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aus der Cafeteria. An einem nahen Verkaufsstand für Porzellane aller Art fragte er eine Verkäuferin nach Lady Simpson. Er nannte natürlich keinen Namen, sondern beschrieb nur das eindrucksvolle Äußere der gesuchten Dame.

      Die Verkäuferin hatte Mylady erst vor wenigen Minuten drüben in der Buchabteilung ausgespäht. Parker bedankte sich höflich und begegnete einem Mann, der sich die Augen mit einem Taschentuch ausgiebig wischte. Er schien etwas sehgestört zu sein, denn er wurde von einer Angestellten behutsam geführt.

      Parker dachte unwillkürlich an seine Herrin.

      Er erkundigte sich bei dem Sehbehinderten nach Lady Agatha und beschrieb sie dazu.

      »Guter Gott«, stöhnte der Mann und zuckte zusammen. »Ich ... ich hatte Kontakt mit der Dame. Kennen Sie sie vielleicht?«

      »Wer maßt sich schon an, einen Menschen wirklich zu kennen?« antwortete Parker ausweichend. »Warum fragen Sie überhaupt, Sir?«

      »Sie hat mir eine Lösung Parfüm in die Augen gesprüht«, beklagte der Angestellte sich, »und zwar absichtlich.«

      »Vielleicht und möglicherweise handelt es sich um ein beklagenswertes Mißverständnis«, erwiderte Parker. »Darf man sich erlauben, Ihnen gute Besserung zu wünschen?«

      Der Butler wußte nun, daß er auf der richtigen Spur war.

      Lady Agatha lustwandelte durch die Verkaufsetagen und hinterließ Spuren. Wo sie sich allerdings momentan befand, konnte er nicht sagen, doch er hielt sicherheitshalber Ausschau nach Menschenansammlungen. Zu seiner Erleichterung konnte er davon nichts sehen, schritt weiter und atmete tief durch, als er Mylady dann doch entdeckte.

      Sie unterhielt sich gerade intensiv mit einem rundlichen Herrn, der ihr den Weg zur Rolltreppe abgeschnitten hatte. Sie hatte ihn gezielt in eine Verkaufsgondel gedrückt und bot ihm gerade Ohrfeigen an.

      »Wagen Sie es nicht noch mal, eine hilflose Frau zu bedrängen«, erklärte sie gerade. »Ich könnte sonst sehr ärgerlich werden.«

      »Mylady haben Schwierigkeiten?« fragte Parker, als er Agatha Simpson erreicht hatte.

      »Dieser Lümmel wollte mich die Treppe hinabstoßen«, behauptete die passionierte Detektivin grollend.

      Der Mann hatte sich aus der Verkaufsgondel wieder hochgearbeitet, warf einen mehr als scheuen Blick auf die stattliche Frau, schluckte und setzte sich dann schleunigst ab. Er verzichtete auf jede Erklärung.

      »Was diese jungen Leute sich herausnehmen«, entrüstete sich Lady Agatha und meinte damit eindeutig den Kunden, der mit Sicherheit fünfundvierzig Jahre zählen mochte. »Man muß den Anfängen wehren, Mister Parker. Man darf sich als Frau nichts gefallen lassen.«

      »Mylady wollen zurück nach Shepherd’s Market fahren?«

      »Wo haben Sie nur gesteckt, Mister Parker?« fragte sie, während sie nickte.« Sie hätten sich ein kostenloses Tages-Horoskop stellen lassen können.«

      »Mylady machten von diesem Angebot bereits Gebrauch?«

      »Selbstverständlich«, lautete die Antwort. »Und ich weiß, daß ich für den Rest des Tages mit einer faustdicken Überraschung rechnen muß, Mister Parker.«

      Der Butler hoffte inständig, daß das Horoskop nicht zutreffen würde.

      *

      Älter als fünfundzwanzig Jahre konnte der junge Mann kaum sein, der hinter einem mächtigen Pfeiler der Tiefgarage Stellung bezogen hatte. Er trug einen Jeansanzug, Tennisschuhe und eine enganliegende Wollmütze. Der Wartende rauchte nervös und spähte immer dann zu den Fahrstühlen hinüber, wenn die Türen sich öffneten.

      Für Kunden in kleineren oder größeren Gruppen, die aus einem der Fahrstühle traten, zeigte der Mann kein Interesse. Doch das änderte sich, wenn Einzelpersonen die Tiefgarage betraten. Männer übersah er, doch Frauen schienen ihn zu elektrisieren.

