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versicherte Bert eifrig.

      »Das ist aber sehr lieb von dir, Bert.« Sie lachte zärtlich und gab dem Jungen einen Kuss. »Jetzt kann mir ja nichts mehr geschehen.«

      Einträchtig hingen die Kinder sich an ihren Arm, und gemeinsam betraten sie nach kurzem Anklopfen das Arbeitszimmer ihres Vaters.

      *

      Der Burgherr hob verwundert den Kopf, als er die drei eintreten sah. Aber ehe er eine Frage stellen konnte, hatte Bert sich schon von Phyllis gelöst und war vor seinen Vater getreten.

      »Papa, wenn du Tante Phyllis nicht heiraten magst, dann werde ich es tun«, erklärte er wie ein Erwachsener.

      Der Baron saß eine Weile wie erstarrt. Er sah verdutzt auf seinen Sohn, dann hob er den Blick und sah fragend zu dem jungen Mädchen, das mit einem feinen Lächeln um den roten Mund zwischen den Kindern stand.

      Nun schien Ille es an der Zeit zu finden, dem Bruder zu Hilfe zu kommen.

      Sie riss sich von Phyllis’ Hand los und stellte sich neben Bert.

      »Du musst nämlich wissen, Papa«, begann sie altklug, »dass wir Tante Phyllis als Mutter haben möchten, damit sie uns nie mehr allein lassen kann.«

      »Das sieht mir fast nach einer Verschwörung aus«, sagte er dann mit einem amüsierten Lächeln. Seine Augen suchten wieder mit jenem rätselhaften Blick, den Phyllis sich nicht erklären konnte, ihre Augen und blieben fragend darin hängen.

      »Und was sagt Tante Phyllis dazu? Will sie denn eure Mutti werden?«, wollte er wissen.

      Phyllis legte ihre Arme um die Kinderschultern. Zärtlich zog sie sie an sich und sah ihn offen an.

      »Ja, ich will, Herr Baron. Ich liebe sie, als wenn es meine eigenen wären. Ich will ihnen eine gute Mutter sein.«

      Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber. In seinem kantigen Gesicht regte sich kein Muskel, nur seine Augen schienen dunkler zu werden und ihr Glanz intensiver.

      Dann streckte er ihr plötzlich mit einem tiefen Atemzug seine Hand entgegen.

      »So wollen wir es denn miteinander versuchen, Phyllis. Mögest du deinen Entschluss nie bereuen.«

      Er richtete sich auf und warf einen Blick auf die Kinder, die ihn erwartungsvoll anschauten.

      »Na, Bert, freust du dich denn gar nicht?«, neckte er den Jungen, der einen unzufriedenen Eindruck machte. »Nun wird Tante Phyllis doch eure Mutti.«

      »Aber ich wollte sie doch heiraten«, konnte er seine Enttäuschung nicht völlig verbergen.

      Verhalten lachte der Vater und strich über das krause Haar seines Sohnes.

      »Das würde aber noch viele Jahre dauern, bis du heiraten kannst, mein Sohn. Dann würde Tante Phyllis längst auf und davon sein, und du hättest das Nachsehen. Es ist schon besser, ich heirate sie, und sie wird deine Mutti, dann kann sie dir nicht mehr davonlaufen und muss für immer bei uns bleiben.«

      Das schien Bert einzuleuchten, und so nickte er gnädig seine Zustimmung.

      »So, Kinder, nun lauft aber, ich habe noch allerhand mit Tante Phyllis zu besprechen.«

      »Ooch, du kommst nicht mit uns?« Ille war bitter enttäuscht. Sie war eigentlich die Einzige, die es immer wieder versuchte, dem Vater zu widersprechen.

      Der Mann setzte eine strenge Miene auf.

      »Du wirst jetzt ganz artig sein und mit deinem Bruder spielen gehen. Tante Phyllis wird nachkommen, wenn wir alles besprochen haben.«

      Vor diesem Befehl wagte auch die Kleine keinen Einwand mehr. Trotzig schürzte sie die roten Lippen und zerrte den Bruder ungestüm mit sich hinaus.

      Phyllis musste gewaltsam ein amüsiertes Lächeln unterdrücken. Ille sah auch zu reizend in ihrem kindlichen Trotz aus.

      Der Mann bemerkte sehr wohl das Zucken um ihren Mund und wusste es auch zu deuten.

