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wieder ein. »Jetzt habt ihr es selbst gehört. So ist er immer. Manchmal noch viel schlimmer.«

      »Geh lieber zurück«, riet Pünktchen der Kleinen. »Wir möchten nicht, dass du unseretwegen Ärger kriegst.«

      Hilflos drehte Angi sich um. Fritz Lüscher stand in der Haustür und wartete auf sie.

      »Geh schon«, riet Pünktchen der Kleinen. »Es ist besser.«

      Angi zögerte jedoch noch immer. Aber nicht nur aus Angst. Es tat ihr leid, dass die beiden netten Mädchen schon wieder gehen wollten. »Kommt ihr wieder?«, fragte sie.

      »Ich glaube nicht«, meinte Vicky. »Du hast doch gehört, was euer Verwalter gesagt hat.«

      »Das traut er sich nur, weil Mutti nicht da ist«, sagte Angi. »Aber morgen ist meine Mutti wieder hier. Da könnt ihr mich besuchen. Sie schickt euch bestimmt nicht fort.« Sie sah Vicky und Pünktchen bittend an.

      »Gut. Wir kommen morgen Nachmittag wieder«, versprach Pünktchen. »Aber jetzt musst du wirklich zurückgehen.«

      Sie schaute Angi nach, bis diese im Haus verschwunden war.

      »Und jetzt?«, fragte Vicky. »Wir konnten nicht einmal in den Stall gucken und nachprüfen, ob Pedro drinsteht.«

      »Das holen wir nach. Später.« Pünktchen stieg auf ihr Rad. »Jetzt müssen wir erst einmal wegfahren. Sonst wird der Verwalter misstrauisch.«

      Die beiden radelten bis zum Fuß des Hügels. Dann stiegen sie ab und schoben ihre Räder.

      »So ein Ekel«, platzte Vicky heraus. »Wie der uns angeschnauzt hat …«

      Pünktchen nickte. »So gemein hat mich noch nie jemand behandelt.«

      »Mich auch nicht. Mir tut bloß die kleine Angi leid. Stell dir vor, sie ist dauernd in der Nähe dieses Grobians. Ich würde das nicht aushalten.«

      »Ich auch nicht. Aber sie muss ja. Was soll sie machen?«

      »Ach, du dickes Ei«, platzte Vicky heraus. »Stell dir doch vor, wenn der uns erwischt. Er kann doch jeden Moment aus dem Haus herauskommen.«

      »Irgendetwas müssen wir schon riskieren«, sagte Pünktchen ungeduldig. »Deswegen sind wir ja schließlich hergefahren. Sei doch nicht gar so feig.«

      »Ich bin gar nicht feig«, verteidigte sich Vicky, »bloß vorsichtig.«

      »Das bin ich auch. Wir warten jetzt erst einmal.« Pünktchen setzte sich ins Gras und rieb ihre schmerzenden Waden. »Hast du in deiner Thermosflasche noch einen Schluck Tee?«

      Vicky schüttelte den Kopf. »Alles ausgetrunken. Dabei habe ich solchen Durst …« Sie brach ab, als Pünktchen sie plötzlich beim Arm packte.

      »Sieh einmal!«

      Vicky schaute hinunter zum Gut. »Da kommt jemand aus dem Haus.«

      »Das kann bloß der Grobian sein.«

      Es war tatsächlich der Verwalter. Er verließ das Herrenhaus und ging hinüber zu den Stallungen. Dass die beiden Mädchen ihn beobachteten, ahnte er nicht.

      Nach fünf Minuten führte er ein gesatteltes Pferd aus dem Stall. »Er reitet weg«, rief Pünktchen atemlos. »Das ist unsere Chance. Hoffentlich kommt er nicht hier vorbei.«

      Erschrocken duckte sich Vicky tiefer in das hohe Gras.

      Doch der Verwalter verließ das Gut in der anderen Richtung.

      »Komm!« Pünktchen sprang auf.

      »Sollen wir unsere Räder hierlassen?«, fragte Vicky.

      »Klar. So können wir uns doch viel besser verstecken, wenn er plötzlich zurückkommt.«

      »Bloß nicht!« Vicky bekam schon wieder Angst, doch sie riss sich zusammen und folgte Pünktchen, die bereits den Hang hinablief.

