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aufgenommen hatte. Vielleicht, weil sie nun trotz allem wieder ein wenig Hoffnung hatte, ihre Ehe zu retten? Oder weil es ihr nun leichterfiel, sich von Guido zu trennen, den sie nun in ganz anderem Licht sehen mußte? Axel wagte nicht, das zu entscheiden.

      »Ich möchte mit Astrid sprechen«, sagte sie schließlich aufatmend.

      »Dann tu es«, stimmte er sofort zu. »Soll ich es ihr sagen?«

      »Nein, ich bin ohnehin im Salon angemeldet und werde sie selbst darum bitten.«

      »Und wie wirst du dich entscheiden, was Guido betrifft?«

      »Wenn er auf Trennung besteht, kann ich ihn wohl kaum halten.«

      »Nein, und dann solltest du es auch nicht tun.«

      Christina wandte den Kopf zur Seite, damit er die Tränen nicht sah, die ihr wieder in die Augen stiegen.

      *

      Es war ein gutes befreiendes Gespräch, das die beiden Frauen miteinander führten. Astrid hatte Christina zu sich gebeten, damit sie ganz ungestört waren. Axel hatte sie bereits vorbereitet und ihr seinen Lapsus gestanden. Sie war ihm nicht böse gewesen. Vielleicht, so sagte sie sich, war es besser so.

      Sie hatte auch gewußt, daß Christina nicht als Feindin oder Anklägerin zu ihr kommen würde, aber als sie einander dann gegenüberstanden, hatte sie zunächst doch kein Wort hervorbringen können.

      »Ich müßte meinen Mann wohl verachten und seinen Vorschlag zur Trennung annehmen«, sagte sie, nachdem Astrid ihr alles noch einmal erzählt hatte.

      »Aber Sie lieben ihn«, erwiderte Astrid leise.

      »Ja. Vielleicht verstehen Sie das nicht, aber unsere ersten Ehejahre waren so wundervoll, ich war so glücklich, und ich glaube, er war es auch. Nur als sich unser Kinderwunsch nicht erfüllte, kamen Mißstimmungen auf, weil Guido strikt gegen eine Adoption war, die ich vorgeschlagen hatte. Auch ich war oft verzweifelt und nicht immer nett mit ihm, ich gebe es zu. Ich versuchte, mich zu betäuben, jagte von einer Party zur anderen, wollte immer Leute um mich haben. Das gab dann auch Meinungsverschiedenheiten. Natürlich bin ich tief betroffen, wie er sich Ihnen gegenüber verhalten hat, aber trotzdem ist er kein schlechter Mensch. Vieles lag auch an seiner Erziehung, wissen Sie. Seine Eltern sind sehr standesbewußt und haben ihm immer eingehämmert, daß nur eine Frau aus unseren Kreisen für ihn in Frage käme. Und er selbst ist ja auch ehrgeizig und genießt es, in der Gesellschaft eine Rolle zu spielen. Bei uns zu Haus ist das anders. Mein Großvater war ein einfacher Mann, und mein Vater hat als Kind noch erlebt, wie hart er gearbeitet hat, um voranzukommen. »Vergeßt nie, woher ihr kommt«, hat er seinen Kindern immer vorgehalten, und mein Vater hat es nicht vergessen. Für ihn zählt der Mensch und nicht seine Herkunft.« Christina lächelte ein wenig. »Und das sage ich. Ihnen nicht grundlos, Astrid. Wenn Axel Sie zu meinen Eltern bringt, müssen Sie keine Angst haben, Sie könnten von ihnen nicht akzeptiert werden.«

      Astrid errötete. Axel hatte seiner Schwester also nichts verschwiegen.

      »Ich würde mich freuen, wenn Sie und Axel zusammenfänden«, fuhr Christina nun herzlich fort.

      Astrid war so bewegt, daß ihr die Tränen in die Augen schossen. Und dann, keine hätte sagen können, wie es gekommen war, hielten sie einander in den Armen und weinten beide ein wenig.

      »Was wirst du nun tun?« fragte Astrid schließlich und merkte gar nicht, daß sie das schwesterliche Du gebraucht hatte.

      »Nichts, ich werde seine Entscheidung abwarten.«

      Sie hoffte immer noch! Astrid wünschte ihretwegen von ganzem Herzen, daß die Eheleute wieder zueinander finden würden. Bevor Christina ging, bat sie, noch einen Blick auf Conny werfen zu dürfen.

      Astrid führte sie ins Kinderzimmer. Wie ein kleiner Igel lag die Kleine in ihrem Bettchen zusammengerollt, ihr Lieblingsstofftier im Arm. Sie schlief tief und fest.

