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Feuer zurückkam, bereits aufgespießt auf zurechtgeschnitzten Holzstücken über dem Feuer gedreht wurde. Der fertig gebratene Fisch schmeckte etwas fade, aber die erhoffte Sättigung trat ein.

      Als sie noch mit den Resten der Mahlzeit beschäftigt waren, ruckten ihre beiden Köpfe gleichzeitig hoch. Ihre Wahrnehmung hatte sich an die Umgebungsgeräusche gewöhnt, sodass ihnen sofort eine Ergänzung aufgefallen war, die eigentlich nicht hierhergehörte.

      Das leise Geräusch war absolut unverkennbar.

      »Pferde!«, sagte Köhler und Terzia nickte. Es war nicht auszuschließen, dass es sich um Wildtiere handelte, doch der Instinkt eines Soldaten weckte in Köhler sofortiges Misstrauen. Auch Terzia war auf den Beinen, in ihrem Gesicht ein sorgenvoller Ausdruck.

      Köhler entfernte sich einige Schritte, lauschte, nickte dann. Er hatte sich wieder mit dem Fernrohr aus der Ausrüstungskiste Seligers bewaffnet.

      »Sie sind nicht hierher unterwegs. Schau selbst!«

      Eine Gruppe von Reitern, keine Wildtiere, zog ihre Bahn, eindeutig in Richtung auf die Lagerfeuer, die immer noch gut erkennbar waren.

      »Waffen. Schusswaffen. Und Uniformen, soweit ich das erkennen kann«, sagte Köhler. »Ich kenne die Uniformen nicht, aber es sind zweifelsohne Soldaten. Wirken recht diszipliniert und aufmerksam. Hm.«

      »Hm?«

      »Ich habe nur kurz einen Blick in die Gesichter einiger Männer blicken können. Aber diese Menschen haben eine große Ähnlichkeit mit den Chinesen, die uns unsere Expedition gen Osten beschrieben hat. Ich möchte daher mal vermuten, dass wir uns irgendwo im östlichen Asien befinden.«

      »In China?«

      »Asien ist groß. Wir sollten uns nicht festlegen.«

      »Was will dieser Engelmann hier?«

      Dr. Engelmann war ihre Nemesis, wenn sie Seligers Schilderungen richtig verstanden hatten, derjenige, den sie nun, mehr oder weniger freiwillig, durch die Zeiten jagten, um Schlimmeres zu verhindern.

      »Vielleicht sucht er hier Verbündete. Vielleicht sucht er nur nach einem Ort, an dem er selbst etwas Ruhe findet. Egal was er vorhat, er benötigt Hilfe dabei«, mutmaßte Köhler.

      »Also sollten wir uns auch dorthin begeben«, erklärte Terzia und zeigte auf die Rauchfahnen.

      Köhler nickte, so richtig ohne Begeisterung.

      Aber es würde schwer sein, Terzia von der Alternative zu überzeugen, einfach nichts zu tun. Dagegen sprach schon die Aussicht, sich tagelang nur von Fisch zu ernähren – oder wie lange Engelmann auch immer hier zubringen wollte.

      »Gut«, sagte er also.

      Er meinte es aber nicht so.

      5

      »Jawed.«

      »Metellus.« Klang schwach, etwas gewollt männlich, nur ohne die notwendige Puste. Metellus schüttelte den Kopf. Persischer Mannesstolz. Es gab wirklich Momente, da sollte es das Recht eines jeden sein, einfach nur zu jammern. Er sah auf den verletzten Mann hinab, der in einer hoffentlich bequemen Position auf seinem Lager gebettet die Umgebung mit immer wieder leicht zufallenden Augen betrachtete.

      »Du fragst nicht, wie es mir geht, Zenturio«, sagte der Pāygān-sālār.

      »Es geht dir richtig dreckig, das sehe ich dir an, mein Freund.«

      Jawed zwang sich ein Lächeln ab, es war keine besonders überzeugende Vorstellung. Metellus suchte seine Sorge um den Mann zu verbergen. Der alte Medicus hatte getan, was er konnte, und das war angesichts der Umstände durchaus beachtlich. Der Römer machte niemandem einen Vorwurf, höchstens dem Schicksal, und das zeigte sich, wie immer, eher unbeeindruckt.

      »Wie ist die Lage?«, rang sich der Perser ab.

      »Keine weiteren Angriffe. Aber wir haben jemanden aufgegabelt.«

      »Ein Gefangener?«

      »Ich bin mir nicht sicher. Er sagt, er wäre ein Überläufer. Er hat sich uns als Jin vorgestellt.«

      »Er sagt, er wäre ein … was?«

      Der Perser war einen Moment gar nicht mehr so schwach, sein Erstaunen hatte dem geschwächten Leib erkennbar Energie zugeführt.

