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noch sortieren zu müssen.

      So griff ein Zahnrad in das nächste und alles funktionierte reibungslos.

      Die Wunschbündelung ging einher mit fröhlicher Musik, Tanz und Lachen.

      Zauberer Krambimbuli saß auf einem goldenen Sessel und schaute den Elfen bei ihrem Treiben zu.

      Wenn die Dämmerung der Dunkelheit gewichen war, erhob er gebieterisch seinen Zauberstab, na ja, seinen Zauberpinsel, deutete drei Kreise und rief mit donnernder Stimme: „Oh, Sturm zieh auf wohl mit Gebraus! Wehe die Wünsche ins Wünschehaus! Dies befiehlt dir Krambimbuli, Herrscher jeglicher Kolonie!“

      Und schon zog ein gewaltiger Sturm auf und wehte die kleinen, bunten Schirmchen davon, gen Norden, Richtung Nordpol. Dorthin, wo der Mensch wohl alle Wunscherfüllungen vermutet!

      Anschließend wurden die Irrlichter auf das Wasser des Baches gesetzt und es wurde bis zum Morgen wunderbar gefeiert.

      „Tunichtgut, wenn wir bis zur Abenddämmerung alles vorbereitet haben wollen, dann

      müssen wir uns beeilen. Sonst müssen wir es wieder um ein Jahr verschieben.“

      Das war ein grausiger Gedanke für unseren sorglosen Sorglos. Lange schon feilten sie an ihrem eigenen, kleinen Wunschpusteplan, der allerdings für den, der unsere beiden Schelme kannte, nichts Gutes verhieß.

      Tunichtgut und Sorglos waren in der Kolonie bekannt für ihre kleinen Streiche. Nein, sie meinten es nicht böse. Der Schalk war nun einmal ihr bester Freund. Jedoch endeten ihre Späße oft in kleinen Katastrophen.

      Einmal hatten sie das Wasser des Baches gestaut und die Krähen überredet Steine von oben in ihren kleinen Stausee zu werfen. Sie wollten mit ihrem inszenierten Unterwasserbeben die Staubsammler erschrecken und nass spritzen. Nur leider wurde dabei das ganze Dorf überflutet. Alles musste mühevoll wieder trockengelegt werden. Das dauerte Wochen und beinahe hätten die Elfen die Weihnachtsstaubbündel in triefenden Matsch, mit nassen Füßen schnüren müssen.

      Ein anderes Mal hatten die zwei Freunde den Schlüssel zur Schneckenkammer verbummelt. In der Schneckenkammer wurde das Haus der großen Posthornschnecke Cornelius aufbewahrt. Sie hatte es den Elfen überlassen, als sie sich eines Tages auf Reisen machen und nach einem anderen Haus umsehen wollte. Ihre sogenannten „vier“, in diesem Fall allerdings geschwungenen Wände, waren ihr nach all den Jahren im Tümpel zu eng geworden. So zog sie in die Welt, in der Hoffnung, ein Heim zu finden, das sie nicht begrenzte und trotzdem leicht zu tragen war.

      Niemand wusste, ob und wann sie wiederkommen würde. Niemand wusste, welche Himmelsrichtung sie eingeschlagen hatte, außer Olle Eule vielleicht, denn Cornelius war in der Nacht fortgegangen. Doch Olle Eule war genauso verschwiegen, wie weise und wachsam.

      Das Schneckenhaus benutzten die Elfen, wie der Beier die Glocken im Turm.

      Am Morgen blies die Elfe der ersten Stunde das Horn, um das Elfenvolk zu wecken. Am Mittag rief das Horn zur Ruhe und in der Abenddämmerung schließlich, wurde nach getaner Arbeit zum Abendgesang geblasen.

      Als der Schlüssel zur Schneckenkammer verloren, nein, falsch, verbummelt gegangen war, verschliefen die Elfen und alles geriet durcheinander, denn ihr Tag unterlag einer Abfolge von Arbeiten, die dem Wohle der Menschen unseres Dorfes dienten. Dem Traurigen wollten die Tränen nicht versiegen, dem Wüterich öffneten sich die Fäuste nicht und der Angsthase blieb ängstlich in seinem Haus sitzen, damit ihm kein Unglück zustieße.

      Alles geriet aus dem Gleichgewicht, weil Sorglos, sorglos wie immer, das Posthornhaus anschauen und wirklich nur ganz vielleicht ein einziges Mal hineinblasen wollte. So stahlen seine Freundin Tunichtgut und er den Schlüssel aus dem Raum der Schlüssel und schlichen des Nachts in die Schneckenkammer. Überwältigt von der Schönheit des gedrehten, schimmernden Schneckenhauses vergaßen sie sogar, hineinzupusten. Mit großen Augen und dem Traum von der abenteuerlichen, weiten Welt – denn Cornelius hatte dafür ja sogar sein wunderschönes Haus zurückgelassen- stolperten sie davon und merkten nicht, dass Tunichtgut der Schlüssel aus der Hand geglitten war.

