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glaube, Tommy ist sehr glücklich.“

      Und dann lehnte ich kleiner gedankenloser, selbstsüchtiger Frechdachs mich zum Doktor hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Bitte, vergessen Sie nicht, etwas über das Reisen zu sagen.“

      „Übrigens“, begann darauf Johann Dolittle, „natürlich erfordert meine Arbeit, daß ich gelegentlich verreise. Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich Ihren Sohn auf meine Reisen mitnehme?“

      Meine Mutter blickte scharf auf bei dieser neuen Wendung. Sie sah unglücklicher und ängstlicher aus denn je, während ich hinter des Doktors Stuhl stand und mit klopfendem Herzen auf die Antwort meines Vaters wartete.

      „Nein“, sagte der langsam nach einer Weile, „ich finde, wenn wir den andern Dingen zustimmen, haben wir nicht das Recht, dagegen etwas einzuwenden.“

      Sicherlich hat es nie in der Welt einen glücklicheren Jungen gegeben als mich in diesem Augenblick. Mein Kopf ragte in die Wolken, ich schwebte in der Luft und konnte mich kaum davon zurückhalten, im Zimmer herumzuspringen. Endlich sollte der Traum meines Lebens wahr werden, endlich wurde mir Gelegenheit gegeben, mein Glück zu machen und Abenteuer zu erleben, denn ich wußte bestimmt, der Doktor würde sich in allernächster Zeit auf eine neue Reise begeben. Polynesia hatte mir gesagt, er bliebe kaum jemals länger als sechs Monate hintereinander zu Haus. Daher würde er sicherlich binnen vierzehn Tagen wieder abreisen, und ich, Tommy Stubbins, würde mit ihm reisen, das Meer durchkreuzen, an fernen Küsten wandern und die Welt durchstreifen.

      16. Kapitel

      DIE MANNSCHAFT DES BRACHVOGELS

      Von diesem Tag an hatte sich meine Stellung in der Stadt natürlich sehr geändert. Ich war nicht mehr der Sohn des armen Schuhflickers. Ich steckte die Nase hoch in die Luft, wenn ich, Jip mit seinem goldenen Halsband zur Seite, die Hohe Straße entlangging. Und einige kleine Jungen, die mich früher verachtet hatten, weil mein Vater nicht reich genug war, mich zur Schule zu schicken, zeigten mich jetzt ihren Freunden und flüsterten: „Das ist des Doktors Gehilfe — er ist erst zehn Jahre alt.“

      Aber ihre Augen wären vor Erstaunen noch größer geworden, wenn sie gewußt hätten, daß ich mit dem Hund neben mir sprechen konnte.

      Zwei Tage, nachdem der Doktor bei uns zum Abendessen gewesen war, erzählte er mir traurig, er müsse den Versuch aufgeben, die Sprache der Schaltiere zu lernen, wenigstens für die Gegenwart.

      „Ich bin sehr entmutigt, Stubbins“, sagte er, „ich habe es mit den Miesmuscheln, den Venusmuscheln, den Austern, den Kinkhörnern, den Herzmuscheln, den Kammuscheln, mit sieben verschiedenen Sorten Krabben und mit der ganzen Hummerfamilie versucht. Ich glaube, ich werde es für den Augenblick sein lassen und später wieder darauf zurückkommen. Ich denke jetzt sehr daran, zu verreisen, Stubbins — es ist schon eine ganze Zeit her, seit ich fortgewesen bin, und drüben erwartet mich eine Menge Arbeit.“

      „Wann wollen wir aufbrechen?“ fragte ich.

      „Ich muß abwarten, bis der purpurne Paradiesvogel kommt, und ob er mir eine Botschaft vom Großen Pfeil bringt. Er hat sich sehr verspätet. Er hätte schon vor zehn Tagen hier sein müssen. Wenn ihm nur nichts zugestoßen ist!“

      „Sollten wir uns inzwischen nicht lieber um ein Schiff kümmern? Der Paradiesvogel wird in wenigen Tagen hier sein, und dann werden wir mit Reisevorbereitungen viel zu tun haben, nicht wahr?“

      „Ja, du hast Recht. Wir wollen zu deinem Freund Joe, dem Muschelmann, gehen. Er wird wissen, wo eins zu haben ist.“

      „Ich möchte gern mitkommen“, sagte Jip.

      „Schön, komm mit“, sagte der Doktor, und wir gingen los.

