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ist es vier Uhr. Es folgen drei weitere Durchläufe von ALL THINGS MUST PASS (3:08/3:30/3:36) und diverse Feilereien an Details, die George als sicheren Sänger und selbstbewussten Akustikgitarristen zeigen, die aber unter der halbherzigen Unterstützung vor allem von John und Paul leiden. So zupft Paul zwar am Bass, diskutiert aber nebenher lautstark mit Glyn Johns, den er auffordert, ein Mehrspurtonbandgerät zu besorgen. Johns klagt, mehr als ein Vierspurgerät habe EMI nicht zu bieten, was Paul in Wallung bringt: „Stimmt nicht – sie haben den Beach Boys ein Scheißachtspurgerät gegeben. Haben sie wirklich, denn ich brauchte neulich das Studio, und sie sagten, wir müssen das Achtspurgerät umbauen, das war eine von deren Ausreden!“ George: „Wär das hier Amerika, hätten wir 48 Spuren! Dabei geht’s um ein Livealbum. Sie sind die Plattenfirma, sie müssen zahlen, und sie müssen eins beschaffen.“

      George, der immer wieder davon anfängt, mit welchem Gefühl The Band seinen Song spielen würde und wie schön es wäre, wenn die Beatles wie The Band klingen könnten, führt seinen eigenen Bandkollegen das an ausgewählten Stellen vor und verrät John, dass er zwei Zeilen („Sunrise doesn’t last all morning / A cloudburst doesn’t last all day“) beim Drogenguru Timothy Leary abgeschrieben habe, woraufhin John seine Orgel gleich viel psychedelischer klingen lässt. Ein weiterer Durchlauf von ALL THINGS MUST PASS (3:47) wird weitgehend von George und Paul allein bestritten; erst gegen Ende übernimmt John mit wüstem Gepolter Ringos verwaistes Schlagzeug. Mitten in weiteren Teilproben fragt George unvermittelt, ob sie jetzt nicht was anderes spielen sollten, aber Paul verneint, und so murksen sie relativ uninspiriert weiter. Mittlerweile sitzt Ringo wieder am Schlagzeug, und es folgt ein erneuter Durchlauf von ALL THINGS MUST PASS (3:31), anschließend allerlei ergebnislose Detailarbeit an einzelnen Passagen sowie an Pauls Harmoniegesang, ehe George einen weiteren Lobgesang auf The Band anstimmt, deren Mitglieder so wunderbar kompakt harmonieren, wie er findet. Nach etlichen Teilversuchen und Abbrüchen spielen die Beatles sich noch einmal komplett durch ALL THINGS MUST PASS (3:29), wobei alle vier sich ins Zeug legen, aber der allgemeine Überdruss ist kaum zu überhören; Paul gähnt sogar. „I pass away – ich vergehe“, verkündet John in einer weiteren Predigtparodie; es ist fünf Uhr, die lange Murkserei an dem trägen Song macht müde.

      George weckt seine Kollegen mit einem kurzen E-Gitarrenriff unbekannter Herkunft (0:07), spult dann das Intro zu BACK IN THE USSR (0:11) ab, und da kommt ihm eine Frage: „Wollen wir gar keine alten Stücke spielen in der Show? Würde ich nämlich gern.“ Paul: „Weiß nicht – vielleicht.“ George: „Auch in kommerzieller Hinsicht wär’s schlecht, nur neue Sachen zu spielen. Es müsste was da sein, womit wir identifiziert werden, außer uns selbst. Wär doch schön, wenn wir die Show beginnen oder abschließen könnten mit ...“ John: „... alten Rock-Sachen und so was, wie Joe Cocker es gemacht hat. Ich hab mich neulich an Help! versucht.“ Also veränderte Versionen alter Songs?

      George fällt auch ein gutes Stück für diesen Zweck ein, und er spielt mit Pauls Gesangsunterstützung ein paar Takte von EVERY LITTLE THING (0:24); viel scheint den beiden von diesem fünf Jahre alten Song aber nicht mehr in Erinnerung. Textsicherer ist George bei dem nächsten Stück, das er anspielt, PIECE OF MY HEART (0:34) aus dem aktuellen Album von Janis Joplin. John fällt unterdessen etwas anderes ein: „Wenn wir mit der Arbeit hier weit genug sind, sollten wir unsere Homogenität gleich nutzen, um das Album zu machen.“ Ein neues Album? „Ja. Wo wir gerade zusammen sind – und wenn wir dann auseinandergehen ...“ Es klingt ein bisschen so, als spreche John vom Ende der Gruppe. Paul kontert das mit dem Hinweis, sie müssten jetzt ihre gemeinsame „Karriere organisieren“, eine Anspielung auf ihre Zukunft als Gruppe, aber da klinkt John sich aus dem Gespräch aus und nudelt auf seiner Orgel ein paar Takte aus SABRE DANCE (0:13), einer irrwitzigen Rockversion des Säbeltanzes von Aram Khatchaturian, mit der die Band Love Sculpture gerade in den Charts vertreten ist. Paul beschwört eine Gruppenzukunft, die durch die gegenwärtigen Sessions beflügelt werde: „Der Grundgedanke ist doch, dass wir an einen Punkt kommen, an dem es uns Spaß macht oder wieder Spaß macht. Was würdet ihr dann gern als nächstes machen? Live auftreten, Jungs?“ George verpasst dieser Hoffnung einen Dämpfer, indem er wortreich betont, wieviel Arbeit das alles sei, und eigentlich wolle er nicht so schwer arbeiten: „Immer muss man rauf und runter und die Gitarre nehmen und wieder wegtun, und, weißt du, man muss auch die Gitarre spielen, wenn man’s gerade gar nicht will. Um an den schönen Teil ranzukommen, müssen wir erst diesen Scheißteil auf uns nehmen beim Geschäftstreffen, bis wir wieder zusammenkommen.“ Paul fällt als Antwort nur ein: „Weißt du, ich seh das wohl, aber wir müssen einfach dran arbeiten.“ Während George nochmals PIECE OF MY HEART (0:14) spielt, bestellt Paul etwas zu trinken. George gibt dem Assistenten Kevin Harrington Anweisung, ihm eine andere Gitarre zu bringen.

