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Die Abenteuer des Odysseus. Auguste Lechner
Читать онлайн.Название Die Abenteuer des Odysseus
Год выпуска 0
isbn 9783702239053
Автор произведения Auguste Lechner
Издательство Bookwire
Die Achaier waren es zufrieden und manch einer meinte bei sich, es sei gar nicht übel, im sicheren Hafen zu liegen, anstatt mit Odysseus zu diesem Abenteuer auszufahren: Denn die Götter mochten wissen, was für ein gräuliches Volk von Wilden dort drüben hauste!
So blickten sie nur ein wenig neugierig, aber ohne großen Neid dem Schiffe nach, das langsam über die breite Wasserstraße auf das jenseitige Ufer zufuhr.
Die dunklen Bordwände ragten hoch aus dem Wasser, an den Seiten gewölbt und schmal geschwungen an Bug und Heck: Es war ein schönes, starkes Schiff mit langen Ruderreihen, die sich gleichmäßig hoben und senkten.
Die Männer aber, die darauf fuhren, hatten mit ihrem Gebieter in vielen Schlachten gekämpft, ihre Waffen waren gut und sie fürchteten sich nicht leicht vor etwas. Ei, warum sollten sie nicht jene Insel auskundschaften, selbst wenn ihre Bewohner eine grausige Stimme hatten?
Odysseus stand vorne auf dem Deck. Seine Augen durchforschten wachsam das unbekannte Land, das vor ihnen lag. Dichter Wald bedeckte Berge und Hügel, tiefer herab erstreckten sich Wiesen, auf denen er nach einer Weile die weidenden Herden unterschied. In den felsigen Hängen befand sich da und dort der Eingang einer Höhle.
Als sie näher kamen, sah er, dass sich gerade gegenüber, gar nicht weit von der Küste entfernt, ein mächtiges Felsengewirr erhob. Eine Kluft führte mitten hinein, deren Ränder von Rauch geschwärzt schienen. Lorbeerbäume wuchsen ringsum und eine Mauer aus Felsblöcken und roh behauenen Baumstämmen umschloss einen großen, ebenen Rasenplatz, der wohl für die Nacht als Hürde diente. Jetzt lag er verlassen in der Sonne und weitum war kein lebendiges Wesen zu erblicken.
Unterdessen legte das Schiff am Ufer unter einem überhängenden Felsen an, wo man es vom Lande aus nicht sehen konnte, und die Männer griffen nach ihren Waffen, um an Land zu gehen. Aber Odysseus sagte: »Nein, ich will nur zwölf von euch mit mir nehmen! Die Übrigen mögen auf dem Schiffe bleiben und warten, bis wir zurückkehren.« Und er wählte die treuesten und tapfersten unter ihnen aus und ging mit ihnen landeinwärts fort.
Die Männer nahmen nur ihre Schwerter mit sich, Odysseus aber hängte sich noch einen Sack mit Brot und Fleisch über die Schulter und einen ledernen Schlauch voll roten Weines, den ihm zu Ismaros der Priester Apollons geschenkt hatte zum Dank dafür, dass er ihm das Leben gerettet hatte. Der Wein war süß und schwer wie keiner sonst und Odysseus meinte, er könnte ihnen vielleicht noch recht nützlich werden.
Sie gingen jetzt, sorgsam nach allen Seiten spähend, auf die Felsen zu, hinter denen ziemlich steil ein bewaldeter Hügel aufstieg. Das Tor in der riesigen Mauer war offen, eine schwere Felsplatte lehnte daneben: Damit mochte es wohl nachts verschlossen werden, wenn … nun, wenn jemand da war, der diese Felsplatte zu heben vermochte, meinten die Männer und betrachteten sie voll Verwunderung.
Sie durchschritten die verlassene Hürde, durch die sich kreuz und quer geflochtene Zäune zogen, damit man die Tiere je nach ihrer Art trennen konnte.
Dann kamen sie zu den Felsen und blieben zögernd stehen. Da war die hohe schwarze Kluft, der eine dichte Wolke von Gerüchen entströmte. Es roch nach Rauch, nach Tieren, nach Dünger und Käse. Aber zu sehen war niemand, weder Mensch noch Tier.
Odysseus stand noch immer und starrte die schwarze Felsenkluft an und dann starrte er den Felsblock an, der da neben ihm stand, als hätte ihn eben jemand zur Seite gestellt. Und – ja, der Felsen passte genau in die Kluft, und wenn man ihn vor den Eingang schob, kam niemand, der etwa drinnen war, jemals wieder heraus.
Odysseus biss die Zähne zusammen: Dennoch musste er da hinein! Es konnte wohl nicht gleich das Leben kosten und er wollte schon gut auf sich und die Gefährten achtgeben.
