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       Rainer Teklenburg

       ANGESTRANDET

       Never give up the fight

      © 2020 Rainer Teklenburg

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-11321-3
Hardcover:978-3-347-11322-0
e-Book:978-3-347-11323-7

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      “Bitte stellen Sie das Rauchen ein und legen Sie die Sicherheitsgurte an, wir befinden uns im Landeanflug.“

      Carlo fühlte, dass die Entscheidung gut war, die er getroffen hatte und ein Zurück ging eh` nicht mehr, One-way-ticket, Heimat ade.“

      Zuhause die Tür zugenagelt, den Schlüssel dreimal umgedreht und weggeworfen. Keine Hintertür offen gelassen, alle Brücken abgebrochen und Platz genommen am Roulette Tisch des Lebens.

      "Meine Damen und Herren machen sie ihre Einsätze, die Kugel rollt!“

      Ach Natalie…

      Karibik! Allein beim Klang des Namens kommen Träume auf. Karibik verheißt Abenteuer, Sonne, Strand und Liebe. Aus der Fensterluke des Fliegers kann Carlo die Küste sehen. Von hier oben ist das Meer dunkelblau und kräuselt sich weiß an den Kämmen der Wellen. Je mehr die Maschine an Höhe verliert, desto mehr ändert sich die Farbe des Wassers, wird hellblau und verliert sich in smaragdgrün. Der Traum rückt näher und die Farben werden prächtiger.

      Hispaniola…

      Christoph Kolumbus und seine Männer waren wohl die ersten „Ausländer“ die ihren Fuß auf dieses paradiesische Eiland gesetzt haben. Sie trafen auf ewigen Sommer, endlos weite Strände und Kokosnuss behangene sattgrüne Palmen. Freundlich und ehrfürchtig traten ihnen die einheimischen Indios gegenüber. Man wähnte sich im Garten Eden. Die Tainos, wie man diese Indios nannte, waren offen und ohne jede Hinterlist, gastfreundlich, feingliedrig und vor allem schlecht bewaffnet. Lange dauert es nicht, da wurden sie bis auf den letzten Mann ausgerottet, das ganze Volk für immer ausgelöscht. Für die schwere Arbeit schafften die Spanier afrikanische Sklaven ins Land, mit ihnen kamen die Glücksritter, Ausbeuter, die Abgesandten des Spanischen Hofes und auch Gottes fleißige Diener. Heute, 500 Jahre nach Kolumbus, ist dieses Land vom Tourismus erschlossen.

      Mit den Urlaubern kommen sie wieder die Glücksritter, kleine Gauner, Betrüger oder einfach nur gescheiterte, die mit einer Hand voll Dollars dieses Paradies erobern wollen.

      Obwohl Carlo alles was ihn an sie erinnern konnte zurückgelassen hatte, jedes Bild zerrissen, jedes Geschenk vernichtet, sogar den Ring in den Gully geworfen hatte, war sie allgegenwärtig.

      Er müsste sich das Gehirn herausschießen, um sie aus seinen Träumen zu verbannen, ihren Geruch nicht mehr wahrzunehmen oder ihre Stimme nicht mehr zu hören.

      „Rien ne va plus“, sagte er zu sich, „ich will dich nie wieder sehen“.

      Ein Riesenlärm rund um das Förderband. Schreiende Kofferträger, lärmende Kinder, verschreckte Mütter und verschwitzte Väter auf der Suche nach ihrem Gepäck.

      Carlo drängte sich ans Band, seine Reisetasche drehte dort schon ihre Kreise. Seine Hand schloss sich um die Tragriemen, noch bevor einer der Kofferträger ihm zuvorkommen konnte.

      Wie hieß es beim Abflug?

      „We are ready for take off“

      Ich auch dachte er, ich bin bereit!

      „Keep on running Junge.“

      Fünf Dollar, das ersparte die lange Kontrolle des Gepäcks. Die Zöllner begrüßten jeden Reisenden per Handschlag. Ein kleiner zusammengerollter Geldschein wechselte dabei seinen Besitzer. Wer dieses System nicht kannte musste seine Koffer und Taschen durchchecken lassen. Unter Umständen wurde es dann richtig teuer und auf alle Fälle dauerte es seine Zeit.

      Angel und Dolores standen zwar hinter der Absperrung, aber sie konnten Carlos schon sehen und winkten ihm zu.

