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lang hatte er das Gefühl, daß ein Gewehrlauf auf ihn zeigte. Durch seine Muskeln lief ein Zittern. Sie krampften sich zusammen, und dann sprang er. Er flog mit einem Satz in die Hütte zurück, erwartete das schmetternde Krachen zu hören. Aber es kam nichts. Alles blieb tot und still. Mit aufgerissenem Mund blieb Paine an der Wand des Schlafhauses stehen.

      Hooper richtete sich auf, blinzelte, fuhr zusammen, als er Paines leichenblasses Gesicht sah.

      Paine schrie auch jetzt noch nicht. Seine Stimme war ganz leise.

      »Hooper«, keuchte Paine. Seine Stimme krächzte, der Schweiß brach ihm aus. »Hooper, ’raus aus dem Bett, Mann, wacht auf, schnell! Die Hütte, sie sind ausgebrochen, sie sind frei! ’raus, hört ihr nicht, ’raus mit euch!«

      Er sah Hoopers Gesicht zu einer Fratze der Furcht werden, die flackernde Angst in Hoopers Augen. Jeff Skate fuhr auf der Pritsche herum, sein Mund öffnete sich, als wollte er schreien.

      »’runter ducken, nicht so hoch,

      daß sie durch die Fenster etwas sehen können!« ächzte Paine. »Stacy, Patty, ’raus, hinten ’raus, das Fenster auf! Sie sind los, sie haben es irgendwie geschafft herauszukommen und Carter erwischt. Sie haben seine Waffen. ‘raus, schnell!«

      Er stürzte vorwärts, flog geduckt auf das hintere Fenster zu.

      Langsam, dachte er und stierte zur Tür. Sein Revolver hob sich, sein Daumen hielt den Hammer fest. Er war bereit zu feuern. Hölle und Pest, dachte Paine, die Fenster vorn. Wenn sie sehen, daß wir auf sind und das Licht brennt – wir sind Zielscheiben für sie. ’raus, bloß ’raus hier!

      Er hob den Riegel aus, schob sacht das Fenster auf, aber er zauderte hinauszublicken. Sie konnten schon hinter dem Schlafhaus sein. Wenn er den Kopf hinausstreckte...

      »Licht aus«, zischte Paine, als er Stacy vor der Tür kauern sah und Skate zu ihm hetzte. »Lampe aus und still. Zielt auf die Fenster!«

      Sie hockten zwischen den Pritschen und hinter dem Tisch. Sie warteten, bis das Licht erlosch. Paine hob den Kopf, sah blitzschnell nach draußen. Niemand war da, alles leer und still. Da wagte er es, stieg über das Fensterbrett, stand draußen und winkte:

      »Kommt, schnell!«

      Skate kam ihm zuerst nach, dann Patty Chickens. Als sie alle draußen waren, fünf Mann, huschte Paine nach links. Sein Blick flog von der Schlafhausecke zum Corral. Die Pferde standen dort; keins war fort.

      »Wo?« keuchte Skate, seine Stimme schnappte über. Sie sahen sich alle wie gehetzt um.

      »Boß, wo sind sie?«

      Paine würgte, die Furcht war auch in ihm, aber die Überlegung setzte ein und vertrieb seine Angst.

      »Dieser Bulle«, flüsterte er. »Er hat die Haken aus den Bohlen ziehen können. Meine Ahnung, meine Ahnung! Die Schlösser. Sie müssen die Schlösser aufmachen, sie brauchen Werkzeug. Im Schuppen drüben.«

      Er rannte zurück, hielt an der anderen Ecke des Schlafhauses an. Als er zum Sägeschuppen sah, bemerkte er das schwache Licht hinter einem der Seitenfenster.

      »Da!« stieß er durch die Zähne. »Vorwärts, zum Blockhaus, dann unter dem Holzschuppen her. Skate, nimm Patty mit. Jetzt haben wir sie. Skate, hinten herum, schnell!«

      Er hetzte vorwärts, flog am Blockhaus vorbei und erreichte den Holzschuppen. Im selben Moment erlosch der schwache Lichtschein im Sägeschuppen. Dunkelheit lag dort. Paine duckte sich tief, rannte weiter. Links von ihm stürmte Skate mit Patty auf den Sägeschuppen los, um an das hintere Tor zu kommen. Sie mußten an beiden Toren sein und ihnen den Ausgang sperren. Dann saßen sie in der Falle.

      Paine war keine zehn Schritt mehr von der Schuppenfront entfernt, als er das schwere Poltern links hörte und Patty Chickens heiser aufschrie.

      Der Narr, dachte Paine, während er mit einem Riesensatz vorwärtsflog. Er ist über eins dieser alten Bretter gefallen, der verfluchte Narr. Jetzt ist alles aus.

      Im gleichen Augenblick tauchte der Schatten am Schuppentor vor Paine auf. Er riß den Colt hoch und feuerte, um den Mann zurückzutreiben.

