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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-070-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Fred McMason

       Der Tempel des Schiwa

       Man hält sie für englische Spione und schießt ihre Karavelle zusammen

      Mai 1599 – Arabisches Meer.

      Für Old O’Flynn war es wieder mal die Nacht der Nächte, in der unerklärliche Dinge vor sich gingen.

      Sie befanden sich mit der zweimastigen Karavelle im Arabischen Meer, hatten die Insel Sokotra hinter sich gelassen und lagen jetzt auf nordöstlichem Kurs, um Surat anzulaufen, jene indische Stadt am Tapti, wo sie hofften, nach langer Irrfahrt wieder auf die anderen Arwenacks zu stoßen.

      Vor einer Weile hatte es mit diesem seltsamen Leuchten im Meer angefangen, das Donegal nicht ganz geheuer war. Jetzt hatte sich das Leuchten verstärkt, achteraus erschienen grünlich phosphoreszierende Blasen dicht unter der Wasseroberfläche.

       Geister der Tiefe, dachte Old Donegal beklommen. Wassermänner, die auf Schwefelfässern durch die Nacht reiten …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Old Donegal O’Flynn – in einer sehr brenzligen Situation entscheidet wieder mal sein Holzbein, wer die besseren Karten hat.

      Philip Killigrew – erfindet ein Spezial-Menü, das er „Zähne des Windes“ nennt, aber von Heuschrecken hat sein Granddad die Nase voll.

      Hasard Killigrew – spricht als Gott Schiwa zu einigen Schurken, die darauf flugs die Flucht ergreifen.

      Bowmaster – ein Kapitän und Kaufmannsabenteurer, der den drei Arwenacks eine höllische Überraschung bereitet.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Er stand an der Pinne und steuerte das Schiffchen, das sie den Piraten auf Madagaskar abgenommen hatten, sicher durch die Nacht.

      Jung Hasard und sein Bruder Philip schliefen bei dem warmen Wetter an Deck.

      Old Donegal räusperte sich leise und blickte erneut achteraus. Das Leuchten wurde noch stärker, und es erschien auch an anderen Stellen im Wasser, was ihm gar nicht behagte.

      Meeresleuchten! Das gab es oft, aber niemand hatte eine vernünftige Erklärung dafür, aus welchem Grund das nachtschwarze Wasser leuchtete.

      Philip hatte gesagt, das sei nun mal mitunter so, und sein Bruder Hasard hatte es lediglich als „Naturerscheinung“ zur Kenntnis genommen.

      „Nein, nein, so einfach kann man das nicht abtun“, brummelte Old Donegal vor sich hin. „Jedes Ding hat eine Ursache. Ihr Bürschchen wollt das nur nicht wahrhaben, aber ich weiß es.“

      Er drehte den Docht der Laterne etwas höher, linste auf den Kompaß, nickte vor sich hin und blickte danach nochmals achteraus, wobei er ruckhaft den Kopf wandte.

      Unheimlich sah das aus – so als glimme oder brenne der Achtersteven der kleinen Karavelle und ziehe diese Spur durchs Meer wie ein leuchtendes Fanal. Er konnte das Kielwasser auf mehr als eine Meile deutlich erkennen.

      An anderen Stellen waren ebenfalls helle, leuchtende Flecken im Wasser zu erkennen. Sie erinnerten ihn an kleine, hellerleuchtete Inseln, die unruhig in der See schwammen.

      Sehr unruhig räusperte er sich schon zum vierten Male.

      Möglicherweise hielten die Meeresgötter gerade ein Fest auf dem Grund der See ab. Das würde erklären, warum alles erleuchtet war. Dieses Fest fand natürlich in einem unterseeischen Palast statt, und er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie jetzt da unten in der unendlichen Tiefe tanzten, sangen und sich amüsierten. Nixen, Meermänner und alles mögliche mochte da versammelt sein.

      Er fragte sich ganz ernsthaft, ob sie wohl merkten, daß da gerade ein Schiff über sie hinwegsegelte. Er sah sie mit ihren algengekrönten Häuptern deutlich vor sich, die Gestalten und Dämonen aus der Tiefe.

      Old Donegal war gern am Spintisieren, wenn er nachts allein war. Dabei gingen ihm die wunderlichsten Gedanken durch den Kopf. Allerdings ließ er dabei auch nicht den Kompaß aus den Augen.

      Der Teufel mochte wissen, ob sie in der Lage waren, in Surat anzulegen, denn das Kartenmaterial, das sie an Bord hatten, war von minderer Qualität und eine genaue Navigation nicht möglich. Die Seekarten, die Philip in der Kapitänskammer gefunden hatte, bezogen sich nur auf Afrikas Ostküste. Jedenfalls wußte er mit absoluter Sicherheit, daß sie auf die indische Westküste zusteuerten.

      Abermals beschäftigte er sich mit dem Phänomen des leuchtenden Wassers. Sie hatten es schon öfter erlebt und darüber gestaunt. Doch selbst der weise Kutscher hatte es nicht exakt erklären können.

      Old Donegal zuckte zusammen, als er ein krächzendes Geräusch hörte. Es war ein paar Augenblicke still, dann hörte er deutlich eine Stimme, die das ziemlich unsinnige Wort „Quooaak“ sagte. Dem Wort folgte ein Krächzer.

      Der alte Haudegen zog das Genick ein. Es war ja nicht so, daß er Angst hatte, Gott bewahre! Aber unheimlich klang das schon, wenn mitten auf See einer „Quooaak“ sagte und ein Krächzen folgen ließ.

      Er spürte, wie es ihm trotz der warmen Nacht eiskalt den Rücken hinunterrann.

      Mit zusammengekniffenen Augen blickte er zu den Zwillingen. Ein kleines Grinsen stahl sich in sein zerfurchtes Gesicht, als Hasard sich einmal bewegte und zur anderen Seite wälzte.

      „Nicht mit mir, Söhnchen“, murmelte er. Klar, die beiden Kerle wollten sicher seine Reaktion testen, und wenn er dann mit einem Fluch reagierte, würden sie sich was feixen.

      Er korrigierte den Kurs ein wenig – und hörte wieder dieses unheimliche Geräusch. Gleichzeitig klang es auch so, als schlügen Flügel gegeneinander.

      Old Donegals Blick wurde jetzt wachsam und mißtrauisch, als er die Zwillinge musterte. Keiner der beiden rührte sich, und doch glaubte er zu wissen, daß sie sich heimlich eins grinsten.

      „Hört mit dem Quatsch auf!“ sagte er grob. „Schlaft lieber! In einer Stunde ist mein Törn rum,

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