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raste über das Geröll herab.

      »Komm!« sagte der Mann seltsam heiser, rauh und kratzend. »Na, komm schon, ich helfe dir!«

      Noch klang die Stimme normal, sie veränderte sich erst, als der Mann sich bückte und das Blut sah, das der Sand aufgesogen hatte.

      »O Gott, was hat der Hund gemacht? Was hat dieser Satan… Du bist verwundet! Den bringe ich noch mal um. Auf meinen Vater zu schießen! Das Schwein, das verdammte Schwein! Vater, Vater, ist es schlimm, hast du Schmerzen?«

      Der große Matt war in die Hocke gegangen, umschlang ihn, als wäre er ein Kind.

      »Vater, sag doch was! Sag doch ein gutes Wort, Vater, bitte! Ich – ich habe solche Unruhe in mir gehabt, ich bin einfach losgeritten. Ich weiß nicht, warum, aber ich mußte los, Vater. Ich wollte zu dir kommen und mich entschuldigen, daß ich dir die Peitsche zerbrochen und ins Gesicht geworfen habe, Vater, ich entschuldige mich, hörst du? Ich bitte dich um Verzeihung, ich war kein gehorsamer Sohn…«

      Pah, dachte der alte Löwe McGruder, ein Mann weint nicht, nein, das sollte er nicht. Das weiß schon der kleine Barrymore McGruder, und du alter Narr solltest dich schämen. Ja, schäm dich, Lionel McGruder! Du hast ihn in deiner verfluchten Wut wie einen Hund verprügelt, deinen großen Sohn.

      »Ich – ich muß mich entschuldigen, Junge. Ich – nicht du! Es war nicht gerecht von mir, ich habe unrecht an dir gehandelt, mein Junge. Nein, nein, sage nichts, es ist wahr. John, der verfluchte Kerl, hat es mir neulich ins Gesicht gesagt. Ich wäre ein ungerechter Teufel, hat er gesagt, und er hat recht gehabt. Du warst also unruhig, wolltest zu mir? Ach, ich wollte dem Söhnchen das Pony bringen. Die ganze Nacht habe ich nur an den Kleinen gedacht. Guter Name, den du ihm da gegeben hast – Barrymore McGruder. Feiner Name, Sohn!«

      »Vater, rede nicht soviel. Das ist jetzt nicht gut! Ich mache eine Schleppbahre, werde dich darauf festbinden. Wohin soll ich dich bringen, Vater?«

      »Zu dir, zu dem Kleinen und – zu deiner Frau. Ist eine hübsche Frau, hat gute Augen und Mut. Den muß eine McGruder auch haben. Es macht nichts, daß ihr Vater bloß Barbier und Mexikaner ist, macht gar nichts. Ich mag deine Frau, mein Junge.«

      »Du magst sie wirklich?«

      »Ja, Junge. Hat mir imponiert, hat mir mächtig gefallen, wie sie für dich eingetreten ist. Muß ein gutes Herz haben. Bring mich zu ihr, Junge!«

      Ach, welch ein Gefühl, endlich wieder seinen Ältesten bei sich zu haben. Mochte kommen, was da wollte, er hatte ihn wiederbekommen, nun war alles gut.

      »Den Kerl hat mir Harris auf den Hals gehetzt, Matt, ich bin ganz sicher. Matt, wenn du auf Harris losgehst, dann mußt du es ganz rauh machen, hörst du?«

      »Ich bekomme es heraus, und wer immer den Lump geschickt hat, ich kaufe ihn mir. Mach dir keine Sorgen, das kommt in Ordnung, Vater. John wird mir schon helfen.«

      »John, John! Dieser alte Halunke hat mich immer geärgert. Aber hör auf ihn, er kann denken. Na gut, wenn du es mit John machen willst… Matt, hast du den Kerl gekannt?«

      »Nein, nie gesehen. Muß ein Grenzbandit sein. Ich finde es heraus.«

      Matt McGruder rannte los, um Stangen für die Schleppbahre zu besorgen. Und er dachte an den heimtückischen Schützen, als er zum Hang und auf die kleiner werdenden Flammen blickte.

      Sollte ihn Harris geschickt haben? dachte Matt zweifelnd. Ich glaube es nicht, es will mir nicht in den Kopf. Harris würde kämpfen, aber doch keinen Halunken schicken. Ich muß zu John, sobald ich Vater zu Hause habe. Ich muß mit John reden. Vielleicht kam der Kerl aus Nogales? Dann müßten wir ihn nach dort bringen und die Leute ausfragen. Irgendwer wird ihn schon kennen und vielleicht wissen, mit wem er zusammen war, wer ihn aufgesucht hat.

      Ich muß mit Big John sprechen.

