantur des Weltraumbahnhofs an. Als die Luftschleuse sich vor uns öffnete, warteten bereits zwei Medoroboter und ein tefrodischer Mediker auf uns.

      Die Roboter nahmen mir den Tamaron ab und legten ihn in einen mobilen Medocontainer. Wir verließen die Schleuse. Ich übermittelte dem Schutzanzug des Tamarons einen Berechtigungscode und wies ihn, nachdem er diesen akzeptiert hatte, an, den Helm zu öffnen. Der Tamaron schlug die Augen auf.

      Obwohl der Anzug ihn sediert und erstversorgt haben musste, schrie Vetris-Molaud im gleichen Moment los.

      *

      Während sich Vetris-Molaud in der Medostation befand, kontaktierte ich über Funk wieder den Kommandanten des Weltraumbahnhofs und forderte ultimativ uneingeschränkte Bewegungsfreiheit für unseren kleinen Trupp. Ich wollte unsere Begleiter als Wachmannschaft für der Tamaron einsetzen.

      Gota-Thao akzeptierte ohne jeden Einwand.

      Danach besprach ich mich in aller Offenheit über Funk mit Ferinan Andurri und Lanbal.

      Der Kommandant der SCIMOR sagte zu, sein Schiff zwar in höchster Alarmbereitschaft zu halten, aber auch dann noch nicht zuzuschlagen, wenn der Tamaron sich in der von ihm gesetzten Frist nicht gemeldet haben sollte. Ich wollte die Diagnose der Medoabteilung abwarten.

      Diese Diagnose kam bald: Vetris-Molaud lag nach diversen Operationen und Regenerationsinduktionen im Heilschlaf. Sein Zellaktivator beschleunigte den Genesungsprozess. Alles verlief wunschgemäß.

      Dann sprach ich persönlich bei Gota-Thao vor. Seine Assistentin Rikmoon war bei ihm. Es war ein kleiner, absolut anonymer Besprechungsraum, sachlich und nebensächlich, ein Tisch mit einigen technischen Einrichtungen, vier Stühle.

      Ich entnahm dem Muster der Hirnwellen, dass die beiden alles andere als ruhig waren. Die Katastrophe auf der Plattform musste sie geschockt haben. Sie hatten, so meine Vermutung, damit nicht gerechnet. Gut möglich, dass sie hatten in Erfahrung bringen wollen, ob und wie der Eisläufer auf uns reagierte. Dass es diese Art von Reaktion sein würde, hatten sie kaum erwartet.

      »Sind wir in eine Falle gelaufen?«, fragte ich Gota-Thao.

      »Es war alles andere als das«, sagte der Kommandant matt. Von seiner clownesken Art war nichts geblieben. »Die Kreatur steht nicht unter unserer Kontrolle.«

      Für einen Moment drohten mein positronisches und mein neuronal-emergentes Bewusstsein die Verschränkung ineinander zu verlieren. Vetris-Molaud hätte von Verblüffung gesprochen.

      »Der Weltraumbahnhof ist, wenn ich es richtig verstanden habe, ein Grundpfeiler eurer galaktischen Defensivarchitektur. Und ihr duldet hier ein unkontrollierbares Etwas, das offenbar über mindestens eine Paragabe verfügt? Denn dieser Eisläufer ist zweifellos ein Telekinet.«

      »Zweifellos ist er das«, räumte Rikmoon ein. »Wir bezeichnen die Fähigkeit dieser Kreatur als Kontakt-Telekinese. Was sie mit den Spitzen ihrer drei Arme oder mit der unteren Spitze ihres Rumpfes berührt, kann sie telekinetisch beeinflussen. Und das auch noch, wenn der Kontakt wieder abgerissen ist, jedenfalls für einige Sekunden und über eine bestimmte maximale Distanz. Auch sich selbst bewegt sie mit dieser telekinetischen Kraft.«

      »Welcher Art gehört dieses Wesen an?«, fragte ich. »Stammt es aus Andromeda? Stammt es aus dem ursprünglichen Wächtervolk dieses Weltraumbahnhofs?«

      »Nein«, sagte Gota-Thao. »Die Maahks hatten Draadru als Wächter bestellt, äußerst langlebige Wasserstoffatmer, die sich aber außerhalb ihrer Heimatwelt nicht fortpflanzen. Als wir die Station übernommen haben, waren sie bereits seit einiger Zeit ausgestorben.«

      »Wann habt ihr YEDDVEN übernommen?«

      »Im Jahr 1555 eurer Milchstraßenzeitrechnung«, sagte Gota-Thao.

      Selbstverständlich rechnete ich mit, rief mir die zeitgleichen und zeitnahen Eckdaten der Milchstraße in Erinnerung und suchte nach einem Zusammenhang. Im Jahr 1552 NGZ hatte die Aussaat der neuen Eiris begonnen, vier Jahre später hatte die Prä-Raptische Phase mit ihrer hyperphysikalischen Unruhe im Solsystem eingesetzt. Die damaligen Wissenschaftler hatten diese Unruhe auf eine noch unbekannte Wechselwirkung zwischen der konvertierten Eiris und der hyperphysikalischen Besonderheit Sols, dem Sonnensiegel, zurückgeführt. 1572 NGZ hatte man die Hyperkorrosion diagnostiziert. Im Jahr 1614 NGZ schließlich, vor 24 Jahren, war es zur Quadratur der Tage gekommen, die Terra und Luna aus dem Solsystem gerissen hatte.

      »Wann ist das Schiff des Eistänzers hier aufgeschlagen?«, fragte ich.

      »Im Jahr 1577 NGZ«, antwortete Gota-Thao. »Die letzten Maahks zogen sich damals aus YEDDVEN zurück. Wir hatten mit der Übernahme begonnen. Seit etwa sieben Jahren waren die Onryonen involviert.«

      Ousha Rikmoon dachte offenbar angestrengt nach. Ich beobachtete eine leichte Verschiebung ihrer Hirnstromfrequenz. Sie sagte: »Damals hatte eine erste Testphase mit dem Prototypen des Linearzonen-Passagen-Definitors begonnen. Wir verloren ein Raumschiff, die Onryonen ebenfalls. Kurz danach havarierten die Fremden auf YEDDVEN.«

      »Demnach besteht ein Zusammenhang?«, fragte ich.

      »So sieht es aus«, sagte Rikmoon. »Obwohl wir bis heute nicht herausgefunden haben, welcher.«

      »Die Onryonen haben die Sonnentransmitter benutzt, um Andromeda zu erreichen?«

      »Soweit ich weiß: ja. Die meisten«, sagte Gota-Thao.

      Alles passte und zugleich nichts. Der Weltenbrand hatte zweifellos viele Onryonen aus der Milchstraße vertrieben, manche davon offenkundig nach Andromeda. Was jedoch nicht ausschloss, dass onryonische Expeditionskorps schon früher

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