      Ich komme auf immer und ewig auf deine Insel, hatte er am Telefon zu Angel gesagt, aber der wollte, dass seinem Freund nicht glauben. Niemals mehr zurück in die Heimat und auch Natalie vergessen?

      Natalie, einmal Hure, einmal Heilige, versteh' den Carlo einer, dachte Angel.

      "Wann kommst du?“

      „Die nächste Maschine, die nach Hispaniola fliegt, werde ich buchen, Angel.“

      "Dolores und ich werden dich abholen, wir freuen uns, dass du kommst.“

      „Hasta entonces amigo“

      „Hasta luego Angel“

      Es war nur noch ein Rauschen in der Leitung, als Carlo einhängte. Es hörte sich an wie das Rauschen des Meeres, das zwischen der alten und der neuen Welt die Grenzen zog. Carlo war das letzte Band, dass den kleinen dicken Araber mit dem Land verband, in dem er die glücklichsten und gleichzeitig die schrecklichsten Jahre seines Lebens verbrachte. Mit dessen Kommen zog dieses Band sich nun zusammen und würde sich hier verknoten. Dann würde auch er Deutschland bald ganz vergessen haben. In den langen Nächten würde Dolores schon dafür sorgen, dass sich seine Trauer in Grenzen hielt. Seit mehr als zehn Jahren lebt er nun auf dieser, „seiner Insel“. In Deutschland hatte er Maschinenbau studiert und wurde von einem multinationalen Konzern engagiert, um in Hispaniola bei der Verwirklichung eines ehrgeizigen Projektes mitzuwirken. Nach einem Jahr wurde er zurückbeordert. Er brachte es aber nicht fertig die Insel wieder zu verlassen. Angel kündigte seinen Job und ließ sich dort nieder.

      „Es ist wie ein Virus, Carlo. Wenn er dich an den Eiern hat, dann lässt er nicht mehr los. Man kann nichts dagegen tun. Wir leben in der dritten Welt, alles im Argen. Täglich fällt der Strom aus und Wasser hält man besser auf Vorrat. Die Straßen sind kaum geteert und ohne Schmiergeld läuft so gar nichts. Korrupt das ganze System. Und dennoch, trotz der Armut schaust du nur in fröhliche Gesichter. Keiner ist verbittert, weil er nicht einen dritten Fernseher auf’m Klo hat."

      Alemánia, I don’t miss you.

      Angel war ein ehrlicher, aber auch ein schlitzohriger Araber. Einer der besser auf einen orientalischen Basar passte, als in die Vorstandsetage eines internationalen Konzerns. Fünf Sprachen beherrschte er in Wort und Schrift. Für einige Amerikaner, Kanadier und Europäer verwaltete er, na sagen wir mal, ihre Wochenendhäuser und auch ihr Schwarzgeld. Misstrauisch wie Reiche nun einmal sind trauten sie den hiesigen Banken nicht und deponierten ihre Dollars lieber in Angels Safe. Jeder wußte: Bei ihm war es so sicher wie in Abrahams Schoß, und es gab niemanden der nicht seine Hand für den Araber ins Feuer gelegt hätte. Was diesen allerdings nicht daran hinderte dieses Geld doch auf die Bank zu tragen und klammheimlich für hunderttausende von Dollars Zinsen zu kassieren. So kam es. dass er auf die Reichen nichts kommen ließ, obwohl er doch die Kapitalisten eigentlich nicht mochte. Weil der kleine dicke Araber ein gutes Herz hatte oder auch vielleicht ganz klein wenig ein schlechtes Gewissen, überlegte er sich, wen er an seinem Dollarsegen teilhaben lassen konnte.

      Auf Hispaniola herrschte wie in der ganzen Karibik und auch in ganz Lateinamerika ein Mangel an Männern, beziehungsweise ein Überangebot an Frauen.

      Aus der Sicht der Männer war dieser Zustand geradezu ideal und noch die größte Null konnte voll und ganz den Macho heraushängen lassen. Verantwortung und der Hang zum Arbeiten, war bei den hiesigen Maskulinen nicht besonders ausgeprägt. Der Garten Eden und die karibische Sonne verführten schon früh dazu, Liebe zu machen. Im Liedgut voller Erotik und Leidenschaft bewegten sich wunderschön

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