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ich bin schließlich keine alte Frau!« Indes amüsierte sie sich über eine Liebschaft ihres Nachbarn, ein »uralter Mann« sei das doch. Meine Mutter fragte nach dem Alter des Uralten und meine Uroma antwortete schmunzelnd: »Mindestens 75.«

      Die Frage, wann wir alt sind, ist nicht mit einer Jahreszahl zu beantworten. Ich hatte Patienten, die innerlich unbeweglich geworden waren und Probleme hatten, sich auf Neues einzulassen oder anderen Menschen und Gegebenheiten ohne Wertung entgegenzutreten. Für mein Gefühl waren diese Menschen, die oft erst in der Mitte ihres Lebens standen, älter als manch anderer mit 75 Jahren, der offen und lebendig sein Leben in die Hand nahm. »Wir sind so alt, wie wir uns fühlen« – an dem Satz ist viel Wahres dran. Je wacher wir sind, je mehr wir uns am Leben beteiligen, je mehr Interessen wir haben und je mehr es uns gelingt, unsere Neugier zu bewahren, desto weniger altert der wirklich wichtige, essenzielle große Teil von uns. Unsere Seele, unser Geist, unser Sein – sie leben mit Gelassenheit und Stärke in und mit dem älter werdenden Körper.

      Zeit für Vorbereitungen

      In meine Überlegungen dazu, wann das Alter eigentlich beginnt, schleichen sich auch immer wieder diese Fragen: Wie bereite ich mich vor auf die Zeit des Alters, welche Maßnahmen kann ich heute ergreifen, damit es mir in einigen Jahren noch gut geht? Ist jetzt die Zeit gekommen, in der ich getrost aufhören kann, anderen gefallen zu wollen? Muss ich noch schauen, dass ich den Wünschen anderer entspreche? Mag ich mich jetzt noch unterordnen und wenn ja, welche Fähigkeiten und welche innere Größe sollte der Mensch haben, dem ich mich unterordnen würde? Auf diese Fragen sollte meine Seele Antworten finden in den nächsten Jahren.

      Es gibt aber auch noch ganz irdische Fragen, die ich mir in der nächsten Zeit beantworten will: Welche medizinische Behandlung möchte ich im Alter und welche nicht mehr? Wissen unsere Kinder, wo die Unterlagen für Versicherungen und Banken sind, und haben wir ausreichend und klar kommuniziert, was unser letzter Wille ist?

      Der Frage schließlich »Wie und wo möchte ich beerdigt werden?« weichen viele Menschen aus, es ist ja noch nicht so weit … Aber es kann schnell und plötzlich eben doch so weit sein, und je älter wir werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Unvorstellbare, Unvermeidbare geschieht und wir sterben. Dann stellen wir gegebenenfalls Partner, Kinder, Verwandte und Freunde vor die Situation, nicht zu wissen, was wir für unser Ableben und das Danach möchten und was nicht. Wir bürden ihnen damit eine Verantwortung auf, die sie nicht tragen sollten, denn jetzt können wir uns noch selbst darum kümmern und unsere Siebensachen sortieren. Ich finde, es ist eine schöne Vorstellung, zum Lebensende mit gutem Gewissen loslassen zu können.

      ES IST BESSER, DEN TOD FÜR DAS LEBEN ZU HALTEN, ALS DAS LEBEN FÜR DEN TOD.

      Wassily Kandinsky

      »Lebe, als wäre es dein letzter Tag«

      Jeder kennt diesen Spruch und gemeint ist hier wohl eher die Intensität des Erlebens und das Aufgehen in der Gegenwart. Aber man könnte in dem Satz auch einen anderen, ganz praktischen Sinn sehen, etwa so: Sortiere deine Sachen in der Art, dass du jederzeit gehen kannst, ohne Chaos und Verzweiflung zu hinterlassen. Denn dann bleibt den Angehörigen Zeit und Ruhe, um zu trauern und Abschied zu nehmen.

      Eine ältere Frau aus meinem Bekanntenkreis ist mir diesbezüglich ein großes Vorbild. Sie hat eine lange Liste gemacht, auf der alles steht, was ihre Kinder wissen müssen, wenn sie eines Tages stirbt. Es stehen die Namen und Telefonnummern der wichtigen Ansprechpartner von Versicherungen und Banken darauf. Auch die Sachbearbeiter von Wohnungsverwaltung und Finanzamt bis hin zum Räumungsdienst für die Wohnung hat sie genau aufgeschrieben. Sie hat schriftlich festgehalten, welche Beerdigungsform sie sich wünscht, wer was bekommen soll, wen sie informiert haben möchte und wo eine Anzeige geschaltet werden soll. Für eine solche Vor- und Fürsorge kann man als Angehöriger nur dankbar sein, denn sie erleichtert alles erheblich, wenn der geliebte Mensch eines Tages gegangen ist und die Angehörigen vor diesen Entscheidungen stehen. Mancher Erbschaftsstreit hätte zudem vermieden werden können, wenn solche Dinge im Vorfeld geklärt und genau bestimmt worden wären, manches Leiden im Krankenhaus und manche Schuldgefühle von Angehörigen hätten verringert werden können, wenn es eine Patientenverfügung gegeben hätte.