      Er schätzte sie ab, was ihre Einkaufstüten, betraf, blieb aber stets in Deckung und verfolgte den Weg der Frauen. Einige Male traf er Anstalten, solch eine Frau zu verfolgen, und zwar immer dann, wenn sie auf Wagen der gehobenen Mittelklasse zuhielten. Doch im letzten Augenblick zog er sich wieder in Deckung zurück, wenn einfahrende Wagen auf dem Parkdeck erschienen oder die Türen der Fahrstühle sich wieder öffneten. Der Mann schien viel Zeit zu haben.

      Dann interessierte er sich für eine große, majestätisch aussehende Dame, die aus einem der Fahrstühle kam. Sie trug eine Plastiktüte, die einen gut gefüllten Eindruck machte.

      Diese Dame, die er auf sechzig schätzte, steuerte einen Bentley an, der nicht weit entfernt parkte. Sie schien für ihn ein durchaus lohnendes Opfer zu sein, wie sich bald darauf zeigte.

      Der junge Mann schob sich um den Betonpfeiler herum und pirschte auf leisen Sohlen an die Dame heran. Er übersah leichtsinnigerweise einen perlenbestickten Pompadour am linken Handgelenk seines Opfers. Er konzentrierte sich auf die Plastiktüte, von deren Inhalt er sich offenbar einiges versprach.

      »’n Augenblick mal«, sagte er, als er knapp hinter seinem Opfer stand. Er drückte seinen linken Zeigefinger gegen die linke Hüfte der Frau. »Beim ersten Schrei stech’ ich zu, klar?«

      Die Dame blieb wie erstarrt stehen.

      »Und jetzt raus mit der Tüte«, forderte der Mann sein Opfer mit leiser, eindringlicher Stimme auf. »Un’ keinen Schrei, Mädchen, sonst fließt Blut.«

      »Schon gut«, antwortete die Überfallene mit baritonaler Stimme. »Das ist ein Angriff, nicht wahr?«

      »Schnell geschaltet, Mädchen«, lobte der Dieb. »Rüber mit der Tüte!«

      »Natürlich, natürlich«, erwiderte die Frau und ... trat energisch nach hinten aus. Der Absatz des wirklich nicht kleinen Schuhs traf das Schienbein des jungen Mannes, worauf er gequält stöhnte und nach vorn knickte.

      Die ältere Dame drehte sich erstaunlich schnell um und setzte ihren perlenbestickten Handbeutel gezielt auf die Nase des Wegelagerers. Der Getroffene stieß einen dumpfen Laut aus, wurde nach hinten geworfen und krachte gegen die Breitseite eines parkenden Wagens. Anschließend rutschte er zu Boden und blieb benommen liegen. Er hatte das Gefühl, von einem auskeilenden Pferd getroffen worden zu sein. Er wollte sich hochdrücken, rutschte jedoch wieder haltlos in sich zusammen.

      »Wenn man Sie braucht, sind Sie natürlich nicht da, Mister Parker«, sagte Lady Agatha und wandte sich ihrem Butler zu, der sich näherte. »Um ein Haar wäre ich beraubt worden. Schauen Sie sich dieses Subjekt an!«

      »Meine Wenigkeit sah sich leider gezwungen, einen anderen Fahrstuhl zu nehmen«, antwortete Parker. »Leider paßten nur noch Mylady in die bereits überfüllte Kabine.«

      Josuah Parker beugte sich über den stöhnenden Mann, dessen Nase ein wenig windschief aussah. Mit der Fingerfertigkeit eines erfahrenen Taschendiebes durchsuchte er die Taschen des jungen Mannes und brachte einige Gegenstände an sich, die er in seinen Taschen verschwinden ließ.

      »Sollte ich nicht besser noch mal zulangen, Mister Parker?« fragte sie besorgt. »Er könnte mich schließlich noch mal anfallen.«

      »Mylady leisteten bereits das, was man ganze Arbeit zu nennen pflegt«, gab Josuah Parker zurück. »Der Dieb wird sich auf eine mittelschwere Gehirnerschütterung gefaßt machen müssen.«

      »Sehr erstaunlich«, murmelte Agatha Simpson, die plötzlich einen versonnenen Eindruck machte. »Ist Ihnen nicht etwas aufgefallen, Mister Parker?«

      »Mylady?« Parker blickte seine Herrin abwartend an.

      »Mein Tages-Horoskop«, redete sie weiter. »Es ist genau eingetroffen. Die Sterne lügen also doch nicht.«

      »Eine Frage der Anschauung, Mylady, würde meine bescheidene Wenigkeit sagen.«

      »Verstauen Sie dieses Subjekt im Wagen, Mister Parker«, verlangte sie. »Ich werde inzwischen noch mal hinauffahren und mir das Handbuch für Astrologie kaufen. Haben Sie ein paar Pfundnoten bei sich? Ich fürchte,

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