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Männer sehen wie versteinert aus. Nur der Schreiner blickt nicht auf die beiden Särge, sondern auf Roger. Er forscht in dessen Gesicht, als wollte er in dieser Minute den Beweis finden, der ihm noch fehlt.

      Roger fragt sich, wer die beiden Männer, von denen einer sein Vater war, wirklich ermordete. Pegg hatte darauf gewartet, dass Berton Keefe kommt. Mit dem Gewehr in der Hand hatte er darauf gewartet. Und seltsamer Weise war niemand auf den Gedanken gekommen, dass sich alles etwas anders abgespielt haben könnte, als der Siedler es erzählte.

      Zum Beispiel nicht eine Meile von seinem Haus entfernt, sondern direkt davor.

      Aber auch Roger glaubt nicht, dass Pegg es war. Zumindest jetzt glaubte er nicht mehr daran, wo er weiß, dass im Arbeitszimmer seines Vaters der Tresor ausgeräumt vorgefunden wurde.

      Eine dritte Kraft muss am Werke gewesen sein. Und eigentlich kommen nur noch die Männer in Frage, die auch das Vieh von der Keefe-Ranch abtreiben.

      Will Rower das nicht wahrhaben? Wollen sie alle hier nichts weiter, als ihn erledigen? Haben sie Angst davor, auch er könnte eines Tages wie sein Vater werden?

      „Amen“, hört er den Bankier sagen und sieht, wie er sein abgegriffenes Heft zuschlägt und auf den Schreiner blickt.

      Rower zuckt die Schultern.

      Der Mann, der hinter Roger steht und ein altes Büffelgewehr auf ihn gerichtet hat, tritt weiter zurück.

      „Gehen wir“, kommandiert der Schreiner, während schwere Erdbrocken polternd auf die Särge fallen.

      Roger wendet sich um und geht vor dem Gewehr zur Stadt zurück. Er denkt daran, dass man den oder die Mörder vielleicht finden könnte, wenn man in den Bergen östlich der Stadt nach ihnen sucht. Aber wie soll er das in seiner Lage machen!

      „Ich schätze, wir schicken jetzt gleich einen Mann nach Silver City“, hört er den Bankier hinter sich sagen.

      „So?“, fragt der Schreiner.

      „Ja. Ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Es gibt keinen anderen Weg.“

      „Gut. Warten wir also auf den Richter.“

      Roger atmet etwas auf. Zumindest heute und morgen werden sie ihn also nicht mehr hängen. Aber was wird der Richter tun, wenn er nach Collins kommt? Wird er den Verdacht, der gegen ihn besteht, auch zu einer unumstößlichen Tatsache erheben?

      Roger weiß genau, dass die Männer in diesem Land nicht viel Federlesens machen. Alles spricht zudem gegen ihn. Es gibt nur einen Weg, das zu ändern. Er muss irgendwie freikommen und selbst nach dem Mörder suchen.

      Aber wie soll er von hier fortkommen? Sie haben ihn eingeschlossen. Sie warten vielleicht nur darauf, dass er etwas unternimmt, das nach Flucht aussieht. Dann werden sie schießen. Es ist leicht für sie. Sie ersparen sich damit zwei Dinge: Gewissensbisse, weil er durch die Flucht scheinbar seine Schuld eingestanden hat. Und sie ersparen sich auch den Weg nach Silver City. Zugleich wissen sie dann, dass sie die Keefes vernichtet haben.

      Andys Steckbrief springt Roger in die Augen. Er fragt sich, wo sein Bruder jetzt sein mag. Da schiebt ihn der Gewehrlauf schon die Stufen hinauf und ins Office hinein.

      Neben dem Schreibtisch bleibt er noch einmal stehen und schaut über die Schulter. Ein halbes Dutzend Gesichter grinst durch die Tür.

      Sinnlos. Hier kommt er nicht fort. Sie scheinen sogar zu wissen, mit welchem Gedanken er spielt.

      „Weiter“, sagt der Schreiner.

      Roger tritt in die offene Zelle. Hinter ihm schließt sich die Tür, und der Schreiner wirft den langen Schlüssel auf den Schreibtisch. Er nickt den anderen zu.

