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ausgerüstet und brüllte Kommandos. Er scheuchte seine Leute umher und wirkte ungemein nervös und fahrig.

      Vance wartete, bis alle Männer im Park verschwunden waren. Dann verließ er sein Zimmer. Erstaunlicherweise merkte man ihm nun nichts mehr von den Strapazen an. Ungemein leichtfüßig ging er hinunter in die große Wohndiele.

      Sie war wie leergefegt. Alles, was Beine hatte, befand sich wohl draußen im Park und sicherte die Grenzen.

      Paul Vance hatte nichts dagegen.

      Er trat hinaus auf die Terrasse, orientierte sich kurz und ging dann hinüber zum nahen Schwimmbecken, in dem sich der Wasservorrat der Ranch befand. Jetzt, und das war wirklich erstaunlich, mühte er sich wieder ab, sah wieder aus wie ein älterer Mann, der sich von schlimmen Strapazen noch längst nicht erholt hatte.

      Draußen, irgendwo in der Wüste, pfiffen Leuchtraketen zum Himmel hoch.

      Vance konnte sich vorstellen, daß das Schwimmbecken im Moment bestimmt nicht bewacht wurde. Er erreichte die schweren Handräder aus Bronze, die sich auf der Stirnseite des Beckens befanden. Vance bückte sich und sperrte ohne jedes Zaudern das Auslaßventil auf. Interessiert sah er in das Becken. Unten, auf dem Grund des ausgekachelten Beckens, bildeten sich bereits wütende Strudel. Das Wasser drängte in den Auslaufschacht, um von dort in der Wüste zu versickern.

      Nach diesem gewiß rätselhaften Tun schritt Vance zurück zum Ranchhaus und betrat die Wohndiele.

      Jetzt interessierte der Gangsterboß sich für die Hausbar, die sich in einem spanischen Schrank befand. Er öffnete die Seitentüren und begutachtete die vielen Flaschen. Anerkennend nickte er dazu. Clemetti hatte sich wirklich erstklassig ausgestattet. Es fehlte keine gängige Marke.

      Dennoch versetzte Vance diese lieblichen Getränke.

      Er öffnete Flasche auf Flasche und träufelte in jede ein paar Tropfen aus einer Metallkapsel, die er aus seiner Hosentasche hervorgezogen hatte. Anschließend stellte er die Flaschen sorgfältig zurück und schloß die Bar.

      Doch damit nicht genug.

      Paul Vance blieb aktiv. Er wechselte hinüber in die Küche des Ranchhauses. Er vergewisserte sich, ob auch alles leer war. Dann beschäftigte er sich mit dem großen Kaffeebehälter, der auf einer Elektroplatte stand. Er goß den noch heißen Kaffee in den Ausguß, inspizierte die beiden großen Eisschränke und leerte sämtliche Flaschen, die er fand. Fruchtsaftkonserven ließ er in einem großen Müllschlucker verschwinden.

      Nach dieser anregenden Arbeit, die auf den ersten Blick hin völlig sinnlos erschien, begab Vance sich zurück auf sein Zimmer. Er trug einige Fruchtsaftkonserven mit hinauf, betrat Hartleys Zimmer und ließ die Saftdosen unter das Bett seines Kollegen kollern. Anschließend legte er sich wieder auf sein Bett und schaute auf die Armbanduhr.

      Seit dem Aufstehen waren etwa fünf Minuten verstrichen. Schlagartig hörten draußen in der Wüste die Böllerschüsse auf. Ruhe und Friede kehrten ein. Der Feuerzauber schien nur noch ein wilder, aufregender Traum gewesen zu sein.

      *

      „Sie werden kommen, früher oder später“, sagte Clemetti zu Hartley. Sie saßen in der Wohndiele des Ranchhauses, und diskutierten über den vermeintlichen Angriff, den sie gerade überstanden hatten. „Noch in dieser Nacht wird sich alles entscheiden.“

      „Hoffentlich“, sagte Hartley, „ich habe die Nase gründlich voll. Was ist jetzt mit Vance? Holen wir ihn ’runter? Machen wir jetzt Schluß mit ihm? Oder haben Sie sich die Sache anders überlegt?“

      „Richtig“, antwortete Clemetti und grinste, „warum soll nur Vance das Opfer sein …?“

      „Was soll das heißen?“

      „Bleiben Sie ganz schön ruhig, Hartley“, mahnte Clemetti, „ich wiederhole noch einmal, warum soll ich nur Vance aus dem Geschäft ’raushalten? Sie stören mich schließlich ebenfalls …!“

      Hartley begriff und sprang auf. Gleichzeitig griff er nach seinem Schießeisen. Doch ein derber Schlag auf seinen Oberarm ließ ihn vor Überraschung aufbrüllen. Er schaute zur Seite und entdeckte zwei Clemetti-Männer, die mit gezogenen Waffen sich hinter ihm aufgebaut hatten.

