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kenne Tanja, seine kleine Schwester. Das genügt mir.«

      Klaus lächelte charmant.

      »Es wäre nett, wenn Sie etwas erreichen könnten«, meinte Claudia ernsthaft.

      »Ich weiß schon, dass der Alte stur ist. Das erzählt man sich in ganz Maibach. Ich kann aber auch stur sein.« Zum Spaß presste Klaus beleidigt die Lippen aufeinander.

      »Vor dir bekommt der Onkel sicher Angst. Und dann lässt er Torsten laufen«, freute sich Tanja.

      »Abwarten! Jedenfalls finde ich es nicht richtig, dass man die Absicht hat, Torsten nach mittelalterlichen Methoden zu erziehen. Aber bitte, sagen Sie Ihrem Chef vorerst nichts davon.« Klaus kniff ein Auge zu und blinzelte Claudia vielsagend an. Dabei zeigte er sein strahlendstes Lächeln.

      Claudia schüttelte leicht den Kopf. Ihre braunen Locken wippten. Ihr war, als habe sie in dieser Stunde einen Verbündeten gefunden, nicht nur für Torsten, sondern auch gegen ihre eigene Bevormundung. Einen Verbündeten, zu dem sie sofort Vertrauen hatte.

      »Vielleicht werden wir uns bei dieser Gelegenheit wiedersehen«, fuhr Klaus fort und sprach damit den sehnlichsten Wunsch seines Herzens aus. Er wollte dieses reizvolle Mädchen näher kennenlernen, wollte mehr über Claudia erfahren.

      »Vielleicht«, antwortete Claudia mit einem leichten Anflug von Bitterkeit. Sie wusste, dass Klaus Herzberg keine Gelegenheit haben würde, ihr Elternhaus noch einmal zu betreten. Johannes Ertel würde dem Personal Anweisung geben, Tanja und deren großen Freund nicht mehr vorzulassen.

      *

      Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht, dass der Wagen von Klaus Herzberg das große schmiedeeiserne Tor passiert hatte, durch Sophienlust. Von allen Seiten strömten die Kinder herbei. Denn alle wollten dabei sein, wenn der junge Lehrer erzählte, was in dem Kästchen war, das Nick und die anderen Kinder in dem alten Geheimgang gefunden hatten.

      So kam es, dass Klaus Herzberg schon auf dem Parkplatz wie ein Ehrengast empfangen wurde. Neugierig drängten sich die Kleinen um ihn.

      Heidi und Henrik hatten sich an den Händen gefasst und sahen erwartungsvoll zu dem jungen Lehrer empor.

      »Zeigst du uns jetzt den Schatz?«, erkundigte sich die Kleine mit schiefgelegtem Köpfchen.

      »Doch nicht hier, sondern drinnen im Wintergarten«, meinte Fabian.

      Klaus Herzberg drückte eine Menge kleiner Hände. »Ich möchte zuerst Frau von Schoenecker und Frau Rennert begrüßen«, erklärte er und wehrte sich lachend gegen einige Vorwitzige, die versuchten, seine Tasche zu inspizieren.

      Tanja drückte sich nahe an ihren großen Freund und raunte ihm leise zu. »Ich freue mich, dass du gekommen bist.«

      Der junge Mann legte seinen Arm um das blonde Mädchen mit den Schaukelzöpfchen und zog es sanft an sich. Er hatte am Vormittag mehrmals versucht, Johannes Ertel zu erreichen, um mit ihm über die Geschwister zu sprechen. Doch man hatte ihm gesagt, dass der Fabrikant bei einer wichtigen Besprechung sei. Klaus würde es trotzdem immer wieder probieren. Irgendwann musste er doch eine Verbindung mit Ertel bekommen.

      Umringt von einer munteren, neugierigen kleinen Schar betrat der junge Lehrer das Kinderheim. Denise von Schoenecker kam ihm entgegen und drückte ihm freundschaftlich die Hand. Es war äußerst selten, dass ihre Schützlinge so rasch zu einem Fremden Vertrauen fanden. Doch erging es ihr nicht selbst so? Klaus Herzberg gewann sofort alle Herzen für sich.

      »Wir haben die Kassette geöffnet und den Inhalt schriftlich festgehalten. Vielleicht dürfte ich den Kindern die Einzelheiten erläutern?«

      »Wie Sie sehen, brennen unsere Buben und Mädchen schon darauf.« Denise lachte. »Gehen wir doch in den Wintergarten.«

      Für die Jugend war dies das Zeichen, in dem großen Raum mit den wandhohen Fenstern zwischen prächtig gedeihenden Blattpflanzen Platz zu nehmen. Es gab jedoch nicht nur Pflanzen hier, sondern auch Vögel und Schildkröten, die von den Kindern eifrig versorgt wurden. Das Prachtstück war ein großer bunter Papagei, der auf den Namen Habakuk hörte.

