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mit dem er zu glei­chen An­tei­len die Fa­bri­ka­ti­on von Sei­fen, Es­sen­zen und Köl­ni­schem Was­ser be­gann. Aber die So­zie­tät mit die­sem Ar­bei­ter dau­er­te nur sechs Mo­na­te und en­de­te mit Ver­lust, den er al­lein zu tra­gen hat­te. Ohne sich ent­mu­ti­gen zu las­sen, woll­te Bi­rot­teau um je­den Preis zu ei­nem Er­fol­ge kom­men, ein­zig des­halb, weil er nicht von sei­ner Frau ge­schol­ten wer­den woll­te, der er spä­ter ge­stand, daß ihm in die­ser Zeit der Verzweif­lung der Kopf wie ein Schlot rauch­te, und daß er mehr­mals, wenn ihn nicht sei­ne re­li­gi­öse Über­zeu­gung ge­hin­dert hät­te, in Ver­su­chung war, sich in die Sei­ne zu stür­zen. Nie­der­ge­schla­gen über meh­re­re er­geb­nis­lo­se Ver­su­che, ging er ei­nes Ta­ges lang­sam die Bou­le­vards ent­lang nach Hau­se zum Es­sen, denn der Pa­ri­ser Fla­neur ist eben­so häu­fig ein ver­zwei­fel­ter wie ein mü­ßi­ger Mensch. Da wur­den sei­ne Bli­cke un­ter et­li­chen Bü­chern zu sechs Sous, die in ei­nem Kor­be auf der Erde la­gen, von ei­nem staub­ver­gilb­ten Ti­tel ge­fes­selt: »Ab­de­ker, oder die Kunst, die Schön­heit zu er­hal­ten.« Er nahm das an­geb­lich ara­bi­sche Buch auf, eine Art Ro­man von ei­nem Arzt des vo­ri­gen Jahr­hun­derts, und stieß auf eine Sei­te, wo von Par­füms die Rede war. Er durch­blät­ter­te das Buch, an einen Bou­le­vard­baum ge­lehnt, und las eine Stel­le, wo der Au­tor das We­sen der Un­ter- und der Ober­haut er­klärt und zeigt, wel­che Pas­te oder Sei­fe eine häu­fig der Er­war­tung ent­ge­gen­ge­setz­te Wir­kung her­vor­bringt, wenn die Pas­te und die Sei­fe die Haut zu­sam­men­zie­hen, die ent­spannt ge­hal­ten sein will, oder die Haut ent­span­nen, die nach Zu­sam­men­zie­hen ver­langt. Bi­rot­teau kauf­te das Buch, von dem er ein Ver­mö­gen er­hoff­te. Da er trotz­dem sei­ner Er­leuch­tung nicht trau­te, be­gab er sich zu ei­nem be­rühm­ten Che­mi­ker, Vau­que­lin, von dem er ganz naiv das Re­zept er­bat, um ein Kos­me­ti­kum mit zwie­fa­cher Wir­kung, das den ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten der mensch­li­chen Epi­der­mis Rech­nung trug, her­zu­stel­len. Die wah­ren Ge­lehr­ten, die Män­ner, die wirk­lich groß sind in dem Sin­ne, daß ih­nen bei Leb­zei­ten der Ruhm, den ihre un­ge­kann­ten au­ßer­ge­wöhn­li­chen Ar­bei­ten ver­dient hät­ten, nie­mals zu­teil wird, sind fast alle dienst­wil­lig und freund­lich ge­gen die geis­tig Ar­men. Vau­que­lin ge­währ­te also dem Par­füm­händ­ler sei­ne Pro­tek­ti­on, ge­stat­te­te ihm, sich Er­fin­der ei­ner Pas­te, die die Wei­ße der Hän­de er­zielt, zu nen­nen, und gab ihm de­ren Zu­sam­men­set­zung an. Bi­rot­teau nann­te sie Dop­pel­pas­te der Sul­tan­in­nen. Um die Sa­che voll­kom­men zu ma­chen, wen­de­te er das Ver­fah­ren der Pas­te für die Hän­de auf ein Was­ser für den Teint an, das er Eau Car­mi­na­ti­ve nann­te. Bei dem wei­te­ren Vor­ge­hen mach­te er sich das Prin­zip des Pe­tit-Ma­te­lot zu ei­gen und ent­wi­ckel­te, als ers­ter un­ter den Par­füm­händ­lern, je­nen Lu­xus von Pla­ka­ten, An­non­cen und an­dern Re­kla­men, die man viel­leicht mit Un­recht Char­la­ta­ne­rie nennt.

