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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн.Название Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740971656
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Bookwire
Florian kam zuerst aus der Umkleidekabine. Als er dorthin schaute, wo sie die Decke ausgebreitet hatten, erstarrte er.
Gleich daneben lag Adrian Heller, und grinste ihn an.
»Hallo«, rief er und winkte mit der Hand, »auch schon da?«
Mit eisiger Miene ging Florian hinüber und legte seine Sachen neben den Korb.
»Hätten Sie sich keinen anderen Platz aussuchen können?« fragte er verärgert.
Der Börsenmakler lächelte spöttisch.
»Wieso? Der hier gefällt mir ganz gut«, erwiderte er. »Aber Florian, haben wir gestern abend nicht beschlossen, uns zu duzen?«
Der Chemiker sah ihn abweisend an.
»Ich kann mich nicht erinnern, mit Ihnen Brüderschaft getrunken zu haben«, gab er zurück.
Adrian grinste immer noch.
»Na ja, geküßt haben wir uns nicht«, sagte er. »Aber das wäre ja auch noch schöner. Trotzdem galt mein Angebot auch für dich…, pardon, für Sie.«
Er schaute zu den Umkleidekabinen.
»Ah, da kommt ja unsere Freundin.«
Florian hatte sich auf der Decke niedergelassen. Adrian war nur eine Handbreit von ihm entfernt. Er streckte den Arm aus und hielt ihm den Zeigefinger vor die Nase.
»Hör zu«, knurrte er leise. »Babette ist meine Freundin, daß das klar ist! Für dich ist sie bestenfalls eine zufällige Urlaubsbekanntschaft. Haben wir uns verstanden?«
Adrian ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Also duzen wir uns jetzt doch?« fragte er und zuckte die Schultern. »Soll mir recht sein. Und was das andere angeht, da bleibt abzuwarten, wie Babette sich entscheidet…«
›Sie hat sich schon entschieden‹, wollte Florian sagen, doch da war die Lehrerin schon bei ihnen, und er verschluckte die Worte lieber.
»Na, das ist ja eine Überraschung«, sagte Babette.
Sie hatte den Börsenmakler schon gesehen, als sie ins Freie getreten war. Irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl dabei, ihn hier zu wissen. Aber jetzt nahm sie erleichtert zur Kenntnis, daß Florian und Adrian sich anscheinend friedlich verhielten.
Adrians Augen glitten bewundernd über ihren Körper.
»Steht dir wirklich gut, dein neuer Badeanzug«, sagte er.
»Danke«, erwiderte sie und fragte sich insgeheim, ob das Modell vielleicht nicht doch etwas zu gewagt war.
Es war ein hellblauer Stoff, der mit roten Blümchen verziert war. Der Schnitt brachte ihre Formen vorteilhaft zur Geltung, allerdings schien ihr jetzt der Ausschnitt ein wenig zu tief angesetzt. Im Geschäft, wo sie den Badeanzug gekauft hatte, war ihr das gar nicht aufgefallen. Doch jetzt…
Und Adrians Blicke sprachen Bände!
»Wollen wir ins Wasser?« fragte sie, um die Situation zu überspielen.
Eigentlich war die Frage an Florian gerichtet, doch es war der Börsenmakler, der sofort aufsprang.
»Machen wir ein Wettschwimmen«, rief er. »Wer zuerst an der Insel ist.«
Babette sah ihren Freund an. »Was ist mit dir?«
Florian schaute verärgert drein. Sie hockte sich zu ihm.
»Sei nicht böse«, bat sie. »Ich kann doch nichts dafür, daß er auch hier ist.«
»Natürlich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Aber vor dem Kerl scheint man nirgendwo seine Ruhe zu haben.«
»Komm«, sagte sie und gab ihm einen Kuß. »Wir wollen uns von ihm nicht den Tag verderben lassen.«
Eher widerwillig stand Florian auf. Für ihn war der Tag schon verdorben. Trotzdem ging er mit ihr und hielt dabei ihre Hand, damit jeder sehen konnte – vor allem Adrian –, daß sie zusammengehörten.