      WIE WILL ICH WOHNEN?

      Ab 50 sollte man beginnen, sich mit dem Thema zu befasssen. Sorgen Sie vor, um später keine Notlösung wählen zu müssen!

      GUTE BEDINGUNGEN SCHAFFEN

      Generationenübergreifendes Wohnen wird immer beliebter, ist es doch eine Möglichkeit, sich einzubringen, Vertraute um sich zu haben und bei Bedarf Unterstützung zu bekommen. Die jungen Mitbewohner profitieren ebenfalls, etwa weil die älteren gern mal die Kinderbetreuung übernehmen, beim Lesenlernen helfen, Zeit, Ruhe und Rat haben …

      Wenn Sie lieber in einer herkömmlichen Wohnung leben möchten, gibt es ebenfalls einiges zu planen: Vielleicht wünschen Sie sich zum Beispiel langjährige Freunde als Nachbarn – so kann man sich zusammenschließen, wenn es um Einkaufen, Kochen oder auch Hilfe von außen wie etwa Pflegeleistungen geht.

      Falls Sie im eigenen Haus leben und Platz frei haben, könnten Sie jemand Jüngeren gegen Mithilfe in Haus und Garten bei sich wohnen lassen. Für den jungen Menschen ist so das Wohnen erschwinglich und wir haben Leben und Unterstützung im Haus.

      Uns stehen viele mögliche Lebensvarianten zur Auswahl, wenn wir bereit sind, uns zu bewegen, vielleicht noch einmal umzuziehen, uns zu öffnen für Veränderungen. Das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und nach passenden Lösungen zu suchen, bewahrt uns davor, dass wir später allein, unglücklich, fremdbestimmt sind. Wichtig sind klare Absprachen, rechtliche Sicherheit und nicht zuletzt die Sichtung möglicher öffentlicher Fördermittel, etwa für einen Badezimmerumbau.

      TRÄUME ZU PROJEKTEN MACHEN

      Pläne zu schmieden ist das eine, tatsächlich Gleichgesinnte und eine geeignete Wohnung zu finden das Nächste. Statt sich Schwierigkeiten auszumalen, sollten Sie einfach anfangen, ihren Traum umzusetzen, nach passenden Menschen und geeignetem Wohnraum Ausschau zu halten.

      Gerade in Großstädten träumen viele Menschen vom selbstbestimmten Alter in guter Gesellschaft. Wir sollten dem Glück die Möglichkeit geben, uns zu finden, indem wir uns bewegen, tatkräftig handeln, Gleichgesinnte suchen, Anzeigen schalten, uns bei laufenden Projekten informieren, Kontakte und Netzwerke knüpfen … Einige hilfreiche Buchtipps und Adressen finden Sie auf >.

      FÜR DIE GESUNDHEIT VORSORGEN

      Neben der seelisch-geistigen Auseinandersetzung mit dem Alter und guter Planung ist natürlich auch die Gesundheit ein ganz wichtiges Thema. Die Diskussion darüber ist sehr kontrovers und facettenreich.

      Hier soll keineswegs ein generelles Plädoyer gegen die schulmedizinische Gesundheitsvorsorge folgen. Dennoch finde ich es wichtig, sich kritisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen und gleichzeitig unsere größte und beste Apotheke, die Natur, wiederzuentdecken und ihr zu vertrauen.

      WIE GENAU WILL ICH ES WISSEN?

      Vorsorge ist wichtig und gut. Nur das Ausmaß finde ich ein wenig bedenklich. Außerdem habe ich am Sinn mancher Untersuchungen meine Zweifel.

      Ein Herr, Mitte 70, »fit wie ein Turnschuh«, leidenschaftlicher Tennisspieler und Gartenfreund, regelmäßiger Saunabesucher, ging zur Prostatavorsorge. Sein Schlaf wurde trotz seines Alters nur selten durch Harndrang gestört, er hatte keinerlei Beschwerden beim Urinieren. In meine Praxis kam er nur für eine regelmäßige Massage. Bei dem Vorsorgetermin wurde ein erhöhter PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) festgestellt. Der Patient wurde daraufhin auf den Kopf gestellt, inklusive mehrfacher Gewebeentnahme aus der Prostata. Der Befund: Prostatakrebs. Der Mann war von diesem Augenblick an krank und verzweifelt. Mit Mitte 70 ohne jegliche Beschwerden

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