Er zog sein Schwert und betrat den Gang. Drinnen tat sich alsbald eine weite Höhle vor ihnen auf und auch nach den Seiten zu öffneten sich kleinere Felsgrotten, aus denen sanftes Meckern und Blöken tönte. Es war fast dunkel da im Bergesinnern, nur durch ein paar schmale Spalten drang spärliches Licht herein. Aber sie sahen bald, dass sich überall in den Seitenhöhlen Ställe befanden, voll von Lämmern und Zicklein, ordentlich nach ihrem Alter getrennt.
In der großen Höhle aber standen rings an den Wänden entlang hölzerne Eimer voll Milch, gewaltige Bündel Feuerholz waren aufgeschichtet, allerlei Gerät stand und lag umher, viel zu groß für Menschenhände. Überall an der Felswand waren geflochtene Holzgitter befestigt, auf denen in langen Reihen Käse trocknete. Ganz hinten neben der erloschenen Feuerstelle befand sich ein riesiges Lager aus Streu und Fellen.
»Das ist eine gewaltige Behausung!«, sagte einer der Männer hinter Odysseus und es klang keineswegs fröhlich. »Wenn der Bursche, der hier wohnt, auch so gewaltig ist und Fremden vielleicht nicht freundlich, so möchte ich ihm lieber nicht begegnen!«
»Ja«, sagte ein anderer, »ich meine, es wäre am besten, jeder von uns nähme ein paar Käselaibe und ein oder zwei Lämmer und Zicklein und wir kehrten dann auf unser Schiff zurück und ruderten schleunigst von dannen!«
»Wie gefällt euch denn die Keule, he?«, fragte ein dritter. Sie lehnte neben dem Lager, aus einem frischen Ölbaum gehauen und handlich zugeschnitzt. Aber – ihr Götter! Was für eine fürchterliche Hand musste es sein, die diese Keule schwingen konnte!
Odysseus schwieg zu ihren Reden. Eine Ahnung hatte ihn überkommen, was dies alles bedeutete. Aber er wollte es noch nicht glauben.
Und selbst wenn dies das Land der Kyklopen wäre, dachte er trotzig, so will ich sehen, ob sie wirklich solche Ungeheuer sind, wie man erzählt. Es sollte mich doch wundern, wenn sie nicht das Gastrecht achteten wie alle anderen Völker, die ich kenne!
Vergebens bestürmten ihn die Gefährten doch, der Höhle und diesem Land eilends den Rücken zu kehren: Er wollte nichts davon hören.
Das sollte er sehr bald bereuen.
Er wusste nicht, dass sie sich in Polyphems Höhle befanden, sonst hätte er vielleicht dennoch ihren Bitten nachgegeben: Denn Polyphem war der stärkste und ruchloseste unter den Kyklopen.
Indessen hatten sie sich überall umgesehen, und weil sie allmählich hungrig wurden, machten sie Feuer, opferten den Göttern und begannen zu essen. Sie kosteten von dem Käse und meinten, er schmecke gar nicht so übel.
Als sie satt waren, saßen sie da und warteten und es war ihnen recht wunderlich zumute, fast als hätten sie Angst.
Nach langer Zeit hörten sie in der Ferne das Gelärm einer Herde, Ziegengemecker und das Blöken der Schafe. Bald darauf drängten sich die Tiere draußen in die Hürde, liefen durcheinander und suchten sich ihre gewohnten Plätze für die Nacht.
Die Männer in der Höhle hielten den Atem an und starrten durch die Felsenkluft hinaus.
Aber plötzlich sahen sie nichts mehr. Der Eingang hatte sich verdunkelt und jetzt kam jemand durch den Gang herein … riesenhaft und unförmig wie ein wandernder Felsblock und sie meinten, der Boden zittere unter seinen Schritten …
Langsam wichen sie zurück in den innersten Winkel, sie merkten es nicht einmal.
Und dann betrat Polyphem die Höhle. Er trug ein gewaltiges Bündel Feuerholz auf der Schulter, das er jetzt krachend zu Boden warf. Hinter ihm schoben sich dicht gedrängt Schafe und Ziegen herein, die gemolken werden sollten, während Widder und Böcke draußen in der Hürde blieben.
Die Männer hockten hinter einem Haufen Reisig und der Unhold sah sie nicht gleich. Er ging gemächlich zurück zum Eingang, trug den Felsen herbei und stellte ihn davor. Ja, nun waren sie gefangen und niemand vermochte, sie zu befreien. Niemand als der Riese. Aber wenn sie ihn ansahen, schwand auch das kleinste Fünkchen Hoffnung, dass er etwa Erbarmen mit ihnen haben könnte.
Polyphem sah schrecklich aus. Nicht wie ein Mensch, nein, eher wie ein Berg, der bis oben mit Gestrüpp bewachsen war, so schien es ihnen. Wild umstanden Bart und Haare