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      »Hugh Stacy!« flüsterte Clancy. »Weiter, weiter, Junge. Das Rauschen schluckt das Tacken der Hufe. Noch zwanzig Schritt, dann sind wir weit genug.«

      Keine zehn Sekunden später hielten sie knapp vor der Giebelwand des Flachbaues. Hier lagen ein paar alte, grau gewordene Balken, und Clancy stieg ab. Er legte den Mann neben die Balken und band die Pferde an.

      »Stacy kann uns nicht sehen«, zischte er Floyd zu. »Floyd, die Tür des Blockhauses ist zu. Ich denke, dieser Paine wird dort hausen. Wir müssen in den Langbau und unter zwei Fenstern durchkriechen, ehe wir an der Tür sind. Ich springe zuerst hinein, du kommst nach. Hör zu, ich will die Kerle lebend und möglichst ohne Lärm. Stacy ist gefährlicher als Carter. Er soll nichts hören, wenn es geht. Traust du dir zu, jemanden zu Boden zu schlagen?«

      Floyd grinste breit und streckte stumm seine Riesenhände aus.

      »Dort können drei Kerle drin sein. vielleicht nur zwei. Aber ungefährlich sind die nicht«, warnte Clancy. Doch Floyd grinste nur und dehnte die Arme. Dann schlichen sie los.

      *

      Floyd Reegan lehnte sein Gewehr sacht neben der Tür an die Wand. Sein funkelnder Blick traf Clancy, der hart an der Tür kauerte. Auch Clancy hatte sein Gewehr zu Boden gelegt und den Colt gezogen. Aus der Tür drang das Gemurmel von Männern, etwas klopfte dumpf. Der dröhnende Schlag fiel mit den scharfen Worten eines Mannes zusammen.

      »Hol dich der Teufel, du Mißgeburt, du hast schon wieder gewonnen. Mit dir spiele ich nicht mehr, du Trickser. Ich habe genug.«

      Etwas schurrte, und im gleichen Moment stieß sich Clancy ab.

      Clancy flog mit einem wilden Satz zur Tür herein. In der nächsten Sekunde sah er den Mann unmittelbar vor sich. Der Bursche ragte förmlich vor dem geduckt in den Raum hechtenden Clancy auf. Clancy blieb keine Zeit, sich aufzurichten. Seine Rechte mit dem Colt stieß rammend vorwärts und mitten unter die Rippen des großen, hageren Mannes. Der Bursche flog zurück. Er schrie dumpf, taumelte und kippte im zweiten Rammstoß von Clancys linker Faust glatt um. Clancy sah ihn quer über einen Hocker stürzen und schwer auf die Dielen schlagen.

      Clancy warf sich über den zu Boden gekrachten Mann und glaubte, irgendwo links noch undeutlich einen Schatten auszumachen. Sein Colthieb ließ den stöhnenden Mann am Boden verstummen. Aus der Hocke flog Clancy hoch, und dann sperrte er den Mund auf.

      Floyd Reegan stand breitbeinig am Tisch. Er hatte den Mann dort mit beiden Händen am Hals gepackt. Jetzt hob er den Burschen hoch, der strampelnd zappelte. Floyd drehte sich mit dem Mann zur Wand. Seine gewaltigen Arme hoben den Burschen an, und dann stieß er ihn mit dem Kopf gegen die Wand. Es dröhnte einmal kurz.

      Floyd öffnete die Hände, der Mann fiel zu Boden und lag still. Sofort aber warf Floyd sich herum. Doch seine Blicke suchten genauso vergeblich wie Clancys nach noch jemand. Bis auf die beiden nun am Boden liegenden Burschen war der langgestreckte Raum leer.

      »Hölle und Pest«, keuchte Clancy verstört. »Floyd, ich möchte nie mit dir kämpfen müssen. Teufel, sieh dich um, da sind noch vier Pritschen mit Decken außer den beiden hier!«

      »Alle Teufel, tatsächlich!« stieß Floyd heraus. »Ferris, der Hundesohn – Clancy, er hat gelogen. Hier sind sechs Mann gewesen. Der Halunke!«

      »Yeah«, knirschte Clancy. »Sechs, mit Paine sicher sogar sieben. Floyd, da hängen Sättel an der Wand, Lassos sind auch da. Binde die Burschen zusammen, ich besuche Stacy! Den kaufe ich mir allein.«

      Er huschte aus der Tür, griff nach O’Mallons Gewehr und lief geduckt auf das Blockhaus zu. Es war nicht verschlossen. Er stieß die Tür mit einem Ruck auf, sprang hinein, sah zwei Pritschen, aber nur eine, auf der eine Decke lag.

      Ohne die Tür wieder zu schließen, hastete Clancy hinaus. Mit wenigen Sprüngen stand er hinter den Bohlen im Holzschuppen. Kurz hochtauchend sah er nun Stacy auf jenen flachen Steinen kauern.

