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       Ein Verteidiger

       Dietrich Theden

      Inhaltsverzeichnis

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

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      Kapitel 1

      Sommerfrische!

      Der schönste, berückendste, entzückendste Begriff der Welt!

      Fern den heißen, engen Straßen der Großstadt mit den himmelanstrebenden Häusern; fern dem Staub, dem gräulichen, unausstehlichen, der in leichter Schicht auf dem Trottoir und dem asphaltierten Fahrdamm liegt, der von jedem Kleide aufgewirbelt wird, unter jedem Hufschlage aufquillt und hinter den rollenden Wagen in dunstigen, die Kehle schnürenden Wolken herzieht.

      Fern dem hastigen Jagen der Menschen, ihrem kläffenden Streiten, ihrer galligen Abgunst, ihrem Werben, Buhlen, Treten und Zertreten; fern dem Gleißen des Protzentums und der klagenden, hohläugigen Scheelsucht der Armut; fernab vom frechen Egoismus des ehrbaren Scheins und des scheinlosen Lasters!

      Frei!

      Frei seit Tagen, frei für endlos lange Wochen!

      Ah!

      Doktor Fritz Bendring schritt von der Schwiddeldei an den Plöner See, atmete behaglich die frische, würzige Morgenluft ein und blickte leuchtenden Auges um sich.

      Wie erquickend so ein Frühmorgen in Gottes freier Welt!

      Wie ein Hauch des Schöpfers das leise Rauschen in den Bäumen, wie ein Gruß aus einer anderen Welt der Frieden im Waldgrün, ein Silbermärchen der spiegelnde See – und ein Winken und Umfangen aus Walddunkel und Seetiefe, mystisch und freudig wie Poesie.

      Wald und See – der norddeutsche Wald mit seinem Träumen unter Eichen und Buchen, und der norddeutsche Landsee mit seinen klaren, quellfrischen Fluten – ja, sie waren es, die einen nie versagenden Zauber auf ihn ausübten, die ihn Sommer für Sommer zu sich zogen und in diesen Wochen ihn Spannkraft und Freudigkeit sammeln ließen für das ganze lange Jahr.

      »Holla ho! Holla ho!« rief Bendring in den weihevoll stillen Morgen.

      Er blieb stehen und horchte.

      »Ho-jo! Ho-jo!« klang der Gruß aus einer rauhen Kehle vom See her zurück.

      Bendring lachte.

      Der Alte war zur Stelle, wie immer. Er lag in dem strohgedeckten, windschiefen Bootshause und wartete auf den Gast, der seit Jahren in dem einsamen Hotel am Plöner See einkehrte, und dessen Kommen für den alten Fischer und für den Besitzer und die Leute des ländlichen Gasthauses den Höhepunkt der Saison bedeutete.

      »Herr Bendring kommt!«

      Die Anmeldung des Rechtsanwalts erfolgte meistens durch ein lakonisches Telegramm; aber die kurze Botschaft ließ das Leben in der Schwiddeldei mit einem Schlage rascher pulsieren und die wenigen Kurgäste verwundert dem lebhaften Treiben zuschauen.

      Der langjährige Gast hatte sich zwei Zimmer im ersten Stockwerk des Hotels selbst möblieren lassen. Sie wurden von Christian Hansen und seiner würdigen Ehehälfte eifersüchtig gehütet und blieben selbst dann unerbittlich geschlossen, wenn einmal ein Fremdenstrom die Schwiddeldei vorübergehend überflutete und das halbe hundert Räume des weitläufigen Gebäudes drangvoll überfüllte. Sie wurden gelüftet, gescheuert, tagelang geputzt, wenn das sehnlich erwartete Telegramm eingetroffen war, und im Bootshause hämmerte und pinselte zugleich der alte Fischer Kietz an der ›Prinzeß Charlotte‹ herum, daß ihm der Schweiß in hellen Tropfen auf dem runzligen Gesicht stand.

      »Herr Bendring kommt!«

      Nicht Doktor, nicht Rechtsanwalt, überhaupt keine Förmlichkeit. Der Gast hatte es ein für allemal so angeordnet, und die schlichten Landleute hielten mit Freuden daran fest.

      Bendring war von der Landstraße her über einen schmalen, saftig grünen Wiesenstreifen geschritten und schwenkte vor dem Bootshause die weiße Strandmütze.

      »Morgen, Kietz!«

      »Morgen, Herr Bendring, jo!«

      Der Alte kniete auf dem schmalen in den See gebauten Steg und nestelte an dem um einen Pfahl geschlungenen Seil, das die ›Prinzeß Charlotte‹ festhielt.

      »Is der Deubel los gewesen heut' nacht – jo,« knurrte er und wies auf eine Stelle an dem Boot, von der der frische grüne Anstrich abgescheuert worden war.

      »Blos 'ne Stunde – jo. So von Glöck zwölf bis eins – jo. Aber das heulte und pfiff, Herr Bendring – jo, all mehr brrrr – jo!«

      »So, Sturm?« fragte Bendring. »Ich habe gar nichts davon gehört. Und der See liegt still und glatt, als ob er gar kein Brausen und Schäumen kenne.«

      »Der – jo? Der hat's hinter den Ohren – jo. Der is wie manche Menschen – jo. Tobt und rast wie wild – jo, und macht nachher ein Gesicht wie'n Engel – jo.«

      »Sie auch Kietz – jo?« fragte Bendring belustigt und den unausbleiblichen Jo-Zusatz des Alten nachahmend.

      Kietz ging auf die Neckerei nicht ein.

      »Hier sind die Metten – jo,« knurrte er und stellte eine mit Erde gefüllte Blechbüchse ins Boot.

      Er war von einer unverwüstlichen Gutmütigkeit,

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