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jedem von uns seine Rolle zu«, gab A-Kuatond eine geläufige Floskel zurück und verneigte sich vor ihrer Gastgeberin.

      Sie hätte Yalaba zwar auf der Stelle die Krallen ins Herz stoßen können. Wenn dabei allerdings etwas schiefging, wäre es vorbei mit der poetischen Gerechtigkeit. Besser war es, noch etwas zu warten. Es gab Orte an Bord, wo sich ein leider vergleichsweise prosaischer Plan B anbot.

      »Was ist denn nun während meiner Abwesenheit geschehen?«, erkundigte sich die Zentrifaal, teils aus echtem Interesse, teils um Yalaba in Sicherheit zu wiegen. »Du hast von kosmokratischen Einheiten gesprochen?«

      »Nur ein Gerücht«, sagte Yalaba. »Aber ein besorgniserregendes.«

      »Zweifellos«, pflichtete A-Kuatond ihr bei. »Eine Präsenz der Hohen Mächte in Yahouna gefährdet den Frieden für alle Völker, die in BARIL vertrauen.«

      Es klang hohl in ihren Ohren. Lügen und Geplänkel – das war nicht ihr Metier. Semmaru, der Diplomat des Ordens, verstand sich besser darauf. Er war auch der einzige von BARILS Rittern, der in der aktuellen Krise so etwas wie Integrität und einen funktionierenden moralischen Kompass bewiesen hatte.

      Aber Semmaru war weit entfernt, deshalb musste sich A-Kuatond in der Kunst des unauffälligen Lügens üben.

      Anscheinend war sie recht erfolgreich dabei. Yalaba zumindest brummte bestätigend und setzte sich endlich in Bewegung.

      A-Kuatond kannte sich in diesem Schiff aus. BARILS Forscherin wollte zur Zentrale, dem Ort, von dem aus A-Kuatond das Equilibrium vor Kurzem zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte. Sie gingen durch pastellgrüne Korridore mit durchscheinenden Wänden, die A-Kuatond vor wenigen Tagen nach ihrer Rückkehr von den Toten gut erkundet hatte.

      Als sie zwei Drittel der Strecke zurückgelegt hatten, war die Gelegenheit günstig. Yalaba ging voraus. A-Kuatond sprang ohne Warnung vor und rammte der Malyonerin ihre Krallen in den Rücken.

      Yalaba konnte sie unmöglich gesehen haben, trotzdem reagierte sie unglaublich schnell. Irgendwie war sie gewarnt worden. A-Kuatond hatte auf das Herz gezielt, doch Yalaba ließ sich herabsacken, sodass die Zentrifaal zu hoch traf.

      Die Krallen bohrten sich in transparentes Fleisch. A-Kuatond riss den Arm abwärts, doch mit ihrem kindergroßen Körper brachte sie nicht genug Wucht hinter die Bewegung. Mit einem schmatzenden Geräusch lösten sich die Krallen aus der Wunde, verursachten zwar Schnitte, aber keine gefährliche Verletzung.

      Die Malyonerin schrie, vor Schmerz, vor Wut. Sie schlug nach hinten, traf A-Kuatond, stieß sie von sich. Entsetzt sah die Zentrifaal, wie Yalabas Wunden sich wieder schlossen. Nicht mal Blut oder ein Sekret rann daraus hervor. Die Kriegerin hatte ihre Chance vertan!

      Yalaba drehte sich zu A-Kuatond um. Ein Energiefeld flammte zwischen den Ritterinnen auf. »Ich habe es gewusst!«, zischte die Forscherin. »Ich habe es gewusst, du Verräterin!«

      »Und du? Du bist eine Mörderin!«, schrie A-Kuatond. »Du hast mein Volk auf dem Gewissen!«

      »Das Schicksal weist jedem ...«

      A-Kuatond brüllte so laut, dass sie Yalabas Floskel nicht hören musste. Sie wollte ihre ehemalige Mentorin niederringen, ihr die Krallen durchs Gesicht ziehen, ihr die Kehle aufschneiden – doch das Energiefeld hätte sie zurückgestoßen oder gleich verbrannt.

      »Tötet sie!«, befahl Yalaba kühl.

      A-Kuatond sah sich um und erkannte Bewegungen hinter zwei durchscheinenden Türen. Zwei Kampfroboter traten in den Gang. Die Kriegerin hatte die Forscherin unterschätzt, das war offensichtlich.

      Aber umgekehrt galt dasselbe. Einige Tage zuvor war A-Kuatond schon einmal auf Yalabas Schiff zu Gast gewesen. Auch damals hatte sie die Forscherin als Feindin betrachtet. Sie hatte sich auf einen Kampf vorbereitet, der damals nicht stattgefunden hatte – nun war es so weit.

