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missbilligend angestarrt wurde. Hin und wieder verhielt er sich mehr wie ein kleines Kind, weshalb einige ihm unbekannte Menschen ihn zu verspotten schienen. So lebte er schon seit Jahren als Single und mied den Kontakt zu Frauen, was ihm aber auch keine Probleme bereitete. Er fühlte sich weiterhin wohl in seiner Haut, und das war ihm am wichtigsten.

      Plötzlich fiel ihm wieder ein, weswegen er eigentlich in dieses Haus gestiegen war. Sofort schaute er sich gründlich im Schrank und auch in den weiteren Ecken des Raumes um, doch so sehr er danach suchte, er fand das Bild nicht. Etwas enttäuscht wollte er das Zimmer wieder verlassen, da merkte er, wie Elena sich im Schlaf bewegte. Er näherte sich ihrem Bett und schaute die junge Frau lange an. Markus lächelte. Sie hatte ein schmales, aber hübsches Gesicht und lange, blonde Haare, die leicht über die Bettkante fielen. Dem jungen Mann kam es so vor, als würde Elena im Schlaf grinsen. Sein Herz schlug heftig. Als die Decke herunterrutschte und den Blick auf ihr Dekolleté freigab, führte Markus seine Hand an diese Stelle, zog sie aber blitzschnell wieder zurück, noch bevor er Elenas Haut berühren konnte. Vorsichtig deckte er sie wieder zu und formte seine Lippen zu einem Kussmund. »Schlaf gut, Hübsche«, flüsterte er leise und verließ mit einem Grinsen das Zimmer. Er wollte den nächsten Raum aufsuchen, doch als er die Türklinke herunterdrückte, fiel ihm auf, dass der Zugang verriegelt war. Womöglich befand sich etwas Geheimes darin, überlegte er. Ihm war bewusst, dass es laut werden würde, wenn er versuchte, die Tür aufzubrechen. Also musste er es sein lassen. Langsam ging er die Treppe nach unten und setzte sich für eine Weile auf das Sofa im Wohnzimmer. Er grübelte darüber, was er jetzt machen sollte. Das Gemälde, nach dem er so dringend suchte, war auch hier nicht zu finden. Wieder einmal dämmerte ihm, erneut an der falschen Adresse gelandet zu sein. Er trommelte mit den Fingern auf dem Glastisch herum. Dann fiel ihm ein Notizblock auf, den er in die Hände nahm und durchblätterte. Auf der ersten Seite war die Anschrift einer Familie angegeben. Er riss den Zettel ab und dachte nach. War das jetzt der richtige Hinweis? Er konnte es sich nicht richtig vorstellen, doch er steckte den Papierfetzen automatisch in die Hosentasche. Gleichzeitig beschloss er, dieses Haus in der nächsten Nacht aufzusuchen. Irgendwo sollte er das Bild doch finden. So stand er schließlich auf und tapste hinaus in den Garten. Das Grundstück verließ er genauso, wie er es betreten hatte. Er ließ sich alle Zeit der Welt, während er sich auf den Weg zurück zu Onkel Klaus machte.

      

       Kapitel 6

      Der nächste Morgen brach an. In der Pfalzeler Straße hatten Berta und Ben Hansen verhältnismäßig schlecht geschlafen. Immer wieder waren sie aufgewacht und hatten in die Stille gelauscht, ob sie irgendwelche verdächtigen Geräusche in ihrem Haus wahrnehmen konnten. Zu groß war die Angst vor einem erneuten Einbruch. Gerade Berta war es, die am liebsten sofort umziehen wollte. »Ich glaube, wir müssen uns um einen stärkeren Einbruchsschutz kümmern. Extra Schlösser an die Fenster anbringen lassen, zusätzlich am besten eine Dreifachverglasung, falls es so etwas gibt ...«, meinte sie nach dem Aufstehen am Küchentisch. Dabei schaute sie sich immer wieder nervös um, auf der Suche nach Hinweisen auf einen Einbruch.

      »Wir werden womöglich lange daran zu nagen haben. Vor allem du!«, gab Ben zurück und nippte an seinem Kaffee. Er tauchte in seine Gedankenwelt ab und ließ den Morgen des vorigen Tages Revue passieren. Die durchwühlten Schubladen und Schränke, der Scherbenhaufen im Waschraum ... Dann der Verlust eines für Berta wichtigen Zettels. Was war das wohl für ein Dieb gewesen? Auf was hatte er es wirklich abgesehen? Dem Ehepaar fiel nach wie vor keine Antwort darauf ein. Sie hatten vorübergehend ein Holzbrett als Ersatz an das kaputte Fenster schlagen lassen. Sicherer fühlten sie sich dadurch zwar nicht, aber wenigstens blieb die Wärme im Haus.

      Während Berta und Ben sich über den Vorfall unterhielten, klopfte jemand heftig an die Haustür. Berta wunderte sich und ging dorthin, um dem Besucher zu öffnen. Julia, Hannah und Elena waren es, die um ein Gespräch baten.

