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Doan ironisch. »Entweder bist du der größte Halunke, der mir jemals begegnet ist, oder du sagst tatsächlich die Wahrheit! Wenn du gelogen hast, dann ist der Besuch dieser mexikanischen Pferdediebe gerade die richtige Strafe für euch gewesen! Wo habt ihr die Pferde her? Ich denke, ihr habt in Deming nur zwei alte Gäule geliehen bekommen. Und Waffen sollt ihr auch nicht mehr besessen haben. Also, wo habt ihr die Sachen her?«

      Die drei Männer wechseln stumme Blicke und zaudern, bis Plumo vorsichtig sagt:

      »Ja, hast du denn nichts gehört? Wann bist du denn aus Deming los?«

      »In der vorigen Nacht, gegen elf Uhr. Warum fragst du?«

      »Oaaach, nur, weil – die Sache ist die… Ja, wie soll ich dir das sagen?«

      »Was sagen, Plumo? Red schnell und deutlich, ich hab’ nicht viel Zeit, denn ich habe einen prächtigen, weißen Hengst gesehen, der sich hier in der Gegend herumtreibt. Wie seid ihr zu den Pferden gekommen?«

      »Einen weißen Hengst?« fragt Plumo voller Hast und spielt den Neugierigen, während er verzweifelt darüber nachdenkt, was er Doan erzählen soll. »Sollen wir dir helfen? Wir jagen ihn dir genau in das Lasso. Wir helfen dir, bestimmt, Bat! Ein großer Hengst – prächtiges Tier?«

      »Genau das – für mich«, erwidert Doan kühl. »Ihr braucht mir nicht mehr zu helfen. Von euch habe ich endgültig genug. Plumo, vielleicht beantwortest du jetzt bald meine Frage! Woher habt ihr die Pferde und die Waffen? Gestohlen, was?«

      »Gestohlen?« fragt Plumo mit dem dümmsten Gesicht, das er machen kann. »Warum sollen wir sie denn gestohlen haben? Wir stehlen doch nicht, Bat! Wir arbeiten für jemanden, daher haben wir sie. Nun sag uns nur, wie hast du uns gefunden? Was meinst du, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben? Tu doch endlich das Gewehr fort, wir wollen doch nichts von dir!«

      »Nichts?« fragt Doan träge und senkt leicht das Gewehr. »Ich habe Spuren gesehen, als ich nach dem weißen Hengst suchte, der hier irgendwo zu den heißen Quellen gewandert sein muß. Von da oben erblickte ich euch, nachdem ich die Fährte in das Tal hier laufen sah. Wenn ihr schon für jemanden arbeitet, dann verratet mir nur, warum ihr ausgerechnet hier Rast gemacht habt! Bei der Sache stimmt doch etwas nicht! Plumo, was hast du wieder ausgefressen? Antworte – für wen arbeitet ihr jetzt? Ich kenne hier fast alle Ranches. Also – für wen?«

      »Mensch, was willst du? Es kann dir doch gleich sein…«

      Plumo stottert plötzlich so heftig, daß die anderen zusammenfahren und auf ihn blicken.

      Henry Plumo sitzt starr am Boden, den Mund offen und bekommt keinen Ton mehr heraus.

      Sein Blick ist auf die Wand über dem Tal gerichtet. Er sieht die Büsche und die Reiter, er sieht den Orden an der Brust des einen Mannes, der mitten in der Sonne hält, deutlich blinken. Plumo blickt an Bat Doan vorbei und schluckt, seine Augen weiten sich immer mehr. Diesmal ist es kein Trick, der Doan zwingen soll, sich nach hinten umzusehen.

      Auch Bennet wird kreidebleich, und der kleine Johns, der die Reiter sich gegen den hellen Tageshimmel abheben sieht, kriecht langsam und ruckweise nach hinten.

      »Jetzt«, sagt Johns kreischend vor Furcht und seine Zähne schlagen heftig aufeinander. »Jetzt kommen sie und – und hängen uns auf! Doan – da!«

      Doan erkennt, daß sie nicht schauspielern und dreht sich mit einem Ruck um. Er hat das Gewehr an der Hüfte, die Waffe saust herum und fährt nach oben.

      Und dann sieht er oben die Reiter.

      Sein Gewehr aber zeigt nach dort, deutet auf die Reiter.

      Im gleichen Augenblick stößt einer oben einen gellenden Warnschrei aus, dann kracht es auch schon brüllend von links. Die Kugel streift Doans linken Arm, knallt dann gegen das Gewehr und schleudert es Doan aus den Händen.

