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»Wie ich sehe, hat man Sie bereits in ein Kostüm gekleidet, das zur Guillotine paßt!«

      »Und du bist auch gleich an der Reihe!« Einer der beiden Henkersknechte baute sich grinsend vor Parker auf. Er hatte seine Spitzmaske hochgeschoben und zeigte ein breites, grobes Gesicht.

      »Und was, bitte, schwebt Ihnen vor?« erkundigte sich Parker.

      »Laß dich überraschen, Alterchen!« sagte der zweite Henkersknecht, »ihr werdet auf jeden Fall stilvoll in den Korb springen. Dafür sorgt schon der Chef!«

      »Doc Waterson, nicht wahr?«

      »Das dürfte sich ja inzwischen rumgesprochen haben«, meinte der erste Knecht, »los, Beeilung! Robespierre wird seine Anklage bald beendet haben. Das Volk wartet auf zwei Köpfe!«

      Rander tauschte mit Parker einen schnellen Blick. Dieser besagte, daß Sue Weston mitgekommen, aber vorerst entwischt war. Vielleicht war sie bereits auf dem Weg, um Hilfe zu holen. Aber vielleicht hatte man sie inzwischen auch schon erwischt.

      *

      »Sie muß noch im Haus sein«, sagte Waterson in Kostüm und Maske Cagliostros. Waterson machte einen wütenden Eindruck. Daß Sue Weston entwischt war, paßte ihm nicht. Sie stellte plötzlich eine Gefahr für seine Absichten und Pläne dar.

      »Worauf wartet ihr noch? Sucht sie!« fuhr Waterson die beiden Sansculotten an, die abwartend vor ihm standen, »sie darf uns nicht entwischen, sonst platzt hier alles.«

      Die beiden Sansculotten preschten davon und mischten sich unter das bunt kostümierte Volk. Sie hielten Ausschau nach einer etwas über mittelgroßen, schlanken und sehr attraktiven Frau, die ihrer Ansicht nach noch Zivilkleidung trug. Solch eine Frau konnte sich doch unmöglich lange verborgen halten. Sie kamen vorerst nicht auf den Gedanken, daß eine gewisse Sue Weston inzwischen in einem reizvollen Kostüm steckte.

      Waterson wandte sich wieder Robespierre zu, der von seinen Zuhörern gerade lautstark gefeiert wurde, Er hatte den Kopf eines Verräters gefordert und ihn vom Volk zugebilligt bekommen. Nun wollte man diesen Kopf rollen sehen.

      An der Spitze seiner aufgeputschten Massen bahnte er sich seinen Weg durch die übrigen Masken und Kostüme. Es kümmerte ihn kaum, daß ihm nicht alle folgten.

      Robespierre wurde etwas irritiert, als Kleopatra sich ihm in den Weg warf und ihn zu küssen versuchte. Er schüttelte die Königin unwillig ab und drückte sie in die starken und willigen Arme Hannibals, der sich sofort für diese Frau erwärmte.

      Waterson hielt sich zurück.

      Eben noch voll perverser Lust an dem tödlichen Spiel, das er inszeniert hatte, kamen ihm jetzt ernste Bedenken, das Guillotinespiel wie geplant abrollen zu lassen. Diese Sue Weston war auf dem besten Weg, seine Pläne zu stören. Sie mußte so schnell wie möglich gefunden werden.

      Normalerweise konnte sie den Steinbau, in dem das Maskenfest stattfand, nicht verlassen. Alle Türen waren fest geschlossen, die Fenster ohnehin vergittert. Sie mußte sich also im Haus befinden, aber wo?

      Die Massen samt Robespierre verschwanden bereits auf der Kellertreppe nach unten. Waren sie überhaupt noch zu stoppen? Hatte Waterson soviel Macht, seine Kranken zur Ordnung zu bringen?

      Er zweifelte ehrlich daran.

      *

      »Sie haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit Ludwig XVI«, sagte Rander zu seinem Butler, den man geschickt umgekleidet hatte.

      »Diese Ähnlichkeit, Sir, möchte ich allerdings nicht bis zum bitteren Ende beibehalten«, erwiderte Parker und sah den beiden Henkersknechten zu, die hinüber zur Guillotine gingen.

      »Will Waterson uns wirklich umbringen?«

      »Ich fürchte, Sir, daß auch er geistig nicht mehr so recht intakt ist«, gab der Butler zurück.