      „Danke, Männer. Das war alles.“

      Die Leute schieben sich hinaus. Rower setzt sich und trommelt mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte.

      Rower fragt sich plötzlich, was Darcan getan hätte, würde er noch leben.

      „Du willst also kein Geständnis ablegen?“, fragt Rower.

      „Ich habe nichts zu gestehen.“

      „Also gut. Dann schicke ich einen Mann nach Silver City.“

      Roger blickt ihm nach, wie der das Office verlässt. Als sich die Tür geschlossen hat, rüttelt er heftig an dem Gitter, gibt es aber gleich wieder auf. Zumindest mit dem Jail haben sich die Stadtbewohner Mühe gegeben.

      Er geht zu der Pritsche, setzt sich darauf und stützt den Kopf in die Hände. Die tausendfältigen Geräusche der Stadt dringen von überall auf ihn ein.

      37

      Es ist Mittag, als Helen in die Stadt kommt. Sie betritt das Office, ohne anzuklopfen.

      Rower, der seinem Geschäft zur Zeit überhaupt nicht mehr nachgeht, hebt den Kopf und schaut ihr entgegen.

      Helen schiebt die Tür zu.

      „Was wollen Sie?“, knurrt er.

      Helen blickt durch die Stäbe auf Roger.

      Sie geht auf das Gitter zu, ohne den Schreiner zu beachten. „Roger“, sagt sie.

      „Ja.“ Er steht langsam auf und kommt ihr entgegen, bis er nicht mehr weiterkann.

      „Nicht wahr, Roger, du hast es nicht getan?“, fragt sie.

      Er schüttelt den Kopf.

      „Nein, Helen. Wie sollte ich Matt umbringen, wo er mir geholfen hat.“

      „Ich habe es gewusst. Nicht nur wegen Matt, Roger, überhaupt...“

      Rower steht auf und kommt näher.

      „Was denken Sie sich eigentlich dabei, Miss Pegg?“, fragt er. „Sie greifen in ein schwebendes Verfahren ein.“

      Helen wendet sich ihm zu.

      „Und Sie wollen einen Unschuldigen umbringen, Mister Rower.“

      „Ich habe bereits einen Mann nach Silver City geschickt, der den Richter verständigt. Es wird alles nach Recht und Gesetz zugehen, Freilich kann ihn das auch nicht vor dem Galgen retten.“

      Helen schaut wieder auf Roger.

      „Wenn es überhaupt eine Gerechtigkeit in diesem Land gibt, werden sie dir nichts tun, Roger!“

      Er lächelt, obwohl ihm nicht danach zumute ist, weil er findet, dass sie eine sehr naive Meinung von den Dingen hat, die sich manche Leute ausbrüten.

      „Sicher, Helen“, erwidert er. „Der Richter wird die Wahrheit herausfinden.“

      Als sie längst wieder gegangen ist, steht er immer noch am Gitter.

      „Die Wahrheit haben wir längst herausgefunden“, hört er den Schreiner sagen „Und du wirst sehen, dass der Richter genau unserer Meinung ist, weil es keine andere geben kann.“

      Es ist dunkel geworden. Bankier Washburn sitzt über ein Buch gebeugt, in das er mit kratzender Feder schreibt. Er zuckt zusammen, als ein Luftzug seinen Nacken streift. Er hört ein Geräusch, und gleich darauf sagt eine Stimme:

      „Wenn du dich bewegst, bist du für den Rest deines Lebens ein toter Mann. Nur die Finger darfst du heben. Schön langsam!“

      Washburn ist bleich geworden. Schweiß bricht ihm auf der Stirn aus allen Poren. Seine Hände gehen wie von Schnüren gezogen in die Höhe.

      „Wunderbar“, meldet sich die Stimme wieder, die ihm nähergekommen ist. „Bleib so brav. Wir wollen nichts als das Geld deiner Kunden. Wo ist der Schlüssel zum Tresor?“

      Washburn schluckt. Er ist unfähig, etwas zu sagen, weil ihm die Angst im Hals sitzt.

      „Ich rede mit dir“, knurrt die Stimme. „Wenn ich den Schlüssel selbst suchen muss,

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