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NAMEN GERUFEN

      als Gott

      dich beim Namen rief

      folgtest du

      ihm nach

      um deinen Weg

      in seinem Namen

      zu vollenden

      DIE FRAGE

      Im Krankenhaus begleitete eine Krankenschwester ihre Patientin zum Arztzimmer. Weil es der Patientin so wichtig war, hatte die Krankenschwester ihr versprochen, während des ganzen Arztgesprächs dabeizubleiben. Die Ergebnisse der letzten Computertomographie waren da und der Arzt teilte sie der Patientin mit besorgter Miene mit.

      „Muss ich jetzt sterben?“

      Die Stimme der Patientin zitterte, aber ihr Blick war offen und klar.

      Der Arzt zögerte. Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Dass er alles in seiner Macht Stehende getan hatte und sie trotzdem bald tot sein würde. Dass er Angst vor ihrer Verzweiflung hatte und dass er diese Ohnmacht kaum aushielt.

      Er atmete tief durch. Aber auf ihre Frage ging er nicht ein.

      „Wir könnten noch eine Therapie machen“, schlug er stattdessen vor. „Eine andere Chemotherapie, bei der Ihnen die Haare nicht ausfallen. Wir könnten es zumindest versuchen. Denn wir haben noch nicht alles ausgeschöpft.“

      Weil er dabei den Blick senkte, entging ihm, dass seine Antwort der Patientin keine Erleichterung brachte. Denn nun musste sie weiterkämpfen, obwohl sie unglaublich müde war. Einen Kampf, von dem sie gespürt hatte, dass er eigentlich schon verloren war. Aber konnte sie ihrem Gefühl jetzt überhaupt noch trauen?

      Vor allem aber war sie enttäuscht. Sie hätte sich so gewünscht, Mitgefühl in seinen Augen zu sehen, vielleicht sogar ehrliches Bedauern. Stattdessen signalisierte ihr sein Blick auf die Uhr, dass das Gespräch nun beendet war.

      Wieder eine Chance vertan, dachte sich die Krankenschwester, als sie die Patientin in ihr Zimmer zurückbrachte. Dabei hätte eine ehrliche Antwort so viel Positives bewirken können.

      VOM STERBEN

      vielleicht

      ist Sterben

      wie das Zittern

      das durch ein Blatt fährt

      ehe es sich

      loslöst

      von allem

      was ihm bisher vertraut war

      um sich

      ganz hinzugeben

      im freien Fall

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      TUNNEL INS LICHT

      In einer Salzwasserhöhle einer karibischen Insel lebte ein großer Fischschwarm.

      Ein Fisch in diesem Schwarm hieß Jerino. Er wollte wissen, wie es außerhalb der Höhle aussah. Aber keiner konnte es ihm sagen. Von Anfang an war ihm eingetrichtert worden, dass er an den Höhleneingängen gut auf sich aufpassen sollte. Beim hinteren Höhleneingang gab es nämlich einen gefährlichen Strudel. Schwamm ein Fisch zu nahe an ihn heran, wurde er mit solcher Kraft zurückgeschleudert, dass er gegen die Felswand prallte.

      Der vordere Höhlenausgang war aber noch viel gefährlicher. Er führte in den gefürchteten Tunnel ohne Wiederkehr. Kamen Fische in dessen Sog, wurden sie mitgerissen und waren für immer fort.

      „Wo diese Fische wohl gelandet sind?“, fragte sich Jerino.

      Der Schwarmälteste ließ betrübt die Flossen hängen. „Kannst du es dir denn nicht denken? Schau doch hin! Dann weißt du es.“

      Jerino schaute in die reißenden Fluten und hatte dabei ein mulmiges Gefühl. Aber dann fiel ihm etwas ein. „Es könnte doch sein, dass es dort, wo die reißende Strömung aufhört, viel schöner ist als bei uns. Vielleicht treffen die Verschwundenen da wieder zusammen und sind froh, dass sie den düsteren Tunnel hinter sich lassen konnten.“

      Der Schwarmälteste seufzte. Denn das, was er Jerino erklären wollte, war gar nicht so einfach. Aber irgendwann musste er es ihm wohl sagen. Und vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.

      „Alle, die in den Tunnel ohne Wiederkehr geraten sind, sind tot, Jerino. Es ist also völlig egal, wie es hinter dem Tunnel aussieht, denn es nützt ihnen nichts mehr. Sei doch vernünftig und hör mit deinen Träumereien auf! Sonst bringst du die anderen noch ganz durcheinander!“

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      Da ließ auch Jerino seine Flossen hängen. Aber nicht lange, denn irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass nach dem Strudel alles aus sein sollte. Er hoffte, dass es hinter dem Tunnel noch etwas anderes gab. Etwas, das alles Aussichtslose in ein anderes Licht rückte.

      Jerino schwamm in der Höhle seine Bahnen und wurde älter. Und eines Tages geschah es: Er schwamm zu nahe an den Tunnel ohne Wiederkehr heran und wurde von der Strömung mitgerissen. Der starke Sog zog ihn in die Tiefe und schleuderte ihn hin und her.

      Erst kämpfte Jerino gegen die reißende Strömung an, aber dann überkam ihn ein Gefühl des Friedens und er ließ los. Als die Dunkelheit ihn völlig bedeckte, war er schon nicht mehr bei Bewusstsein.

      Sein lebloser Körper kam dem Ende des Tunnels immer näher und damit auch den Lichtstrahlen, die von außen hereinfielen. Hier endete die Dunkelheit und gab den Blick auf ein buntes Korallenriff frei. Und die Strömung trug Jerino sanft ins Land seiner Träume.

      BUNTE ERINNERUNGEN

      weder Worte

      noch Farben

      können ausdrücken

      was du uns

      gewesen bist

      und doch

      hat die Zeit mit dir

      uns im Bunten der Natur

      für jeden Tag

      ein Denkmal gesetzt

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