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sterben würde, wie Carlos so brutal gesagt hatte?

      Jetzt war sein Leben aus allen Fugen geraten, und in ihm wuchs ein brennender Haß gegen Carlos, weil er sich selbst als Opfer sehen wollte, nicht als Mittäter.

      Als Carlos Santoro erwachte, lag er in einem fremden Raum. Nur langsam kam ihm die Ahnung, daß es ein Krankenzimmer sein mußte. Er hörte Stimmen, aber die schienen weit weg zu sein und eine gehörte Isadora.

      »Ich war bei meinen Eltern«, sagte sie, »ich hatte gar nicht damit gerechnet, daß mein Mann so bald von seiner Reise zurückkehren würde. Unser Hausmädchen hat mich benachrichtigt, daß er sich krank fühle, deshalb kehrte ich zurück und ließ ihn sofort ins Hospital bringen.«

      »Das war gut so«, sagte die Männerstimme, »es war ein Herzinfarkt, daran besteht kein Zweifel. Aber er wird sich erholen.«

      Die Stimmen waren deutlicher geworden, und Carlos hatte das meiste verstanden. Einen Augenblick dachte er, daß es wohl besser wäre, er wäre tot, denn er konnte sich genau erinnern, was ihn quälte und ängstigte.

      »Ich glaube, er kommt zu sich«, sagte der Arzt.

      Carlos Augenlider hoben sich nur leicht. Er sah Isadora, aber ihr Gesicht war unbewegt, zeigte auch kein Mitgefühl.

      »Es tut mir leid«, murmelte er.

      »Sie können nichts dafür«, sagte der Arzt, »das kann jedem passieren. Sie brauchen jetzt absolute Ruhe.«

      Isadora hatte das Gefühl, daß Carlos etwas anderes gemeint hatte.

      »Hast du dich aufgeregt?« fragte sie.

      »Es ist wegen Pepita, hast du es schon gehört?«

      »Was ist mit ihr?« fragte Isadora erschrocken.

      »Sie hat Leukämie.«

      Isadora wich einen Schritt zurück. »Woher weißt du das?«

      »Juan hat es mir gesagt.«

      Isadora stutzte. »Ihr habt euch getroffen?«

      »Ich hatte etwas mit ihm zu klären. Das Sprechen strengt mich an, du kannst ja Antonella fragen.«

      Isadora kam es merkwürdig vor. Es paßte nicht zu Carlos, daß er sich wegen des Kindes aufregte. Er hatte sich nie um Pepita gekümmert, sie kaum zur Kenntnis genommen. Und Isadora wußte auch, daß es schwere Differenzen zwischen ihm und Juan gegeben hatte.

      Darum hatte sie sich wiederum nicht gekümmert. Es wurde ihr bewußt, wie weit sie sich schon auseinandergelebt hatten, und bei Juan und Antonella war es nicht viel anders.

      Ihr kam plötzlich auch in den Sinn, daß neben Carlos Bett dieses Modejournal lag, als sie ihn vorfand. Wieso ausgerechnet ein Modejournal?

      Er war eingeschlafen, und sie hielt sich nicht mehr in dem Zimmer auf. Sie fuhr nach Hause und rief sofort Antonella an, aber es meldete sich niemand. Sie kam ins Grübeln, aber dann ging sie zu Carlos Zimmer hinauf. Sie hatten schon lange getrennte Schlafzimmer. Das Bett war jetzt ordentlich hergerichtet, das Journal war nicht mehr da. Sie fragte das Hausmädchen.

      Verlegen erklärte Mireila, daß sie das Journal an sich genommen hätte, weil sie nicht dachte, daß es noch gebraucht würde. Sie holte es sofort, und gedankenlos begann Isadora darin zu blättern, doch dann entdeckte sie das Foto von Violetta und hielt den Atem an.

      Sie dachte an die Begegnung in Marbella, aber es kam ihr kein Gedanke, sie in einem Zusammenhang mit Carlos zu bringen. Ihm waren erfolgreiche Frauen ein Greuel.

      Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, und als sie Antonella wieder nicht erreichen konnte, rief sie in Juans Praxis an.

      Seine Assistentin sagte ihr, daß er in der Klinik sei bei Pepita und Antonella einen Zusammenbruch erlitten hätte.

      Es war schon seltsam, was da alles zusammentraf. Isadora kamen die merkwürdigsten Gedanken. Sie fuhr zu der Klinik, die in einem anderen Stadtteil lag. Sie war ziemlich lange unterwegs, und die Schwüle des Tages machte ihr auch zu schaffen.

