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dass seine bisherigen Ermittlungen am Ende nicht umsonst gewesen waren. Er würde leider nicht mehr die Zeit haben, sich zu vergewissern, dass alles seinen rechten Weg ging. Er musste sich nun einfach auf die Fähigkeiten des Journalisten verlassen. Aber da hatte er ein gutes Gefühl …

      Zufrieden, aber innerlich zugleich beunruhigt, betrat er nun das Lokal in der Düsseldorfer Altstadt, um hier wie so oft sein Mittagessen zu sich zu nehmen. Gerade wollte er die Tür öffnen, um hineinzugehen, als ihm der schwarze Mercedes-SUV auffiel, den er jetzt schon zum dritten Mal bemerkte. Also doch! Er wurde wohl beschattet, das stand jetzt für ihn zweifelsfrei fest! So sehr konnte er sich nicht täuschen! Die Bande war ihm auf die Spur gekommen! Er überlegte kurz, tat dann so, als hätte er nichts bemerkt und ging in das Lokal. Drinnen setzte er sich in die Nähe eines der Fenster, sodass er das fremde Fahrzeug gut im Blick behalten konnte, dass etwa vierzig Meter vor dem Lokal auf der anderen Straßenseite parkte.

      Das Lokal seines Freundes Bodo Vollmer war fast leer. Behrends winkte der Bedienung und bestellte zunächst wie gewöhnlich sein Essen. „Bitte richten Sie Bodo aus, dass er mir das Essen nachher persönlich bringen soll. Würden Sie das für mich tun?“

      „Ja, natürlich, wie Sie wünschen“, antwortete die junge Frau, nicht ohne sich ein wenig zu wundern. „Entschuldigen Sie habe ich etwas falsch gemacht?“

      „Nein, um Gottes willen! Nein, Sie haben alles richtig gemacht. Er ist ein guter Freund von mir, und ich muss ihn ganz dringend sprechen – sofort bitte, wenn es geht. Sagen Sie ihm nur, Klaus Behrends sei da.“

      „Alles klar“, antwortete die junge Frau erleichtert und ging in Richtung Küche, um das Essen zu bestellen und ihrem Chef Bescheid zu sagen.

      Behrends musste einerseits Zeit gewinnen und andererseits eine Möglichkeit finden, unbemerkt von hier zu verschwinden. Und da konnte Bodo ihm helfen. Die Bedienung brachte ihm das bestellte Altbier, und kurz darauf erschien Bodo Vollmer, der Besitzer des Lokals. Vollmer und sein Stammgast Behrends kannten sich schon seit Jahren, und Bodo fragte sofort: „Was ist los, Klaus?“

      „Du musst mir helfen, Bodo, ich stecke etwas in der Klemme. Siehst du den schwarzen Mercedes-SUV dort drüben auf der anderen Straßenseite? Scheint so, als werde ich beschattet.“ Bodos Blick suchte das erwähnte Fahrzeug.

      „Sehe ich. Wie kann ich dir helfen?“

      „Ich müsste mal wieder durch den Hinterausgang verschwinden, so wie früher, Bodo. Kannst Du das organisieren und deinen Wagen in den Innenhof fahren? Du musst mich unbedingt von hier wegbringen.“

      „Kein Problem. Jetzt sofort?“

      „Nein. Ich werde jetzt ganz normal essen. Ich bin sicher, dass einer der Kerle entweder von draußen durch die Scheibe sieht oder kurz reinkommt, um sich zu vergewissern, dass ich da bin. Ich tue so, als würde ich nichts bemerken. Er wird dann wieder zurück zu seinem Wagen gehen. Dann komme ich zu dir nach hinten und wir hauen ab.“

      „Alles klar! Carolin bringt dir jetzt erst mal dein Essen. Ich hole in der Zwischenzeit meinen Wagen und warte dann hinten an der Küche auf dich. Nur keine Angst, Klaus, das kriegen wir schon gebacken.“

      „Du hast was gut bei mir, Bodo, danke!“

      „Keine Ursache.“ Bodo Vollmer verschwand wieder nach hinten in Richtung Küche, nicht, ohne noch einmal einen Blick auf den schwarzen Mercedes auf der anderen Straßenseite zu werfen. Wenig später brachte die junge Frau namens Carolin das Essen, und Behrends begann ganz normal seine Mahlzeit.

      Er hatte recht mit seiner Vermutung. Nach etwa fünf Minuten sah Behrends durch die Fensterscheibe, dass sich die Beifahrertür des Mercedes-SUV öffnete und ein Mann im Laufschritt zur hiesigen Straßenseite herüberkam. Kurz verschwand er am rechten Fensterrand, dann öffnete sich die Tür, und er betrat das Lokal. Er tat so, als würde er sich bei Carolin nach etwas erkundigen. Sie nickte und zeigte mit einer Hand ein Stück die Straße nach rechts hinunter. Er bedankte sich höflich und ging wieder hinaus. Doch während er mit der jungen Bedienung sprach, tasteten seine Augen schnell und unauffällig die Räumlichkeit ab. Er ließ sich durch nichts anmerken, dass er Behrends entdeckt hatte, der scheinbar völlig ahnungslos und unbeteiligt sein Mittagessen verzehrte, ohne auch nur einmal aufzublicken. Doch Klaus Behrends hatte den Mann aus dem Augenwinkel heraus genau beobachtet. Der Kerl war ihm gänzlich unbekannt. Jedenfalls konnte er sich nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben.