      Die Sul­tan­in­nen­pas­te und das Eau Car­mi­na­ti­ve wand­ten sich an die ge­sam­te ga­lan­te und kom­mer­zi­el­le Welt mit bun­ten Pla­ka­ten, an de­ren Kopf die Wor­te stan­den: »Ap­pro­biert von der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten!« Die­se zum ers­ten­mal ge­brauch­te For­mel hat­te eine ma­gi­sche Wir­kung. Nicht nur Frank­reich, der gan­ze Kon­ti­nent wur­de mit gel­ben, ro­ten, blau­en Pla­ka­ten von dem Be­herr­scher der Ro­sen­kö­ni­gin be­pflas­tert, der al­les, was hier in Fra­ge kam, be­reit hielt, lie­fer­te und fa­bri­zier­te. Zu ei­ner Zeit, da man von nichts als vom Ori­ent re­de­te, ein Schön­heits­mit­tel Sul­tan­in­nen­pas­te nen­nen und die ma­gi­sche Wir­kung die­ser Wor­te in ei­nem Lan­de ah­nen, wo je­der Mann eben­so­sehr ein Sul­tan, wie jede Frau eine Sul­ta­nin zu sein wünscht, das war eine Ein­ge­bung, die ei­nem ge­wöhn­li­chen wie ei­nem geist­vol­len Man­ne zu­teil wer­den kann; aber da das Pub­li­kum im­mer nach dem Er­fol­ge ur­teilt, galt Bi­rot­teau um so mehr für einen, kauf­män­nisch ge­spro­chen, her­vor­ra­gen­den Men­schen, als er selbst einen Pro­spekt ver­faß­te, des­sen al­ber­ner Stil ein we­sent­li­ches Mo­ment sei­nes Er­fol­ges wur­de; in Frank­reich lacht man nur über Din­ge und Men­schen, mit de­nen man sich be­schäf­tigt, und nie­mand be­schäf­tigt sich mit et­was, das kei­nen Er­folg hat. Ob­wohl Bi­rot­te­aus Al­bern­heit nicht ge­macht war, sprach man ihm doch die Fä­hig­keit zu, sich ge­ge­be­nen­falls dumm stel­len zu kön­nen. Nicht ohne Mühe ist es ge­lun­gen, ein Exem­plar die­ses Pro­spekts im Hau­se Po­pi­not & Co., Dro­gis­ten, Rue des Lom­bards, auf­zu­fin­den. Die­ses amüsan­te Stück ge­hört im wei­te­ren Sin­ne zu de­nen, die die His­to­ri­ker »Quel­len­do­ku­men­te« nen­nen. Es lau­tet so:

      Dop­pel­pas­te der Sul­tan­in­nen

       und Eau Car­mi­na­ti­ve.

       Von Cäsar Bi­rot­teau.

       Wun­der­ba­re Er­fin­dung.

       Ap­pro­biert von der

       Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten.

      Seit lan­ger Zeit wird eine Pas­te für die Hand- und eine Es­senz für die Ge­sichts­pfle­ge, die eine bes­se­re Wir­kung als das Köl­ni­sche Was­ser er­zie­len, all­ge­mein von den Da­men und Her­ren Eu­ro­pas ge­wünscht. Der als Par­füm­lie­fe­rant in Pa­ris und im Aus­lan­de vor­teil­haft be­kann­te Herr Bi­rot­teau hat nun vie­le schlaflo­se Näch­te dem Stu­di­um der Un­ter- und Ober­haut bei­der Ge­schlech­ter ge­wid­met, die nicht ohne Grund das größ­te Ge­wicht auf die Zart­heit, die Ge­schmei­dig­keit, den Glanz und die Weich­heit der Haut le­gen, und hat eine Pas­te und eine Es­senz er­fun­den, die mit Recht von der ele­gan­ten männ­li­chen und weib­li­chen Welt von Pa­ris gleich nach ih­rem Er­schei­nen als wun­der­bar be­zeich­net wur­den. In der Tat be­sit­zen die­se Pas­te und die­se Es­senz er­staun­li­che Wir­kun­gen auf die Haut und zwar ohne die Ge­fahr früh­zei­ti­ger Run­zeln, was bei den bis auf die­sen Tag un­be­dach­ter­wei­se an­ge­wand­ten, von pro­fit­gie­ri­gen Igno­ran­ten er­fun­de­nen Dro­gen un­ver­meid­lich war. Die­se Er­fin­dung stützt sich auf die Un­ter­schei­dung der Tem­pe­ra­men­te, de­nen ent­spre­chend für die zwei Haupt­grup­pen die Pas­te und die Es­senz in zwei Far­ben her­ge­stellt sind, und zwar sind die ro­sa­far­be­nen für die Ober- und Un­ter­haut der Per­so­nen von lym­pha­ti­scher Kon­sti­tu­ti­on, die wei­ßen für sol­che von san­gui­ni­schem Tem­pe­ra­ment be­stimmt.

      Die­se Pas­te nennt sich Sul­tan­in­nen­pas­te, weil ihre Er­fin­dung schon für das Serail von ei­nem ara­bi­schen Arz­te ge­macht wur­de. Sie ist von der Aka­de­mie ap­pro­biert wor­den, nach­dem un­ser be­rühm­ter Che­mi­ker Vau­que­lin sei­nen Be­richt er­stat­tet hat­te, eben­so wie die Es­senz, die nach den glei­chen Prin­zi­pi­en her­ge­stellt ist, die bei der Zu­sam­men­set­zung der Pas­te maß­ge­bend wa­ren.

      Die­se kost­ba­re Pas­te, die den sü­ßes­ten Duft aus­strömt, macht die wi­der­spens­tigs­ten Som­mer­spros­sen ver­blas­sen, läßt die här­tes­te Haut weich wer­den und das Schwit­zen der Hän­de, über das die Da­men nicht we­ni­ger als die Her­ren kla­gen, ver­schwin­den.

      Das Eau Car­mi­na­ti­ve be­sei­tigt den leich­ten Aus­schlag, der zu ge­wis­sen Zei­ten un­ver­se­hens die Da­men be­fällt und ihre Ball­pro­jek­te stört; es er­frischt und be­lebt die Haut, in­dem es je nach dem Tem­pe­ra­ment die Po­ren öff­net; es ist be­reits als Mit­tel ge­gen das Al­tern so be­kannt ge­wor­den, daß vie­le Da­men aus Dank­bar­keit es »das Schön­heits­was­ser«

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