      Juan wollte die Klinik gerade verlassen, als Isadora aus ihrem Wagen stieg. Er wurde noch blasser, als er sie erkannte.

      »Ist das ein Zufall?« fragte er heiser.

      »Ich wollte nach Antonella sehen. Ich habe in deiner Praxis angerufen und erfahren, was passiert ist. Daß Pepita erkrankt ist, hat mir allerdings Carlos gesagt. Er liegt mit einem Herzinfarkt im Hospital.«

      Jetzt war er völlig konsterniert. »Das kam aber plötzlich. Gestern habe ich ihn doch noch gesprochen.«

      »Stimmt es, daß Pepita so krank ist?«

      »Ja, leider, es gibt keinen Zweifel, es ist Leukämie.« Sein Gesicht nahm jetzt eine graue Farbe an. »Jetzt wird Carlos bekennen müssen«, stieß er hervor.

      »Was muß er bekennen?«

      »Daß er Pepitas leiblicher Vater ist. Sie braucht eine Knochenmarkspende.«

      Isadora hielt den Atem an. Es war nicht mal Bestürzung, was sie empfand, es war mehr ein Staunen.

      »Er ist Pepitas Vater? Carlos und Antonella?« kam es fassungslos über ihre Lippen.

      »Doch nicht Antonella«, widersprach Juan heftig. »Es ist eine andere Frau, aber das soll er dir selbst gestehen. Ich fürchte, es wird einen großen Knall geben. Aber ich muß jetzt weiter.«

      Schon eilte er davon, während sie wie versteinert stehenblieb. Sie war unfähig, sich zu rühren, nur einen Schritt zu tun. Was war da in den letzten Stunden auf sie eingestürmt? Sie konnte es so schnell nicht begreifen. Ganz langsam formten sich Bruchstücke zu einem Ganzen. Wenn Carlos der Vater von Pepita war, wer war dann ihre Mutter, und wieviel wußte Antonella?

      Sie mußte mit Antonella sprechen, mußte sich Klarheit verschaffen.

      Mechanisch setzte sie sich in Bewegung, wie in Trance betrat sie die Klinik und fragte nach Antonella.

      »Sie soll keinen Besuch haben, hat Dr. Hernando gesagt«, erklärte die Schwester.

      »Ich bin ihre Freundin, ich sorge mich auch um Pepita«, erklärte Isadora.

      »Die Kleine schläft, sie weiß nicht, was ihr fehlt.«

      »Ich werde nichts sagen, aber ich muß Antonella sprechen.«

      Sie hatten sich seit Marbella selten gesehen. Die Spannung zwischen den Männern hatte sich auf sie übertragen, weil sie beide nicht wußten, worum es ging.

      Jetzt streckte Antonella gleich ihre Hand nach Isadora aus.

      »Daß du kommst, ich danke dir«, flüsterte sie. »Ich habe solche Angst, Isa. Mein Baby darf nicht sterben, meine kleine Pepita ist doch alles, was ich habe!«

      »Es kann ihr doch geholfen werden, wenn wir ihre Mutter finden, Antonella. Was weißt du über ihre Eltern?«

      »Nichts, leider gar nichts. Sie wurde als Neugeborene gefunden, und in der Klinik abgegeben, du weißt es doch auch nicht anders. Weil Juan wußte, wie gern ich ein Kind haben wollte, hat er sich auch gar nicht bemüht, ihre Mutter zu finden.«

      »Und wenn das nicht stimmt?«

      »Wie meinst du das? Denkst du, Juan hat mich belogen und er kannte die Mutter?«

      »Ich weiß momentan nicht, was ich denken soll. Ich möchte, daß Pepita geholfen wird, sie ist ein unschuldiges Kind. Vielleicht hat da ein Handel stattgefunden. Du solltest Juan danach fragen, und ich werde Carlos fragen. Wenn dir soviel an Pepita liegt, müssen wir etwas unternehmen, um ihr zu helfen. Du darfst nicht resignieren, Antonella, Pepita braucht dich.«

      »Du hast ja recht. Ich bin so dankbar, daß du gekommen bist und mir ins Gewissen redest. Mit Juan kann ich schon lange nicht mehr reden. Wir waren doch so gute Freunde, Isa, was ist da nur vorgefallen, daß eine Mauer zwischen uns steht?«

      »Es sind die Männer, diese egoistischen Männer«, sagte Isadora voller Bitterkeit.

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