      Unter anderem hatte A-Kuatond Waffendepots angelegt, von denen die Herrin der LYNONU nichts ahnte. Eins davon befand sich genau über ihrem Kopf. Das war der Grund, warum sie genau diesen Ort zur Attacke ausgewählt hatte.

      Einer der Roboter schoss, doch er verfehlte sein Ziel. A-Kuatond hatte sich mit ihren kräftigen Beinen abgestoßen, zerschnitt mit ihren Krallen die Deckenplatten. Die Energiebahn ging unter ihr hindurch und brachte das Schutzfeld zum Flackern, das sie von Yalaba trennte.

      A-Kuatond fiel zusammen mit zwei Thermostrahlern, die sie unter der Decke versteckt hatte, wieder herab. Sie riss einen davon an sich und zerstörte die Roboter, noch bevor sie den Boden erreichte.

      Sie wirbelte herum.

      Yalaba floh und verschwand hinter einer Biegung des Korridors.

      A-Kuatond feuerte beidhändig auf das Energiefeld, bis es zusammenbrach. Die Jagd konnte beginnen.

      3.

      Perry Rhodan

      Gedankenversunken starrte er in das Zentralholo, hoch aufgerichtet, die Hände locker auf dem Rücken verschränkt. Eine Pose der Kompetenz, auf deren Wirkung er seit Jahrtausenden vertrauen konnte – und die hoffentlich darüber hinwegtäuschte, dass er im Moment keinen rechten Platz in der Zentrale hatte.

      Tess Qumisha saß wieder auf dem Kommandantensitz, wie es sich gehörte. Und im Sessel des Expeditionsleiters hatte sein Sohn Platz genommen. Was natürlich seine Richtigkeit hatte. Roi Danton war der Leiter der Mission SOL, seit sie vor rund hundertachtzig Jahren von Terra aufgebrochen war. Perry Rhodan hingegen hatte keine offizielle Funktion an Bord. Es war nur ...

      Seit der Befreiung der SOL hatten sein Sohn und er sich selten gleichzeitig an Bord aufgehalten. Meistens war einer von ihnen im Außeneinsatz gewesen. Wenn Rhodan allein in der Zentrale verweilt hatte, hatte er aus Gewohnheit die Position des Expeditionsleiters eingenommen, und niemand hatte das infrage gestellt.

      Nun zogen sie in den ersten einer ganzen Reihe alles entscheidender Kämpfe – und der eigentliche Expeditionsleiter war mit Rhodans Plan nicht einverstanden. Danton hatte zwar nicht weiter widersprochen, als Blitzer sich auf Rhodans Seite gestellt hatte. Doch Rhodan kannte seinen Sohn. So leicht gab der nicht klein bei.

      Ein unnötiges Problem in kritischen Zeiten. Rhodan würde es lösen müssen, sobald sie gegen die Terminale Kolonne selbst vorgingen.

      Vorerst jedoch ging es gegen BARIL vielmehr deren Hilfsvölker, die sich um das Equilibrium versammelt hatten. Major Viena Zakata an der Funk- und Ortungsstation wertete den lokalen Funkverkehr aus. Mehr Informationen ermöglichten bessere Strategien. Rechneten die Raumschiffe mit einem Angriff? Wie sah die Befehlskette aus? Konnte man mit geringem Aufwand einzelne Einheiten ausschalten, um ganze Geschwader führungslos und ineffizient zurückzulassen?

      Zakata schüttelte den Kopf. »Viel frömmelndes Zeug, keine taktisch verwertbaren Informationen. Anscheinend hat BARIL die Kampfflotten aller Welten angefordert, die in den vergangenen Jahrhunderten oder Jahrtausenden missioniert wurden. Die Frömmsten der Frommen sind dem Ruf gefolgt und bilden nun einen lebenden Schild rund ums Equilibrium.«

      »Ein Kreuzzug«, stellte Rhodan fest. »Nur nicht mit dem Ziel der Eroberung, sondern der Verteidigung.«

      »Die Analyse ist nicht ganz stichhaltig«, merkte Danton an. »Aus dieser Erkenntnis lassen sich sogar eine Menge taktischer Informationen ableiten.«

      Zakata hob fragend die Brauen.

      Rhodan nickte. »Erstens: Es handelt sich nicht um auf Kriegsführung spezialisierte Hilfsvölker, die von BARIL speziell mit hochstehender Technik ausgerüstet wurden. Die Waffentechnik wird also weitgehend dem entsprechen, was wir kennen. Dagegen müsste die SOL gut bestehen können.«

      Danton übernahm. »Zweitens: Die Frömmsten der Frommen sind wahrscheinlich nicht die besten Kämpfer. Noch ein Vorteil für uns. Drittens: Wir sehen nur die Gegner, die schon angekommen sind. Weitere Verstärkung aus größerer Distanz wird noch unterwegs sein. Wir sollten daher schnell agieren.«

      Eine unausgesprochene Frage hing in der Luft. Danton vermied eine

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