      Kaum hatte der Unbekannte den Gastraum verlassen, erhob sich Behrends und ging unauffällig aber zügig nach hinten zur Küche. Bodo Vollmer wartete bereits und winkte ihn zur Hintertür. Es war ja nicht das erste Mal, dass er bei seinem Freund „Fluchthelfer“ spielte. Draußen stand der dunkelblaue BMW 520 des Lokalbesitzers. Vollmer öffnete die Hintertür und sagte: „Schnell rein mit dir, und bleibe unten. Wo willst Du hin, nach Hause?“

      „Nein. Nach Hause kann ich jetzt nicht. Zu gefährlich.“ Für Behrends war es mehr als naheliegend, dass seine Wohnung beobachtet wurde. Die Kerle waren ihm mit aller Wahrscheinlichkeit bereits von zu Hause gefolgt.

      „Gut, dann bleibst du erst mal ein paar Tage bei mir. Kein Problem! Wir werden schon ein Bett und ein paar Klamotten für dich finden.“

      Der BMW Bodo Vollmers verließ den kleinen Innenhof, der die Rückseite des Lokals begrenzte, durch eine Einfahrt auf der gegenüberliegenden Seite des Blocks. Eine Viertelstunde später war Klaus Behrends unentdeckt entkommen und erst einmal in Sicherheit. Er hatte seine Verfolger abgeschüttelt, doch darüber war er alles andere als beruhigt. Wie hatten sie ihn entdeckt? War er bei seinen Recherchen unvorsichtig geworden? Jedenfalls hatten sie es eindeutig auf ihn abgesehen, und vermutlich sogar auf sein Leben, denn er konnte ihnen mit den Beweisen und Informationen, die er gesammelt hatte, äußerst gefährlich werden. Er kam zu dem Schluss, dass diese Leute ihn beseitigen wollten …

       11.

      Erst am Nachmittag dieses 24. März stahlen sich die ersten Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke, und der teils böige, kalte Wind hatte endlich etwas nachgelassen. Dennoch war es recht ungemütlich. Es war genau 15 Uhr 23, als Jan Scheuer den Dienstwagen der Mordkommission vor dem Gebäudekomplex der Brunex AG in Bonn-Beuel parkte. Berger stieg auf der Beifahrerseite aus. Während er den Kragen seines Mantels hochschlug, ließ er den Blick forschend über die gläserne Fassade des Gebäudes streifen. Hinter einem dieser Fenster verbarg sich die Lösung – oder zumindest ein Hinweis – in der Mordsache Robert Kleinschmidt, dessen waren sich sein Kollege Scheuer und er ziemlich sicher. Noch bevor sie sich auf den Weg zur Brunex AG gemacht hatten, ersuchte ihr Vorgesetzter, Kriminalrat Bogener, den Ermittlungsrichter um einen Durchsuchungsbeschluss für die Räumlichkeiten der Fa. Brunex AG. Diesem Beschluss war noch nicht stattgegeben worden. Bogener versprach jedoch, sich sofort zu melden, sobald er bei ihm auf dem Schreibtisch liegen würde.

      Als die beiden Beamten die großzügige Empfangshalle des Gebäudes betraten, die mehr das Aussehen einer Hotellobby hatte als die eines Unternehmens, welches im Waffenhandel tätig war, wurden sie von einer jungen Dame mit reizendem und zugleich misstrauischem Lächeln empfangen.

      „Guten Tag, meine Herren. Wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Guten Tag. Wir hätten gerne den Geschäftsführer, Herrn Brunnhausen, gesprochen.“

      „Haben Sie denn einen Termin?“ fragte sie mit einem Gesichtsausdruck, der verriet, dass sie das nicht für möglich hielt, während sie sofort in ihrem Computer nachschaute, ob es nicht doch diesbezügliche Eintragungen für Herrn Brunnhausen am heutigen Nachmittag gab.

      „Haben wir, junge Dame, und das hier ist die Terminbestätigung“, knurrte Berger nun etwas ungeduldig und hielt der Empfangsdame seinen Dienstausweis direkt vor die Nase. Sofort war das freundliche, gekünstelte Lächeln verschwunden. Sie griff zum Telefonhörer, und noch während sie eine Nummer wählte, die wohl ein Telefon in der Chefetage zum Klingeln brachte, sagte sie, sichtlich nervös geworden:

      „Einen Augenblick bitte.“

      Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine männliche Stimme. „Hier sind zwei Herren von der Polizei für Sie, Herr

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