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alleinstehender älterer Herr hat andere Fragen und Probleme als eine Angehörige mit einer an Demenz erkrankten Mutter. Eine erfolgreiche Beratung nimmt die Themen, Fragen und Belastungen des Gegenübers auf und wandelt diese in hilfreiche Angebote um. Beraten heißt zunächst „zuhören, zuhören, zuhören“, bedeutet für den Berater jedoch auch, sein eigenes begrenztes Zeitmanagement im Blick zu haben.

       Leitfragen zum Beratungsmanagement

      ■ Können Sie alle Möglichkeiten der Pflegeversicherung für den Tagespflegegast und seine Angehörigen aufzählen? Haben Sie dazu einfach lesbare Arbeitshilfen für sich und die Gäste/ Angehörigen?

      ■ Können Sie alle pflegerischen und alltagsunterstützenden Angebote Ihres Pflegenetzwerkes benennen?

      ■ Haben Sie einen aktuellen, juristisch geprüften Pflegevertrag (z. B. von Ihrem Berufsverband)?

      ■ Gibt es klare Regeln und Vereinbarungen, wann einem Gast im Einzelfall auch gekündigt werden kann oder muss (z. B. bei Selbst- oder Fremdgefährdung, bei Übergriffen, körperlicher oder sexualisierter Gewalt gegenüber anderen Gästen oder Mitarbeitern) und wie das Verfahren dazu abläuft?

      ■ Vereinbaren Sie neben den einzelnen Wochentagen auch die Möglichkeit von flexiblen Tagen?

      ■ Haben Sie einen Schnuppergutschein und verschenken Sie diesen in Seniorenkreisen und anderen Treffpunkten von Senioren? Und wenn Sie auch einen ambulanten Pflegedienst betreiben: Wird der Schnuppergutschein auch bei jeder Beratung zu § 37.3 SGB XI Beratung mit den entsprechenden Erläuterungen verschenkt?

      ■ Ermöglichen Sie Angehörigen, mit in die Tagespflege zum Schnuppern zu kommen?

      ■ Haben Sie Zusatzleistungen/ Privatleistungen definiert und bieten Sie diese an?

       Kennzahlen für ein erfolgreiches Beratungsmanagement

      ■ Belegungsquote der Tagespflege (> 85 %)

      ■ „Tagespflegeplätze“ zu „Verträge mit Gästen“ > 1: 2,5 (Beispiel: 20 Plätze, mehr als 50 Verträge mit Gästen)

      ■ Warteliste von interessierten Gästen

      ■ Kombi-Quote von gemeinsamen Patienten > 50 % bei Trägern mit ambulanter Pflege und Tagespflege, d.h., mehr als 50 % der ambulanten Patienten sollten auch die Tagespflege nutzen

      2.2 Personalmanagement

      Eine Tagespflege ist dann erfolgreich, wenn sie ein gutes Personal-management aufweisen kann.

      Was ist damit gemeint? Eine Tagespflege ist für die Mitarbeiterschaft sowieso positiv und interessant, oder?

      In der Tagespflege gibt es in der Regel ansprechende Arbeitszeiten, montags bis freitags zwischen 8.00 h und 17.00 h, kein Spätdienst). Das Wochenende ist frei.

      Keine Tätigkeit unter besonderen Belastungen wie in der ambulanten Pflege mit überhitzten Wohnungen der Patienten und ausgekühlten KFZ im Winter oder Dienstwagen im Sommer, in der sich die Hitze staut.

      So interessant eine Tagespflege für Mitarbeiter grundsätzlich erscheint, so sehr wäre dies ein falscher Ansatz der Verantwortlichen und Führungskräfte der Tagespflege, sich damit zu begnügen.

      Sie benötigen für die Tagespflege geeignete Mitarbeiter, die jeweils entsprechend ihrer Tätigkeit qualifiziert sind, verschiedene Interessen und Hobbys für die Tagespflegearbeit mitbringen, kommunikativ sind – und es aushalten können, den ganzen Tag mit pflegebedürftigen Senioren gemeinsam zu leben, diese zu begleiten, zu betreuen und zu pflegen.

      Für die Tagespflegebetreuung ist nicht jeder Mitarbeiter geeignet, gleich, ob er aus der ambulanten oder stationären Pflege kommt.