      Die Heimleiterin, Frau Rennert, nahm gegenüber von dem jungen Lehrer Platz, während Tanja dicht neben ihm blieb. Sie interessierte sich weniger dafür, was in der eisernen Truhe war, als für Klaus Herzberg selbst. Spontan hatte sie ihn in ihr kleines Herz geschlossen und verglich ihn oft heimlich mit ihrem geliebten Vati.

      Klaus Herzberg sah die erwartungsvoll auf ihn gerichteten Kinderaugen und öffnete seine Aktentasche.

      »Verrat!«, zeterte der Papagei Habakuk mitten in die Stille hinein. Aufgeregt schlug er mit den Flügeln.

      »Verrr…rat!«

      Die Kinder lachten. »Du ärgerst dich ja nur, weil du heute nicht Mittelpunkt bist!«, meinte Pünktchen und stand auf, um Habakuk mit Nüssen zu füttern.

      »Nach zuverlässigen Schätzungen ist die Kassette etwa zweihundertfünfzig Jahre alt. Sie wurde wahrscheinlich von den Mönchen der damaligen Zeit ganz bewusst in dem Fluchtweg vergraben, um später einmal Zeugnis zu geben von der Bedeutung des Klosters.«

      »Haben die Mönche gewusst, dass Torsten die Truhe finden wird?«, erkundigte sich die kleine Heidi interessiert.

      »Sie haben nicht gewusst, wer sie finden wird, aber sie haben wohl gehofft, dass eines Tages jemand die Kassette findet.«

      »Wo sind die Mönche jetzt?«, wollte Angelika wissen.

      Fabian stieß sie unsanft in die Seite. »Du hast doch gehört, dass das Kloster schon vor zweihundert Jahren aufgelöst worden ist. Die Mönche sind längst gestorben.«

      »Aber wenn sie noch leben würden, dann wäre es doch ihr Schatz, nicht wahr?« Angelika sah den jungen Lehrer beifallheischend an.

      »Es tut mir leid, dass ich euch enttäuschen muss, Kinder. In der kleinen Truhe war kein Schatz.«

      In den Gesichtern der Kinder spiegelte sich Enttäuschung wider.

      »Ich hab’s ja gleich gewusst«, raunte Nick Pünktchen zu.

      »Trotzdem ist der Inhalt sehr wertvoll. Wir fanden alte Goldmünzen, Baupläne des Klosters und Dokumente aus der Zeit seiner Erbauung. Alle Unterlagen sind handgeschrieben und haben zweifellos einen hohen geschichtlichen Wert. Da sie Eigentum der Kirche sind, wird im Moment mit dem Erzbischof darüber verhandelt, ob die Dokumente im Museum von Maibach ausgestellt werden dürfen.«

      »Können wir sie dann dort sehen?«, erkundigte sich Nick.

      »So lange braucht ihr nicht zu warten. Ich habe Fotokopien anfertigen lassen und diese gleich mitgebracht.« Mit einer höflichen Verbeugung überreichte Klaus Herzberg Denise von Schoenecker eine Mappe.

      Sofort drängten sich die Kinder hinter ihre geliebte Tante Isi.

      »Moment, ihr dürft das alle ganz genau sehen!« Denise reichte die Unterlagen zunächst Frau Rennert, die sie dann an die Kinder weitergab.

      »Sind die Geldstücke aus echtem Gold?«, erkundigte sich Henrik und machte große staunende Augen, als er die Fotos sah.

      »Echtes Gold«, bestätigte Klaus.

      »Dann bekommen wir sicher sehr viel Geld dafür!«

      Der junge Lehrer wollte dem Jungen die Freude nicht verderben. »Vielleicht«, meinte er achselzuckend.

      »Ui, ist das eine komische Schrift!«, rief Angelika und hielt die Fotokopie mit den vielen Schnörkeln gegen das Licht.

      »Das Original ist sogar in vier verschiedenen Farben abgefasst«, erläuterte der junge Lehrer.

      Die Kinder steckten die Köpfe zusammen, und er zeigte ihnen die kunstvoll ausgemalten Anfangsbuchstaben.

      »Was heißt denn das? Ich kann es nicht lesen.« Fabian machte ein enttäuschtes Gesichtchen.

      »Ich werde es euch vorlesen, falls es euch interessiert.« Klaus nahm in der Mitte

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