      Brüllend hallte der Donner durch das Tal. Und der Schatten war verschwunden.

      *

      Das Krachen ließ Clancy zurückzucken. In seinen Ohren war der brüllende Hall des Schusses, in den sich der knallende Einschlag der Kugel mischte. Quarrend flog ein Holzsplitter über Clancy hinweg. Er lag schon, sah noch den Schatten, den zweiten Blitz, der losbleckte, während die Kugel über ihn in das Tor hämmerte. Durch den Spalt des Tores konnte er nun den zweiten Mann ausmachen. Der Bursche lief. Auch er feuerte jetzt auf das Tor, dessen Flügel sich knarrend unter der Wucht der einschlagenden Geschosse zu bewegen begann. Die Kugeln fetzten wummernd in das Holz, aber sie surrten hoch über Clancy hinweg. Clancys Faust ruckte mit Carters Revolver blitzschnell in die Höhe. Er schoß vom Boden aus nur einmal auf den heranstürmenden Schatten, hinter dem irgendwo noch einer war.

      In das Brüllen der Waffe kam der gellende, kurze Schrei. Das Geschoß packte Hooper in der Hüfte. Es riß ihm das rechte Bein weg, als der Hieb ihn lähmte. Hooper fiel mit einem Schrei zu Boden. Als er aufschlug, verlor er den Revolver und wälzte sich herum, bis er hinter einem der kleinen Bretterstapel lag. Dort blieb er liegen, die Hände auf die Hüfte gepreßt. Der Schmerz ließ ihn auf nichts mehr achten. Er hörte nicht das krachende Tosen des anderen Schusses. Er sah auch nicht, daß Stacy aufschrie und zurück in den Holzschuppen hinter die Bohlen hechtete.

      In diesem Augenblick zerbrach etwas in Stacy. Es war wieder wie damals, als Porter gestorben war und die wilde Furcht Stacy und Carter gepackt hatte. Es war die gleiche Furcht vor Clancy und dessen schneller Hand, die Stacy hinter die Bohlen fliegen ließ. Von dort rannte er wie ein Hase los und zurück. Er wollte nicht bleiben, er kannte Clancy zu gut und lief. Das brüllende Krachen war hinter ihm. Es wabberte dröhnend durch das Tal und hallte von den Wänden zurück.

      Raus, dachte Stacy, ein Pferd und raus hier. Paine schafft ihn nicht. Den schafft keiner, der bringt sie nacheinander um, der verdammte Trickser!

      Stacy lief, hörte noch den gellenden Schrei hinter sich.

      Paine, dachte er, das war Paine. Jetzt hat es auch noch Paine erwischt. Zuerst Hooper, den kleinen Narren, jetzt

      Paine, bloß weg, ehe Clancy kommt!

      Paine feuerte wenige Sekunden vorher um die Ecke. Sein Revolver spuckte Feuer. Die Kugeln fauchten in das Tor und trieben es immer weiter herum. Gleich mußte es geschlossen sein.

      Der Mann hinter dem Tor rollte sich herum und hinein in den Sägeschuppen. Clancy blieb auf dem Bauch liegen. Die Kugeln fraßen sich in das Tor, als er den Colt anhob und nachlud. Seine linke Hand tastete über Carters Waffengurt, den er jetzt trug. Siebzehn Patronen noch, dachte Clancy. Der Narr dort schießt um die Ecke, aber etwas hat er vergessen: daß dort auch nur Bretter eine Wand bilden!

      Er hatte nachgeladen und zielte. Dann feuerte er dreimal auf die Bretter kurz vor der Ecke. Er hielt halbhoch, zog durch und hörte den gellenden Schrei.

      »Floyd, paß hinten auf!«

      Sein Schrei brach durch den Schuppen, als er loslief. Mit einer Flanke setzte er über den Baumstamm vor dem Gatter hinweg. Er erreichte das linke Fenster knapp neben dem Loch in der Schuppenwand, durch das die Welle des Wasserrades lief. Das Fenster aufstoßen und hinaushechten war das Werk von drei Sekunden.

      Stacy, dachte Clancy grimmig. Im Holzschuppen, das war Stacy. Er rennt weg, der Hundesohn. Ein Pferd für Hugh Stacy, was? Du entwischst mir nicht, Freundchen!

      Unter ihm war das Wasser, das hochspritzte, als er hineinklatschte. Einen Moment schwamm er, bis er das seichtere Ufer am Schieber erreichte und nach unten in das rauschende, gurgelnde Wasser sprang. Clancy kam glatt auf. Er hielt den Colt hoch wie vorher, als er in den Stauteich geklatscht war. Und dann lief er. Das Wasser spritzte an seinen Stiefeln hoch. Er lief und dachte sekundenlang daran, daß sie nur eine Minute später von den Ketten befreit, in der Falle, gesteckt hätten. Sein erster Blick, nachdem die Ketten

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