      »Ja, was ist denn los? Ihr seid ja ganz aufgeregt«, stellte Berta fest, als sie ihre Gäste in die Küche führte. Ben lächelte ihnen zu. Bevor er ihnen einen guten Morgen wünschen konnte, platzte Julia mit der Geschichte heraus. Nach dem Aufstehen hatten sie Veränderungen festgestellt. Die Tür zu Julias und Hannahs Zimmer stand offen, obwohl Julia sie am Abend geschlossen hatte. Der Block auf dem Wohnzimmertisch lag nicht da, wo er abgelegt worden war, und die Terrassentür war zu, obwohl Hannah sich entsinnen konnte, sie versehentlich offen gelassen zu haben. Nun stellten die Freundinnen sich die Frage, ob jemand in der Nacht in ihr Haus eingedrungen war.

      »Ich weiß echt nicht, was da los ist«, jammerte Julia. »Als ob es bei uns spuken würde!«

      »Himmel, das klingt ja gar nicht gut«, seufzte Berta und machte sich daran, eine Kanne Kräutertee aufzusetzen.

      »Es ist auch niemand von uns in der Nacht aufgestanden. Alle sagen, sie hätten geschlafen. Ich weiß von mir ganz genau, dass ich nicht aufgewacht bin«, erklärte Julia weiter.

      Ben und Berta runzelten die Stirn und stießen beide einen hörbaren Seufzer aus.

      »Ich habe Geräusche gehört, wenn ich mich nicht irre, und dachte, es wäre Julia gewesen«, sagte Hannah auf einmal. »Ich will mir nicht vorstellen, dass eine fremde Person in unserem Zimmer stand. Das ist verdammt gruselig!«

      »Stimmt!« Elena nickte. Auch in ihrem Zimmer war dieser Eindringling gewesen, aber da sie viel zu tief geschlafen hatte, hatte sie es nicht bemerkt. Die Vorstellung daran ließ sie erschaudern.

      »Habt ihr denn noch nicht die Polizei verständigt?«, wollte Ben auf einmal wissen.

      Julia, Hannah und Elena schüttelten die Köpfe. Daran hatten sie im Eifer des Gefechts nicht mehr gedacht.

      »Wir wollten einfach so schnell wie möglich raus. Es wäre unvorstellbar, zu wissen, dass der Täter noch vor Ort ist«, erklärte Julia.

      »Meint ihr, er ist noch da?« Berta runzelte die Stirn. Kurz darauf lief sie durch jeden Raum und schaute in alle möglichen Ecken und Winkel. Es gab ihr kein gutes Gefühl, zu wissen, dass in diesem malerischen Ort ein Serientäter sein Unwesen trieb. Sie wollte sichergehen, dass sich in ihren eigenen vier Wänden keine fremde Person aufhielt. Als sie feststellte, dass alles soweit sauber war, kehrte sie in die Küche zurück.

      »Wir alarmieren am besten sofort die Polizei und bestellen sie in die Eltzstraße. Ben und ich werden euch begleiten. Ich kann nachvollziehen, dass ihr euch zuhause nicht mehr sicher gefühlt habt. Mir geht es ja nicht anders.« Sie stieß einen kräftigen Seufzer aus, marschierte zum Haustelefon und winkte Julia zu sich. Eilig wählte sie die Nummer der Trierer Polizei und drückte ihrer jüngeren Freundin den Hörer in die Hand. Julia wartete ungeduldig auf das Freizeichen. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich die Stimme eines Polizeibeamten hörte. Sofort schilderte sie ihm den Sachverhalt. Sehr detailliert beschrieb sie die Veränderungen, die sie zusammen mit Hannah und Elena wahrgenommen hatte. Dann nannte sie ihm ihre Anschrift und bat ihn, so schnell wie möglich vorbeizukommen. Zu groß war die Angst, dass der Täter sich möglicherweise immer noch in ihrem Haus aufhalten könnte.

      Markus saß gerade mit seinem Onkel am Frühstückstisch und ließ sich ein leckeres Rührei mit viel Speck schmecken. »Hast du echt gut gemacht«, lobte er Klaus, nachdem er sich den Teller zum zweiten Mal vollgeladen hatte.

      »Vielen Dank! Du hast wirklich einen gesunden Appetit! Das freut mich sehr«, gab Klaus lächelnd zurück. Dann nippte er vorsichtig an seinem Kaffee.

      »Vor allem habe ich morgens einen Bärenhunger«, setzte Markus fort. »Man könnte meinen, ich wäre nächtelang unterwegs gewesen.«

      »Und? Warst du?« Klaus lachte auf. Seine Frage war natürlich ironisch gemeint. Er wusste schließlich nicht, was sein Neffe wirklich trieb, wenn es draußen dunkel war und ganz Pfalzel tief schlummerte.

      Markus grinste vielsagend. Er hätte Klaus’ Frage durchaus bejahen können, aber das tat er nicht. Stattdessen schüttelte er bloß mit dem Kopf. »Natürlich nicht. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Schlafen macht sowieso hungrig. Vor allem dann, wenn man wild träumt.« Markus zwinkerte seinem Onkel zu.

      »Sag

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