      Es war typisch für Stacy, dem man alles, nur keine Unsauberkeit nachsagen konnte. Stacy trug ein Hemd nie länger als zwei Tage. Er zog auch nie eine ungebügelte Hose an. Wenn der brutale Zug um Stacys Mund nicht gewesen wäre, hätte man ihn für einen gutaussehenden, anständigen Burschen halten können. Er hatte jetzt ein Stück Kernseife und rieb eins seiner Hemden auf dem flachen Stein ein.

      Lautlos und Schritt für Schritt näherte sich Clancy seinem Rücken. Das Wasser rauschte hier nicht so stark. Ganz langsam legte Clancy das Gewehr hin, ehe er sich bis unmittelbar hinter Stacy schob. Dann wanderte seine Rechte behutsam bis über den weit nach außen und hinten ragenden Revolverkolben Stacys. Gleichzeitig hob er die Linke.

      Und dann stieß er sie jäh vorwärts.

      Während sich seine Rechte um den Revolverkolben schloß, gab er Stacy einen kurzen, heftigen Stoß. Im nächsten Moment schrie Stacy schrill auf. Er kippte haltlos nach vorn. Seine Hände glitschten auf dem eingeseiften Hemd weg und fuhren über die Steinkante ins Wasser.

      Clancy hielt Stacys Colt in der Faust. Er sah kaltblütig zu, wie Stacy kopfüber im Wasser verschwand. Die Spritzer jagten hoch, Stacy war fort. Clancy warf den Colt nach hinten, beugte sich vor, stemmte die Stiefel fest ein und sah Stacy hochkommen. Stacys Kopf war noch nicht aus dem Wasser, als Clancy ihm in das dichte, gelockte Haar griff.

      »Du verdammter Hundesohn!« knurrte Clancy voller Grimm. »Du sollst mir das Jail bezahlen. Jede Nacht habe ich daran gedacht, was ich mit euch tun würde, wenn ich euch hätte. Du lausiger, verdammter Lügner, ‘runter mit dir!«

      Seine Faust schlug zu. Er fegte mit einem Hieb Stacys hochfahrende Arme zur Seite, während er den Burschen unter Wasser drückte. Stacy wollte heraus, er krallte seine Finger in Clancys Arm. Aber Clancy bog sie ihm weg und schlug ihm mit voller Wucht auf die Oberarmmuskel, nachdem er Stacy etwas aus dem Wasser tauchen ließ. Der nächste Schub stieß Stacy wieder unter Wasser. Luftblasen stiegen blubbernd empor. Stacys Bewegungen wurden immer matter, und Clancy riß ihn knurrend auf die Platte.

      Neben Stacy stehend, zog er jetzt seinen Colt. Er wartete, bis der Mann gurgelnd Atem schöpfte und die Augen aufriß. Im ersten Moment erkannte ihn Stacy nicht. Das Wasser lief ihm aus den Haaren und über die Stirn in die Augen. Dann aber stieß Stacy einen dumpfen, entsetzten Laut aus. Er erstarrte vollständig.

      »Das bin nur ich«, sagte Clancy voller Grimm. »Euer Posten hat euch auch nicht geholfen, du verdammte Ratte!«

      Der Revolver wanderte mit der Mündung herum, bis er auf Stacys Stirn zeigte.

      »Clancy, schieß nicht!« schrie Stacy los. Sein Gesicht verzerrte sich vor wilder Angst, und seine Augen stierten auf die drohende Revolvermündung. »Clancy, nicht schießen! Ich tue alles, was du willst. Aber schieß nicht. Ich tue alles!«

      Mit einem Knurren trat Clancy zu. Er stieß den Stiefel vor Stacys Schulter, und der Mann flog hintenüber ins Wasser.

      »Komm ’raus, du Stinktier!« befahl ihm Clancy dann finster. »’raus mit dir, du Lump. Du kommst mit nach Silver City. Und dort singst du deine Melodie, du Hundesohn, sonst bist du tot, das schwöre ich dir. Los, ’raus und vor mir her gehen!«

      Stacy kletterte mit angstschlotternden Gliedern und frierend aus dem kalten Wasser. Dann schwankte er vor Clancy her, der seinen Colt aufhob und ihn zu dem langgestreckten Haus trieb.

      »Clancy, hör zu«, wimmerte Hugh Stacy. »Ich gebe alles zu. Ich sage aus, daß wir dich in Roggers’ Auftrag tricksten, aber – lege mich nicht um. Ich schwöre dir, ich sage alles, Clancy!«

      Floyd trat aus dem Bau und starrte den vor Angst schlotternden Mann düster an.

      »Mann!« knirschte er. »Dann gab es diese zweitausend Dollar nie?«

      »No, no«, beteuerte Stacy eilig. »Wer ist das, Clancy? Ist das der, mit dem du aus dem Jail entwischt bist?«

      »Yeah«, gab Clancy zurück. »Bleib stehen, du Strolch! Floyd, schaff die beiden Kerle zu den Pferden, binde sie quer über den Sätteln an. Hole noch zwei Gäule aus dem Corral, auf die wir den Posten und diesen Hundesohn packen können.

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