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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-075-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Sean Beaufort

       Die Nacht der Jäger

       In den Regenschauer des Monsuns entbrennt das Duell zwischen dem Schurken und seinen wütenden Verfolgern

      Der Regen hörte auf. Zögernd stahl sich die Sonne zwischen den Monsunwolken hervor.

      Francis Ruthland starrte durch den Kieker und sah achteraus seiner Karavelle nur das Kielwasser und die leere Kimm.

       „Der Seewolf ist weg“, murmelte er. „Killigrew hat mehr Glück als fünf andere zusammen. Dieser Bastard!“

      Sie hatten Surat und den Tapti-Floß in aller Eile verlassen. Der offene Kampf mit den Seewölfen hatte noch nicht stattgefunden, aber der Kapitän der „Ghost“ wußte, daß in dem Augenblick, wenn sich die Schiffe trafen, die Kanonen sprechen würden.

      In dieser Lage war er der Schwächere. Ging es nach seinem Haß auf Killigrew, dann würde an Bord der Schebecke kein Mann mehr leben.

       „Und ich schwöre dir, Seewolf“, flüsterte er heiser, „daß du in meiner Falle elend krepierst!“

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Francis Ruthland – der Kapitän der „Ghost“ hat sich geschworen, den Seewolf samt seiner Crew zur Strecke zu bringen.

      Hugh Lefray – sein Freund und Kumpan flucht über alles mögliche, aber am meisten darüber, daß die „Ghost“ aufbrummt.

      Willem van Stolk – der Kapitän der „Zuiderzee“ weiß nicht, wie ihm geschieht, als er plötzlich beschossen wird.

      Philip Hasard Killigrew – törnt hinter der „Ghost“ her – in der gleichen Absicht wie sein Gegner, ihm nämlich im Gefecht zu zeigen, wer der Bessere ist.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Philip Hasard Killigrew setzte das Spektiv ab. Die Abendsonne war von den dichten Wolken geschluckt worden, aber der Regen zog weiter in nördliche Richtung. Vor einigen Minuten hatte der Wind seine Richtung geändert, jetzt herrschte nahezu Windstille.

      Ben Brighton warf einen langen, wütenden Blick auf die killenden Segel, dann schaute er über das ruhige Wasser rechts voraus und sagte: „Der Kerl hat noch mehr Glück, als ich befürchtet habe.“

      „Nicht mehr lange, Ben.“ Hasard hob die Schultern. „Er weiß es und wird alles versuchen, um zu verschwinden.“

      Die Arwenacks hatten, nachdem die „Ghost“ von Surat den Tapti-Fluß abwärts an ihnen vorbeigesegelt war, sofort die Verfolgung aufgenommen. Bisher war noch nicht ein einziger Schuß abgegeben worden. Die „Ghost“ nahm vor der Flußmündung mit günstigem Monsunwind Kurs nach Norden und schien einen kleinen Vorsprung herausgesegelt zu haben.

      Die Wut an Bord der Schebecke war nicht geringer geworden; nach dem Erlebnis des Kerkers, nach der vorbereiteten öffentlichen Hinrichtung und dem Freikämpfen ihrer unersetzlichen Schebecke hatten sie nur wenig anderes im Sinn, als es diesem verdammten Ruthland zu zeigen, und zwar gründlich.

      Hasard junior trat zu seinem Zwillingsbruder, der auf der Back stand, und sagte bekümmert: „Ich hoffe nur, daß unser kleiner Doglee keine Schwierigkeiten bei seinen Leuten kriegt.“

      „Daran dachte ich auch“, sagte Philip. Der Junge hatte ihnen viel geholfen. Aber er war pfiffig genug, möglichen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, davon war Philip junior überzeugt. „Surat ist keine kleine Siedlung. Er wird sich in Sicherheit gebracht haben. Schade, ich hätte ihm vielleicht etwas Geld geben sollen.“

      „Dann hätte er es leichter gehabt“, pflichtete ihm sein Zwillingsbruder halblaut bei. „Jetzt können wir nichts mehr ändern.“

      Sie schauten sich an und nickten sich zu. Das Kapitel Surat war beendet. Der Versuch, dort als Abgesandte der Königin den Handel mit England einzuleiten oder vorzubereiten, war fehlgeschlagen. Der hinterlistige Kapitän der „Ghost“ hatte ihnen das eingebrockt.

      „Nein“, stimmte Philip zu, „zu ändern ist nichts mehr.“

      Zwischen den Wolken wurde die Abendsonne wieder sichtbar. Die Regenwand war nach Nordosten weitergezogen oder hatte sich aufgelöst. An Steuerbord nördlich der Tapti-Mündung. Geradeaus, an der Kimm, wechselten im Dunst unterschiedliche Uferlandschaften ab. Es schienen Inseln oder Landzungen zu sein. Jedenfalls war die „Ghost“ in diese Richtung verschwunden.

      Jan Ranse rief vom Achterdeck: „Achtung! Es gibt wieder Wind!“

      Er stand an der Pinne und ärgerte sich ebenso wie die anderen Arwenacks über die Flaute. Erfahrungsgemäß war sie beim Monsunwind nicht von langer Dauer. Trotzdem hatte sie bei der Verfolgung vorläufig den kürzeren gezogen.

      „Wie schön“, sagte der Seewolf wütend. „Es geht weiter.“

      Der feuchte und warme Wind blies meist gleichmäßig und kräftig. Aber hin und wieder, in Gewittern beispielsweise, wurde er von einer meist kurzen Flaute unterbrochen, drehte völlig unvermittelt oder entwickelte sich zu einem kurzen, heftigen Sturm. Die Sonne überschüttete das Meer, das Schiff und die Küste mit blutigrotem Licht.

      Die Wellen kräuselten sich, einzelne Schaumkronen zeichneten sich im Südwesten ab. Die Rahruten knarrten und die Schebecke legte sich nach Steuerbord über, als sich die Dreieckssegel füllten. Leise zischte und gurgelte die Bugwelle, als sich Jan Ranse gegen die Pinne stemmte.

      Der Erste sagte zu Hasard: „Wenn wir ihn heute noch stellen, dann wäre das ein Wunder.“

      „Ich rechne nicht damit“, entgegnete Hasard. „Aber irgendwo dort im Norden holen wir ihn uns vor die Mündungen.“ Es klang wie ein Schwur, und das war es auch.

      Die Schebecke nahm Fahrt auf und richtete ihren Bug nordwärts. Einige halblaute Kommandos für die Deckscrew, und kurze Zeit später segelte die Schebecke raumschots wieder ihrem unsichtbaren Gegner hinterher.

      Hasard holte tief Luft und warf einen prüfenden Blick zu den Culverinen. Sie waren geladen, aber noch nicht ausgerannt.

      „Und wenn es einen Monat lang dauert“, sagte er grimmig, „wir finden diesen feinen Mister Ruthland.“

      Im letzten Licht des Tages war auch ohne Spektiv die Küste deutlich zu sehen. Die Wellen des Golfes

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