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      Viktor Löwen

      Die zwölf Jünger Jesu

      Exegetische Untersuchungen zum Kreis der zwölf Jünger im Matthäusevangelium

      Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

Verlagslogo

      Zugleich von der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie der Technischen Universität Dortmund angenommene Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor Philosophiae (Dr. phil.).

      © 2021 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      www.narr.de[email protected]

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      ISBN 978-3-7720-8724-0 (Print)

      ISBN 978-3-7720-0138-3 (ePub)

      Vorwort

      Bei diesem Buch handelt es sich um die leicht überarbeitete Version meiner Dissertation, die ich im Sommer 2018 an der Fakultät für Humanwissenschaften und Theologie der TU Dortmund eingereicht und im Januar 2019 mündlich verteidigt habe. Es ist das Ergebnis eines langen Weges. Am Anfang beschäftigte ich mich mit Aussagen des Matthäusevangeliums über die Jünger Jesu, die sich aus soziologischer Perspektive mit „Macht- und Machtlosigkeit“ beschreiben lassen. Später verschob ich den thematischen Fokus auf das Konzept Zwölferkreis, also die zwölf Jünger Jesu als eine fest umrissene Personengruppe, und entschied mich für eine textlinguistisch ausgerichtete Exegese.

      Mein großer Dank geht an meinen Doktorvater Prof. Dr. Rainer Riesner, der mich in der Entstehung dieser Arbeit über die Jahre hinweg zuverlässig, ermutigend und fachlich anregend begleitet hat. Für die Übernahme des Zweitgutachtens möchte ich Prof. Dr. Karl-Heinrich Ostmeyer danken. Neben Prof. Dr. Rainer Riesner und Prof. Dr. Karl-Heinrich Ostmeyer engagierte sich auch Prof. Dr. Michael Basse als Mitglied der Prüfungskommission. Dankbar bin ich auch für die Rückmeldungen, die ich bei mehreren Doktorandenkolloquien erhalten habe, erstens des Instituts für Evangelische Theologie an der TU Dortmund und zweitens des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT). Darüber hinaus sind mir Gespräche mit Jonas Kissel, Dr. Emmanuel Rehfeld und Matthias Ruf in positiver Erinnerung, weil sie zur Schärfung meiner Fragestellung und Methodik beigetragen haben. Sehr gerne denke ich auch an die Zeit bei Seda und Thomas Symank, bei denen ich etliche produktive Wochenenden verbracht habe. Ich bin froh, seit 2015 am Theologischen Seminar Rheinland als Dozent für Neues Testament zu arbeiten, wo ich den Freiraum erhalten habe, zeitweise an der Dissertation zu arbeiten. Meine dortige Kollegin Kristina Grupe hat viele Stunden ihrer Freizeit dafür geopfert, das Manuskript für die Veröffentlichung vorzubereiten. Dass meine Dissertation in der Reihe Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter (TANZ) erscheinen kann, verdanke ich sowohl der freundlichen Aufnahme durch die Herausgeber der Reihe, insbesondere Prof. Dr. Günter Röhser, als auch der professionellen Betreuung durch den Narr Francke Attempto Verlag, namentlich Dr. Valeska Lembke und Corina Popp im Lektorat sowie Barbara Landwehr in der Herstellung. Für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses danke ich dem Vorstand des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT). Zu guter Letzt möchte ich sagen, dass ich meiner Frau Christina unendlich dankbar bin für ihre Unterstützung bei diesem langjährigen und kräftezehrenden Projekt.

      Ein Hauptgrund für meine intensive Beschäftigung mit den zwölf Jüngern Jesu liegt in meinem Interesse am Thema Kirche. Ich erinnere mich, bereits als Jugendlicher über die Rolle der Kirche in der Welt, die ihr die Autoren des Neuen Testaments zuweisen, fasziniert, irritiert und erschrocken gewesen zu sein. Dass Jesus seine Jünger zurücklässt (vgl. Joh 14-17), dass die Kirche als „Leib“ Christi gilt (vgl. 1Kor), erscheint mir einerseits als eine ehrenvolle Auszeichnung und andererseits als eine (zu) große Verantwortung, auch angesichts der Licht- und Schattenseiten der Kirche im Allgemeinen und der konkreten Ortsgemeinden im Speziellen. Ich empfinde es als ein großes Geschenk, Eltern zu haben, die diese beiden Seiten auf vorbildhafte Weise zusammenhalten. Ihre anhaltende und Krisen überdauernde Wertschätzung der ganzen Gemeinde und einzelner Menschen betrachte ich als eine Frucht des Geistes. Diese Ambivalenz der heilig-unheiligen Kirche ist übrigens auch im Matthäusevangelium bei Jesu Zwölferkreis erkennbar. Die zwölf Jünger erscheinen sowohl positiv als auch negativ, sie sind bevollmächtigt, aber unvollkommen, manches ist „wiederholbar“, anderes nicht. In gewisser Weise hat sich bei mir in den letzten Jahren wiederholt, was der Auferstandene den elf Jüngern zuallerletzt zusagt: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende des Zeitalters!“ (Mt 28,20)

