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wenn schon?“ Klaudia blieb unbeeindruckt. „Das ist doch kein ehernes Gesetz. Vergeßt nicht, daß die Jugend heute schneller wächst als früher … nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Das nennt man … wartet mal…“ Sie krauste nachdenklich die Stirn. „Ak… Akzeleration.“ „Meine Eltern würden mich für verrückt erklären, wenn ich ihnen erzählen würde, daß ich jetzt schon in die Tanzstunde will“, sagte Heide.

      „Was seid ihr bloß für eine umständliche Gesellschaft!“ rief Klaudia. „Nun denkt doch nicht zuerst an eure Eltern und wie es bisher gewesen ist! Die Frage ist doch einfach die: Habt ihr überhaupt Lust, Tanzstunden zu nehmen? Ja oder nein?“

      „Nein“, sagte Axel, das hübsche Gesicht unter den braunen Locken wie gewöhnlich mürrisch verzogen.

      „Na bitte, dann scheidest du eben aus.“ Klaudia verbarg ihre Enttäuschung hinter einem verächtlichen Ton. „Von dir habe ich auch gar nichts anderes erwartet. Du bist und bleibst ein Muffel. Und wie steht es mit dir, Heide?“

      „Wenn Axel nicht mitmacht, habe ich auch keine Lust.“

      „Oh, häng du dich bloß an deinen Axel, du wirst schon sehen, wie weit du damit kommst! Ingrid?“

      „Bei mir hat sich die … die Akzel-irgendwas anscheinend nicht ausgewirkt!“ sagte Ingrid. „Ich warte lieber, bis ich noch ein Stückchen gewachsen bin.“

      „Und ich kriege kein Geld für so etwas“, sagte Ursel. „Meiner Meinung nach ist das Ganze eine Schnapsidee“, erklärte der dicke Rainer.

      Fritz grinste. „Einmal linksherum, einmal rechtsherum. Ich müßte ja verrückt sein, mich darum zu reißen.“

      „Ein wahres Glück, daß ihr nicht mitmacht!“ sagte Klaudia wild. „Ich habe es euch bloß aus purer Höflichkeit angeboten, daß ihr es nur wißt … Mit euch zu tanzen ist bestimmt kein Vergnügen!“ Sie legte ihre Hand auf Jochens Arm. „Aber du wirst mich doch nicht im Stich lassen! Außerdem bist du ein Jahr älter als wir anderen … Für dich wäre es genau die richtige Zeit!“

      „Kann schon sein!“ Jochen schielte an ihr vorbei. „Aber …?“

      „Meine Eltern erlauben das nie und nimmer. Ich habe sowieso schon jede Menge Ärger, weil ich mir die Haare wachsen lasse.“

      „Du könntest es doch wenigstens versuchen, Jochen!“ „Ich muß ja wohl“, sagte er unbehaglich, „wo du voriges Jahr so viel mit mir gearbeitet hast!“

      „Nicht aus Gnade und Barmherzigkeit!“ funkelte sie ihn an. „Darauf bin ich nicht angewiesen. Wenn ihr keine Lust habt … na, bitte, dann laßt es. Es ist ja nur eine Idee von mir gewesen. Ich hatte es mir fabelhaft vorgestellt, wenn wir es alle zusammen machen würden … am liebsten die ganze Klasse!“

      „Besser, als dauernd zu Hause rumzusitzen und in die Fernsehröhre zu starren, wäre es allemal“, erklärte Axel überraschend.

      „Auf einmal?“ schrie Fritz erstaunt.

      „Du machst mit, Axel?“ Klaudia strahlte. „Also ehrlich … ich finde keine Worte!“

      „Das habe ich nicht gesagt“, verwahrte er sich sofort, „bloß, daß es gar keine so dumme Idee ist.“ Er wurde ein bißchen rot unter der immer noch sommerlich braunen Haut.

      Jetzt schwenkte auch Heide um. „Das habe ich von Anfang an gesagt!“

      „Aber ob die uns in der Tanzschule überhaupt nehmen würden?“ fragte Jochen.

      „Also, paßt mal auf, alle zusammen“, rief Klaudia. „Ich mache euch einen Vorschlag zur Güte. Es hat doch gar keinen Zweck, wenn wir uns über ungelegte Eier aufregen! Also folgendes: Ihr fragt eure Eltern, ob ihr dürft. Weiter nichts. Und ich erkundige mich bei der Tanzschule, ob wir aufgenommen werden.“

      „Du traust dich was!“ bemerkte Heide voll widerwilliger Bewunderung.

