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Truppen und diese bald von sowjetischen Truppen abgelöst. Als Be­zirks­hauptstadt in der DDR erlebte Schwerin erneut eine rege Bautätigkeit; so lie­ßen der Aus­bau der Weststadt und der Neubau der Stadt­teile Lankow und Gro­ßer Dreesch die Einwohnerzahl erstmals auf über 100.000 steigen. 1990 einigte man sich auf Schwe­rin als Hauptstadt des neuen Bundeslan­des Mecklenburg-Vor­pom­mern. Heu­te ist Schwerin die kleinste Landes­hauptstadt Deutschlands.

      Derzeit bewirbt sich Schwerin um eine Aufnahme in das UNESCO-Welt­kulturerbe. Genauer gesagt soll die ein­zig­artige romantische Kultur­landschaft rund um das Mär­chen­schloss auf der Insel Weltkulturerbe werden, ein­schließ­lich des Ge­bäude­ensembles Al­ter Garten mit Staats­theater und des Staatlichen Museums vis-à-vis und na­türlich des herrlichen Schlossparks (u. a.). Das „Residenz­ensemble Schwe­rin - Kulturlandschaft des roman­ti­schen Historismus“ steht bereits auf der Vor­schlagsliste.

      Hauptanziehungspunkt ist natürlich das prächtige Schweriner Schloss mit sei­nen re­präsentativen Räumlichkeiten - ohne Schlossbesichtigung bleibt ein Schwe­rin-Be­such unvollständig. Über die Schlossbrücke kommt man zum we­nige Meter ent­fern­ten Alten Garten, der von Staatstheater, Galerie Alte & Neue Meister und Kol­le­gien­haus um­rahmt wird. Auf der Schlossstraße ge­langt man von hier - ent­lang di­ver­ser klas­si­zis­tischer Reprä­sentativ­bau­ten, in de­nen heute die Lan­des­regie­rung lo­giert - zum hek­tisch-mo­dernen Ma­rien­platz im Herzen der Innenstadt. Auf halbem Weg rechts ab geht es über die Pusch­kin­straße zum Markt­platz, hin­ter dem der Dom der Stadt un­mittelbar auf­ragt. Von dieser be­schau­lichen Ecke Schwe­rins erreicht man in we­ni­gen Mi­nuten (z. B. weiter über die Pusch­kinstraße) die Schelf­stadt. Nur ei­nen Kat­zen­sprung weiter westlich liegt der Pfaffenteich, Schwe­rins „Bin­nen­alster“. Auch hier am städt­ischen See rei­hen sich zahlreiche his­tori­sche Re­prä­sen­ta­tiv­bau­ten, an sei­nem Süd­ufer la­den eine riesige Frei­trep­pe und diverse Ca­fés zur Rast ein.

      Schloss: Ein imposantes Bauwerk, das sich auf einer winzigen Insel wie aus dem Was­ser zu erheben scheint. Un­zäh­lige Türmchen und Aufbauten las­sen an die Schlös­ser an der Loire den­ken, und in der Tat fühlte sich Georg Adolph Demmler (1804-1886), der wich­tigste Baumeister des Schwe­riner Schlosses, vom Château Cham­bord im Loire-Tal inspiriert, wenn auch einige Jahrhunderte nach der Erbau­ung des prächtigen französischen Renais­sance­schlosses.

      Über eine Befestigung der heutigen Burginsel berichtete bereits im Jahr 973 ein ara­bi­scher Kaufmann namens Ibra­him ibn Jacub. Anfang des 11. Jh. ist von der Burg „Zua­rin“ des Obo­tri­ten­fürsten Niklot die Rede, die 1160 durch den Sach­sen Hein­rich den Lö­wen (1129-1195) eingenommen und zur ers­ten Residenz der Grafschaft Schwe­rin er­ko­ren wurde. Es folgten erste Aus­bauten auf der Burgin­sel, bis Her­zog Jo­hann Alb­recht I. (1525-1576) im 16. Jh. das Bau­werk anlässlich sei­ner Hochzeit in weiten Tei­len im Re­nais­sancestil umgestal­ten ließ. 1560-1563 wur­de die Schlosskir­che an­ge­baut, sei­nerzeit der erste protes­tan­tische Kir­chen­neu­bau in Meck­lenburg. Dann aber ging es ab­wärts: 1756 ver­ließen die Fürsten Schwe­rin und er­richteten sich eine Re­si­denz im etwa 40 Ki­lo­me­ter süd­lich gelege­nen Lud­wigslust. Als sie 1837 wie­der zu­rück­kehrten, war das ehemals präch­tige Schloss heruntergekommen und kaum noch bewohnbar. Sechs Jahre später schlug die Stunde von Hof­bau­rat Demm­ler. Groß­herzog Paul Friedrich (1800-1842) hatte noch einen kom­pletten Residenz-Neubau am heutigen Alten Gar­ten im Sinn, sein Nachfolger Friedrich Franz II. (1823-1883) hin­ge­gen entschloss sich, das Schloss statt­dessen großzügig um­zubauen und zu diesem Zweck Teile des al­ten Gebäudes abreißen zu lassen - nur zur Seeseite hin blieben Elemente des ty­pisch meck­lenburgischen Renaissance­baus aus dem 16. Jh. erhalten. Hofbaurat Demm­ler und sein Architektenkollege Her­mann Wil­le­brand (1816-1899) bau­ten zwischen 1843 und 1851 weite Teile der Anlage im Stil der Neo­renaissance um. Der spätere Baumeister Friedrich Au­gust Stüler (1800-1865) ver­änderte die Fassade zur Stadtseite hin und fügte hier das Rei­terstandbild des Obo­tritenfürsten Niklot wie auch die pracht­volle Goldkup­pel an. Die feier­li­che Eröff­nung des neuen Schlosses fand 1857 statt.

