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Titelseite

      Dieses Buch ist allen Kriegsgefangenen gewidmet, die Krankheiten, Hunger, Erschöpfung oder eisige Wintertemperaturen in Stalins ehemaligem Machtbereich dahinrafften.

      Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2017

      © 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

       www.rosenheimer.com

      Titelbild: © Bundesarchiv, Bild 183-J28759

      Lektorat und Satz: Dr. Helmut Neuberger, Ostermünchen

      eISBN 978-3-475-54711-9 (epub)

      Worum geht es im Buch?

      Klaus Willmann

      Todesmarsch durch Russland

      Mein Weg in die Kriegsgefangenschaft

      Trotz Krankheit wird Lothar Herrmann einer Gebirgsjägerdivision zugeteilt und 1944 an die Ostfront geschickt. Als die Stellungen gegen die Russen nicht mehr gehalten werden können, erfolgt ein chaotischer Rückzug. Mit einigen Kameraden verliert Lothar den Anschluss an die Truppe. Gemeinsam kämpfen sie sich durch die unwirtliche Landschaft. Völlig entkräftet werden sie schließlich aufgegriffen und geraten in russische Kriegsgefangenschaft. Auf einem langen Todesmarsch sieht Lothar viele Gefangene sterben und verliert doch selbst nie die Hoffnung auf Heimkehr. Aber erst nach fast sechsjähriger Gefangenschaft wird er endlich wieder nach Hause kommen.

      Inhalt

       Vorwort

       Lehr- und Wanderjahre

       Beim RAD

       So wurden wir Soldaten

       In die Heimat zum Genesungsbataillon

       Mit der 4. Gebirgsdivision an die Ostfront

       Böses Erwachen

       Zwangsarbeit am Asowschen Meer

       Fahrt zu unbekanntem Ziel

       Die Flucht

       In endlose Weiten

       Enttäuschte Hoffnung

       Kontakt in die Heimat

       Rückkehr nach Hause

       Schwerer Start in die Zukunft

      Der Bericht im Münchner Merkur Nr. 142 vom 22. Juni 2016 »Plötzlich brach die Welt zusammen« führte mich zu Lothar Herrmann nach Garmisch-Partenkirchen.

      Schon bei unserem ersten Zusammentreffen erklärte er mir, er freue sich darüber, dass die jungen Menschen heutzutage in Frieden leben können. »Die Universität des Lebens, so wie viele in meinem Alter und ich sie erleben mussten, soll ihnen weiterhin erspart bleiben. Wer aber die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart kaum verstehen. Hoffentlich gelingt es unseren Politikern und der jungen Generation, die den Krieg nicht am eigenen Leib erleben musste, weiterhin, uns den nach dem Krieg mühsam aufgebauten Wohlstand in Frieden zu erhalten. Auch dies ist mit ein Grund dafür, dass ich als vielleicht einer der letzten Zeitzeugen nun versuchen möchte, das damals Erlebte für die Nachwelt zu erhalten.«

      So wie in dem Buch »Das Boot U 188« schon einmal geschehen, habe ich mich auch bei »Todesmarsch durch Russland« dazu entschlossen, die Erlebnisse von Lothar Herrmann in der Ich-Form wiederzugeben, so wie er sie mir schilderte. Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass man auf diese Art Leserinnen und Lesern besser nahebringen kann, wie skrupellos die damaligen Machthaber aller beteiligten Staaten junge Menschen in den Tod oder ins Elend geschickt haben, ohne Recht und Unrecht zu definieren.

      Grafing, im März 2017

      Klaus Willmann

      Am 24. September des Jahres 1920 erblickte ich in Breslau das Licht der Welt. In der Stadt, die damals auch gerne als das Venedig des deutschen Ostens bezeichnet wurde, durfte ich eine zwar bescheidene, aber auch unbeschwerte Kindheit erleben. Mein Vater war Malermeister, wirkte daneben als dekorativer Kirchenmaler und betrieb zusätzlich zusammen mit meiner Mutter eine Gastwirtschaft in der Altstadt. Als Einzelkind war ich zwar zu Hause allein, spielte aber an so manchen Tagen zusammen mit anderen Kindern lärmend und fröhlich in den Gassen und auf den damals noch nicht allzu stark befahrenen Straßen rund um den Dominikanerplatz Wildwest oder Räuber und Gendarm.