      Joe sagte, er hätte grade ein Schiff gekauft, aber das könnte nur von drei Mann gesegelt werden. Wir antworteten, wir wollten es doch auf jeden Fall sehen. Der Muschelmann führte uns ein Stück den Fluß hinunter und zeigte uns das hübscheste kleine Schiff, das je gebaut worden war. Es hieß ‚Brachvogel‘. Joe wollte es uns sehr billig verkaufen. Aber das Dumme war, daß zur Bedienung des Schiffes drei Mann nötig waren, und wir waren nur zwei. „Natürlich nehme ich Tschi-Tschi mit,“ sagte der Doktor, „aber obgleich er sehr schnell und klug ist, hat er doch nicht die Kräfte eines Menschen. Wir müssen noch jemand mitnehmen, um ein so großes Boot wie dieses zu segeln.“

      „Ich kenne einen guten Matrosen, Herr Doktor“, sagte Joe, „einen erstklassigen Matrosen, der gern diesen Posten übernehmen würde.“

      „Nein, danke, Joe“, sagte der Doktor, „ich will keine Matrosen. Ich könnte nicht den Lohn für sie aufbringen. Und dann lähmen mich Seeleute, wenn ich auf See bin. Sie wollen immer, daß alle Dinge auf die richtige Art gemacht werden, und ich tue sie gern auf meine Art. Wir wollen einmal überlegen: wen könnte man wohl mitnehmen?“

      „Vielleicht Matthäus Mugg, den Katzenfuttermann?“ schlug ich vor.

      „Nein, das geht nicht — Matthäus Mugg ist ein netter Kerl, aber er spricht zu viel, meistens über seinen Rheumatismus. Man muß sich mit Leuten, die man auf eine lange Reise mitnimmt, sehr vorsehen.“

      „Wie wäre es mit Lukas dem Einsiedler?“ fragte ich.

      „Das ist ein guter Gedanke — herrlich, wenn der mitkäme! Wir wollen sofort hingehen und ihn fragen.“

      17. Kapitel

      LUKAS DER EINSIEDLER

      Der Einsiedler war ein alter Freund von uns. Er war ein seltsamer Mensch und wohnte in einer kleinen Hütte weit draußen in den Marschen, ganz allein mit seiner getigerten Bulldogge. Niemand wußte, woher er kam, noch kannte man seinen Namen. Die Leute nannten ihn einfach Lukas, den Einsiedler. Er kam nie in die Stadt, hatte offenbar nie den Wunsch, Menschen zu sehen und zu sprechen, und sein Hund Bob trieb sie fort, wenn sie sich seiner Hütte näherten. Als wir an diesem Nachmittag über die Marschen gingen, blies uns aus Osten ein kalter Wind entgegen. In der Nähe der Hütte spitzte Jip die Ohren und murmelte vor sich hin: „Das ist aber seltsam.“

      „Was ist seltsam?“ fragte der Doktor.

      „Daß Bob nicht herauskommt und uns entgegenläuft. Er müßte uns längst gehört oder gerochen haben.“

      Wir gingen zur Hütte und sahen hinein, aber es war niemand da.

      „Ist Lukas nicht zu Hause?“ fragte ich. „Vielleicht ist er spazierengegangen.“

      „Lukas ist immer zu Hause“, sagte der Doktor und runzelte die Stirn, „und selbst wenn er spazierengegangen wäre, hätte er seine Tür nicht offen gelassen. Hör, wie sie im Winde klappert! Da muß etwas Seltsames geschehen sein.“

      Als wir unsre Mäntel zuknöpften und heimwärts gingen, rannte Jip voraus und gab vor, nach Wasserratten zu suchen.

      „Er weiß etwas“, flüsterte der Doktor. „Ich glaube, er weiß, was geschehen ist. Merkwürdig, daß er’s mir nicht erzählt. In elf Jahren hat er das noch nie getan. Seltsam, höchst seltsam.“

      „Glauben Sie, er weiß etwas über den Einsiedler, das große Geheimnis, von dem man immer flüstern hört?“

      „Ich wäre nicht erstaunt, wenn er es wüßte“, antwortete der Doktor langsam. „Ich habe gesehen, was für ein Gesicht er machte, als wir die Tür offen und die Hütte leer fanden. Und wie er den Fußboden abgeschnüffelt hat — der muß ihm was erzählt haben. Er hat Zeichen gesehen, die wir nicht gesehen haben. Ich möchte nur wissen, warum er’s mir nicht sagt. Ich will ihn einmal fragen. Jip, komm her, Jip! Wo ist denn der Hund? Ich dachte, er wӓr’ uns vorausgelaufen.“

      „Das ist er auch“, sagte ich. „Er war noch eben da — ich habe ihn in voller Lebensgröße gesehen. Jip! Jip! Jip! ...“

      Aber Jip war fort. Wir riefen und riefen und gingen sogar wieder zur Hütte zurück, aber Jip blieb verschwunden.

      „Höchstwahrscheinlich ist er nach Haus vorausgelaufen“,

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