      „Keine Dummheiten, Hartley“, warnte Clemetti, „ist schließlich ein Unterschied, ob Sie mit ’ner Schußverletzung durch die Wüste rennen oder nicht …!“

      „Sie wollen … Sie wollen auch mich ’reinlegen …!?“ Hartleys Stimme klang heiser.

      „Wollen …? Ich habe, Hartley, ich habe …! Crane und ihr letzter Muskelmann sitzen bereits fest … Ich habe sie in den Keller sperren lassen. Rechnen Sie also nicht mit Hilfe …!“

      „Und Vance?“

      „Ist oben in seinem Zimmer und wird bereits bewacht, ohne daß er etwas davon weiß … Er ist gleich an der Reihe. Los, Jungens, durchsucht ihn, damit es keinen Ärger gibt …!“

      Die beiden Clemetti-Männer tasteten Hartley nach Waffen ab und blieben dann abwartend hinter ihm stehen.

      „Was … was haben Sie mit mir vor?“ wollte Hartley wissen. Er hatte eingesehen, daß er im Moment nichts machen konnte.

      „Ich werde Sie und Vance ’raus in die Wüste bringen lassen“, entwickelte Clemetti seinen Plan, „dort werden Sie sich verirren, schätze ich … Muß ich noch deutlicher werden?“

      „Damit kommen Sie beim Syndikat niemals durch … Clemetti, Sie, spielen zu hoch …! Das nimmt Ihnen das Syndikat niemals ab.“

      „Das Syndikat hat mir auch Portland abgenommen“, antwortete Clemetti auflachend, „er geht nämlich auf mein Konto … aber das ahnten Sie ja sicher schon, oder?“

      „Sie haben ihn vergiftet, wie?“

      „Genau …! Austern sind nicht immer frisch und genießbar. Vor allen Dingen dann, wenn man sie mit ’ner leichten Dosis Blausäure versetzt … Aber das ist schon nicht mehr aktuell … Sie und Vance werden von Rander und Parker umgebracht …!“

      „Sie werden sich eines Tages noch den Hals brechen, dafür garantiere ich.“ Hartley hätte sich am liebsten auf seinen Geschäftspartner gestürzt, riskierte es aber nicht. Die beiden Clemetti-Männer hinter ihm ließen das bestimmt nicht zu.

      „Zuerst kassiere ich mal Ihre und Vances Organisationen“, redete Clemetti weiter, „Die von Portland ist ja ohnehin frei …!“

      „Möglich, daß Sie mit dem Syndikat klar kommen“, erwiderte Hartley und zwang sich zur Ruhe, „aber mit Rander und Parker werden Sie noch Ihre Freude haben …!“

      „Bestimmt, sie werden mir in die Falle laufen, Hartley … Denken Sie mal an diesen Motel-Harris, für den Rander gearbeitet hat … Den werde ich mir kaufen … Harris wird der Speck in der Falle sein. Wenn meine Jungens ihn kidnappen, werden Rander und Parker automatisch auf der Bildfläche erscheinen. Und dann bin ich an der Reihe! Sie hören, ich habe an alles gedacht …!“

      „Ist wohl sinnlos, mit Ihnen verhandeln zu wollen, wie?“

      „Sinnlos …!“ antwortete Clemetti und grinste, „was haben Sie mir schon zu bieten? Sie haben verspielt, Hartley, und das weiß ich …!“

      „Mögen Sie an diesem Geschäft ersticken“, schimpfte Hartley, der sich daraufhin einige böse Hiebe mit dem Lauf eines 38ers einhandelte. Clemettis Männer hatten empfindlich reagiert.

      Genau in diesem Moment erschien ein weiterer Clemetti-Mann in der Wohndiele. Er war sehr aufgeregt. Er schrie ohne jede Vorwarnung: „Das Schwimmbecken ist leer, Boß! Völlig ausgelaufen! Irgend jemand muß das Ablaufventil geöffnet haben!“

      Während Clemetti bleich wie eine frisch gekälkte Wand wurde, konnte Hartley ein schadenfrohes Auflachen nicht unterdrücken.

      „Ihnen wird das Lachen gleich vergehen“, brüllte Clemetti gereizt. „Los, bringt ihn zu Crane! Und dann will ich Vance hier sehen! Los, beeilt euch! Jetzt wird

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