      Jaweds Unglaube war nachvollziehbar. Die Krieger aus Baekye sprachen ein Idiom, das niemand in Rom oder Persien verstand. Es gab welche im Reich der Chinesen, die es gut beherrschten, doch es war mindestens so kompliziert und schwer zu lernen wie das Chinesische selbst. Aufgrund der Präsenz der Zeitenwanderer aus dem westlichen Afrika, die aus eigenen historischen Gründen des Englischen mächtig waren, hatte sich diese Sprache, die in dieser Epoche im Grunde noch gar nicht existierte, als Lingua franca durchgesetzt. Es gab natürlich sowohl Römer, die Chinesisch lernten, als auch Chinesen, die sich Latein oder Griechisch aneigneten. Aber ihre Zahl war begrenzt und manche taten dies eher aus Neugierde oder aus einem intellektuellen Verständnis heraus, wenige waren Soldaten oder Staatsbeamte. Kenntnisse des Persischen waren weiter verbreitet, waren Rom und sein großer Nachbar doch seit langer Zeit in zeitweise herzhafter Feindschaft verbunden, eine Gegnerschaft, die erst in den letzten Jahren zu einer ernsthaften Freundschaft geworden war. Nichts fokussierte Emotionen mehr als ein gemeinsamer Feind, der einem an den Kragen wollte.

      Aber Baekye-Krieger, die etwas anderes als ihre eigene, komplexe Sprache beherrschten? Natürlich musste es sie geben. Aber sie waren zumindest an dieser Front noch keinem begegnet.

      Irgendwie machte dieser Gedanke Jawed sofort misstrauisch. Metellus sah es ihm an und er empfand ähnlich. Deserteure gab es nicht, wenn es um Baekye ging, zumindest keine lebenden. Und dann noch welche, die sich verständlich machen konnten? Das war beinahe unmöglich. Und doch war es geschehen.

      Oder war es …?

      »Ein Spion«, kam Jawed zu dem Schluss, zu dem auch sein römischer Kamerad sofort gelangt war. »Er spricht Englisch?«

      »Persisch.«

      »Ein Spion.«

      »Wenn, dann ein sehr verzweifelter. Als wir ihn schließlich ergriffen, zitterte er vor Angst und hatte sich völlig eingenässt.«

      »Ein gut vorbereiteter Spion. Einer, der sein Metier beherrscht und alles tut, um überzeugend zu wirken. Wir sollten höchste Vorsicht gelten lassen.«

      Jawed schien die Diskussion noch mehr zu beleben. Die letzten Sätze sprach er sehr kraftvoll aus. Gegnerische Spionage weckte offenbar seine Lebensgeister. Er versuchte sogar, sich aufzurichten, wurde daran aber von Metellus mit sanftem Nachdruck gehindert.

      »Er ist in Gewahrsam und wird bewacht. Aber ich gebe ihm zu essen und ich habe ihn frisch eingekleidet. Es ist nicht an uns zu entscheiden, was mit ihm geschehen soll. Ich habe ans Hauptquartier telegrafiert. Sobald Weisung kommt, werden wir entsprechend handeln.«

      »Weisung«, stieß Jawed aus. »Sie werden ihm auf den Leim gehen, weil sie unbedingt einen Erfolg haben wollen, etwas, das ihnen etwas in die Hand gibt, eine Erkenntnis, die ihnen hilft. Wenn dieser komische Marschall tatsächlich jemanden geschickt hat, der sein Handwerk versteht, wird er mit den Trotteln leichtes Spiel haben. Und wir, hier an der Grenze, werden das im Zweifelsfall ausbaden müssen, oder?«

      Metellus wollte seinem persischen Kameraden so gerne widersprechen, doch leider brachte er nur ein Schulterzucken zustande. Jaweds Einstellung, bei aller Pflichterfüllung und militärischer Disziplin, war vom gesunden Zynismus eines Grenzsoldaten geprägt. Wer sollte es ihm übel nehmen?

      »Sobald ich Nachricht habe, melde ich mich bei dir. Sie wird gewiss nicht lange auf sich warten lassen. Die Sache ist zu heiß, um …«

      Metellus wurde vom Auftritt eines Soldaten unterbrochen. Er hielt ihm ein Pergament hin, das dieser dankend entgegennahm und betrachtete.

      »Wenn man vom Teufel spricht!«

      »Antwort auf deine Nachricht?«

      »In

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