      Paul improvisiert einen Song mit der einzigen, stetig wiederholten Textzeile „Over and over again“ (1:22), bei dem die anderen drei mitmachen, auch wenn sie sich gleichzeitig weiter unterhalten. Was sollen sie als nächstes spielen? John hat nichts zu bieten – „Es sei denn, ihr wollt The Road to Marrakesh machen“, aber das will er eigentlich selbst nicht. Alle jammern herum, dass sie eigentlich nur langsame Nummern auf Lager haben, die nicht zu ihrem Vorhaben passen. George: „Was sollen wir also machen – was anderes?“ Paul: „One After 909.“ John: „Das können wir schon, oder?“ George: „Aber wir müssen Routine kriegen.“ Paul stimmt zu, aber John will nicht, da verfängt es auch nicht, dass George kurz ein paar Akkorde von ONE AFTER 909 (0:18) anspielt und den Ablauf aufsagt.

      Alle scheinen müde; John meint, er hätte gern was Flottes. George erklärt Paul den Unterschied zwischen sich und Eric Clapton: „Ich bin nur einer von mehreren Gitarristen, manchmal spiele ich und manchmal singe ich, so wie du manchmal singst und manchmal Bass spielst, aber Eric spielt die ganze Zeit alleine Gitarre, als Lead-Gitarrist, darum ist er derjenige, der’s im Griff hat. Ich weiß jetzt, ich kann Sachen spielen und Sachen lernen, die okay klingen, aber ich kann sie nie dauerhaft in Gang halten, außer ich tu mich mit den Big Three zusammen.“ John: „Es ist einfach eine Frage, das Solospiel zu lernen.“ George: „Ja, aber es ist noch mehr als das. Es ist das dauerhafte In-Gang-Halten von etwas über eine lange Zeit. Damit zieht er das Publikum auf seine Seite.“ George beschäftigen offenbar die Probleme des Liveauftritts; er hat erkannt, dass er nicht improvisieren kann. Als das Gespräch sich dem Jazz zuwendet, gibt George zu, dass er diese auf Improvisation beruhende Musikform nicht mag – ebensowenig wie Paul. George spielt mit Johns und Pauls Unterstützung kurz ein Stück an, das nun wirklich kein Jazz ist, nämlich I’VE BEEN GOOD TO YOU (1:30) von den Miracles.

      Und dann proben die Beatles, trotz allen Geredes um Oldies, Rock ’n’ Roll und flotte Stücke, doch weiter Georges neues Stück. Der erste Versuch, es durchzuspielen, misslingt jedoch, und Paul fängt an, diverse Verbesserungen vorzuschlagen, aber George will nichts ändern, sondern einfach nur mehr Sicherheit gewinnen: „Je besser man’s kennt, desto besser kann man auch die Lücken füllen.“ Eine fast vollständige Version von ALL THINGS MUST PASS (2:30) gelingt ihnen. George schreckt ein bisschen davor zurück, es mit der Perfektionierung zu übertreiben, aber mit Pauls Hilfe wird noch ein Weilchen an den Gesangsparts und unklaren Stellen gefeilt. George singt eine nicht ernst gemeinte Textvariante, in der seine „makrobiotischen Pillen“ vorkommen, und John macht ein paar halbgare Vorschläge für Klangeffekte. Paul daraufhin: „Wollen wir’s nochmal versuchen?“ John: „Versuchen wir’s einmal noch.“ Einmal also noch ALL THINGS MUST PASS (2:08+), dann ist auch Georges Lied darüber, dass alles vergehen muss, für heute geschafft.

      Es ist 5.45 Uhr – Zeit, Feierabend zu machen? Nein, noch nicht, denn nun hat Paul noch ein Stück zu bieten, jenen etwas albernen, nach Kinderlied klingenden Song mit dem Titel MAXWELL’S SILVER HAMMER, den er am Morgen schon Ringo kurz vorgespielt hat, der nun aber zum ersten Mal von allen vier Beatles in Angriff genommen wird. Bilder von diesem ersten Versuch finden später im Film Let It Be Verwendung, allerdings kombiniert mit einer späteren Probe vom 7. Januar, weswegen man beim Betrachten des Films den Eindruck bekommt, die Beatles hätten sich mitten im Stück umgezogen und die Instrumente gewechselt. Bei den ersten Proben jetzt am 3. Januar spielt Paul Bass, und John sitzt am Klavier. Etwa eine halbe Stunde wird an dem Stück gearbeitet, meist anhand von Teildurchläufen oder Gefeile an einzelnen Passagen (wie immer hat Paul sehr genaue Vorstellungen, wie alles laufen soll, und gibt beispielsweise Ringo präzise Anweisungen

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