      *

      Mein County, dachte Big John Warren grimmig und sah die Straße hoch. Hier ist immer noch mein Distrikt. Ich bin Sheriff für drei Städte, für Sulphur Springs, Bowie und Dos Cabezas. Und jetzt bin ich in Dos Cabezas, und dort hinten ist die Steinbrecherei der Carpenters. Nur ruhig, immer langsam! Da sitzen ein paar Leute vor der Bodega von Chicco Gonzales. Freundlich sein, John, schön lächeln, harmlos tun.

      »Ah, buenas dias, Big John!«

      Chicco trat aus der Saloontür.

      »Hallo, Chicco!« sagte John und grinste. »Feiner Tag, wie? Alles in Ordnung bei euch?«

      Hier lebten nur drei Amerikaner, der überwiegende Teil der Bewohner waren ehemalige Mexikaner. Vielleicht war es darum so friedlich in Dos Cabezas. Bis auf eine Prügelei gab es hier nie was zu schlichten.

      »Was soll sein, Big John? Immer schön ruhig, immer Sonne. Kommen Sie herein, trinken Sie ein Glas Tequila, Sheriff!«

      »Nachher, Amigo, ich muß Steine bestellen.«

      »Oh! Sheriff, wollen Sie heiraten – eine hübsche Frau, vielleicht eine Frau mit roten Haaren?«

      Sie lachten, saßen im Schatten der Hauswand und hatten einen Kampfhahn in einem Käfig. Der Hahn krähte mißtönig. Vielleicht wollte er den Sheriff begrüßen.

      »Chicco, vielleicht werde ich es tun.«

      »Ah, was ist ein Mann ohne Frau, Big John? Habe ich recht?«

      »Du hast recht, Chicco! Ah, guten Tag, Franco!«

      Franco Silva trat aus der Tür seines Barbierladens, das Schaumbecken in der einen, den Rasierpinsel in der anderen Hand.

      »Hallo, Big John! Du mußt rasiert werden – komm vorbei!«

      »Ja, Franco, mache ich gleich, will nur ein paar Steine bestellen.«

      »Willst du endlich ein Haus für dich bauen?«

      »Ja, bald, Franco.«

      »Das ist gut, ein Mann muß ein Haus haben – und eine gute Frau. Sie ist eine hübsche Frau – und gut, gut, ich weiß es.«

      So waren sie, sie trugen ihr Herz auf der Zunge. Wen sie einmal Amigo nannten, der blieb es ein Leben lang. Und Big John war ihr Freund. Der sagte nichts, wenn sie Tequila hatten, den jemand über die Grenze geschmuggelt hatte. Er stand auch dabei, wenn ihre Kampfhähne sich mit den angeschnallten Messern bearbeiteten, obgleich das streng verboten war. Big John, – das war ein Americano, den sie mochten, der sie verstand und immer ein offenes Ohr für sie hatte.

      Der Sheriff ritt weiter, hielt vor dem offenen Tor der Steinbrecherei an. Im Hof war niemand. Die kleine Dampfmaschine, die die Steinsäge antrieb, qualmte nicht. Auch die beiden Wagen waren nicht zu sehen. Anscheinend waren die beiden mexikanischen Arbeiter der Carpenters irgendwo in den Bergen in einem der Steinbrüche, die zumeist auf dem Gebiet der McGruder Ranch lagen. Der alte Lionel hatte ihnen erlaubt, dort, wo die Berge nichts an Weide hergaben, Nutzsteine zu brechen.

      Big John glitt aus dem Sattel. Dann ging er zur offenen Hintertür und gelangte in den Flur.

      »Jemand da?« fragte er laut. »He, ist jemand zu Hause? Gregg – Angus? He, Leute, ich brauche Steine!«

      »Hier!« meldete sich Gregg Carpenter, ein stämmiger Mann mit schütterem Haar und klobigen Fäusten. »Hallo, Big John, du brauchst Steine?«

      Er tauchte in der Tür des Zimmers auf, das ihnen als Office diente, ein meist mürrischer Mann, der nun jedoch breit lachte.

      Lach nur, dachte John, das kenne ich längst. Leute, die ein schlechtes Gewissen haben, versuchen dadurch einiges zu verbergen. Das schafft anscheinend Erleichterung. Und du bist erleichtert, mein Freund, ich sehe es dir an.

      »Ja, ich will bauen.«

      »Was du nicht sagst. Alle Teufel, wer baut, der will auch heiraten, oder? – Komm doch herein!«

      Gregg Carpenter lachte ein bißchen zuviel. Himmel, war der Bursche nervös gewesen und plötzlich maßlos erleichtert. Er wußte also Bescheid. Dabei hätte John ihm diese Gemeinheit nie zugetraut,

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