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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036130
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Lartius nickte andächtig und Belletor blieb in seiner Schilderung.
„Was wusste und was dachte Scribonius Proculus?“
Belletor erhielt sich mit dieser Frage des Aquila Aufmerksamkeit. „Sicher glaubte Scribonius, dass der Grund der Anklage im Vorwurf von Tutors Verrat an Rom lag, schließlich blieb der Überfall unerwähnt… Also widerstand Tutor der Befragung und der Folter durch den Legat Verginius Rufus! Scribonius Proculus musste davon überzeugt sein, dass seine und seines Bruders Sicherheit nicht im Zweifel standen und die Bestrebungen mit dem Senat gleichfalls im Dunkel verblieben…“
Wieder nickte der Adler.
„Scribonius sorgte deshalb, im Glauben an Tutors Treue dafür, dass dieser entkommen konnte und trägt in sich die Sicherheit, dass dieser Mann den Angriff auf unseren Legat, unter günstigeren Vorzeichen, wiederholen könnte… Tutor nutzte seine Gelegenheit und weil er der Einzige ist, der weiß, dass es noch lebende Zeugen für den Überfall gibt, wird er um seines Lebens Willen jetzt und zukünftig schweigen…“
„Schlau eingefädelt… diese Sache… Ihr habt also einen Spion im Lager der Brüder!“
„Herr, so ist es und dennoch sind wir nicht sicher, dass der Spion nützlich sein wird…“
„Nun mein Freund Belletor, macht euch deshalb keine Sorgen… Jetzt hängt dieser Tutor auch an meiner Angel…“ Lartius schwieg.
„Herr, andererseits wähnt sich Scribonius Proculus in Sicherheit, denn sonst hätte er doch niemals das Eingeständnis der Schuld geschrieben? In der Gewissheit, dass eine Beteiligung am Überfall, käme sie dennoch irgendwann zur Sprache, geleugnet werden könnte, konnte er letztlich seine Beteiligung daran zumindest andeuten…“
Lartius, der Kopf der Adler der Evocati, hörte seinem Evocati aufmerksam zu.
„Scribonius war sich eines Fehlers zu keiner Zeit bewusst, glaubte er doch, mit Tutors und der Triarii Freiheit, den Legat zweimal übervorteilt zu haben…“ Einmal in die Schilderung eingetaucht, setzte Belletor ungehindert fort. „Verginius Rufus hielt ihn in diesem Glauben und schlug vor, zwei gleichartige Geständnisse zu unterzeichnen. Scribonius ging, im Überschwang seiner Siege, darauf ein, weil er wohl glaubte, eines der Dokumente selbst zu erhalten… Darin aber täuschte er sich und erst dann wurde er misstrauisch. Von diesem Zeitpunkt an schien er zu begreifen, dass ihn unser Legat von nun ab in der Hand hielt…“
Lartius stand auf, trat ans Fenster und starrte hinaus. Er schwieg und dachte nach. Es dauerte. Dann setzte er sich erneut.
Belletor vermutete, fortsetzen zu dürfen.
„Ich wurde von Tremorinus im Nachhinein von den Vorgängen in Kenntnis gesetzt und hoffe, dessen Instruktionen richtig ausgeführt und dir alle Nachrichten vollständig überbracht zu haben, Herr. Tremorinus sagte mir, dass er vermute, dass der Statthalter in Mogontiacum sich weniger um die Gefahr ihrer Bemühungen mit dem Senat sorgt, sondern weit mehr, dass ihn der eigene Bruder für einen ausgemachten Dummkopf halten könnte… Das sei aber nur eine Vermutung…“
Belletor ließ sich nicht mehr aufhalten. Er wollte es hinter sich bringen.
„Herr, Tremorinus vermutet weiter, dass Scribonius inzwischen weiß, dass die in den Händen des Legats befindlichen Geständnisse unterschiedliche Wege nehmen könnten. Das eine Schreiben würde zweifellos in Rom eintreffen und bei Erfordernis in des Kaisers Hände gelangen. Die Folgen für die Brüder Scribonius wären verheerend. Das andere Geständnis könnte aber in der Colonia, in der Nähe seines Bruders, auf eine Übergabe warten…“ Belletor steuerte auf eine ihm von Tremorinus vorgegebene Folgerung zu, auf die er den Adler aufmerksam machen sollte. Er wartete bis ihn Lartius erwartungsvoll anblickte.