      »Guidos Kind«, murmelte Christina und streckte die Hand aus, um die rosige Kinderwange zu streicheln. In letzter Sekunde zog sie sie jedoch zurück, um die kleine Schläferin nicht zu wecken. »Wie süß sie ist«, flüsterte sie, dann richtete sie sich auf und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer.

      Astrid konnte gut nachempfinden, was in ihr vorging.

      »Ich wünsche so sehr, daß noch alles gut wird«, sagte sie warm, als sie unten an der Tür standen und einander die Hände reichten.

      »Danke, Astrid. Ich bin froh, daß wir miteinander gesprochen haben.«

      Astrid sah ihr nach. Was war Guido doch für ein Dummkopf, daß er diese großartige Frau aufgeben wollte!

      *

      Es wunderte Guido immer noch, daß Christina ihm bei ihrer Unterredung keine Szene gemacht hatte und ungewöhnlich ruhig geblieben war. Früher, bei ähnlichen Gesprächen, war sie immer gleich sehr erregt und laut geworden.

      Auch jetzt, in den Tagen danach unternahm sie keinen Versuch mehr, ihn noch umzustimmen, wie er eigentlich erwartet hatte. Hin und wieder sah sie ihn nur so seltsam, fast wissend an, und manchmal war ihr anzumerken, daß sie heimlich geweint hatte, auch wenn sie sich noch so sehr bemüht hatte, die Tränenspuren zu überdecken.

      Daß er trotz Astrids Ablehnung mit Christina über die Scheidung gesprochen hatte, war aus der Überzeugung erfolgt, daß Astrid ihm vermutlich nicht geglaubt haben könne, wie ernst es ihm war. Wenn er die Scheidung betrieb und sie vollzogen war, würde sie es wissen und dann vielleicht anders denken, so hoffte er.

      Doch inzwischen waren ihm erste Zweifel gekommen. Seine Selbstsicherheit kam ins Wanken, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Es konnte gut möglich sein, daß er eines Tages mit leeren Händen dastehen würde. Christina, davon war er überzeugt, würde nicht alleinbleiben. Wenn sie wieder frei wäre, könnte sie an jedem Finger einen haben!

      Dieser Gedanke mißfiel ihm plötzlich. Er dachte an die ersten so glücklichen Jahre ihrer Ehe. Christina war eine Frau, die zu repräsentieren verstand und trotzdem mit ihrer Spontanität schnell Sympathien errang. Daß sie manchmal ein wenig exaltiert war, hatte ihn eher belustigt. In der Art, wie sie ihr Leben führten, stimmten sie überein.

      Wenn sie doch bloß ein Kind hätten haben können! Ein Kind wie Conny vielleicht! Je länger der Mann grübelte, um so klarer wurde ihm schließlich, daß er es am liebsten hätte, wenn alles so bliebe wie bisher, wenn er nur das Kind hätte! Gewiß, es hatte ihn auch gereizt, Astrid zurückzuerobern, die sich zu einer Persönlichkeit entwickelt hatte und schöner war denn je. Aber waren sie nicht viel zu verschieden, um zusammen leben zu können? Und wollte er wirklich den Skandal, den seine Trennung von Christina und eine Wiederheirat mit Astrid hervorrufen würde? Was seine Eltern sagen würden, wußte er ohnehin.

      Christina spürte, daß in ihm etwas vorging, aber sie fragte und sagte nichts, bis sie ihm eine Woche später erklärte, daß sie ein paar Tage zu ihrer Freundin Kerstin fahren wolle, die mit einem Arzt im Ostfriesischen verheiratet war. Er nahm es zur Kenntnis, doch als sie dann dort war, erschien ihm das schöne neue Haus, das sie seit ihrer Heirat bewohnten, furchtbar leer.

      Dann, kurz danach an einem Sonntag, als ihm die Decke besonders auf den Kopf fiel, rief er Axel an, um ihn zu fragen, ob man nicht zusammen Tennis spielen wolle. Einfach in den Club zu gehen und zu sehen, ob sich ein Spielpartner fand, verspürte er keine Lust.

      »Tut mir leid, Guido, aber ich habe Besuch«, erklärte Axel auf seine Frage.

      »Ach so. Na dann…« Guido stockte, denn er hörte im Hintergrund ein helles Kinderlachen. »Hast du einen Kindergarten zu Besuch?« fragte er scherzend.

      »Nur ein Kind und seine Mama«, erwiderte Axel.

      »Soso.« Guido wartete, daß er ihm sagte, wer die Besucher waren, doch es kam nichts. »Also, dann vielleicht ein andermal, entschuldige die Störung«, sagte er schließlich.

      »Schon gut, macht ja nichts«, erwiderte Axel. »Also, tschüß denn.«

      »Ja, tschüß«, murmelte Guido, und dann kurz bevor der andere auflegte,

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