      In der Taschenstraße, im sogenannten Kanonenhof, ging ich am 1. April 1926 zum ersten Mal zur Volksschule. Ein knappes Jahr danach verdüsterte ein schwerer Schock meine bis dahin recht unbeschwerte Kindheit: Meine Eltern ließen sich scheiden. Deshalb wurde ich zu meiner Großmutter gebracht. Zu meinem Leidwesen war damit auch ein Schulwechsel verbunden, und Großmutter achtete als strenge Katholikin sehr darauf, dass ich regelmäßig zur Kirche ging. Als das Sorgerecht für mich meinem Vater zugesprochen wurde, war ich froh, wieder in meine alte Schule zurückkehren zu können. Leider fand Vater keine geeignete Frau mehr, die mir eine Ersatzmutter hätte werden können.

      Die Schulferien verbrachte ich in den folgenden Jahren gern auf dem Land bei Bauern, die mein Vater kannte. Dabei lernte ich die Natur mit ihren großen und kleinen Tieren kennen und lieben. Auch heute noch kann ich es nur als gütiges Schicksal betrachten, dass ich nach erfolgreichem Abschluss meiner Schulzeit am 7. Mai 1934 in dem kleinen Dorf Waldtal/Malkwitz, 25 Kilometer von der Stadt entfernt, eine neue Bleibe fand. Hier kannte Vater einen Malermeister, der mich gern als Lehrling bei sich im Hause aufnahm.

      Im zweiten Lehrjahr sprach mich eines Tages auf der Straße der Fähnleinführer der HJ (Hitlerjugend) an: »Du Lothar! Auch wenn du tagsüber immer arbeiten musst, am Abend könntest du doch auch zu uns kommen! Sicher hast du schon von uns gehört. Wir gestalten spannende Geländespiele oder unterhaltsame Heimabende. Du lernst doch Dekorationsmalerei und könntest uns auch helfen, wenn wir Flugzeug-, Panzer- oder Schiffsmodelle basteln! Das muss doch auch dich interessieren. Was willst du denn bei den Kolpingbrüdern oder ähnlichem Kram. Dieser Unfug ist für den Führer unnütz. Derartige Vereine soll es sowieso bald nicht mehr geben!«

      »Klar doch, Fritz! Aber ich muss oftmals länger arbeiten. Sollte ich aber einmal früher nach Hause kommen, dann kannst du mit mir rechnen«, antwortete ich.

      »Prima Lothar! Und schon sind wir mit dir wieder um einen mehr geworden.«

      Als ich das Haus meines Meisters Reinhold Schindler betrat, lief mir dessen Frau über den Weg:

      »Frau Meisterin, wenn ich Zeit dazu habe, möchte ich die freien Abende gern bei der HJ verbringen. Die möchten mich als neues Mitglied haben!«

      Die Frau war bisher immer freundlich zu mir gewesen und hatte sich stets um mein leibliches Wohlergehen bemüht. Als sie aber jetzt von meinem Vorhaben hörte, wurde sie noch resoluter als sonst:

      »Was möchtest du? Das wirst du schön bleiben lassen! Den ganzen Abend lang herumbrüllen, herumbalgen oder mit gleichgesinnten Flittchen irgendwo in der Gegend herumlungern! Das könnte dir so passen! Nein, Lothar! Du gehst am Abend früh genug ins Bett, damit du am nächsten Tag wieder frisch und munter bist! Haben wir uns verstanden?«

      Mir blieb nichts anderes übrig, als zustimmend zu nicken. Denn die Reichsverordnung, die alle deutschen Jugendlichen zur Mitgliedschaft in der HJ und im BdM (Bund deutscher Mädchen) verpflichtete, trat erst im Jahr 1939 in Kraft. Deshalb musste ich meine etwas voreilige Zusage

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