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Uta Hauck-Thum

       Das Anthropozän als Denkrahmen für Lehr- und Lernprozesse unter den Bedingungen der Kultur der Digitalität

       Elisabeth Hollerweger

       Das Anthropozän erlesen

       Literaturdidaktische Perspektiven auf Mensch-Umwelt-Erzählungen

       Petra Koder

       Philosophieren mit Kindern als integriertes Unterrichtsprinzip in der Primarstufe

       Irene Lampert & Kai Niebert

       Vorstellungen zur planetaren Grenze Ozeanversauerung

       Claudia Mewald

       Too early? Too difficult? Too complex?

       About the Anthropocene for Young Language Learners

       Elisabeth Mürwald-Scheifinger, Sabine Apfler & Christian Spreitzer

       Mathematik im Anthropozän

       Wie lang ist das – Halbwertszeit? Zeitspannen und Zerfallsprozesse in der Primarstufe mathematisch erfassen

       Stefanie Preiml & Moremi Zeil

       TatOrte

       Entwurf einer Didaktik des Anthropozäns

       Carmen Sippl

       Was der Fluss erzählt

       Wasser literarisch lernen mit dem Bilderbuch

       Kerstin Steindl-Kuscher

       Lernszenario H2O – „Wasser, was ist denn das?“

       Gabriele Weigelhofer & Eva Feldbacher

       Nachhaltiges Lernen durch Verstehen von Zusammenhängen

       Unterrichtsbeispiele aus dem Bereich Gewässerökosysteme

       AUSBLICKE

       Khaled Hakami & Christian Wiesner im Gespräch

       Das Anthropozän denken und reflektieren – mit einem makrosoziologischen Blick auf die Jäger-und-Sammler-Kultur

       Vanessa Janeczek & Christian Spreitzer

       Ein neues Erdzeitalter?

       Eine naturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Anthropozänbegriff

       Sophie Reyer

       Plastik oder Wassermanns Arche

       (eine Dystopie)

       AUF EINEN BLICK

       Inhalt all in one: Abstracts

       Autorinnen und Autoren

       Register

      Carmen Sippl

      In medias res

      – oder: Ins kalte Wasser springen

      Der Titel dieses Bandes, „Das Anthropozän lernen und lehren“, suggeriert die Vorannahme, das Anthropozän sei ein Fach, dessen fachwissenschaftliche Inhalte zu lernen und fachdidaktisch aufbereitet zu lehren sind. Als (noch nicht fixierte) Bezeichnung eines Erdzeitalters wäre das Anthropozän Thema der Geologie bzw. der Erdsystemwissenschaften – die es in der Schule allenfalls als fragmentiertes Teilwissen in MINT-Fächern gibt. Als „kulturelles Konzept“ (Trischler 2016, S. 270) – schließlich geht es um den Menschen (‚anthropos‘) als „geologischen Faktor“ (ebd., S. 269) und die nachhaltigen Spuren, die er im Erdsystem hinterlässt – wäre das Anthropozän in der Kulturellen Bildung zu verorten. Aber diese ist kein Schulfach; sie ist vielmehr den künstlerisch-ästhetisch-kreativen (also vermeintlich entbehrlichen) Gegenständen wie Bildnerische und Musikerziehung, Technisches und Textiles Werken zuzuordnen bzw. Unverbindlichen Übungen wie Darstellendes Spiel, Bildnerisches und Musikalisches Gestalten und mit etwas Glück und Verstand auch dem Deutsch-, Geschichts- und Religions- bzw. Ethikunterricht mit ihren jeweiligen Narrativen.

      Das Anthropozän aber, so Eva Horn, Kulturwissenschaftlerin und Begründerin des Vienna Anthropocene Network, ist „eine Gegenwartsdiagnose“ und „eine ethische Herausforderung“: „Es geht darum, unser Verhältnis zur Welt neu zu denken.“ (Horn 2019a, S. 12f.) Dies betrifft insbesondere das Verhältnis von Natur und Kultur – denn die massiven Eingriffe des Menschen in das Erdsystem und das Erreichen von Kipppunkten machen dieses Neudenken und ein entsprechendes Handeln notwendig. Das Anthropozän als „Brückenkonzept und Querschnittsaufgabe“ (Dürbeck 2015, S. 107) fordert daher Natur- ebenso wie Kultur- und Geisteswissenschaften dazu heraus, in einen bislang ungewohnten Dialog zu treten. „Anthropozän-Wissenschaften zu betreiben“, betont Reinhold Leinfelder, Geologe und Mitglied der Anthropocene Working Group, „bedeutet also insbesondere die umfassende Verschränkung von Natur-, Kultur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften, um gemeinsam die Interaktion zwischen belebter und unbelebter sowie zwischen natürlicher, kulturell-technischer und sozialer Umwelt zu erforschen.“ (Leinfelder 2015, S. 259)

      Aber wie kann interdisziplinär generiertes Wissen in sektorale Bildungssysteme Eingang finden? Gerald Bast plädiert dafür, dass die „Veränderungen der Bildungssysteme und der Bildungsrealität […] in ihrer Radikalität der Radikalität der gesellschaftlichen, klimatischen und technologischen Veränderungen entsprechen“ müssten (Bast 2020, S. 380f.). Die Wechselwirkung von Mensch und Natur hat durch die erkennbaren Folgen etwa von Klimawandel und Artensterben eine Aktualität gewonnen, die für hoch-/schulische Bildung von zentraler Bedeutung ist. Dabei ist das Anthropozän „nicht als Konkurrenz, sondern als verbindende, integrative Ergänzung zu existierenden Fächern“ zu sehen (Leinfelder, in diesem Band, S. 27). Es gilt also, das Anthropozän als Denkrahmen für Bildungsprozesse zu nutzen, die ein transformatives Potenzial entfalten können.

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