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den letzten beiden Sektionen, die sich nur auf die Doxologie in Rm 16,25ff beziehen, wird der Bezugstext durch die Capitula deutlich gleichmäßiger gegliedert. Dennoch erkennt man einige Ausreißer nach oben, die in der Folge noch genauer erklärt werden.

      Die Unterschiede werden freilich nicht nur anhand der Darstellung sichtbar, sondern lassen sich auch anderweitig belegen. Erfasst man diese Wortanzahlen nämlich als Datenreihe, so lassen sich Kapitelverzeichnisse hinsichtlich ihrer Intervallgröße auch mit Hilfe verschiedener Methoden und Kenngrößen der deskriptiven Statistik darstellen und auswerten. Beides wurde für die beiden hier untersuchten Kapitellisten getan. Zunächst sollen die dazu aufgeführten Kenngrößen kurz erklärt werden:

      Der empirische Mittelwert x¯10 bedarf sicher kaum weiterer Erläuterungen. Umgangssprachlich bedeutet er nichts anderes als den „Durchschnitt“ der erfassten Datenreihe. Er gibt hier also die mittlere Intervallgröße der jeweiligen Kapitelreihe an. In den nachfolgend dargestellten Diagrammen ist er durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnet.

      Bei den beiden folgenden Kenngrößen handelt es sich jeweils um Streuungsparameter einer Stichprobe bzw. einer Datenreihe. So lässt sich durch die Berechnung der empirischen Standardabweichung s11 zeigen, inwieweit die Stichprobe durchschnittlich um den empirischen Mittelwert streut. Mit anderen Worten bezeichnet s die durchschnittliche Abweichung der einzelnen Intervallgrößen von der vorher berechneten mittleren Intervallgröße.

      Um diese Abweichung besser einzuordnen, wird der empirische Variationskoeffizient V12 gebildet. Während es sich bei der empirischen Standardabweichung um ein absolutes Streumaß handelt, ist der Variationskoeffizient als relatives Streumaß aufzufassen. Er berechnet sich als Quotient aus der Standardabweichung und dem Mittelwert und kann daher nur einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen. Üblicherweise wird er als Prozentzahl angegeben. Je größer der Variationskoeffizient, desto stärker ist die Streuung der Stichprobe. Je kleiner der Variationskoeffizient, desto gleichmäßiger gliedert die Kapitelreihe also den Bezugstext.

      Vor dem Hintergrund der eigentlichen Funktion einer solchen Kapitelliste sollte man eher Letzteres erwarten. Denn wie bereits zu Beginn des Kapitels beschrieben, geht es in erster Instanz darum, dem Leser eine schnelle Orientierung über den gesamten Text zu ermöglichen. Auf diesem Wege soll die Handhabbarkeit eines Kodex verbessert werden. Findet sich nämlich ein Kapitelverzeichnis vor einem Text, so ist es dem Leser eher möglich, zielgerichtet und schnell auf konkrete Textstellen bzw. -abschnitte zuzugreifen. Folglich sollte es den Bezugstext auch so gleichmäßig wie möglich gliedern. Denn es würde für den Leser doch eher störend wirken und der Funktion eines Kapitelverzeichnisses entgegenlaufen, wenn einige Textteile zu weiträumig und allgemein, andere dagegen zu kleinschrittig und detailliert zusammengefasst sind. Außergewöhnlich große bzw. verschwindend geringe Wortanzahlen pro Sektion sollten also eher selten auftreten.

      Um die Werte besser vergleichen und einordnen zu können, wurden zusätzlich die Intervallgrößen zweier weiterer Kapitellisten der lateinischen Überlieferung des Römerbriefes bestimmt und ausgewertet. Es handelt sich um die bereits zuvor genannte Kapitelliste der Bamberger Alkuin-Bibel13 („Capitula Alkuina“14 → KA Rm B), sowie die Kapitelliste des Codex Cavensis15 („Capitula Cavensia“16 → KA Rm C). Die berechneten Ergebnisse stellen sich wie folgt dar:

KA Rm A KA Rm Reg KA Rm B KA Rm C
empirischer Mittelwert x¯ 111,1 209,9 218,1 362,3
empirische Standardabweichung s 88,6 102,3 81,4 106,4
empirischer Variationskoeffizient V i 77,9 % 48,7 % 37,2 % 29,1 %

      Tabelle 1:

      Vergleich der Intervallgrößen relevanter Kapitellisten des Römerbriefes

      Vor allem der Vergleich der Variationskoeffizienten Vi zeigt Erstaunliches. Die Streuung der Werte für die Intervallgröße der einzelnen Sektionen der KA Rm A fällt mit fast 78 % unverhältnismäßig groß aus. Die übrigen Kapitellisten weisen alle weitaus geringere Werte auf. Auch die KA Rm Reg besitzt hier noch einen relativ hohen Wert, der allerdings nicht annähernd so hoch ausfällt wie der der KA Rm A. Auch in den folgenden Diagrammen 3–6, in denen die Wortanzahl der einzelnen Sektionen der vier Kapitellisten dargestellt ist, wird das eben Gesagte sichtbar.

      Diagramm 3-6:

      Intervallgrößen und Variationskoeffizienten ausgewählter Kapitellisten

      Die Diagramme bestätigen den Eindruck, der sich auch anhand der Berechnungen nahegelegt hat. Während KA Rm C, KA Rm B, KA Rm Reg von der jeweiligen statistischen Norm (d.h. von dem jeweils berechneten Mittelwert) nur mehr oder weniger geringfügig abweichen, gilt dies dagegen für die KA Rm A ganz und gar nicht. Die geringste Streuung ist für die KA Rm C festzustellen. Denn hier sind die „Berge und Täler“ relativ schwach ausgeprägt. Es ließe sich also am ehesten eine Rechtecksfläche approximieren. Ein solches Rechteck hatte den Wert V = 0.17 Auch die KA Rm B stellt sich recht gleichmäßig dar. In der KA Rm Reg erscheinen die Intervallgrößen v. a. im mittleren Segment der Liste relativ gleichmäßig. Auch hier ließe sich einigermaßen leicht eine Rechtecksfläche approximieren. Sehr unregelmäßig und überaus ungleichmäßig stellen sich dagegen die Intervallgrößen der KA Rm A dar. Durch die ungewöhnlich hohe Anzahl an Sektionen treten notwendigerweise zahlreiche sehr flache Abschnitte (entspricht zweistelligen Intervallgrößen) auf. Gleichzeitig sind allerdings auch überaus hohe Ausschläge sichtbar, die immer dann erscheinen, wenn die Wortanzahl unverhältnismäßig hoch ist. Kurzum: das Profil der KA Rm A sieht also alles andere als „ideal“ aus.

      Für diese einzelnen, von der Norm der Vergleichsgrößen signifikant abweichenden Ausreißer, sollten plausible Erklärungen gesucht werden. Hier ist mit sekundären Veränderungen zu rechnen, die entweder die Kapitelliste und / oder den ursprünglichen Bezugstext betreffen können. Einerseits legen übermäßig hohen Säulen nahe, dass hier der ursprüngliche Bezugstext anders ausgesehen haben könnte, konkret dass er kürzer war als der heute bekannte Text des Römerbriefes. Dies wird im folgenden Kapitel eine wichtige Rolle spielen. Vor dem Hintergrund der ungewöhnlich hohen Gesamtanzahl an Sektionen der KA Rm A ist andererseits v. a. von Ergänzungen einzelner Sektionen auszugehen. Diese häufen sich in denjenigen Textabschnitten, die durch ungewöhnlich kleine Intervallgrößen auffallen. Somit ist die oben formulierte Annahme hinreichend plausibilisiert, dass auch die Capitula Amiatina sekundär bearbeitet wurde.18 Dies geschah mit großer Wahrscheinlichkeit in einem weit größeren Umfang als es für die Capitula Regalia anzunehmen ist.

      Festzuhalten bleibt zunächst: beide untersuchten Kapitellisten haben in unterschiedlichem Maße sekundäre Veränderungen erfahren. Dabei stehen

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