      EINFÜHRUNG

      1 Thema, Ziel und Vorgehensweise

      Diese Studie untersucht die Bedeutung der zwölf Jünger Jesu im Matthäusevangelium. Die textuelle Grundlage dieser Untersuchung bildet das MtEv als Gesamt- und Endtext, wie er uns in der 28. Auflage von Nestle-Aland vorliegt. Diese Konzentration auf das MtEv als Gesamt- und Endtext bedeutet, dass sich diese Untersuchung einerseits nicht auf einige ausgewählte Textstellen innerhalb des MtEv beschränkt, und andererseits nicht auf Textcorpora außerhalb des MtEv ausdehnt. Der inhaltliche Fokus richtet sich auf den sogenannten „Zwölferkreis“, d.h. auf die zwölf Jünger Jesu als eine fest umrissene Personengruppe.1 Diese Fokussierung auf den Zwölferkreis als Gesamtgröße impliziert, dass weder die zwölf Jünger als Einzelpersonen noch Aspekte des allgemeineren Themas „Jüngerschaft“, die über den Zwölferkreis hinausgehen, im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Demzufolge sollen alle eindeutig vom Zwölferkreis handelnden Textstellen des MtEv identifiziert und daraufhin befragt werden, was sie direkt oder indirekt über den Zwölferkreis aussagen, d.h. was er inhaltlich bedeute. Das Ziel ist also eine möglichst vollständige Beschreibung des Zwölferkreises auf der Grundlage der in den Fokus genommenen Textstellen. Die Antwort der jeweiligen Textstelle auf die Frage nach der Bedeutung der zwölf Jünger wird durch die Exegese erarbeitet. Die Exegese ist textlinguistisch ausgerichtet. Dabei übernimmt die Analyse von Syntax und Semantik eine entscheidende Rolle. Außerdem führt die Konzentration auf das MtEv als Gesamt- und Endtext dazu, bei der Exegese jeder einzelnen Textstelle den textuellen Mikro- und Makrokontext zu berücksichtigen.

      2 Legitimation und Notwendigkeit

      Die Legitimation und Notwendigkeit dieser Studie ergibt sich aus der schlichten Tatsache, dass der Zwölferkreis ein Bestandteil des MtEv ist. Nichtsdestoweniger wurde der Zwölferkreis für sich genommen in den letzten Jahrzehnten der Mt-Forschung entweder gar nicht oder nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit untersucht (vgl. dazu I,1). Die vorliegende Studie soll diese Lücke schließen. Die letzte große Forschungsarbeit, die dieses Thema im Rahmen einer etwas breiter angelegten synoptischen Studie gründlich behandelt hatte, hat 1968 Seán Freyne vorgelegt.1 Und zuletzt hat sich im Jahr 2011 Joel Willitts in einem kurzen Artikel mit der theologischen Bedeutung der zwölf Jünger im MtEv befasst.2 Abgesehen von diesen beiden Arbeiten von Freyne und Willitts (vgl. I,1.2.2), die sich auf die theologische Deutung der Zwölf im MtEv konzentrieren, gibt es durchaus weitere ähnliche Arbeiten, die aber genau genommen nur benachbarte Themen behandeln. So gibt es zwar mehrere Forschungsarbeiten zu den historischen zwölf Jesusjüngern, aber deren thematischer Fokus liegt auf der Frage nach der Historizität des Zwölferkreises.3 Mit diesem Fokus auf der Historizität hängt zusammen, dass diese Arbeiten die besondere Rolle der historischen Zwölf im verkündigten Reich Gottes des historischen Jesus auf der Basis aller vier Evangelien (und teilweise der Apostelgeschichte) bestimmen. Allerdings wird dabei dem MtEv und seiner eigenen Darstellung der Zwölf wenig Platz eingeräumt und zudem seiner Bedeutsamkeit für die historische Frage wenig Gewicht beigemessen. Neben den historisch orientierten Studien gibt es auch exegetisch-theologische Studien zu einzelnen Passagen des MtEv, in denen die zwölf Jesusjünger eine wichtige Rolle spielen.4

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