      „Was ist schon dabei?“ Klaudia zuckte die Achseln. „Fressen werden die mich doch nicht. Freunde, ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, daß endlich wieder was los ist! Ihr werdet sehen … wir werden unheimlichen Spaß kriegen!“

      Mit List und Tücke

      Strahlender Laune kam Klaudia nach Hause. Aber sie merkte bald, daß dicke Luft herrschte. Dr. May hatte sich hinter seiner Zeitung verschanzt, und die Mutter erwiderte nur gerade eben ihren Gruß. Ohne irgendeine Frage nach den Erlebnissen des heutigen Vormittags zu stellen, Klaudia ahnte, was das bedeutete. Wahrscheinlich hatte der Vater einen besonders schwierigen Fall in seiner Praxis, der ihm und der Mutter, die bei ihm als Sprechstundenhilfe arbeitete, besonders zu schaffen machte. Deshalb schien es ihr nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, mit ihrer Tanzstundenidee herauszurücken.

      Nach dem Essen erbot sie sich, mit der jüngeren Schwester zusammen die Küche in Ordnung zu bringen, und die Eltern zogen sich zu einem Mittagsschläfchen zurück.

      Während Klaudia Geschirr, Besteck und Gläser in die Geschirrspülmaschine räumte, pfiff sie vergnügt.

      Silvie hatte ihre Schwester aufmerksam beobachtet. „Raus mit den Neuigkeiten“, sagte sie jetzt, „du platzt sonst noch!“

      Klaudia warf ihr einen unschuldsvollen Blick zu. „Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst!“

      „Tu bloß nicht so! Ich kenne dich bis auf den Grund deiner schwarzen Seele. Du hast wieder mal was ausgeheckt.“

      Klaudia packte die Kleine bei den Schultern und wirbelte sie durch die Küche. „Silvie, Silvie, du bist wahrhaftig ein Wunderkind! Du kannst im Zirkus als Hellseherin auftreten!“

      Silvie lachte. „Nur wenn du mitmachst … Klaudia und Silvie, die gedankenlesenden Schwestern … das wäre doch eine Nummer!“

      Klaudia ließ Silvie los, tat Spülpulver in das dafür bestimmte Fach der Maschine und klappte die Türe zu.

      „Wenn du wirklich Gedanken lesen kannst, dann rate doch mal, weshalb ich so guter Laune bin!“

      „Weil du was vorhast!“

      „Soweit waren wir schon … aber was?“

      „Warum soll ich mir das Köpfchen zerbrechen, wenn du es mir ohnehin in den nächsten fünf Minuten sagen wirst?“

      „Spielverderberin!“ Klaudia ließ heißes Wasser in das Spülbecken und begann die Töpfe zu schrubben.

      Sie hätte es gerne gesehen, wenn die Schwester noch weitergefragt hätte, aber damit war nach Lage der Dinge wohl nicht zu rechnen. So entschloß sie sich, die Katze freiwillig aus dem Sack zu lassen. Aber sie erntete nicht die bewundernde Zustimmung, die sie erwartet hatte.

      „Ihr wollt in die Tanzschule?“ fragte Silvie ganz betroffen.

      „Na und? Paßt dir das etwa nicht?“

      „Na ja, ehrlich gestanden …“

      Silvie rieb unnötig heftig mit dem feuchten Tuch herum. „… ich hatte eigentlich gehofft, wir würden später zusammen gehen.“

      „Wie kommst du auf das schmale Brett?“

      „Ich hatte es mir eben so vorgestellt.“ Silvie sah die Schwester nicht an.

      „Denkst du etwa, ich würde deinetwegen mit dem Tanzen warten, bis ich alt und grau bin?“

      „In zwei Jahren“, sagte Silvie, „bin ich so alt wie du heute …“

      Klaudia fiel ihr ins Wort. „Na, siehst du, du möchtest auch jung damit anfangen! Ist ja nichts dagegen zu sagen … aber dann gönne mir doch auch den Spaß.“

      „Ich habe nie behauptet, daß ich ihn dir nicht gönne!“

      „Dann mach auch nicht so ein Gesicht.“ Klaudia stellte die blankgescheuerten Töpfe auf die Abtropfe. „Tatsächlich wäre es

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