„Herr, letztere Tatsache veranlasst Tremorinus zu glauben, dass Scribonius Proculus seine verhängnisvollen Fehler verschweigen wird und der Hoffnung nachhängen könnte, dass sein Schweigen und sein Verschonen des Legat Verginius Rufus bald in Vergessenheit geraten könnte… Scribonius Proculus befindet sich in der Hand unseres Legat! Er wird zukünftig sehr darauf bedacht sein, nicht des Legat Wut herauszufordern…“
Es entstand ein Schweigen. Belletor empfand, dass der Blick seines Gegenüber in eine unerfindliche Ferne eintauchte. Es war, als würde Lartius in einer anderen Welt wandeln und deshalb hütete er sich, den Kopf der Adler dort zu stören. Bald jedoch fand der Adler zurück.
„Höre Belletor, ich muss das Alles erst einmal gründlich studieren, dann darüber nachdenken und mir einen Weg ausdenken, wie deine Botschaft diesmal zum Kaiser kommt. Nero ist nicht in Rom! Hast du eine Unterkunft?“ Belletor nickte.
„Gut, dann sehen wir uns morgen, zur vierten Stunde des Tages!“
Damit war Belletor verabschiedet, nahm seinen Sattel auf und verließ den Raum.
Lartius verharrte in seiner sitzenden Position und dachte nach. Der Zustand währte sehr lange und die Zeit in seiner Wasseruhr schritt voran.
Dieser Zeitmesser bestand aus zwei gläsernen Zylindern, deren Unterster den Oberen, mittels einer kleinen aus Marmor bestehenden, reich verzierten Säule, aufnahm. Die Säule gab dem oberen, nicht so ganz gleichmäßigen Zylinder, der unten eher schmaler und oben breiter wurde, den notwendigen Halt. In diesem befindliches Wasser trat am unteren Ende des oberen Zylinders aus und so senkte sich der Wasserspiegel im oberen Glas, was an einer vorn aufgebrachten Markierung deutlich zu erkennen war. Wie das Wasser ausfloss, vergingen die Stunden. Ein Blick zum Kamin, wo dieser Zeitmesser stand, brachte ihm die Dringlichkeit seiner nachfolgenden Handlungen in Erinnerung.
Lartius wusste, dass seine kleine, kaum Unterarm lange Wasseruhr ein Beutestück war, die einer der Adler aus Griechenland mitgebracht hatte. Es war ein ihm durchaus nützliches Gerät, mit dem er die Zeit abschätzen konnte und dennoch war er sich bewusst, nur eine ungefähre Zeitangabe treffen zu können. Diese Wasseruhr war der Horare Temporales, der unterschiedlichen Stundenlänge zwischen Sommer und Winter nicht ausreichend angepasst.
In diese Uhr versunken, durchdachte er die Ereignisse in Mogontiacum. Nicht nur das Vergehen einer fast vollständigen Stunde, sondern auch die ihn umgebende Dämmerung, schreckten ihn auf. Er erhob sich, zupfte an der Schnur neben der Tür und ein Bediensteter tauchte auf.
„Hole mir den Aquila Denter!“ forderte er und setzte sich erneut in seinen prunkvollen Stuhl.
Der Aquila Denter, der Verwalter dieses Adlerhorstes, ein Nachfahre des einstiegen Besitzers dieses großartigen und sehr nützlichen Hauses, betrat den Raum.
„Herr, du hast gerufen?“
Lartius war noch immer vom Auftreten des Mannes beeindruckt. Der Aquila, ein Nachfahre einer früher angesehenen Familie von Senatoren, nannte ihn Herr und führte seine Befehle aus. Dabei kam Lartius aus dem Dunkel der Niederungen Roms…
„Rufe Callisunus und lass mir Licht bringen…“
„Ja Herr, sofort!“ Die Tür wurde zugezogen und bald für das Anzünden der Öllampen erneut geöffnet.
Lartius verblieb, in seinen Gedanken versunken. Keiner seiner Bediensteten störte sich daran.
Die in Mogontiacum eingetretene Lage veranlasste ihn, Unterstützung anzufordern. Der Streit zwischen dem Statthalter und dem Legat Verginius Rufus, die Versuche der Gallier sich der römischen Legionen am Rhenus zu bemächtigen, die Bemühungen des Senats, das Verhältnis der Kräfte zwischen Kaiser und Senat zu korrigieren, erforderten seinen Einfluss. Er allein und seine beiden, in Mogontiacum eingesetzten Spione konnten unmöglich alle Handelnden im Auge behalten.
Eine weitere