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jetzt ein ganz dummes Gefühl, Fee«, meinte Jenny.

      »Kann ich mal nach ihr sehen?«

      »Du schon, ist doch klar. Du interessierst dich sehr für sie.«

      »Sie hat mir gefallen. Und alles Rätselhafte zieht mich halt an«, sagte Fee.

      »Geh zu ihr, ich habe jetzt leider keine Zeit, Fee. Du siehst ja, was bei uns wieder los ist. Vorhin haben sie einen gebracht, der fürchterlich zusammengeschlagen worden ist, und anscheinend hat man ihn aus einem fahrenden Auto geworfen. Ob wir den durchbekommen, wissen wir noch nicht, und da geht es bestimmt nicht ohne Polizei. Ihr seid nicht die einzigen, die uns rätselhafte Fälle bescheren.«

      Fee ging zur Intensivstation. Schwester Dora begrüßte sie mit einem freudigen Lächeln. »Wenigstens ein Lichtblick an diesem Tag«, sagte sie. »Und unsere Patientin scheint jetzt wieder zu sich zu kommen.«

      »Fein«, sagte Fee und trat an das Bett. Juanitas nachtdunkle Augen schienen aus unendlicher Ferne zu-rückzukehren.

      »Ich erkenne Sie«, sagte sie leise. »Ich habe Sie schon gesehen. Wer sind Sie?«

      »Fee Norden, Ärztin, Ehefrau und Mutter. Mein Mann war schon bei Ihnen.«

      »Ja, ich erinnere mich.«

      »Frau Dr. Behnisch hat Sie erschreckt«, sagte Fee sanft.

      Ein Zucken lief über Juanitas blasses Gesicht. »Ich bin nicht mit Stone verheiratet. Er lügt, wenn er das behauptet, aber wer wird mir schon glauben?«

      »Ich glaube Ihnen«, sagte Fee. »Ich glaube Ihnen alles, was Sie sagen. Aber Sie müssen Vertrauen haben, Juanita. Hier sind Menschen, die Ihnen helfen wollen und die sehr mißtrauisch sind gegen jene, die Ihnen vielleicht schaden wollen.«

      »Sie sagen, ich bin verrückt, weil ich nicht glaube, daß Mama sich umgebracht hat«, flüsterte Juanita. »Ich habe doch auch keine Beweise. Marian hat mir versprochen, daß er alles aufklärt, aber ihm traue ich auch nicht mehr. Er ist nicht ins Jagdschlössel gekommen.«

      »Marian?« wiederholte Fee aufhorchend.

      »Der junge Baron Eickstedt. Meine Großmutter war eine Baronesse Eickstedt. – Aber Sie glauben mir ja doch nicht.«

      »Doch, ich glaube Ihnen jedes Wort. Amelie von Eickstedt erbte das Jagdschlössel.«

      »Sie wissen das?« fragte Juanita verwundert.

      »Ja, ich weiß es.«

      »Ich kann Ihnen nicht alles sagen«, flüsterte Juanita. »Es ist auch besser, wenn Sie es nicht wissen. Ich will niemanden in Gefahr bringen. Alle, denen ich vertraue, geraten in Gefahr. Aber wenn Sie mir helfen, wenn

      Stone und Barnet nicht an mich herankommen – ich kann alles bezahlen. Ich bin keine Betrügerin. Ich muß aber erst mit Marian sprechen, auch wenn ich das Vertrauen verloren habe. Es ist alles so verworren.«

      »Würden Sie mir eine Frage beantworten, Juanita?«

      Sie nickte. »Wenn ich kann«, sagte sie leise, »und wenn Sie mir versprechen, daß Stone nicht herkommt.«

      »Ich verspreche es Ihnen. Sie hatten sich mit dem jungen Baron von Eickstedt treffen wollen im Jagdschlössel?«

      »Ja. Ich habe auf ihn gewartet, aber dann ist Barnet gekommen. Er hat gesagt, daß sich Marian mit seinem Vater meinetwegen entzweit hat, und daß er mich unten am Teich treffen will. Aber niemand darf ihn sehen. Er würde mir alles sagen.«

      »Und Sie sind dorthin gegangen«, sagte Fee nachdenklich.

      »Ja, ich bin gegangen, und dann hat mich jemand von hinten niedergeschlagen. Es tat entsetzlich weh, aber

      es kann doch nicht Marian gewesen sein, nein, er nicht.«

      Ein jammervolles Schluchzen schüttelte sie. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll«, kam es stockend über ihre Lippen, immer wieder von Weinen unterbrochen. Und dann sank sie ermattet zurück.