      Daher gilt es bei der Personalauswahl und -einstellung schon darauf zu achten, ein passendes Team mit einer Reihe von differenzierten Kompetenzen und Qualifikationen zusammen zu stellen.

      Die wirtschaftlichen und arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen müssen marktüblich und fair sein, um den Mitarbeitern durch die Arbeit eine gewisse Grundabsicherung geben zu können. Ein zu niedriger Stundenlohn führt z. B. schnell zu Abwanderungstendenzen hin zu anderen Trägern von Pflegeeinrichtungen.

      Neben dem Gehalt gibt es aber eine Reihe weiterer Faktoren, die marktüblich sein müssen: unbefristeter Vertrag, die Anzahl der Urlaubstage, verlässliche Dienstplanung, 100 %ige Kostenübernahme für betrieblich sinnvolle Fort- und Weiterbildungen, etc.

      Darüber hinaus bieten Pflegeunternehmen vielfach weitere individuelle Angebote für Mitarbeiter an, z. B.

      ■ Private Krankenhauszusatzversicherung

      ■ Gesundheitszuschuss pro Jahr

      ■ Prämien für die Teilnahme an internen Weiterbildungen

      ■ Prämien für außergewöhnliche Einsätze bzw. Ideen

      ■ Zuschuss zur Kinderbetreuung

      ■ Zuschuss zu Sportverein/ Fitnessclub

      ■ Obst, Getränke, Snacks in der Einrichtung für Mitarbeiter

      ■ Monatsfahrkarte für den öffentlichen Verkehr

      Die Lösung ist nicht die Menge der Angebote, sondern die Qualität für Ihre Mitarbeiter: Sinnvolle Unterstützungen, Hilfen und Benefits.

       Führungskultur und Führungsstil

      Die Führungskultur im Unternehmen ist weiterhin ein wichtiger Faktor im Personalmanagement, um langfristig motivierte Mitarbeiter in der Tagespflege zu beschäftigen. Dazu gehört neben einer offenen Kommunikation, der Klärung von unternehmerischen Zielen und Leitsätzen der Führungskräfte auch ein zukunftsfähiger Führungsstil.

      Die heutige Betriebswirtschaftslehre tendiert eher zum demokratischen/kooperativen/partnerschaftlichen Führungsstil (im Gegensatz zum autoritären oder Laissez-Faire-Führungsstil), wobei hier auch das Aufgabengebiet mit in die Betrachtung einbezogen werden muss. Zum Beispiel ist eine demokratische Führung während eines Herzinfarktes eines Gastes in der Tagespflege wenig hilfreich.

      Daher spricht man heutzutage auch von der so genannten situativen Führung, nach der der optimale Führungsstil von der jeweiligen Situation und der Mitarbeiterschaft abhängt.

      Wichtig ist für die Tagespflege-Leitung das Wissen über die verschiedenen Führungsstile und deren Auswirkungen bei den Mitarbeitern.

      Bei einer Führungskraft im Pflegebereich sollte grundsätzlich als Basis der demokratische/kooperative/partnerschaftliche Führungsstil vorherrschen. Aber mit dem Wissen über die verschiedenen Vor- und Nachteile und die sich z.T. täglich ändernden Situationen kann und muss die Tagespflege-Leitung auch bereit und mutig sein, direktiv Entscheidungen zu treffen (z. B. bei einer Evakuierung der Tagespflege oder der Entlassung eines Mitarbeiters).

      Daher ist die situative Führung auf der Basis des partnerschaftlichen/kooperativen/ partizipativen Führungsstils für die Leitung einer Tagespflege sicherlich der richtige und zeitgemäße Ansatz.

      Eine kooperativ führende Leitungskraft bezieht ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse (z. B. im Rahmen der Teamsitzungen) ein. Diskussionen um die besten Lösungen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Die Leitung gibt aber den Rahmen und die Zeit dafür vor!

      Die kooperative Führungskultur räumt den Mitarbeitern möglichst große Freiheiten und Entscheidungskompetenzen ein. Bei kooperativer Führung erläutert die Leitung Vision, Strategie und Ziele der Einrichtung und der Arbeit.

      Sie ist offen für Ideen und lässt sich kritisch hinterfragen. Sie bindet ein und erklärt, rechtfertigt sich aber nicht für notwendige Entscheidungen.

      Für die Zukunft ist es weiterhin wichtig, dass seitens der Unternehmensführung und der Tagespflegeleitung ein lebensphasen- und generationsorientiertes

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