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haben, das zu betonen. Und ich darf sagen, daß ich immer ein besonders gutes Verhältnis zu meinem Vater hatte.«

      »Sie haben keine Geschwister?«

      »Doch, eine Schwester. Sie ist in England verheiratet, ein paar Jahre jünger als ich. Sie ist nur auf ihren Mann und seine Familie fixiert. Sie hat auch schon zwei Kinder. Ich werde ihr nicht mitteilen, daß Vater so krank ist, wenn er nicht ausdrücklich darum bittet, Laura zu sehen.«

      Offene Worte waren gewechselt worden, aber stellten sie Jean Pierre zufrieden?

      »Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen, Herr Morrell?« Dr. Behnisch sah den Jüngeren forschend an.

      »Selbstverständlich«, erwiderte Jean Pierre.

      »Hatte Ihr Großvater nichts dagegen, daß seine Tochter Angelique einen Bürgerlichen heiratete?«

      »Überhaupt nichts. In unserer Familie steht die Liebe an erster Stelle, Herr Dr. Behnisch. Und wir nehmen die Liebe sehr ernst.«

      »Es wäre gut, wenn viele Menschen so dächten«, sagte Dr. Behnisch. »Aber was die Baronin Ahlen betrifft… sie ist tot, und Leon ist auch tot. Und Hanno sieht Ihnen kein bißchen ähnlich.«

      »Aber es ist eine ungewöhnliche Situation, und ich bin es gewohnt, alles bis ins letzte Detail zu ergründen.«

      »Wem nützen Sie damit, wenn Ihr Vater bald auch nicht mehr leben wird, Herr Morrell?«

      »Vielleicht kann er leichter sterben, wenn ich ihm sage, daß ich ihm alles, aber auch alles verzeihen würde. Was geht es mich denn an, wie er lebte, bevor er Mama kennenlernte? Ich weiß doch, wie er sie angebetet hat, wie wir sie geliebt haben. Laura allerdings nicht so sehr, weil Mama soviel schöner war als sie. Töchter sind da wohl eifersüchtiger. Ich will ja auch nichts gegen Laura sagen. Sie paßt nach England, sie ist eine Lady, sie spielt in der Gesellschaft die Rolle, die sie schon immer spielen wollte.«

      »Und nun meinen Sie zu wissen, daß Leon Ihr Halbbruder war?«

      »Wollen Sie es mir ausreden?«

      »Nein, ich habe mir auch Gedanken gemacht, und ich habe auch mit Cordula darüber gesprochen. Sie sollten mit ihr ganz offen reden. Sie konnte sich ja schon eine Meinung über Leons Eltern bilden. Aber da gibt es eben noch Hanno, der wenigstens Leons Tochter Onkel sein möchte. Vielleicht sollten Sie auch mal mit ihm reden. Sonst kann ich Ihnen keine Ratschläge mehr erteilen.«

      »Aber es waren sehr gute Ratschläge, Herr Dr. Behnisch, und ich bin dankbar, daß Sie mir so viel Zeit gewidmet haben.«

      »Das habe ich sehr gern getan, weil es Ihnen und auch Cordula nützen könnte. Sie hegt keinen Groll gegen den toten Leon, aber so ganz hat sie es nie verwunden, von seiner Familie nicht akzeptiert worden zu sein.«

      »Was mir unbegreiflich ist«, meinte Jean Pierre nachdenklich. »Sie bringt doch wahrhaftig alles mit, was eine Frau liebens- und begehrenswert macht.«

      »Was aber bei den Ahlens wohl nicht geschätzt wurde.«

      »Und Sie meinen, daß der Baron unbelehrbar ist?«

      »Vielleicht käme er zu sich, und zu anderen Erkenntnissen, wenn er Sie kennenlernen würde.«

      Jean Pierre schüttelte leicht den Kopf. »Ich möchte ungern Anlaß zu einem Schock sein.«

      Dann wollte er noch einmal zu seinem Vater gehen. »Vielleicht dürfte er länger leben, wenn wir schon früher hierhergekommen wären«, sagte er leise.

      »Denken Sie das jetzt nicht. Es ist alles irgendwie doch vorbestimmt. Und es ist wohl doch ein höherer Wille, der bestimmt, wann eine Lebensuhr abgelaufen ist.«

      »Mein Vater ist ein guter Mensch. Er hat nie einem anderen etwas

      zuleide getan. Warum muß er leiden? Wie soll man da an Gottes Willen glauben?« sagte Jean Pierre tonlos.

