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Die schönsten Pferdegeschichten. Lise Gast
Читать онлайн.Название Die schönsten Pferdegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788711509135
Автор произведения Lise Gast
Издательство Bookwire
„Das will ich ja gar nicht. Nie würde ich das tun, da könnten die Pferde doch erschrecken. Nein, erschrecken darf man Pferde nie.“
Anja konnte es kaum erwarten, Petra dies alles zu erzählen. Am anderen Tag suchte sie auf dem Schulhof so lange, bis sie die Freundin erwischte.
Und nun schüttete sie ihre ganze Begeisterung über Petra aus.
Die hörte mit funkelnden Augen zu. „Machen wir. Wir müssen am schönsten verkleidet sein, du und ich und natürlich Cornelia. Meinen Kosakenkittel näht Frau Taube, das hat sie mir schon vor einem Jahr versprochen. Das heißt, sie hat einen, den macht sie mir enger. Ich sollte ihn schon voriges Jahr tragen, aber da ging ich als Teufel. Weißt du, Frau Taube müßte beim Faschingsreiten zusehen können. Sie möchte es so gern. Vielleicht reiten wir ja draußen, wenn das Wetter danach ist. Aber womöglich regnet es. Schnee wäre ja nicht so schlimm. Im Regen findet das Faschingsreiten aber bestimmt in der Halle statt.“
„Ja, auf den Petrus ist kein Verlaß.“ Sie standen da und sahen einander nachdenklich an.
„Man müßte …“
„… mit dem Reitlehrer sprechen!“ schlug Anja vor. „Ihn bitten …“
„Ich weiß nicht. Ich finde, wir sollten es ohne ihn versuchen. Bei allen Festen – Turnier oder Weihnachtsreiten oder so – ist er immer furchtbar beschäftigt und entsetzlich streng. Nein, besser, wir finden allein eine Möglichkeit.“
„Vielleicht könnten wir …“
„Jetzt weiß ich was!“ unterbrach Petra Anja. „Jetzt – also hör mal zu! Wir besorgen uns …“Da schrillte die Schulglocke: Pause vorbei. Alles drängte dem Tor zu. Petra verdrehte die Augen auf eine komisch-verzweifelte Art.
„Immer, wenn man was Wichtiges bespricht, kommt die blöde Schule dazwischen! Ich muß sofort in meine Klasse, wir schreiben jetzt eine Arbeit. Aber ich weiß was ganz Schönes! Ich erzähl’ es dir heute nachmittag. Bist du im Reitverein?“
„Klar! Und du weißt wirklich was?“
„Ja. Ich hab’ einen tollen Plan. Du kannst dich schon vorfreuen.“
Damit war Petra verschwunden, untergegangen im Schwarm der anderen Schüler. Anja ließ sich vom Sog der Hineindrängenden mitziehen. Petra fand ja immer einen Weg …
Faschingsreiten
„Nein, Petra, ich kann jetzt wirklich nicht weg!“
Anjas Stimme klang verzweifelt. Sie saß daheim, Mutter hatte ihr die Zwillinge übergeben; sie mußte aus irgendeinem dringenden Grund zur Krankenkasse. Die befand sich nicht hier in der Wohnsiedlungsgegend, sondern in der Stadt, und da wollte Mutter gleich einen Großeinkauf anschließen und sich von Vater abholen lassen, damit er ihr tragen helfe. Anja konnte wahrhaftig nicht weg.
„Deuwel noch mal“, sagte Petra. Man sah durchs Telefon, wie sie an ihrem gekrümmten Zeigefinger nagte. Das tat sie immer, wenn sie scharf nachdachte. „Überhaupt nicht weg? Auch nicht für eine Viertelstunde? Ich bin nicht sehr weit von eurem Haus entfernt. Ich habe bei Bekannten was abgeholt. Kannst du denn wirklich nicht – du mußt mir nämlich tragen helfen. Es ist was ganz Wichtiges. Du wirst staunen.“
„Für den Fasching?“
Morgen fand das Faschingsreiten statt. Anja schob den einen Zwilling, der sich am Tischbein aufzurichten versuchte, mit der einen Hand weg, während sie mit der anderen den Hörer umklammerte. Gleich darauf hatte Volker trotzdem das etwas herunterhängende Tischtuch erwischt und so erfolgreich daran gezogen, daß sich alles, was auf dem Tisch gestanden hatte, samt Decke über ihn ergoß. Gottlob keine Vase oder Kaffeekanne, sondern nur Anjas Schularbeitssachen. Volker war über den Erfolg seines Griffes selbst so erstaunt, daß er nicht einmal schrie, obwohl er natürlich versuchte, sich aus dem Wust herauszuarbeiten. Anjas Buntstifte rollten in alle Himmelsrichtungen. Sie hatte versucht, während des Kinderhütens wenigstens eine Zeichnung für die Schule fertigzumachen.