      Am Schloss

      1913 zerstörte ein Brand weite Teile des Schlosses, das 1919 zum Staats­eigen­tum er­klärt wurde. Nach langen Restaurierungsarbeiten wurde hier 1921 ein ers­tes Schloss­museum er­öffnet (bis 1945), von 1952 bis 1981 diente das Gebäude als Pä­da­gogische Schule, an der Kindergärtnerinnen aus­ge­bildet wur­den. 1974 be­gann man erneut mit Restaurierungsarbeiten, die noch im­mer nicht abgeschlos­sen sind. Seit Herbst 1990 hat der Landtag Mecklen­burg-Vorpommerns hier sei­nen Sitz.

      Der Rundgang durch das Schloss führt zunächst hinauf in die Beletage (zwei­ter Stock), wo sich die Wohn­ge­mä­cher der Herzogin befanden. „Bele­tage“ ver­spricht nicht zu viel: Es folgen in der Tat recht schmucke Räum­lichkeiten, darunter das Speisezimmer mit kunst­voll gefertigtem Parkettboden und kostbarer Wand­ver­tä­felung, die „Rote Audienz“ mit handgewebter roter Tapete, das Teezim­mer (ur­sprüng­lich der älteste Raum des Schlosses), das runde Blumenzimmer mit Stuck­de­cke und De­ckenmale­rei sowie der „Blaue Salon“, das überaus gemütliche Wohn­zim­mer der Herzogin mit blauer Sei­den-/Damasttapete und hand­ge­schnit­z­ten Wand­kon­solen.

      Im dritten Stock gelangt man in die Festetage mit den Repräsentations­räu­men und den Gemächern des Her­zogs: Letztere sind nur teilweise zugänglich, darunter das Ad­jutantenzimmer, das Rauchzimmer (für die Regie­rungs­pau­se) und die Biblio­thek. Hinter dem Bü­cher­regal befindet sich übrigens ein Ge­heimgang, der es dem Her­zog er­mö­g­lichte, sich auch mal ohne Wissen seines Adjutanten (respektive der Her­zogin ...) zu absentieren. Schließlich ge­langt man in den Thronsaal, den pracht­voll­s­ten Raum des Schlosses, mit kunst­vollem Intarsienparkett, einem ver­goldeten Thron­sessel mit Baldachin (da­hinter das Wap­pen von Meck­len­burg) und Säulen aus Car­rara-Marmor, dem original er­halte­nen Kronleuchter, einem aufwändigen De­cken­gemälde nebst Stuckar­beiten - und einer ge­ra­de­zu modernen Heizung. Die im Rund­gang an­schlie­ßende Ahnengalerie hat­te der Untertan auf dem Weg zur Au­dienz abzuschreiten und bekam ne­ben­bei die Legitimation des Fürsten in Er­in­nerung gerufen. Zu se­hen sind mehr oder minder schmeichelhafte Porträts aller mecklenburgischen Fürs­ten von 1348 bis 1800.

      Wer die Besichtigung des Schloss­museums vervollständigen will, findet im ersten Stock eine umfangrei­che Por­zellansammlung sowie eine Waffen­sammlung (Auf­gang gegenüber der Kas­se im Erdgeschoss).

      Wieder draußen, lohnt es sich, ein­mal komplett um das Schloss herum­zu­gehen: Der Burggarten wurde von Jo­seph Lenné (1789-1866) im engli­schen Stil konzi­piert, wo­bei auch die Dach­ter­ras­sen der Orangerie (heute Ca­fé) gar­ten­architekto­nisch mit einbe­zo­gen wur­den.

      ♦ Schlossmuseum: Mitte April bis Mitte Okt. Di-So 10-18 Uhr, im Winter Di-So 10-17 Uhr, Mo ge­schlos­sen. Einlass bis eine hal­be Stun­de vor Schließung (Achtung: Die Por­zel­lan- und Waffensammlung wird ger­ne auch einmal deutlich früher geschlos­sen). Eintritt 8,50 €, erm. 6,50 €, Kinder und Jugendl. un­ter 18 J. frei, Fotoer­laubnis 3 €. Führungen durch Beletage und Festetage im Sommer­halbjahr Di-So 11 und 13.30 Uhr, Mai/Juni auch Sa/So 15 Uhr, Juli/Aug. auch Di-So 12 und 15 Uhr, in den Win­ter­mo­naten nur Di-So 11.30 Uhr, Sa/So auch 13.30 Uhr, Dauer 1 Std. 3 €/Pers., erm. 2 €. Au­dio­gui­de 2 €. Len­néstr. 1, 19053 Schwe­rin, Tel. 0385-5252920, www.schloss-schwerin.de.

      Exklusive Sitzgelegenheit: im Thronsaal des Schweriner Schlosses

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