      »Bleibt Sue …«

      »Darauf, Sir, würde ich nicht so sehr bauen. Hoffentlich gelingt es Miß Weston, wenigstens das zu retten, was ich ihre Haut nennen möchte!«

      »Sie wird uns nicht im Stich lassen!«

      »Sir, Sie und meine Wenigkeit scheinen Besuch zu bekommen.«

      »Robin Hood!« Rander sah zur Seite. Es handelte sich tatsächlich um den edlen Räuber aus den englischen Wäldern, der mit Pfeilköcher und Bogen auf der Bildfläche erschien.

      Robin Hood, mit Clive Muscat identisch, sah hinüber zu den Henkersknechten, die mit dem Fallbeil beschäftigt waren. Dann glitt er schnell und geschmeidig auf Rander und Parker zu.

      »Hau bloß ab!« rief einer der Knechte ihm zu.

      »Man wird sich doch noch die beiden Verräter ansehen dürfen«, schmollte Robin Hood und baute sich seitlich neben Parker auf. Dann flüsterte er leise weiter, »hier, ein Messer! Mehr kann ich nicht tun …«

      Während er noch redete, schob er Parker ein kleines Messer mit feststehender Klinge in die Hände. Dann tänzelte er zurück und ging auf die Guillotine zu.

      Der zweite Henkersknecht drohte ihm wütend mit der geballten Faust, worauf Robin Hood auflachte und zurück zur Tür lief.

      Parker, der erfreulicherweise nicht mehr in einer Zwangsjacke steckte, sah den oft zitierten Silberschimmer am sprichwörtlichen Horizont.

      Warum Muscat, der ihn doch offensichtlich hereingelegt hatte, ihm ein Messer zusteckte, konnte später geklärt werden. Jetzt ging es erst mal darum, so schnell wie möglich etwas für die Gesundheit zu tun. Und dazu gehörte, die Hände und Füße freizubekommen.

      Aber war es dazu nicht schon zu spät?

      Von der Tür her waren plötzlich laute Stimmen, dann revolutionärer Gesang zu hören.

      Das Volk nahte, um zur Sache zu kommen.

      *

      Die beiden Sansculotten waren nach wie vor auf der Suche nach Sue Weston.

      Sie hatten sich das französische Volk genau angesehen, das jetzt nach unten in den Keller verschwunden war. Nun machten sie sich daran, die übrigen Maskenballteilnehmer zu beobachten.

      Sie blieben beeindruckt stehen, als sie eine ungewöhnliche Frau erspähten.

      Es handelte sich um eine Salome, die gerade mit einer Art Tarzan tanzte.

      Diese Frau kam ihnen irgendwie unbekannt vor. Und das hing ganz einwandfrei mit dem Körperbau der Salome zusammen. Sie war etwas über mittelgroß, sehr schlank und besaß dennoch alle erforderlichen Rundungen, die ein Männerherz höher schlagen lassen. Sie trug im Grund nur ein paar Schleier, die von diesen Formen kaum etwas verbargen.

      Die beiden Sansculotten nickten sich zu und pirschten sich an Salome heran.

      Die Verkleidete war auf die beiden Sansculotten aufmerksam geworden und schien Tarzan etwas zuzuflüstern. Dann schmiegte sie sich noch enger und intensiver an den Mann aus dem Dschungel und legte ihren rechten Arm um seinen muskulösen Hals.

      Die beiden Sansculotten waren sich ihrer Sache sicher. Sie kamen schnell näher und bauten sich vor dem Paar so auf, daß es das Tanzen einstellen mußte.

      »Moment mal«, sagte der erste Sansculotte und tippte Tarzan auf die nackte Schulter.

      Genau das aber hätte er besser nicht getan.

      Tarzan, vielleicht etwas dicklicher als der Tarzan, den man aus einschlägigen Filmen kennt, Tarzan also wirbelte herum und knallte dem Sansculotten einen harten Schwinger unter das Kinn.

      Der Mann aus dem Volk verdrehte die Augen und setzte sich prompt auf seine vier Buchstaben.

      »Wunderbar!« jauchzte Salome und strahlte Tarzan anerkennend an.

      Der zweite Sansculotte sah sich vor. Er war gewarnt und wollte nach Tarzan treten, doch er verfehlte sein Ziel. Salome griff sehr schnell und energisch zu. Sie erfaßte sein Fußgelenk und zog das daran hängende Bein ruckartig hoch.

      Worauf

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