„Himmel, muß das sein!“ stöhnte sie.
„Was denn?“ fragte Petra interessiert am anderen Ende der Leitung.
„Daß Volker sämtliche Dinge, die auf dem Tisch lagen, in alle Winde verstreut hat –“
„Du, ich hab’ eine Idee. Stopf die Jungen in den Kinderwagen, und fahr mir mit ihnen entgegen. Eine Hand wirst du ja frei haben – ich brauch’ dich wirklich. Bin an der Ecke der Fasanenstraße in der Telefonzelle.“ Petra beschrieb ihren derzeitigen Standort genau. Anja hörte zu und versuchte sich alles zu merken, während sie die beiden kleinen Jungen in Schach hielt. Ja, vielleicht ging es.
„Ich komme“, sagte sie nach einigem Zögern. Allein die Aussicht, hier nicht weiter aufpassen zu müssen, erschien ihr verlockend. Sie hörte sich an, wie Petra ihr den Weg beschrieb, damit sie einander auf keinen Fall verfehlten.
„Langsam komm’ ich dir entgegen, ich kann hier nicht stehen und warten, das kann ich wirklich nicht.“ Anja sah das ein. Petra war sicherlich der ungeduldigste Mensch der Welt, wenn es sich nicht um Pferde handelte. Da hatte sie Geduld …
So schnell wie möglich zog Anja ihre beiden kleinen Brüder an. Aufräumen konnte sie nicht mehr, das mußte sie auf nachher verschieben. Hoffentlich war dieses „Nachher“ ein Zeitpunkt vor Mutters Heimkunft. Sonst fiel die wahrscheinlich in Ohnmacht, wenn sie die Stube betrat.
Der breite Zwillingswagen stand gottlob im Flur. Den brachte sie allein die drei Stufen in den Garten hinunter, nachdem sie die beiden Kinder hineingepackt und angegurtet hatte. Nun los, im Sturmschritt Richtung Stadt, Petra entgegen.
Auf den Straßen lag kein Schnee mehr, nur noch in den Vorgärten. Das Wetter war undurchsichtig, es sah eigentlich nach Regen aus. Zu blöd, sie wollten doch draußen reiten, und wenn es regnete, würden sie bestimmt in der Halle bleiben müssen. Das war nur halb so schön, und Frau Taube würde überhaupt nichts vom Faschingszug sehen können.
Anjas Kostüm war fertig, auch den Westernsattel hatte sie. Sie freute sich unbändig, mitreiten zu dürfen, und zwar auf Kerlchen. Mit dem hatte sie bestimmt nicht die geringsten Schwierigkeiten. Vielleicht kamen auch ihre Eltern, um zuzusehen; Onkel Kurt würde sowieso dasein. Als was Cornelia kommen würde, hatte sie nicht verraten. Das gab dem Ganzen noch eine Spannung mehr.
Anja schob den Kinderwagen, so schnell sie konnte, vor sich her. Einmal rannte sie damit fast eine Frau um, die aus einem Laden kam. Die schimpfte, Anja entschuldigte sich und stürmte weiter. Hoffentlich war es der richtige Weg!
Jetzt mußte die Fasanenstraße kommen. Sie bog um die Ecke – und wirklich, dort hinten stand Petra und winkte mit beiden Armen. Ein einziges Glück! Anja nahm alle Kraft zusammen und fiel mit ihrem Wagen in Trab, wie der Reiter sagen würde. Atemlos und keuchend langte sie bei Petra an.
„Wa – was hast du denn da?“ fragte sie, ehe sie sich überhaupt begrüßt hatten. Petra stand neben einem hellgrauen, länglichen Blech, das sie an die Hausmauer gelehnt hatte und das sie an Länge weit überragte. „Was willst du denn damit?“
„Das ist – also, Bekannte von mir hatten eine Rutsche für den Garten gekauft, schon vor langer Zeit mal. Ihre Kinder sind jetzt zu groß zum Rutschen, aber früher war ich manchmal dort und – na, kurz und klein, ich hab’ gefragt und sie bekommen. Aber allein kann man so ein Ding nur sehr schwer tragen. Ich hab’ gesagt, ich werde abgeholt. Zu zweit schaffen wir es sicher, auch wenn wir außerdem diese Kutsche schieben müssen.“ Sie sah abschätzend von der Rutsche zum Kinderwagen und zurück. „Vielleicht können wir es sogar drauf laden?“
„Drauf laden? Den Jungen auf die Köpfe? Du bist ja plemplem“, sagte Anja. „Nee, das geht nicht. Aber – nun, einer faßt vorne an und einer hinten, und den Wagen schiebt der, der hinten geht, mit der anderen Hand.“
„Oooooder –“, sagte