      Sofort ist Plumo mit einem Satz hoch, springt aufbrüllend zu seinem Gewehr und auf den Revolver los, drängt mit einem wilden Stoß den ahnungslosen und völlig verwirrten ­Doan zur Seite und wirft sich dann lang auf sein Gewehr.

      Oben an der Schlucht brüllt jemand mit überschnappender Stimme:

      »Die Waffen weg! Ergebt euch, wir schießen! Halt!«

      Zwei-, dreimal knallt es wild und grollend. Plumo rennt schreiend hinter die Felsen, wirft sich lang hin; entkommt dem Kugelhagel, der rechts und links von ihm in den Boden geht.

      Doan liegt lang am Boden, streckt die Hände vor und wagt sich nicht zu rühren. Um ihn tobt das Gejaule von Querschlägern. Kugeln prallen an den Felsen ab; heulen an ihm – der sich flach an den Boden preßt und endlich begreift, daß man auf ihn feuert – vorbei.

      Er sieht den kleinen Johns aus den Augenwinkeln auf die Gewehre zulaufen. Johns bückt sich und bricht im nächsten Moment zusammen. Sein schwacher Schrei reicht nicht weiter als 20 Schritt; das andere, was er noch zu sagen beabsichtigt, verschluckt das Krachen der Schüsse, die Plumo hinter den Felsen abfeuert.

      In dem engen Tal donnert und grollt es gewaltig. Reiter preschen vom Eingang heran, sitzen ab und laufen zwischen die Büsche, um Plumo von hinten zu packen.

      Jim Bennet aber sitzt noch immer am Boden und weiß, daß es nun zu Ende sein wird. Er hebt langsam und bleich wie der Tod seine Hände, streckt sie über den Kopf und beißt die Zähne fest zusammen.

      Dicht vor ihm läuft ein Mann heran, wirft sich hinter einen Busch und sagt fauchend:

      »Komm da hinter den Felsen raus, Mann! Los, sie sind schon hinter dir! Dreh dich um, dann siehst du es.«

      Plumo zieht seinen Gewehrlauf nach hinten, die Waffe verschwindet und poltert in der nächsten Sekunde auf den Boden. Hinter Plumo springen zwei Männer aus den Büschen, die ihre Gewehre auf ihn richten.

      »Steh auf, Mensch, du verdammter Mörder!«

      Er steht auf und wird von beiden Männern gepackt. Sie stoßen ihn zweimal zu Boden, ehe sie ihn ganz hinter den Felsen herausgezerrt haben und behandeln ihn so rauh, daß er heiser jammert.

      »Marrimer«, ruft einer nach oben. »Richter, wir haben sie. He, kommt her, wir haben sie alle!«

      Einer der Männer beugt sich über Johns und hebt ihn leicht an. Johns hat die Kugel in die Schulter bekommen, ist bei Besinnung und sagt greinend:

      »Ich war es nicht, ich schwöre es – ich habe damit nichts zu tun!«

      »Halt deinen Mund, Kerl!«

      Sie stoßen ihn hin und lassen ihn liegen, sammeln nur die Waffen ein und nähern sich dann Bennet.

      »Schon gut«, sagt Bennet tonlos. »Ich bin es gewesen, laßt die anderen in Ruhe. Ich habe Kinley erschossen.«

      »Was hast du?« fragt Doan verstört, bekommt aber gleich danach einen Stoß, daß er ächzend auf die Seite rollt. »Was wollt ihr, was geht hier vor?«

      Und dann schweigt er. Er sieht den Mann auf der Fuchsstute angeritten kommen, und die Erinnerung an ihn ist so frisch, als hätte er ihn erst vor einer Stunde gesehen.

      »Hab’ ich dich endlich, du Bandit und Revolverschwinger?« fragt der Mann, und sein dünner Lippenbart, der dem Mund einen grausamen Zug verleiht, hängt leicht herunter.

      Doan sieht nur den Haß im Gesicht jenes Mannes, der in Columbus beinahe den größten Einfluß hat und über die größte Ranch in diesem Streifen verfügt.

      Zugleich aber taucht hinter Potrillo der andere Mann auf. Irgendwann in seiner Jugend, so erinnert sich Doan deutlich, hat er die Männer so reiten sehen wie diesen einen Mann; krumm, gar nicht stolz, wie man es in den Büchern lesen kann – eher unscheinbar und nicht sehr groß von Figur.

      Er erinnert sich auch an den Namen des Apachen-Indianers, der auf der Potrillo-Ranch die Pferde betreut. Das ist Shaleha, der angeblich jede Fährte finden kann. Shaleha, der Apache, den er damals niederschlagen mußte, um aus der Falle ausbrechen zu können, die ihm Jaime Potrillo nach dem Tode seines jüngeren Bruders gestellt hatte.

      Der

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