      »Es wird immer einiges geben, was wir nicht begreifen können, manchmal wohl auch nicht begreifen wollen«, erwiderte Dr. Behnisch mit ernstem Nachdruck, und für sich dachte er, daß man auch nie genau wüßte, ob ein Mensch einem anderen nicht Leid zugefügt hatte. Wie mochte es zwischen Jean Claude Morrell und der Baronin gewesen sein? Würde es sein Sohn jetzt erfahren? Oder würde man es überhaupt erfahren, was damals wirklich geschehen war, daß sie dann doch Johann von Ahlen geheiratet hatte?

      Jedenfalls war es ein bewegendes Schicksal, mochte man es nun negativ oder positiv betrachten.

      *

      Im Hause Mohl hatte sich während Cordulas Abwesenheit auch Aufregendes ereignet. Das Telefon hatte geläutet. Hans war gerade mit Dorle im Garten, weil sie seinen Rat wollte wegen des Gemüsegartens. Natürlich war dann gleich Nora zum Telefon geflitzt. Sie war im Telefonieren eigentlich schon fast perfekt, wenn sie auch manchmal auf stur schaltete, wenn sich eine ganz fremde Stimme meldete. Diesmal jedoch tat sie es nicht, obgleich die Stimme fremd war. Aber sie hatte einen Namen genannt, der ihr nun schon sehr geläufig war.

      »Von Ahlen!«

      »Ich bin die Nora«, sagte sie. »Bist du vielleicht mein Großvater?«

      Sie konnte natürlich nicht sehen, wie bestürzt er war, wie er nun nach Worten rang, wie ungläubiges Staunen sich auf seinem strengen Gesicht abzeichnete.

      Und dann sagte er, was er selbst gar nicht begreifen konnte, was ein fremder Zwang ihm in den Mund zu legen schien: »Ich denke, du bist erst vier Jahre?«

      »Bin ich auch, was denkst du? Weil ich telefonieren kann? Das kann ich schon lange. Ich habe mich auch mit Nora gemeldet, aber ich muß ja immer Mohl sagen, wenn ich auch Ahlen heiße. Stimmt’s?«

      »Und warum mußt du dich mit Mohl melden?« fragte er rauh.

      »Weil Mami es so will, und weil meistens nur geschäftliche Anrufe kommen. Weißt du das auch nicht? Meine Mami hat nämlich viel zu tun. Ist eigentlich Hanno zu Hause? Ich würde ihn sehr gern sprechen.«

      »Er ist leider nicht zu Hause«, erwiderte er da doch tatsächlich. »Aber ich würde gern deine Mami sprechen.«

      »Sie ist leider noch nicht da, aber ich kann ja ausrichten, daß sie zurückruft, wenn es recht ist. Meinen Opi willst du wohl nicht sprechen, Großvater von Ahlen?«

      Doch da stand Hans schon in der Terrassentür, und ihm stockte der Atem.

      Nora nahm seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis, sondern fuhr gerade fort:

      »Gut, dann sage ich Mami, daß du später noch mal anrufst. Inzwischen kannst du Hanno schöne Grüße von mir bestellen. Ich mag ihn gern, und vielleicht mag ich dich auch, wenn ich dich kennenlerne. Okay?«

      »Okay«, erwiderte er unwillkürlich, und dann zitterte seine Hand so stark, daß der Hörer fast von selbst auf die Gabel fiel. Er starrte vor sich hin, legte die Arme auf den Schreibtisch und die Stirn auf seine Hände.

      Momentan war alles wie ein Traum für ihn, zu unwirklich, um alles begreifen zu können. Aber die zarte Kinderstimme, so unbekümmert und ohne Hemmungen, klang in seinen Ohren fort. Es war wie ein Wunder, das ihn verzauberte, ein Wunder, wie er es noch nie im Leben erlebt hatte.

      Er hörte nicht, daß die Tür leise geöffnet wurde, dann aber vernahm er Hannos Stimme, der besorgt fragte, ob ihm etwas fehle.

      Er richtete sich langsam auf. »Ich habe eben mit meiner Enkeltochter telefoniert«, sagte er schleppend. »Ich soll dich grüßen, und sie mag dich, Hanno.«

      Hanno sah seinen Vater fassungsLos an. Er brachte kein Wort über die Lippen.

      »Ich will sie kennenlernen, vielleicht mag sie mich auch«, sagte Johann da gedankenverloren. »Ja, vielleicht kann sie mich dann auch mögen. Was ist das für ein Kind!«

      »Ein bezauberndes Kind, Vater«, erwiderte Hanno.

      »Ein Wunder, ein lebendiges Wunder«, murmelte Johann von Ahlen. »Daß es so etwas gibt.«

      »Sie hat auch eine wundervolle

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