Adrian Heller stand am Ufer und wartete auf sie.
»Was ist jetzt mit einem kleinen Wettbewerb?« fragte er angriffslustig in Florians Richtung.
Hätte nur noch gefehlt, daß er hinzugesetzt hätte: Der Sieger bekommt die Braut!
*
Für Florian war der Tag verdorben. Mit dem Auftauchen des Mannes, in dem er instinktiv den Nebenbuhler erahnte, hatte es begonnen, und setzte sich weiter fort.
Sie waren bis zu der künstlichen Insel hinausgeschwommen und waren an ihr hinaufgeklettert. Adrian hatte – natürlich! – Babette den Vortritt gelassen und war absichtlich langsamer geworden. Florian beteiligte sich nicht an dem Wettschwimmen und kam erst bei der Insel an, als die beiden schon oben saßen.
Da hatte der Börsenmakler die Lehrerin bereits in ein Gespräch verwickelt. Es drehte sich um Aktienkurse und Gewinne, und Florian fragte sich, warum Babette überhaupt zuhörte.
Von ihrem Gehalt als Lehrerin konnte sie wohl kaum etwas abzweigen, um das Geld anzulegen –, genauso wenig wie er.
Aber Adrian Heller schien sie mit seiner Art zu faszinieren, wenn er darüber sprach, welche Geschäfte er machte und was dabei zu verdienen war. Sie hing geradezu an seinen Lippen, und Florian bekam immer mehr das Gefühl, sie zu verlieren.
»Wollen wir wieder zurückschwimmen?« fragte er schließlich, als ihm das Gerede zuviel wurde.
Babette sah ihn überrascht an.
»Was?«
Sie hatte gar nicht hingehört, als er sie ansprach.
Der junge Chemiker sah den beiden noch eine Weile zu, dann sprang er ins Wasser, ohne ein Wort zu sagen.
»Florian, warte doch!« rief die Lehrerin ihm hinterher.
Doch er hörte nicht. Wollte nicht hören. Mit langen Zügen schwamm er ans Ufer zurück und ging zu ihrem Liegeplatz. Dort raffte er seine Sachen zusammen, nahm sie mit in die Umkleidekabine und zog sich an.
Babette stand ein wenig verwirrt auf der Plattform. Sie ahnte, daß sie ihn gekränkt hatte. Aber Adrian hatte gerade wirklich interessiert erzählt, sie hatte ihm einfach zuhören müssen.
»Setz dich doch wieder«, sagte der Börsenmakler. »Der beruhigt sich schon wieder.«
Im Grunde war er froh darüber, daß Florian nicht mehr störte. Er lächelte Babette an. »Oder hast du jetzt etwa ein schlechtes Gewissen?«
»Ich weiß nicht.« Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht sollte ich besser auch zurückschwimmen.«
»Ach, Unsinn!« Er schüttelte den Kopf. »Oder seid ihr etwa verheiratet?«
»Verheiratet? Nein.«
»Na also, dann kann er auch nicht über dich bestimmen. Ich meine, das dürfte er als dein Ehemann auch nicht, aber so hat er noch weniger Recht, dir vorzuschreiben, mit dem du dich unterhalten darfst.«
»Stimmt eigentlich«, nickte sie und setzte sich wieder.
Sie war wütend. Wütend über Florians kindisches Verhalten und die Art und Weise, wie er mit der Situation umging. Eigentlich hätte sie ihm mehr Selbstbewußtsein zugetraut.
Adrian legte seine Hand auf ihren Arm.
»Erzähle mir ein bißchen was von dir«, bat er.
Sie sah ihn an und wiegte den Kopf.
»Ach, Gott, was gibt’s da schon groß zu erzählen?«
»Mich interessiert alles. Woher du kommst, was du so machst, außer Kinder zu unterrichten. Eben alles, was dein Leben so ausmacht.«
Sein Interesse schmeichelte ihr, und so unterhielten