      Bevor die beiden den Gutshof betraten, blieben sie noch einmal lauschend stehen. »Nichts«, sagte Pünktchen. »Weit und breit kein Mensch.« Sie nahm Vickys Hand. »Jetzt laufen wir ganz schnell über den Hof zum Stall. Eins, zwei, drei!«

      Die beiden Mädchen spurteten los.

      Sie erreichten atemlos das Stallgebäude und drückten sich an die Wand.

      »Niemand hat uns gesehen«, flüsterte Pünktchen. »Dort vorn ist die Tür. Hoffentlich ist sie nicht verschlossen.«

      Die Tür war offen. Vorsichtig drückte Pünktchen die Klinke herunter, öffnete die Tür einen Spalt und schob sich hinein. Vicky folgte ihr.

      Es standen fünf Pferde im Stall. Zwei Fuchsstuten, ein schwarzer Hengst, ein geflecktes Fohlen und ein Schimmel – in der letzten Box. Vicky deutete mit ausgestecktem Arm zu ihm.

      »Pedro«, flüsterte Pünktchen. »Er sieht genauso aus wie Pedro.« Vorsichtig schlich sie zu ihm. »Pedro!«

      Das Pferd spitzte die Ohren.

      »Pedro«, wiederholte Vicky. »Pedro!«

      Der Schimmel begann zu wiehern. So laut, dass sich die Mädchen erschrocken umdrehten.

      »Es ist Pedro«, sagte Pünktchen. »Sieh ihn dir doch nur an.«

      Vicky nickte. »Und er hört auch auf den Namen. Wir haben ihn gefunden, Pünktchen.«

      Pünktchen begann den Schimmel zu streicheln. So, wie sie ihn damals bei Nicks Fest gestreichelt hatte.

      Doch plötzlich erstarrten die beiden Mädchen. Vor dem Stall erklang Hufgetrappel. »Er kommt zurück«, rief Vicky. »Nichts wie weg hier.« Sie lief zur Tür. Pünktchen folgte ihr.

      Vicky öffnete die Tür einen winzigen Spalt und schreckte zurück. »Er steht direkt vor dem Stall«, flüsterte sie. »Wenn er jetzt absteigt und hereinkommt, sind wir geliefert.« Sie zitterte am ganzen Körper.

      »Beruhige dich doch«, mahnte Pünktchen. »Er kann uns schließlich nicht fressen.«

      »Dem traue ich alles zu.« Vicky klammerte sich an Pünktchens Hand.

      Nun hörten die beiden, dass das Pferd des Verwalters weitertrabte.

      Um den Stall herum. Dort sprach der Verwalter mit irgendjemandem.

      »Raus!«, befahl Pünktchen und öffnete die Tür.

      Rasch schlüpften die beiden Mädchen aus dem Stall und liefen über den Hof. Jetzt war es ihnen egal, ob sie gesehen wurden oder nicht. Sie wollten nur weg. Doch niemand entdeckte sie. Ungesehen erreichten sie die Wiese, auf der ihre Räder lagen.

      Atemlos sank Vicky in das hohe Gras. »Mann, habe ich jetzt Ängste ausgestanden. So etwas mache ich nie wieder.« Sie japste noch immer nach Luft.

      Pünktchen erging es genauso. »Aber wir haben Pedro gefunden«, sagte sie. »Das war die Angst wert. Ich freue mich schon darauf, es Nick erzählen zu können.«

      Vicky dachte dagegen an nächstliegendere Dinge. »Ich habe solchen Hunger. Und ganz entsetzlichen Durst. Komm, wir suchen die Jugendherberge. Hier können wir ja doch nicht bleiben.«

      Die beiden Mädchen radelten zum nächsten Dorf. Dort fragten sie ein älteres Mädchen nach dem Weg zur Jugendherberge.

      *

      Am nächsten Morgen packten Pünktchen und Vicky ihre Rucksäcke auf die Gepäckträger der Räder und verabschiedeten sich von der Leiterin der Jugendherberge.

      Pünktchen fuhr voraus und schlug den Weg nach Gut Riederau ein.

      »Was sagen wir, wenn wieder nur der Verwalter da ist?«, fragte Vicky.

      Über diese Frage dachte Pünktchen schon die ganze Zeit nach. »Gar nichts. Wir gehen einfach wieder.«

      Durch das hohe Gras der Wiese sprang ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen. Es war Angi. »Hallo«, rief sie und schwenkte einen Blumenstrauß durch die Luft. »Kommt herüber.«

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