      Leicht verweisend schüttelte er den Kopf und sagte mit leichtem Vorwurf:

      »Hoffentlich verwöhnst du die Rangen nicht allzu sehr, Phyllis. Auch Liebe kann manchmal nicht angebracht sein.«

      »Nein, Herr Baron. Nicht wenn man sie richtig anwendet.«

      Sein Mund verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln. Dann meinte er mit leichtem Vorwurf: »Wie wäre es, wenn du den Baron fortlassen würdest, Phyllis? Schließlich ist es ja unter Verlobten so üblich.«

      Sie kämpfte einen Moment mit ihrer Verwirrung, dann sagte sie unsicher:

      »Ich werde es versuchen.«

      Er sah sie unverwandt an.

      »Dann versuche es nur gleich, Phyllis. Nenne mich Alexander oder Axel, wie meine Freunde es tun.«

      Gebannt sah sie zu ihm auf, und wie unter einem fremden Zwang murmelte sie:

      »Ich werde Axel sagen, der Name ist geläufiger.«

      Verhalten zuckte es in seinen Augen auf, aber er verriet mit keinem Wort, ob es ihn freute, dass sie ihn wie seine Freunde einfach Axel nannte.

      »Komm, Phyllis, setz dich. Ich glaube, nun stoßen wir beide erst einmal auf eine glückliche Zukunft an.«

      Sie setzte sich nur zögernd, denn seine Nähe bedrückte sie und machte sie unsicher. Etwas, was ihr nur sehr selten widerfuhr.

      Durchdringender Rosenduft strömte durch das offene Fenster ins Zimmer und erfüllte es mit einem berauschenden Wohlgeruch. Die feinen Nasenflügel des Mädchens blähten sich leicht, und dieses feine Vibrieren verriet deutlich, wie erregt sie war.

      Er hatte nach dem Diener geklingelt und ihm den Auftrag erteilt, eine Flasche von dem besten Wein und zwei Gläser zu bringen.

      Der alte Diener riss erstaunt die Augen auf. Ein verblüffter Blick traf das Mädchen, und es war seiner Miene deutlich anzumerken, dass ihre Anwesenheit ihn verwunderte.

      Ob der Baron mit ihr den Wein trinken wollte? Das war aber mehr als seltsam.

      Baron von Lassberg verzog mokant seinen Mund. Er ahnte, was in seinem Diener vor sich ging, und er wusste auch, dass die Tatsache, dass er mit der Erzieherin seiner Kinder Wein trank, schon sehr bald die Runde durch das Haus machen würde.

      »Musste das sein, Axel?«, fragte Phyllis mit leichtem Vorwurf. Es war ihr unangenehm, der Mittelpunkt von Dienstbotenklatsch zu sein.

      »Warum?«, kam es gleichmütig zurück. »Morgen werden sie alle wissen, dass du meine Braut bist, und ihre Neugierde ist befriedigt.«

      »Wird man es dir in deinen Kreisen nicht übelnehmen?«

      »Soll man – was kümmert es mich? Ich bin mein eigener Herr und von niemandem abhängig.«

      »Aber deine Verwandten?«, warf sie ein.

      Er zog seine Augenbrauen hoch und sah sie an.

      »Warum machst du dir Gedanken, Phyllis? Glaubst du meinen Worten nicht, wenn ich dir erkläre, dass ich gewohnt bin, das zu tun, was ich für richtig halte? Keiner meiner Verwandten würde es auch nur auf einen Versuch ankommen lassen, mir in etwas dreinzureden, was ich entschieden habe.«

      Er trat auf sie zu und hielt ihr sein Etui hin. Als sie ablehnte, zuckte es befriedigt in seinen Augen auf. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, sagte er betont:

      »Ich hoffe, du hast Vertrauen zu mir, Phyllis, denn ohne Vertrauen zueinander würde unsere Ehe unmöglich sein.«

      Sie sah an ihm vorbei aus dem Fenster und musste daran denken, mit welcher Furcht im Herzen sie hierhergekommen war, weil man ihr im Dorf nicht gerade Mut gemacht hatte, als sie davon sprach, dass sie die Stelle auf der Burg anzunehmen gedachte. Die gutmütige Wirtin aus dem Bahnhofslokal hatte sie gewarnt und gemeint, es sei schon besser, wenn sie erst gar nicht bis zum Schloss hinausfahren würde, denn es müsse ja furchtbar für ein so junges Mädchen

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