      »Schlafen Sie jetzt, Juanita«, sagte Fee tröstend. »Ich komme am Abend noch mal.«

      »Sie sehen gut aus«, flüsterte Juanita. »Es tut mir leid, wenn ich auch Ihrem Mann mißtraut habe.«

      »Es ist besser so, als wenn man zu sehr vertraut«, sagte Fee und streichelte Juanitas Wangen. »Heißen Sie wirklich Juanita Ramirez?«

      »Ja, ich schwöre es.«

      »Und wo wohnten Sie?«

      »In Buenos Aires.«

      Ihre Stimme klang matt. Sie hatte keine Kraft mehr. Fee war Ärztin, sie sah, daß diese Schwäche nicht gespielt war.

      Schwester Dora saß an ihrem Platz. »Wie lange haben Sie Dienst, Schwester Dora?« fragte Fee.

      »Bis acht Uhr, Frau Doktor. Dann kommt Schwester Helga.«

      »Ich werde um halb acht Uhr hier sein«, sagte Fee. »Es darf niemand zu der Patientin.«

      »Hier kommt niemand rein«, sagte Schwester Dora. »Sie können sich darauf verlassen, Frau Doktor. Diesbezüglich ist der Chef auch streng.«

      »Das ist ein ganz besonderer Fall, Schwester Dora«, sagte Fee nachdenklich.

      »So was habe ich mir schon gedacht.«

      *

      Daniel Norden war schon zu Hause, als Fee kam. »Ist doch wirklich zu komisch, daß ich gerade immer dann früher fertig werde, wenn du nicht zu Hause bist«, sagte er.

      »Bist du böse?« fragte sie.

      »Wie könnte ich dir böse sein. Eben hat Baron Eickstedt angerufen. Er bedauert, daß ein Mißverständnis ihn an einem Gespräch mit dir gehindert hat. Er bittet, dich aufsuchen zu dürfen, da er heute sowieso in der Stadt zu tun hätte.«

      »Ich habe damit nicht gerechnet«, sagte Fee verlegen. »Was hast du gesagt?«

      »Daß du nachmittags bestimmt daheim sein wirst. Oder wolltest du dich verleugnen lassen?«

      »O nein, ganz im Gegenteil. Jetzt erst recht nicht. Wird er kommen?«

      »Gegen vier Uhr«, erwiderte Daniel. »Aber du wirst doch nicht einen Hund kaufen wollen?«

      »Deswegen würde er mich bestimmt nicht aufsuchen«, sagte Fee. »Es geht um Amelie von Eickstedt, aber das erzähle ich dir nach dem Essen.«

      »Meinst du, ich bin nie neugierig?« fragte Daniel. »Wer ist Amelie von Eickstedt?«

      »Juanitas Großmutter.«

      »Das wird ja immer spannender«, sagte er.

      »Und Stone ist nicht Juanitas Ehemann. Das habe ich doch gleich geahnt.«

      »Das hat dir dein kleiner Finger verraten«, meinte er lächelnd, aber seine Augen blickten ernst.

      »Manches hat man einfach im Gespür, Daniel«, sagte sie.

      *

      Dr. Behnisch und seine Assistenz-ärzte bemühten sich indessen um den Schwerverletzten, der ein paar Kilometer von der Behnisch-Klinik entfernt von einem Waldhüter gefunden worden war.

      Seine Kleidung war zerfetzt gewesen, und er war im schlimmsten Zustand, den man sich vorstellen konnte. Dr. Behnisch hatte jedenfalls keine Zeit, sich auch noch um Juanita zu kümmern und um das, was seine Frau jetzt beschäftigte. Der Verletzte schwebte in akuter Lebensgefahr.

      Dr. Jenny Behnisch hatte auch genug zu tun, aber als ihr gesagt wurde, daß ein Detektiv gekommen sei, der Nachforschungen nach Juanita Ramirez anstelle, mußte sie sich Zeit nehmen.

      Der Mann war mittelgroß und sah bieder aus. Er zeigte auch sofort seinen Ausweis.

      »Von wem sind Sie beauftragt worden, diese Nachforschungen anzustellen?« fragte Jenny Behnisch ruhig.

      »Von einem Dr. Barnet, dem Stiefvater von Senhorita Ramirez.

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