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Ein Heilkraut für die Kranken möge ich sein, und ein Arzt möge ich sein und Pfleger für sie, bis die Krankheit32 nicht wiederkehrt.

      8. Durch Schauer von Speise und Trank möge ich die Qual des Hungers und Durstes33 löschen. Möge ich während der Hungerperioden der kleinen Zeitalter Trank und Speise sein.

      9. Möge ich den bedürftigen Wesen ein unerschöpflicher Schatz sein. Möge ich ihnen in mannigfachen Arten der Unterstützung beistehen.

      10. Alle meine Existenzen und Güter, das Gute, das ich auf allen drei Wegen erworben habe, gebe ich ohne Bedenken hin, um das Heil aller Wesen zu verwirklichen.

      11. Das Erlöschen (nirvana) ist das Aufgeben von allem: und mein Geist strebt nach dem Erlöschen. Wenn ich alles aufgeben soll, ist es besser, es den Wesen hinzugeben.

      […]

      20.–21. Wie die Erde und die anderen Elemente in vielfacher Weise den unermesslich vielen Wesen von Nutzen sind, die den endlosen Äther bevölkern, so möge auch ich in vielfacher Weise allen Wesen nützen, die der Äther birgt, solange noch nicht alle erlöst sind.

      22.–23. Wie die früheren Buddhas das Erleuchtungsdenken34 erfasst haben, und wie sie in der Praxis eines Bodhisattva fortschreitend fest geblieben sind, so will ich zum Heile der Welt das Erleuchtungsdenken hervorbringen, und gerade so will ich diese Praktiken der Reihe nach üben.»

      Diese für buddhistische Texte typische, gebets- und bekenntnisartige Form wurde von den Schülern immer wieder rezitiert, wie es auch mit vielen anderen Texten und Sutren üblich war, ähnlich wie in den christlichen Kirchen das Glaubensbekenntnis oder das Sündenbekenntnis. Im tibetischen wie auch im japanischen Buddhismus gibt es noch weitere für den Bodhisattva-Weg wichtige Texte, die in den dortigen Klöstern bis heute eine große Rolle spielen.35

      Der weitere Text Shantidevas beschäftigt sich nach der Beschreibung der Hingabe, dem eigentlichen Gelübde, mit den anderen Tugenden eines Bodhisattva, der Ethik und Lebensführung, der Geduld, der Stärke und macht dann auch detaillierte Angaben zur Meditation. Insgesamt geht es Shantideva dabei vor allem darum, die inneren Feinde, die Laster und Verfehlungen, die bereits von anderen Autoren aufgezählt wurden,36 deutlich im Auge zu behalten, um sie entsprechend bekämpfen zu können.

      Damit wird auch der Grundcharakter dieses grundlegenden buddhistischen Schulungsbuches deutlich: Es geht bei den zu erwerbenden sechs Eigenschaften eines Bodhisattva im Wesentlichen um das Ablegen des Bodhisattva-Gelöbnisses und die Einübung eines dem entsprechenden moralisch-sittlichen Verhaltens. Meditation und Weisheit als die beiden letzten Eigenschaften dienen der Unterstützung eines solchen Verhaltens. Sie sollen dazu führen, die Leerheit und Substanzlosigkeit dieser Welt einzusehen.37

      Diese zentrale Einsicht des Mahayana-Buddhismus führt aber in der Konsequenz eben nicht mehr wie noch im ursprünglichen Buddhismus zu einer Weltabgewandtheit, sondern, indem die Leerheit der sinnlichen Dinge erkannt wird, erkennt man zugleich, dass das Nirvana identisch mit der Leerheit der Dinge ist und sich mithin in dieser uns vor Augen liegenden Welt selbst finden lässt.

      Die daraus resultierende Hingabe- und Opferhaltung des Schülers auf dem Bodhisattva-Weg der diesseitigen Welt gegenüber wird auch in der modernen religionswissenschaftlichen Forschung zu Recht als eine mit dem Christentum übereinstimmende Haltung empfunden.38 Ob diese Umwendung des Mahayana-Buddhismus auf einem möglicherweise auf missionarischem Wege nach Indien gekommenen Einfluss zurückgeht, ist jedoch bis heute nicht geklärt.39

      Damit verlassen wir dieses buddhistische Dokument des Bodhisattva-Weges, ohne auf die philosophischen Implikationen des von Shantideva vertretenen Madhyamaka, des «mittleren Weges» näher einzugehen, weil das hier nicht unser Thema ist. Wichtig war uns hierbei nur das auch heute im Buddhismus noch existierende Bodhisattva-Gelöbnis von seinen Ursprüngen her zu dokumentieren. Wir werden im nächsten Kapitel sehen, in welcher Form sich die Begründerin der Theosophischen Gesellschaft, H. P. Blavatsky, auf die in späterer Zeit vor allem in Tibet weiter gepflegte Tradition des Bodhisattva-Gelöbnisses gestützt und wie sie diese Tradition in ihrer kleinen Schrift Die Stimme der Stille auf die ihr eigentümliche Weise aufgegriffen hat.

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