      Er blieb für immer verschwunden und ein neues Schloss mit neuem Schlüssel musste her. Nach ein paar Tagen hatten die Elfen den Schaden repariert und die alte Ordnung wurde wiederhergestellt.

      Alle wussten, wer die kleinen oder großen Katastrophen herbeiführte und die Königin und ihr treues Volk versuchten mit liebevoller Strenge doch noch gescheite Elfen aus den beiden Strolchen zu machen.

      Endlich hatten Tunichtgut und Sorglos das Ufer des Baches erreicht. Die Sonne war weiter nach Westen gewandert, doch es blieb immer noch genug Zeit, alles vorzubereiten, bevor der herrschende Krambimbuli eintraf und die großen Feierlichkeiten eröffnet wurden.

      „Sorglos, wo wollen wir das Netz aufspannen? Wird es groß genug für alle Schirmchen sein?“ Sorglos verzog sein Gesicht zu einer fragenden Grimasse und er stupste Tunichtgut liebevoll in die Seite. „Meine Liebe, wir haben es an die hundert Mal durchdacht. Wir haben aus kleinen Netzen der Spinnen ein großes gewoben. Wir haben es mit dem klebrigsten Nektar eingekleistert, den wir finden konnten und wir haben das beste Versteck auf der Welt gefunden, den hohlen Baum am Wiesenhain. Wir spannen das Netz während der Farbeimer Zeremonie, nördlich vom Bach, hinter dem Wildschweinhügel. Niemand wird uns vermissen. Niemand wird es bemerken. Alle sind beschäftigt mit ihren Beschäftigungen, der Pflicht folgend, der Tradition entsprechend, wie es sich schickt. Tunichtgut, du weißt schon! Du kennst es doch! Das ganze Blablabla!“ Ja, Tunichtgut wusste es genau! Eine Elfe musste Staub sammeln. Eine Elfe musste die Menschen beglücken. Eine Elfe musste die Wünsche verpacken. Eine Elfe musste die Blumen der guten Gefühle pflanzen und pflegen. Eine Elfe musste ihrer Kolonie dienen. Eine Elfe musste dies. Eine Elfe musste das. Aber wohin gingen die Träume, die mit den Sternen um die Wette strahlten? Was geschah mit der Sehnsucht, wenn sie nicht gestillt werden durfte? Wann wurden die Abenteuer erlebt und wer würde die Welt je entdecken, wenn er sich nicht auf den Weg machte?

      Fragen über Fragen, welche kleine, ausgefranste Löcher ins Herz fraßen. Tunichtgut und Sorglos hatten in ihren Tagträumen schon viele, spannende Abenteuer erlebt. Sie hatten die Welten bereist und die Sterne umkreist. Viele, viele Nächte schon hatten sie damit zugebracht, der Elfenkolonie mit dem straffen Regiment der Königin zu entfliehen, zumindest in ihrer lebhaften, bunt beklecksten Fantasie.

      Die Königin, die oberste Elfe, Regina Rosa! Sie hielt das Volk zusammen, mit all den fleißigen Sammlerinnen und den geschäftigen Gefühletranporthelfern, den Gärtnern und Waldnern, den Weissagerinnen und Heilern. Das Elfenvolk war sehr vielseitig. Die Menschen, die wie durch Zauberbande mit der Kolonie verknüpft waren, waren bedürftig und jedes kleine Zauberwesen wollte Gutes tun, den strauchelnden und stolpernden Zweibeinern helfen.

      Regina Rosa war seit mehr als hundert Jahren Königin im Wald. Ihr Vater, stolzer Begründer vieler Kolonien, hatte sie eines Tages, nachdem ihre wunderschönen Flügel das Fliegen erlernt hatten zu diesem kleinen Fleckchen Erde gesandt. Begleitet wurde sie von zwölf jungen, unbeschwerten, tatendurstigen Elfen.

      In Liebe wurde ein Ort voll der Magie und voll der Emsigkeit erschaffen, der im Sonnenlicht funkelte und im Mondschein strahlte.

      Die Menschen im Dorf merkten schnell, dass eine Veränderung vor sich ging. Die Tage wurden heller. Lachen und Fröhlichkeit waren aus den Häusern nicht mehr wegzudenken. Sicher gab es Streit und Zwietracht. Aber wann immer die Elfen davon erfuhren, wann immer ihre Hilfe erbeten wurde, brachten sie die Ernte der guten Gefühle zu ihren Menschen. Ja, so wurde der Bund geschlossen, stillschweigend, ewig bindend.

      Die beiden dicksten aller Elfenfreunde waren nun dem Bachlauf gefolgt und hatten den hohlen Baum erreicht.

      Er neigte sich zu ihnen hinunter, als er sie erblickte. Sie hüpften von Grashalm zu Grashalm, überschwänglich.

      „Hoho, meine kleinen Freunde, “ sagte er mit brummender Stimme, „ich sehe es genau! Ihr führt etwas im Schilde.“ „Och nö,“murmelte Sorglos „wir wollen nur was holen. Was gaaanz Unwichtiges. Nur so´n olles Spinnennetz.

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